Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

Nachttauchen im heimischen See

Nachttauchen Sommer 2017

Das Tauchen in unseren heimischen Gewässern wird leider immer noch unterschätzt. Dabei bietet die artenreiche Unterwasser-Flora und Fauna dem Taucher unendlich viel zu bestaunen. Ein besonderes Erlebnis sind die Nachttauchgänge. Mit einsetzender Dämmerung betreten nachtaktive Protagonisten die nasse Bühne und verändern das gewohnte Erscheinungsbild. So fasziniert von der dunklen Unterwasserwelt, stieg ich diese Woche gleich drei Male nach Sonnenuntergang in das mein Element.



Kalksee

Immer wieder aufgeschoben, habe ich nun kurzerhand mein Tauchgerödel ins Auto gepackt und bin an den nur wenige Minuten entfernten Kalksee gefahren. In den Sommermonaten meide ich in der Regel diesen See ob der vielen Badegaste und dem regen Bootsbetrieb der Freizeitkapitäne. Die Ferien sind jedoch in Brandenburg zu Ende und mit eintretender Dunkelheit erwarte ich einen stillen See. Nun ja, Badegäste waren tatsächlich nicht mehr am Strand, doch der Bootsbetrieb findet jetzt unter Beleuchtung statt. Egal, ich mache mich fertig, packe meine Boje ein und trotte zum Ufer. Ein Motorboot ankert in der Bucht. Ich rufe den Skipper und stimme mit ihm meine taucherischen Unternehmungen ab.

Marmorgrundel. Neubürger im Kalksee

Die Sicht ist recht ordentlich. Im Schein meiner starken LED-Lampe tanzt das Zooplankton ganz vergnügt. Ich tauche zur Seemitte und möchte eine kleine Runde drehen. Doch ich kenne meinen See kaum wieder. Dreikantmuschelkolonien und flaches Brunnenmoos bestimmten das Aussehen des Kalksees unter Wasser. Vor mir türmen sich allerdings Wände von meterhohem Hornblatt. Ein Dickicht aus pflanzlichem Grün. Im Zickack schwebe ich vorsichtig mit meinem Kamerakraken in tiefere Gefilde. Fünf Meter, mehr erreiche ich nicht. Jetzt langsam beginnt sich der Dschungel zu lichten. Am Grund liegt ein breiter Teppich aus grünen Fadenalgen und hungrigen Bakterien. Mein letzter Tauchgang hier war im Juni bei fast Null Sicht. Ich bin wirklich überrascht, über diese starke Veränderung.

Der Marmorgrundel scheint es zu gefallen. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Im letzten Frühjahr registrierte ich die Erstmeldung dieser invasiven Fischart im Kalksee. Der Erfolg ihrer Reproduktion ist unübersehbar. Zahllos, wirklich zahllos huschen die kleinen 1-2 Zentimeter langen Jungfische über den algenüberzogenen Grund. Blitzschnell sitzen sie auf meiner Kamera und suchen Schutz. Selbst in den Trieben des Rauen Hornblattes lauern sie auf kleine Beute.  Sie bleiben allerdings nicht nur mir unentdeckt. Schwadronierende Flussbarsche versuchen die flinken Grundeln zu erbeuten.

Langsam muss ich umkehren. Der Zickzack-Kurs macht es mir nicht einfacher, den schmalen Ausstieg im Schilfgürtel bei totaler Dunkelheit zu finden. Das ankernde Motorboot mit seiner Bordbeleuchtung wird mir eine gute Orientierungshilfe sein.

Steinbeißer bei Nacht

Badegäste halten einen kleinen Bereich krautfrei und wälzen den weißen Sand stetig um. Den Steinbeißern gefällt’s. Im Schutz der Dunkelheit kommen sie aus ihren sandigen Verstecken und laben sich am Zoobenthos. Eine wirklich schöne Fischart. Zwischen ihnen huschen junge Kaulbarsche. Die nachtaktiven Jäger scheinen hungrig. Es ist so lebendig und wundervoll.

Straussee

Der Präsident des Tauchclub Strausberg, Micco, lud mich zu einem Nachttauchgang im Straussee ein.  Ist der Straussee für seinen Fischreichtum bekannt, so wird er auch nachts nicht enttäuschen. Vor drei Tagen bin ich bereits mit einem Lächeln im Gesicht diesem See bei Nacht entstiegen. Ich zögerte also nicht.



18:00 Uhr treffen wir uns auf dem Vereinsgelände. Bis zur Dunkelheit bereiten wir die Tauchausrüstung vor und erzählen uns die neuesten Tauchgeschichten. Vier weitere Vereinsmitglieder treffen ein. Dann tauche ich ab, checke nochmals meine Ausrüstung und Kamera und bin in meinem Element.

Jungfische und Kamberkrebs

Die Dunkelheit verleiht der Unterwasserwelt eine besondere Stille. Die tagaktiven Schwärme von kleinen Flussbarschen und Plötzen haben sich am Grund des Sees zur Ruhe gesetzt. Nur wer eins mit der Umwelt wird, überlebt diese Nacht. Es ist absolut spannend zu beobachten, mit welchen Strategien die Beutefische den nachtaktiven Jägern trotzen. Junge Schleie graben sich tief ins Dickicht von Tausendblatt und Leuchteralge. Nur nicht bewegen. Kleine Barsche liegen hinter Steinen oder auf Ästen und Leinen und glauben sich so unsichtbar.

Wer sich bewegt, verliert

Und da ist er, der erste Jäger der Nacht, ein stattlicher Breitkopfaal. Mit seinem schlangenförmigen Körper schiebt er sich am Grund durch die Dunkelheit. Seine Kopfform erlaubt ihm, in kleine Höhlen und Verstecke nach Beute zu schauen. So jagen auch Muränen im Riff der Meere. Tagsüber sind Begegnungen mit einem Aal eher selten. Meist sieht man nur den Kopf oder Schwanz aus ihrer Ruhestatt luken. Der Hunger treibt sie nachts heraus. Stets in Bewegung sind die Fische für mich als Fotograf eine echte Herausforderung. Ich freue mich, diese Nacht mehrere Begegnungen mit der gefährdeten Art zu haben.

