Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2017 Tauchen in den Fernstein Seen

07/2017, Tauchen in den Fernstein Seen (Österreich)

Es gibt Gewässer, da muss man wirklich einmal gewesen sein. Der Samaranger See in Tirol ist einer von diesen wundervollen und weithin bekannten Taucherparadiesen. Da uns der Grüne See in Tragöß verloren ging, gibt es für einen Besuch der Fernstein Seen keinen Aufschub mehr.



Der Fernsteinsee und Samaranger See sind kleine, kristallklare Bergseen in Tirol, unterhalb des Fernpasses der Gemeinde Nassenreith in einer Höhenlage von gut 930 Metern. Beide Seen befinden sich in Privatbesitz und dürfen unter Einhaltung der Tauchordnung betaucht werden. Zwingende Grundvoraussetzung ist allerdings das Verbringen von mindestens zwei Nächten im benachbarten Schloss-Hotel Fernstein. Für Fernanreisende wie uns gibt es wahrlich „unangenehmere“ Auflagen. Wir entschieden uns für einen 5-tägigen Aufenthalt in der Woche. Eine sehr gute Entscheidung wie sich herausstellen wird.

Tauchen in den Fernstein Seen (Tirol)

Nachdem wir das Wochenende mit Freunden im schönen Bayern verbrachten, den Friedberger See erkundeten und die Steilwand Allmannshausen im Starnberger See hinabstiegen, erreichen wir am Montagmittag über den Fernpass das Schloss-Hotel. Wir wurden auf das Freundlichste empfangen und erhielten nach einer kleinen Erfrischung und dem Check-In eine Einweisung in die Tauchordnung.

Tauchordnung Fernstein Seen

80 bzw. 100 geloggte Tauchgänge werden für die Taucherlaubnis in beiden Seen vorausgesetzt, Ausbildungstauchgänge sind nicht gestattet. Am Fernsteinsee sind vier Einstiege ausgewiesen. Im Gegensatz zum Samaranger See sind Nachttauchgänge erlaubt. Im Samaranger See, dem Kleineren von beiden,  werden maximal 6 Taucher gleichzeitig zugelassen. Hierfür liegt an der Hotel-Rezeption eine entsprechende Tauchliste aus. Der Einstieg in diesen Bergsee ist an nur einer Stelle zulässig.

Wenn man erstmalig in diese Seen eintaucht, wird man diese Regularien schnell verstehen, akzeptieren und auch wertschätzen. So wundervoll diese natürlichen Gewässer sich zeigen, so fragil sind sie auch. Die Seen sind weitestgehend eingezäunt, Zufahrten mit Toren gesichert und nur über eine Key-Card passierbar. Diese Maßnahmen sind aber auch dem Weidevieh geschuldet, welches die Uferbereiche der Seen freihält.

Samaranger See, Fernsteinsee

Das Schloss-Hotel wirbt mit „Taucherparadies Fernstein Seen“ und so verwundert es nicht, dass es an nichts fehlt. Eine Taucherbaude am Fuße des Schlosses und in direkter Nähe zum Hotelparkplatz beherbergt einen großzügigen und beheizten Trockenraum, sowie einen Selbstbedien-Kompressor. Jetons erhält man gegen Geld an der Rezeption. Nachdem wir unsere Sachen in dem fast leeren Räumen verstaut haben, mussten wir unbedingt ans Wasser.

Wow. Im strahlenden Sonnenlicht, eingebettet vom vielfältigen Grün des säumenden Waldes, spiegelt das Wasser des Fernsteinsees das Azurblau des Himmels. Welch ein schöner Anblick. Eine kleine Insel im See trägt die Ruinen des Jagdschlosses Sigmundsburg. Meine Frau und ich schauen uns an. Wollten wir eigentlich erst morgen tauchen, war uns klar, der See kann nicht warten. Und so stehen wir mit unserem Tauchgerödel am Einstieg 3 des Fernsteinsees.

Tauchen im Fernsteinsee

Die Taucheinstiege sind sehr komfortabel, Rödeltische, Liegen, Unterstellmöglichkeiten und einfache Wasserzugänge. Das Wasser schimmert klar. Trotz Sonne und warmen Sommerwetter sind die Wassertemperaturen mit 7-9 Grad bergisch. Während ich in meinem Trocki diesem Umstand gelassen entgegen blicke, erfährt meine Frau meine volle Bewunderung. Sie trotzt diesen Temperaturen mit einem 7mm Halbtrockenanzug.