Nachtaktiver Jäger – Europäischer Aal

Es gibt so viel zu entdecken. Kaulbarsche, Steinbeißer, Plötzen, Schleie, Flussbarsche, Hechte und zu meiner Freude auch eine Quappe. Und so wundert es nicht, dass die Zeit in Vergessenheit gerät. In diesen Momenten erinnere ich mich gern an einen meiner Tauchlehrer, dem Italiener Mario Arena, der sagte: „Wenn alles da unten endlos scheint, das Atemgas ist es nicht.“. Nach gut 100 Minuten kehre ich um. Auf meinem Rückweg werde ich Zeuge von Kannibalismus. Flussbarsche scheuen sich nicht, ihren eigenen Nachwuchs zu fressen. Erstaunlich, was so alles in ein Fischmaul passt.

Kannibalismus

Am Ausstieg werde ich bereits von Micco und Ulf erwartet. Gemeinsam mit Silvia und Uwe wird bei einem zünftigen Dekobier und einer deftigen Bulette Tauchergarn gesponnen. Ein wundervoller Tagesausklang im Tauchrevier Deutschland.

Nachttauchen? Schon erlebt?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2017 Tauchen im Friedberger Baggersee

15.07.2017, Friedberger Baggersee (Bayern)

Was lange währt … Nun endlich stehen wir an den Ufern des Friedberger Baggersees nahe Augsburg in Bayern. Schon lange waren wir eingeladen, uns persönlich einen Eindruck von diesem schönen Baggersee zu verschaffen. Vor drei Jahren lernten wir Eva und Keith von den „Untertauchern“ auf der traumhaften Insel Bali im Ressort „Alam Batu“ kennen. Seither stehen wir in Kontakt und tauschen uns über unsere Taucherlebnisse aus. Der Friedberger Baggersee ist der „Haussee“ der beiden.



Seit einigen Jahren schlug Klaus Kohler, der die Tauchschule „Diving Team Augsburg“ in Königsbrunn betreibt, seine Zelte hier auf. Der wunderschöne See ist ein Relikt der Kiesgewinnung und nunmehr in privater Hand. Badegäste und Wassersportbegeisterte teilen sich das künstliche Gewässer. Während die Nordhälfte des beinah kreisrunden Sees einer Wasserski- und Wakeboard-Anlage vorbehalten ist, reihen sich Badende, Schwimmer, Taucher und die Wasserwacht im Süden aneinander. Wie uns Klaus erzählt, kann es an warmen Sommertagen schon recht voll am und im See werden.

Tauchen im Friedberger See

Der gesamte See mit seinen Uferbereichen macht einen gut sortierten, aufgeräumten und gepflegten Eindruck. Liegewiesen, Einstiege, Parkplätze, Zugänge sind den verschiedenen Betreibern zugewiesen. Die Tauchbasis der Tauchschule „Diving Team Augsburg“ ist in unmittelbarer Nachbarschaft der Wasserwacht Friedberg zu finden.

Wir sind mit Eva und Klaus um 08:00 Uhr an der Basis zu einem „Early Morning“ – Tauchgang verabredet. Nach einem freundlichen Wiedersehen und Hallo wollen wir schnell ins Wasser und verlegen das Schnacken auf Nach-dem-Tauchen. Das Wetter ist warm, sonnig mit einigen Schäfchenwolken. Das klare Wasser verspricht einen tollen Tauchgang. Ich bin begeistert. Klaus dämpft ein wenig meine Erwartung. Wenig später werde ich erfahren, was er meint.

Armleuchteralgen im Friedberger Baggersee

Bevor wir Eintauchen ein kurzes Briefing. Klaus möchte uns zum Wrack in einer Entfernung von ca. 160 Metern auf etwa 300 Grad führen. Dieses ist übrigens sehr gut auf Google-Maps zu erkennen. Wir werden jedoch nicht geradewegs unterwegs sein, sondern im See verschiedene Haken schlagen. Wir freuen uns und tauchen nach einem Check in die bayrische Unterwasserwelt ein.

Der Einstieg fällt seicht ab. Kies zeugt vom Ursprung des Sees. Nach wenigen Flossenschlägen beginnt ein dichter Unterwasserrasen aus Vielstachligen Armleuchteralgen.  Ihre Vielzahl an Stacheln an der Stengelrinde macht sie beinah unverwechselbar. Das helle Grün der Makrophyten geht allerdings in der schlechter werdenden Sicht ein wenig unter. Die ersten Schleie erscheinen vor unseren Masken. Jede Scheu vor Tauchern verloren, sind sie kopfüber im Kies auf Nahrungssuche.

Schlei (Tinca, tinca) im Friedberger Baggersee

Der Untergrund des Sees ist zerklüftet und zerfurcht. Kleine Canyons und Hügellandschaften lassen eine interessante und nicht langweilig werdende Unterwasserlandschaft entstehen. Spätestens jetzt bin ich froh, Klaus als unseren Guide zu wissen. Das Wrack hätten wir sonst wohl nie gefunden.

Interessante Unterwasser-Formationen

Die Sicht wird schlechter. Sedimentwolken hüllen uns ein. Schatten. Große Schatten. Spiegel- und Schuppenkarpfen durchwühlen mit ihren ausgestülpten Rüsseln den Grund. Es sind Klaus Sorgenkinder. Bei seinen zahllosen Tauchgängen erkennt er gut die Wunden im Grün seines Sees. Die feinen Sedimente schwängern das Wasser und trüben die Sicht. Jedem Angler am See wünscht Klaus ein dickes „Petri Heil“.

Karpfenartige im Friedberger Baggersee

Wir schlängeln uns links und rechts durch die spannende Unterwasserlandschaft. Aber auch in der Vertikalen geht es auf und ab, von 2 auf 10 und wieder auf 2 Meter. Tannenwedel auf einer kleinen Anhöhe bieten Schutz für zahllose Jungfische vor den halbstarken Hechten. Es gibt viel zu entdecken im Friedberger Baggersee.