Welche Sichtweiten, und dann noch dieses wunderschöne Sonnenspiel. Der nährstoffarme Bergsee ist am Grund flächendeckend mit Armleuchteralgen bewachsen. In diesem Teil des Sees erreichen wir eine maximale Tiefe von 9 Metern. Bachforellen weiden das Zooplankton von den jungen Trieben dieser schönen Makrophyten. Meine ersten Begegnungen mit Forellen in ihrem natürlichen Lebensraum. Die Mitte des Sees ist wenngleich schön, nicht außergewöhnlich. Wir tauchen zurück an das sonnengeflutete Ufer. Die Mischung aus Wurzelwerk, Bäume, Tannenwedel und Sonne lässt eine kleine Märchenwelt entstehen. Wir haben ein Riesenglück mit diesem schönen Wetter. Welch ein Auftakt. Kühles Bier, leckeres Essen und ein sehr freundlicher Service lassen den ersten Tag in Tirol ausklingen.

Bachforellen in den Fernstein Seen

Da liegt er nun, der Samaranger See. Ein prächtiges Farbspiel. Ein kleiner Bergsee, gerade mal 200 Meter in seiner längsten Ausrichtung. Auf den Bildern im Netz wirkte er auf mich größer. Allein das Verweilen am See in dieser tollen Kulisse ist traumhaft. Aufsteigende Blasen und das Leuchten der Pressluftflaschen in der Sonne verraten die beiden Taucher im Wasser. Man erkennt vom Ufer jedes Detail und schätzt eine maximale Tiefe von nur 2-3 Metern. Wir freuen uns auf unseren ersten Tauchgang im Samaranger See.

Strahlende Gesichter entsteigen dem Nass. Unsere Reise in eine faszinierende Unterwasserwelt beginnt. Der See gehört uns jetzt allein. Tauchen wir? Wo ist das Wasser? Man kann es nicht sehen. Wir müssen fliegen. Ein Wahnsinnserlebnis. Es ist nicht zu beschreiben, man muss es tatsächlich erleben. Die Sichtweiten, wenn man davon überhaupt reden kann, sind weitaus besser als im Fernsteinsee. Alles scheint unwirklich. Der See mit seinem spärlichen Leuchteralgenbewuchs ist schnell durchquert. Am anderen Ende, am Fuße des Berges liegen zahllose Baumstämme wirr wie in ein großes Mikadospiel. Dafür ist der Samaranger See weithin bekannt. Schleimalgen geben ihnen ein mystisches Erscheinen und zeugen von ihrer längeren Existenz. Erst die Referenz eines Tauchers machen die wirklichen Dimensionen dieses Naturschauspieles sichtbar. Traumhaft.

Fliegen im Samaranger See

Beliebte Unterwassermotive wie das Baumauge oder das Gedenkkreuz aus zahllosen Fotografien erkenne ich wieder. Die vielen „Foto-Shootings“ hinterlassen sichtbare Spuren von Modell und Fotograf. Die über die Jahre gewachsene „Haut“ im Umfeld ist aufgerissen und schafft es nicht zu verheilen. Das traurige Los entdeckter Paradiese. Wir Taucher hinterlassen Spuren. Dennoch bin ich fest überzeugt, Mensch und Natur gehören zusammen. Respektvolles und bewusstes Tauchen sichern den Erhalt dieser Naturschönheiten.

Wir verbringen noch ein wenig Zeit am See, lauschen dem Summen der Blumenwiese und lassen uns von der wärmenden  Sonne wieder auf Betriebstemperatur bringen. Das Leben ist schön.

Faszination Samaranger See

In den nächsten Tagen werden wir noch einige Male in den beiden Seen tauchen und deren Schönheit genießen. Den letzten Tauchgang im Samaranger See mache ich gemeinsam mit Thorsten und Tobias, zwei leidenschaftlichen Tauchern aus Bayern und Freunden des „Tauchrevier Deutschland“. Persönliche Begegnungen dieser Art motivieren mich, für das Tauchen in unseren heimischen Gewässern in seiner Vielfalt unterwegs zu sein.

Tauchen im Samaranger See

Eigentlich war in dieser Woche auch ein Tauchgang im Blindsee unterhalb der Zugspitze geplant. Am Nachmittag erkundeten wir schon einmal die Gegend, wanderten vom Fernpass zum Ufer des Sees vorbei an wilden Orchideen. Der See scheint ein beliebter Platz für Wasser- und Badefreunde. Das tolle Wetter lockt zahlreich Badegäste. Der Blick zur Zugspitze bildet eine einmalige Kulisse. Wenige Taucher waren unterwegs. Der Blindsee machte mich durch seine Zanderfotos im Labyrinth kapitaler Bäume neugierig.

Wunderschöner Blindsee

Wir beschließen, uns für den morgigen Tag eine Taucherlaubnis vom Eigentümer in Lermoos zu besorgen. Somit könnten wir ohne Umweg am nächsten Tag direkt zum See. Tauchberechtigungen werden im „Mohr life“ Resort in Lermoos, bzw. in dem gegenüberliegenden Ducati-Cafe ausgestellt. Vor Ort erfuhren wir allerdings, dass Tauchgenehmigungen nicht im Voraus ausgestellt werden. Wir können morgen früh noch einmal wiederkommen. Erklären konnte man uns das nicht. Diesem Umstand verdanken wir weitere schöne Tauchgänge im Samaranger See.