Ich weiß nicht wie, aber Klaus hat uns tatsächlich zum Wrack geführt. Ein Kajütboot ruht am Grund des Sees und ist eine kleine Taucherattraktion. Mir fällt dabei ein, ich habe Klaus gar nicht gefragt, wie das Boot dorthin kam. Vielleicht weiß es jemand von Euch? Nach einigen Fotos machen wir uns auf den Rückweg, natürlich nicht geradewegs, sondern schlängelnd durch die wirklich interessanten Formationen.

Wrack eines Kajütbootes

Vorbei an Krokodilen, Gartenzwergen und einer großen Schatzkiste. Die Hügelformationen weisen zahllose Verstecke, Löcher und Nischen auf und doch konnte ich nicht einen Flusskrebs im Baggersee erblicken. Klaus bestätigt mir später, dass er ebenfalls noch nie einen Krebs gesehen hat.

Eva hält inne, deutet mir etwas. Silbern blitzt eine große Scheibe in der Sonne. Ich tauche näher heran. „30 Jahre Untertaucher“ bekomme ich zu lesen. Über uns eine schwimmende Plattform. Wir müssen also ganz in der Nähe des Einstieges sein. Ein großer Hecht weckt abschließend meine Aufmerksamkeit.

Fundstücke im Friedberger Baggersee

Nach etwa 90 Minuten tauchen wir zufrieden auf. Vieles bekamen meine Frau und ich zu sehen, dank der exzellenten Führung. Der gesamte Seegrund ist bewachsen, durchzogen von Gräben und Formationen. Armleuchteralgen dominieren die Makrophytenwelt. Laichkraut, Tannenwedel, Hornblatt und Tausendblatt sind vereinzelt anzutreffen. Hier muss man einfach wieder eintauchen.



Während unsere Tauchflaschen mit bayrischer Luft gefüllt werden, schwatzen wir noch ein wenig mit Eva und Klaus bei einem heißen Kaffee. Zwischenzeitlich hat auch der Tauchsportclub Augsburg seine Zelte zur 50-Jahr-Feier am Friedberger See aufgeschlagen. Ein wunderbarer Tag im Tauchrevier Deutschland. Vielen Dank. Wir werden wiederkommen.

Der Hecht im Baggersee

Wer kennt den Friedberger Baggersee?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Bayern, UnterWasser

2017 Tauchen im Groß Glienicker See

24.06.2017, Groß Glienicker See (Berlin/Brandenburg)

Manche Entscheidungen für ein Tauchziel werden spontan getroffen. Während ich an der östlichen Peripherie der Bundeshauptstadt Berlin zu Hause bin, liegt am genau anderen Ende der großen Stadt der Groß Glienicker See. Und mir scheint, ich bin der einzige Taucher der Umgebung, der noch nicht den Kopf in dieses Nass gesteckt hat. So erntete ich auch ein ungläubiges Kopfschütteln von meinem Buddy Fred, als ich ihn bat, mir doch einmal diesen für ihn längst nicht unbekannten See zu zeigen.  Mit der Aussage: “Reist in der ganzen Welt rum und kennt nicht die Nahziele.“, willigte er schliesslich ein.



Der Groß Glienicker See, ein eiszeitliches Relikt und Bestandteil der großen glazialen Rinne aus Sacrower See und Heilige See bildet in seiner Nord-Süd-Ausrichtung die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg. Das Westufer gehört zum namensgebenden Ortsteil Groß Glienicke Potsdams, während das Ostufer dem Stadtteil Kladow von Spandau zugeschrieben wird. Zu Zeiten des geteilten Deutschlands verlief am Westufer die Grenzmauer zwischen der DDR und West-Berlin. Der See war somit nur den West-Berlinern zugänglich.

Tauchen im Groß Glienicker See

Auf der Berliner Seite befinden sich auch die bekannten und beliebten Taucheinstiege wie „Pferdekoppel“ und „Badestelle Moorloch“, unserem heutigen Einstieg. Während die Sonne heute Urlaub macht, treffen wir uns 9 Uhr an der Badestelle. Einige Tauchschulen und Tauchschüler schlugen bereits ihr Lager auf. Unsere beiden Autos schlossen die letzten Lücken der knappen Parkplätze.

Da stehe ich nun, bereit für den Abstieg in mein erstes Berliner Tauchgewässer. Kaum zu glauben, dabei hat die Hauptstadt einiges vorzuweisen. Entspannt schreiten wir über die Badewiese und schauen auf das Grau der im Wasser sich spiegelnden Wolken. Der sandige Strand fällt flach ab. Zusammengeharkte Haufen von welkem Hornblatt deuten auf ein eher mesotrophes Gewässer. Fred gibt mir ein paar Infos zum Tauchplatz. Wie immer werden sich unsere Wege unter Wasser trennen.

Makrophyten im Groß Glienicker See

Ohne Hektik steigen wir in die Anzüge und Ausrüstung und stehen bis zum Bauch im See. Der Strand beginnt sich zu füllen und die Retter vom benachbarten DLRG nehmen ihre Arbeit auf. Graugänse schimpfen lauthals über das schlechte Wetter. Letzte Hinweise, ein Check und wir sind abgetaucht.

Der sandige Strand geht ab einer Tiefe, in der die Füße der Badenden nicht mehr den Boden reichen, in eine Pflanzenzone über. Raues Hornblatt soweit das Auge reicht. Quälen sich anfänglich noch Halme Zerbrechlicher Armleuchteralgen und Tausendblatt durch das Dickicht, bestimmen nach wenigen Flossenschlägen die Hornblattgewächse das Bild des nährstoffreichen Sees. Die Sicht ist stark getrübt, nicht mehr als 2 Meter.



Ich schlage den Kurs West in Richtung Seemitte ein. Sedimentwolken lassen mich innehalten. Meist sind die Verursacher schnell ausgemacht. Zwei Schleien (Tinca tinca) sind auf Nahrungssuche. Sie stellen sich dabei mit der mächtigen Schwanzflosse auf, drücken ihr kräftiges, bartelbesetztes Maul in den Boden und stützen sich dabei mit den Brustflossen ab. Sie scheinen Taucher gewöhnt und lassen sich von mir nicht wesentlich stören. Schlechte Sicht, aufgewühlte Sedimente und nicht stillhaltende Fotomodelle machen ein Fotografieren nicht einfach. Ich ziehe weiter.

Schlei (Tinca tinca)

Hornblatt, Hornblatt und Hornblatt. Ihr dichter Wuchs erlaubt keinen Blick auf den Boden. Manchmal erscheinen dunkle Schatten vor der Maske, Hinweise auf Strukturen oder Gegenstände. Doch auch diese Gebilde sind Hornblätter. Der durch die Photosynthese produzierte Sauerstoff verfängt sich im dichten Blattwerk der Unterwasserpflanzen, erzeugt Auftrieb und reist so ganze Areale aus dem Boden, die wie kleine Inseln aufschwämmen und gute Versteckmöglichkeiten für Jungfisch wie Plötzen und Flussbarsche bilden. Ich bin gut 30 Minuten auf Kurs und in einer Tiefe von 7 Metern endet der mächtige Pflanzengürtel. Der braune Seegrund, eine dicke wabernde Schicht aus absterbender Biomasse bietet keinen Lebensraum für Schnecken und Muscheln.

Dominierendes Raues Hornblatt

Ich ändere meinen Kurs und drehe auf Nordost ab. Schnell erreiche ich wieder die Pflanzenzone. In Ufernähe begegnen mir die üblichen Vertreter von Weißfischen. Ein Amerikanischer Kamberkrebs hat seine Mühe in dem Krautdickicht. Zwei Schleien kreuzen meinen Weg. Viel mehr bekomme ich heute nicht mehr vor die Maske. Nach 90 Minuten steige aus dem See.

Fred wartet bereits am Auto und kann nicht verstehen, was man bei solchen Bedingungen so lange im Wasser macht. Youtube-Videos vom Groß Glienicker See beweisen, der See kann auch anders. Meine Tauchgänge bestätigen immer wieder, heimische Gewässer muss man entdecken und erkunden, dann geben sie auch ihre Schönheiten preis. Ich werde sicherlich wiederkommen.

Unterwasserwelt Groß Glienicker See

Populäre Tauchplätze wie dieser lassen den See zu einem Tauchertreff werden. Und so wundert es nicht, dass wir bekannte Gesichter treffen und klönen. Vor wenigen Monaten hat am DLRG-Badestrand die Tauchzentrale Berlin eine Tauchbasis eröffnet. Für mich eine gute Gelegenheit, mal vorbeizuschauen. Wer auf Basisinfrastruktur angewiesen ist und Geselligkeit sucht, findet hier eine kleine Oase mit wenigen Schritten zum See.

Tauchzentrale Berlin Tauchbasis

Den Tauchausflug in die Hauptstadt Berlin lassen wir mit einem leckeren Bierchen und Bratkartoffeln in benachbarter Gastronomie entspannt ausklingen. Ein Tag wie er mir gefällt.

Kennt ihr den Groß Glienicker See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Berlin, UnterWasser

2016 Tauchen im Sorpesee

30.07.2016, Sorpesee (Nordrhein-Westfalen)

Von unseren Tauchgängen in Messinghausen geht es auf unserer Sauerland-Tour weiter Richtung Sorpesee, Tauchen im Sorpesee. Bevor wir morgen ins Schieferbergwerk Nuttlar einfahren, möchten wir uns den angestauten Sorpesee in Sundern (Langscheid)  anschauen.

Als Basislager haben wir die Pension Meisterjahn in Langscheid ausgewählt. Besorgt erhielt ich bereits mehrere Anrufe von der Wirtin Frau Meisterjahn, wann wir denn nun kämen. Hatte sie uns wohl bereits gestern schon erwartet. Vor einer knappen Stunde noch am „See im Berg“ stehen wir jetzt vor unserer nächsten Herberge. Auf das Herzlichste werden wir von der Chefin willkommen geheißen. Neben unseren Zimmern bekamen wir sofort Möglichkeiten zum Verstauen  unserer nassen Tauchklamotten angeboten. Tauchgäste mit ihren besonderen Anforderungen und Wünschen ist man hier gewohnt.

Nachdem alle Sachen verstaut waren, machte sich der kleine Hunger breit. Frau Meisterjahn empfiehlt uns die Gastronomie an der neuen Promenade entlang des Sorpeseeufers. Eine gute Gelegenheit einen Blick auf das morgige Tauchrevier zu werfen. Nach nur wenigen Schritten erreichen wir den Sorpesee. Wir stehen nördlich an der Staumauer neben dem Pumpspeicherkraftwerk und blicken auf einen in der Abendsonne dämmernden Stausee.

Tauchen im Sorpesee

Die Fertigstellung des tiefsten Staudamms in NRW erfolgte 1935. Das Bauwerk dient der Wasserregulierung. Heute erfreuen sich Badegäste, Wassersportler, Angler und Erholungsliebende an den Stauseen des Ruhrverbandes, wie dem Biggesee, Möhnesee, Hennesee und eben dem Sorpesee.  Der Sorpesee erstreckt sich in Nord-Süd-Ausrichtung über eine Länge von gut 6 km. Wechselweise darf an zwei ausgewiesenen Plätzen getaucht werden, dem Sommer- und dem Wintertauchplatz. Hausrecht über das Tauchgewässer übt die Tauchschule Sorpesee unter Leitung des Basischefs Matthias Richter aus. Bevor wir uns dem Tauchen hingeben,  lassen wir uns eine Riesenpizza an der Promenade im Kreise unzähliger Biker schmecken und genießen schlafend die Stille der Nacht im Sauerland.

Nach einem leckeren Frühstück und heißem Kaffee stehen wir 09:00 Uhr auf dem Parkplatz des Sommertauchplatzes Sorpesee, der nur Tauchern vorbehalten ist. Zwei weitere Autos werden von Tauchern entladen. Ein kleines Häuschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite am See beherbergt die Anmeldung der Tauschschule Sorpesee. Ein junger Mann Steve, der Juniorchef wie ich später erfahre, empfängt uns und übernimmt das kurze Check-In. Brevet und aktuelle Tauchärztliche Untersuchung werden verlangt. Mit dem Entrichten der Tagesgebühr von 5 EUR haben wir das Tauchrecht für den heutigen Tag erworben.

Sommertauchplatz Sorpesee

Bevor wir uns in die Anzüge werfen, möchten wir uns das Nass schon einmal anschauen. Ein Weg von der Anmeldung führt in ein Wäldchen. Wir folgen ihm. Und folgen ihm. Und folgen ihm. Dann endlich, nach 150 m erreichen wir die Einstiegsstelle mit Leiter an einer kleinen Bucht. Wir schauen uns an, denken an unsere D12 und wünschen uns die Jeeps von Messinghausen her. Das Wasser schaut erfrischend klar. Man kann gut den beginnenden Pflanzenwuchs erkennen. Gelbe Tonnen markieren den Tauchbereich. Wir stapfen zurück. Der Parkplatz füllt sich. Lust auf den ersten Tauchgang lässt uns bei sonnigem Wetter in die Tauchklamotten steigen. Und endlich, das Wasser trägt die Last.

Für den ersten Tauchgang entschließen wir uns, den Stausee Richtung Osten hinab zu steigen, später gen Süden abzudrehen, um dann westwärts wieder an das Ufer zu gelangen. Check, wir tauchen ab, nehmen Kurs und genießen. Dem aufgeschütteten Uferschotter folgt schnell ein breiter Pflanzengürtel. Die Wasserpest dominiert ganz klar die Makrophytenwelt. Vereinzelt ragen Tausendblatt und Hornblatt zum Licht. Gute Versteckmöglichkeiten für kleinen Fisch und hungrige Lauerjäger. Kleine Grashechte setzen alles daran, um schnell an Größe zu gewinnen und die besten Reviere zu besetzen.

Tauchen im Sauerland

Bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ab etwa 8 m Tiefe endet die Pflanzenwelt und gibt brauen Seegrund frei. Vereinzelte Dreikantmuschelkolonien besiedeln jeden festen Untergrund wie Stöcke, Steine oder Schrott. Kleine Löcher lassen Krebse vermuten, die wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen. Verschiedene leuchtend rote Markierungsbojen ruhen am Grund und sind ein Blickfang für Taucher. Weiß-rotes Markierungsband, Leinen und allerlei Zeug sind auf einer Tiefe von 20+ m zu finden. Die Sicht ist hier unten gut. Mit unseren Trockenanzügen sind wir bestens unterwegs. Gelbliche Ausblühungen erinnern an Schwefelauswaschungen wie ich sie von Braunkohletagebauen kenne. Rosa Süßwasserschwämme wachsen aus dem Boden und sind leicht sedimentiert. Sie sind schön anuschauen und müssen unterhalb des Schlammes irgendeinen festen Untergrund gefunden haben. Es sind die vielen kleinen Dinge, die es zu entdecken gibt.

Entdeckungen auf dem Seegrund Sorpesee

Die Uhr tickt. Wir steigen allmählich auf und erreichen die Pflanzenzone wieder. Ein stattlicher Hecht ruht im Schutz der Pflanzen am Boden. Allein die große Schwanzflosse hatte ihn verraten. Wir treffen Taucher, der Einstieg kann nicht mehr weit sein. Kurz vor dem Auftauchen huschen ein Duzend junge Schleie an uns vorbei. Wir steigen auf und beenden unseren ersten, interessanten Tauchgang im Sorpesee. Oje, da war ja noch was.

Der Parkplatz ist zwischenzeitlich gut voll. Wir treffen Taucher und kommen ins Gespräch. Ich erfahre vom Möhnesee und der Henne, die ich unbedingt besuchen müsse. Der Wintertauchplatz weiter nördlich soll wegen seiner Steilwand weitaus spannender sein. Ein heißer Kaffee wärmt. Tauschschüler trotten zum Einstieg. Den zweiten Tauchgang plane ich mit Helmut. Unser Buddy Heiko holt seinen Bauer Junior II aus der Nachbarschaft und macht sich unabhängig von allen Preßluftquellen dieser Welt. Gute Aussichten.

Tauchen im Sorpesee

Empfand ich die Sicht heute Morgen noch als gut, so hat sich das grundlegend geändert. In der Bucht am Einstieg tauchen wir durch sedimentgeschwängertes, dickes Wasser. Die einst stolz aufgerichtete Wasserpest liegt flach am Boden. Die Konzentration der Taucher inklusive Ausbildung auf diese alleinige Einstiegsstelle hinterlässt unweigerlich Spuren. Ich kenne nicht die Hintergründe, wieso man an einem derartig großen See das Tauchen auf so kleiner Fläche konzentriert. Naturschutz?

Wir tauchen durch die Bucht und halten nördlichen Kurs. Zwei, drei Kreuze lassen uns innehalten. Ein Sarg wirft Fragen auf. Später erfahren wir, dass wir im Halloween-Erlebnispark unterwegs waren. Wir begegnen etlichen Hechten, Plötzen und natürlich Flussbarschen. Schlammschnecken ziehen ihre Spuren. Tauchen ist die wohl schönste Sache. Naja, fast.

Begegnungen im Sauerland

Nach einer guten Stunde kehren wir um und beenden unser Tauchabenteuer Sorpesee. Das Wasser ist durchaus vielversprechend. Ich kann mir viele, sehr interessante Tauchgänge in den Tiefen der Talsperre vorstellen. Die Klamotten sind schnell verstaut. Wir verabschieden uns von Steve und den Anwesenden und fahren zurück zur Pension. Heiko ist noch unterwegs. Nach einer kräftigen Stärkung treffen wir uns mit ihm am See. Gemeinsam flanieren wir an der Promenade entlang und steigen zum Dorf Langscheid auf. Die Rasen sind gemäht, die Rabatten gejätet, doch das Dorf ist menschenleer. Keine Dorfkneipe. Nix. Das Leben scheint sich mit dem Bau der Promenade an den Sorpesee verlagert zu haben. Dekobier bekommen wir dann doch noch. Noch einmal nächtigen wir in der Pension Meisterjahn, um am nächsten Morgen nach Nuttlar zum Schieferbergwerk aufzubrechen. Tauchrevier Deutschland unterwegs im Sauerland.

Unterwasserimpressionen Sorpesee

Bereits im Sorpesee getaucht?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Nordrhein-Westfalen, UnterWasser

2016 Tauchen im Dranser See

13.07.2016, Dranser See (Brandenburg)

Brandenburg ist einfach wunderschön, mit gut 3000 Seen das seenreichste Bundesland. Man weiß einfach nicht, wo man zuerst den Kopf unter Wasser stecken soll. Mich zieht es heute in die Prignitz, in den nordwestlichen Teil Brandenburgs.

Die Hansestadt Kyritz ist von Wasser gesäumt. Östlich der kleinen Brandenburger Stadt erstreckt sich in nord-südlicher Ausrichtung die Kyritzer Seenkette, eine eiszeitliche Schmelzwasserrinne.  Was sonst?  Der Bantikower See und der Klempowsee wurden in der Vergangenheit für einen Mühlenbau zum heutigen Untersee angestaut.  Borker See, Salzsee und Stolper See bilden heute den zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen angestauten Dossespeicher Kyritz, kurz Obersee genannt. Ausreichend Wasser um einfach mal vorbei zuschauen.

Dossespeicher Kyritz

Da stehe ich nun am Ufer des Obersees und blicke auf die Staumauer und das mit waldgesäumte Ufer. Es ist ruhig, beinah idyllisch. Naturschutzzonen bieten vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum. Allein das Wasser lädt nicht zum Tauchen ein. Es schimmert grün-trüb. Die Sichtweiten am Ufer schon gegen Null. Warum ist das so? Düngen die bewässerten Felder den See? Hier habe ich einfach keine Lust zum Tauchen und das will was heißen. Ein Plan B muss her.

Vom Dranser See, gut 45 Autominuten entfernt, habe ich bereits gehört. Google Maps gibt mir eine erste Orientierung. Der Norden des Sees zeigt gute Anfahr- und Einsteigemöglichkeiten. Ich setze mich ins Auto und mache mich auf den Weg. Eine Umleitung jagt die andere, es wird viel gebaut in der Region. Noch 11 km. 8.7 km laut Navi bis zum nächsten Abzweig. Die Straße ist in 8 km wegen einer Baustelle komplett gesperrt. Und nun? Ich fahre. Der Abzweig wird hoffentlich vor der Sperrung sein. Natürlich nicht. Baustelle. Eine Umfahrung wirft mich Lichtjahre zurück. Ich steige aus. Eine Durchfahrt wäre mit meinem Auto theoretisch möglich. Grünes Licht von den Bauarbeitern und mit Schwung durch die Brandenburger Sandbüchse. Geschafft. Über den Rückweg denke ich nach, wenn’s soweit ist.

Tauchen im Dranser See

Ich erreiche Dranse, fahre in die Seestraße und komme meinem Ziel näher. Ich bin immer wieder überrascht, wie es die kleinen Dörfer schaffen, ihre Seen und Badestellen mit so viel Liebe, Engagement und Aufwand zu pflegen. Die Wiesen sind gemäht, die Wege instand, Bänke aufgestellt und Papierkörbe ausreichend vorhanden. Da kann sich die eine oder andere Stadt wirklich ‚ne Scheibe abschneiden.

Er sieht wunderbar aus, der Dransesee. Ein ausgedehnter Schilfgürtel und Wald prägen das Uferbild. Im Flachwasser erkenne ich bereits kleine Grashechte. Jungfische huschen aufgeregt hin und her. Wie immer bin ich schnell in meinen Anzug gesprungen und stehe hüfttief im Wasser. Die Ventile sind offen, beide Regler spenden Luft und die Kamera ist einsatzbereit. Gluck, gluck.

Flussbarsche im Dranser See

Das Wasser ist leicht grün. Die Sicht schätze ich auf gut 2-3 m. Der gut bewachsende Seeboden fällt flach ab. Verschiedene Leuchteralgen, Raues Hornblatt, Laichkraut und Kleines Nixkraut bilden einen dichten Grünteppich. Mich zieht es zur Seemitte. Ab einer Tiefe von 4 m gibt der Pflanzenteppich den Blick auf den Boden frei. Teichmuscheln besiedeln das Gebiet und filtern das Wasser unentwegt. Vereinzelt wachsen Triebe des Tausendblatt der Sonne entgegen. Ich halte inne und genieße die Stille. Zeigte sich bisher kein Fisch, bin ich jetzt Bestandteil eines großen Flussbarschschwarmes geworden.


Wie aus dem Nichts erschienen sie, waren einfach da. Sie sind keineswegs aufgeregt, sind mir zugewandt und neugierig. Sie suchen regelrecht meine Nähe. Der Größte von ihnen lässt mich nicht aus den Augen und bietet mir somit ausreichend Gelegenheit, ihn auf meinen Chip zu bannen. Die Zeit vergeht zu schnell. Gut 30 min bin ich jetzt mit den Flussbarschen unterwegs und irgendwo im See gelandet. Die größeren Barsche jagen die kleineren Cousins und Cousinen. Die ganz Kleinen picken das Zooplankton von den Pflanzen. Ich schaue auf den Kompass und setze meine Reise fort. Eine Zeitlang werde ich noch begleitet.

Auge in Auge mit einem Flussbarsch

Kleine aufgewirbelte Staubwolken am Grund verraten meine nächsten Fotoobjekte. Steinbeißer. Der Blick schärft sich und so kann ich sie zahlreich entdecken. Halme und Sprosse des Grüns bieten ihnen Schutz vor meiner Kamera. Ich freue mich immer über diese kleinen Kerle. Sehe mich herausgefordert. Wie nah komme ich diesmal an die Schmerlen?

Steinbeisser, Dorngrundel

Eine gute Stunde bin ich jetzt im Dranser See unterwegs und trete den Rückweg an. Mich zieht es in den mit 2-3 m flacheren Uferbereich. Die Armleuchteralgen blühen. Die Geschlechtsorgane der Feinen und Hornblättrigen Armleuchterlagen leuchten von Orange bis Rot. Unzählige Jungschnecken bevölkern die Triebe der Makrophyten und weiden diese. Juvenile Schleie wachsen im Schutz der Wasserpflanzen. Eine schnelle Bewegung und sie schießen in das Dickicht. Nur die Aufmerksamen wachsen zu imposanten, goldglänzenden Schleien heran. Kleines Nixkraut mit lila Brutknospen unterstreicht die Vielfalt der Unterwasser-Flora. Wassermilben tanzen. Überall ist Leben.

Kurz vor dem Ausstieg treffe ich noch auf einen jungen Hecht, der den vorbei huschenden Plötzen und Rotfedern auflauert. Hab‘ ihm wohl seine einmalige Gelegenheit versaut. Nach knapp 2 Stunden tauche ich auf. Dunkle Gewitterwolken beherrschen bereits den Himmel. Biltze zucken am Horizont. In Rekordgeschwindigkeit bin ich aus meinen Tauchklamotten und sitze im trockenen Auto bevor es sich sintflutartig ergießt.

Die Baustelle ist menschenleer und so komme ich auf den kürzesten Weg wieder heim. Ein schöner Tag im Tauchrevier Deutschland. Tauchen im Dranser See.

Tauchen im Dranser See

Kennt Ihr den Dranser See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Schlei (Tinca tinca)

Der Schlei, die Schleie (Tinca tinca)

Für mich zählt die Schleie zu den schönsten Fischen unserer heimischen Gewässer. Die olivgrün-goldene Färbung des Schuppenkleides spielt mit der Sonne im Kontrast zu den großen dunklen Flossen. Die Schleie kann gut und gerne 60-70 cm Körpergröße erreichen und gehört vom Stammbaum zu den Karpfenartigen, gut erkennbar an den typischen kleinen Barteln. Mit ihrem Maul und den leuchtend gelb-orangen Lippen durchwühlt die Schleie den Grund nach freßbaren Kleingetier wie Schnecken. In der Hoffnung auf einen leckeren Happen wird sie dabei häufig von kleinen Flußbarschen begleitet.

Schlei (Tinca tinca)

Die Schlei ist ein recht scheuer und vorsichtiger Fisch. Daher ist sie bei Anglern nicht nur wegen des guten Geschmackes eine gern angenommene Herausforderung. Hat die Schleie sich an Taucher gewöhnt, von denen keine Gefahr ausgeht, kann man sie gut bei ihren Streifzügen beobachten (siehe Video).

Auch bei den Schleien beginnt im Frühjahr (April-Juni) die Paarungszeit und Eiablage. Die klebrigen Eier werden zu Tausenden an Wasserpflanzen abgelegt aus denen dann die Jungfische schlüpfen. Die schönen Fische können ihren Stoffwechsel sowohl bei Kälte als auch Hitze (Starre) herunterfahren, was ihnen ein Überleben in sauerstoffärmeren Gewässern eine zeitlang ermöglicht.

Schlei-Beobachtungen, Tauchen in Deutschland

Schon mal eine Schleie unter Wasser beobachten können?

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Categories: FloraFauna

Tauchen in der Uckermark

15.06.2016, Eine Perle der Uckermark (Brandenburg)

Brandenburg, das Land der 3000 Seen, ist das seenreichste Bundesland Deutschland. Die Eiszeit hinterließ zahlreiche Grundmoräneseen, Endmoränenstauseen, Niederungsseen und Rinnenseen. Viele von ihnen haben Zu- und Abflüsse, einige werden grundwassergespeist. Ein Paradies für Taucher.

Mit 21 ha Fläche und einer Tiefe von etwa 20 m liegt einer von ihnen direkt vor uns. Wir stehen am Ufer eines nährstoffarmen Stillgewässers in der wunderschönen Uckermark. Lange habe ich überlegt, ob ich den Namen dieses Kleinods an dieser Stelle preisgeben soll. Wie viel Öffentlichkeit, Publikum verträgt ein solch kleines Stück Natur? Nennen wir den kleinen See daher Perle der Uckermark.

Hornblättrige Armleuchteralge (chara tomentosa)

Aufmerksam auf dieses Wasser hat mich ein Freund gemacht, der vor wenigen Tagen erstmalig dort eintauchte und von der Flora und Fauna schwärmte. Hatte ich heute einen Termin im Landesamt für Umwelt ganz in der Nähe, so bot sich ein Tauchgang regelrecht an. Nach einem guten Gespräch mit Hinblick auf meine Stellungnahme zu den taucheinschränkenden Maßnahmen der Natura 2000 Managementpläne  am Werbellinsee ging’s zum Wasser.

Mein Buddy holt mich vom Amt ab und gemeinsam machen wir uns über Stock und Stein zu unserem heutigen Zielgewässer. Da stehen wir nun am Ufer und freuen uns auf den Tauchgang. Der Himmel ist wolkenverhangen, jederzeit bereit für einen Regenschauer. Schnell ist der Trilaminat übergeworfen und das Tauchgerät geschultert. Der See wird von einem breiten Schilfröhrichtgürtel gesäumt. Wir wollen das linke Ufer folgend bis zur Seemitte tauchen, den See queren und an der anderen Uferseite zurück. Check und abgetaucht.

Der sandige Boden fällt leicht ab. Anfänglich zarte Sprosse von Nixkraut und Leuchteralgen wachsen sehr schnell zu riesigen Pflanzenteppichen. Die Sicht schätze ich auf gut 4 m. Das Wasser ist geschwängert mit Zoo- und Phytoplankton. Kleine Plötzen und Flussbarsche schnappen unentwegt nach diese leckeren Happen. Der See scheint so lebendig. Junge Grashechte lauern im Schutz des Grüns. Die stattlichen Großeltern ruhen auf dem Bett aus Leuchterlagen und Wasserschlauch. Es gibt so viel zu entdecken.

Unterwasservegetation – Makrophyten

Ein ganz besonderes Erlebnis ist der schier endlose Rasen aus Hornblättriger Armleuchteralge (Chara tomentosa). Die rötlich schimmernden jungen Triebe und das leuchtende Rot der männlichen Geschlechtsorgane lassen uns über eine blühende Wiese tauchen. Wundervoll. An den Rändern wachsen Tausendblatt und Laichkraut. Ideale Verstecke und Fressplätze für Schlei, Rotfedern und Plötzen. Je weiter wir in den See vordringen je mehr Fisch zeigt sich uns. Große Flussbarsche, Schleie, Spiegelkarpfen und anmutige Karauschen schwimmen in friedlicher Eintracht. Hecht in verschiedenen Größen stellen den Jungfischen nach. Wir sind so fasziniert, dass wir uns bei dieser doch guten Sicht gleich zweimal aus den Augen verlieren. Unsere Tauchtiefe von 3-5 m macht ein Auftauchen und Wiederfinden aber zu einem leichten Spiel.

Karausche und Hecht

Wir entscheiden uns, den See jetzt zu queren. Die Sprungschicht liegt bei gut 6 m. Darunter wird es angenehm frisch. Wir erreichen eine maximale Tiefe von 9 m. Die 20 m Maximaltiefe müssen dann wohl auf der anderen Seite des Sees liegen. Tageslicht fällt auf den Boden, was wenngleich spärlichen Pflanzenwuchs auch hier ermöglicht. Schwärme von Brutfischen tummeln sich hier fern ab von ihren Fressfeinden. Unzählige Trichter formen den Boden. Ob dies von der Grundwasserspeisung des Sees herrührt? Wir erreichen das gegenüberliegende Ufer. Auffällig der bei weitem nicht so intakte Pflanzengürtel wie auf der anderen Seite des Sees. Leere Mais- und Wurmdosen zeugen von Anglern. Typische Wühlspuren von Karpfenartigen lassen den Seegrund teilweise recht trostlos erscheinen. Wieder aus dem Wasser erkennen wir in der Tat auf der einen Seite des Sees mehrere Anglerstege, während die andere Seite unberührt scheint. Der Unterschied ist deutlich unter Wasser zu erkennen, das kann man nicht leugnen. Er hat zwei Gesichter. Später erfahren wir auch, dass der See für den Angelsport jährlich mit 20 Zentnern Karpfen besetzt wird. Das Futterangebot lässt die Karpfen daher sicher in Anglernähe ihr Unwesen unter Wasser treiben.

Es wäre sehr schade, wenn dieser Natursee mit seiner artenreichen Unterwasservegetation seine lebendige Ursprünglichkeit und Schönheit verliert. Tauchen in der Uckermark. Tauchen in Brandenburg.

Tauchen in der Uckermark

Blühende Chara tomentosa gesehen?

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2015 Werbellinsee XII

10.09.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Mein letzter Tauchgang im schönen Werbellinsee liegt mittlerweile 2 Monate zurück. Zeit für eine Stippvisite. In knapp einer Stunde stehe ich mit Sack und Pack bei feinstem Sonnenwetter am Ufer einer der wunderbarsten Seen Brandenburgs.

Für den Einstieg wähle ich den Dornbusch, allerdings halte ich mich diesmal rechtsseitig, also Richtung Süden. Das blaue Wasser mit seinen leichten Wellen, in den sich die Sonne tausendfach spiegelt, lädt zum Tauchen ein.

Mittlerweile ist jeder Handgriff Routine und ich stehe nach kurzer Zeit im See. Gerätecheck und schon ist der Kopf unter Wasser. Wie gut das tut.

Das Wasser ist milchig trüb und das soll sich bis auf einer Tiefe von 20m auch nicht stark ändern. Für kleine Entdeckungen im Nahbereich egal. Die Uferzone des Werbellinsees ist mit einer Grundwiese von Armleuchteralgen bis auf eine Tiefe von etwa 5m umsäumt. Danach erscheint sandiger Boden mit vereinzelten Makrophyten und Muschelkolonien. Ausreichend Verstecke für litorales Zoobenthos. Der Werbellinsee ist für seine großen Steinbeißerpopulationen bekannt. Und so wundert es nicht, dass ich Spuren im Sand entdecke. Die erste Begegnung mit den kleinen Fischen lässt nicht lange auf sich warten. Mit ihrem schlanken Körper und den sechs Barteln sind sie bestens an das Leben am Boden angepasst.

Steinbeißer (Cobitis taenia)

Es ist immer wieder eine Herausforderung und vor allem ein Geduldsspiel, ein Foto von dieser Schmerlenart zu machen. Die Armleuchteralgen bieten hervorragende Versteck- und Fluchtmöglichkeiten. Ich erreiche eine Fläche, da kann ich die vielen Tiere nicht mehr zählen. Ich freue mich.

Aber nicht nur der Steinbeißer fühlt sich in diesem Ökosystem wohl. Junge Grashechte liegen zwischen der Pflanzenwelt auf der Lauer. Scheinbar von Geisterhand bewegen sie sich unerkannt durch das Dickicht. Kleine Plötzen und Barsche huschen vorbei.

Junger Hecht, Grashecht (Esox esox)

Ich werde auf einen kleinen Fisch am Boden im Schutz der Leuchteralgen aufmerksam, nicht größer als 10 cm. Er fühlt sich sicher und schwimmt nicht davon. Eine Plötze ist es nicht, das ist ein Schwarmfisch und immer in Bewegung. Erst daheim am Computer lassen mich die Bilder erkennen, dass es sich hierbei um eine kleine Schleie handelt. Deutlich sind auf dem Foto die beiden Barteln am Maul zu erkennen. Eine tolle Begegnung. Das Überleben in dieser Unterwasserwelt als Beutefisch will gekonnt sein.

Moostierchen in großen Kolonien erdrücken das Ährige Tausendblatt. Schlamm- und Sumpfdeckelschnecken filtern den Sand nach Fressbarem. Flusskrebse sind auch im Werbellinsee zurzeit sehr aktiv. Kleine Wolken von Süßwassergarnelen tanzen in den Höhleneingängen der Krebstiere. Überall ist Leben. Und ich ärgere mich manchmal, dass ich so wenig über diese schönen Dinge in unserem Tauchrevier weiß.

Bei all dem Staunen und Schauen vergeht die Zeit wie immer viel zu schnell. Nach 110 min steige ich zufrieden auf. Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Brandenburg, Tauchen in Deutschland – einfach wundervoll.

Tauchen im Werbellinsee

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Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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