Samstagvormittag hieß es Abschied nehmen. Wir checkten aus und erkannten an der für das Wochenende prallgefüllten Tauchliste für den Samaranger See alles richtig gemacht zu haben. Jetzt freuen wir uns auch wieder auf unser Brandenburg mit seinem weiten Horizont.

Wer kennt die Fernsteinseen?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: AufReisen

2015 Werbellinsee XVI

29.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Ein sonniger Wintertag kurz vor dem Jahresende lockt’s mich noch einmal an den herrlichen Werbellinsee nördlich von Berlin. Es waren aber auch die freudigen Erzählungen von Waller-, Quappen- und Garnelensichtungen guter Tauchfreunde, die mich motivierten, das Auto heute zu beladen. Mit Silvana und Andre verbinden mich die Leidenschaft am Tauchen in unseren einheimischen Seen, sowie die Freude am Entdecken großer und kleiner Dinge der bezaubernden Unterwasserwelt.

Werbellinsee – Einstieg „Altes Hotel“

Mein Blog „Tauchrevier Deutschland“ ermöglicht mir Begegnungen mit tollen Menschen. Das freut mich. Und so verwundert es nicht, dass ich mich heute mit Fred am Ufer des Werbellinsees treffe. Für unseren Tauchgang wählten wir den Einstieg „Altes Hotel“ am Nordostufer. Zu unserem kurzen Taucherklön vor dem Tauchgang gesellten sich Heiko und Helmut, die heute die Puddingberge weiter südlich erkunden wollen.

Auch wenn wir uns gemeinsam am See verabredeten, beschließen wir, dass jeder für sich den See erkundet. Bevor wir eintauchen, lasse ich Fred wissen, was ihn hier unter Wasser alles erwartet. Linker Hand befinden sich auf einer Tiefenlinie von 6m und 12m die Wracks kleiner Motorboote, die gern als Unterstand von Flussbarschen und anderer Bewohner angenommen werden. Der Uferbereich ist eingefasst von artenreichen Unterwasserpflanzen, Lebensraum vieler Schnecken und Zooplankton.

Kajütboot Wracks

Wir sind angerödelt und steigen ein. Das klare Wasser am Ufer macht Lust auf mehr. Wie immer ein Check und dann geht es hinab in Neptuns Welt, eine wundervolle Unterwasserwelt. Das Wasser ist herrlich. Die Sichtweiten unendlich.

Ich tauche über einen breiten Gürtel von Armleuchteralgen, die von endlosen Ohrschlammschnecken beweidet werden. Es folgen Wiesen von Wasserpest, Tausendblatt, Hahnenfuß und vielen anderen Makrophyten. Der Werbellinsee ist ein lebendiger See. Auf der Tiefenlinie von 6m folge ich dem Uferverlauf und stoße nach wenigen Minuten auf das erste Wrack. Bei diesen Sichtweiten ist es schon von weitem gut zu erkennen, ein kleines Kajütboot. Das Boot liegt leicht auf der Steuerbordseite und schafft somit einen Spalt zwischen Kiel und Grund auf der Backbordseite. Dieser schmale Unterschlupf dient Flussbarschen als Winterruheplatz. Weit im hinteren sehe den Kopf eines Aales. Rosa Schwebgarnelen tanzen in jeder kleinen Ritze. Sie tanzen und wuseln unentwegt und erinnern mich sofort an den „Hummelflug“. Der Raum im Heck des Bootes gehört allein ihnen, wenn man von dem Geocache Depot absieht. Flusskrebse patrouillieren wie Wächter um das Boot. Ich nehme mir die Zeit für Beobachtungen. Entdecke im Inneren den Kopf einer kleinen Quappe. Kein Spalt, keine Ritze und kein Raum bleiben ungenutzt.

Schwebgarnele im Werbellinsee

„Garnelenflug“ im Werbellinsee

Nach gut 45 min mache ich mich auf dem Weg Richtung Osten zum zweiten Wrack. Auch dieses gibt der See dank der guten Sichtweiten frühzeitig frei. Die Kajüte ist belegt und gehört eindeutig den Flussbarschen. Es ist still, es ist friedlich. Nach ein paar Runden kehre ich um und besuche noch einmal das erste Wrack. Hier treffe ich auf Fred.

Heizweste und P-Valve machen das winterliche Tauchen beinah grenzenlos. Nach 90 min entscheide ich mich dennoch für den Rückweg. Ohrschlammschnecken und Teichpflaumen (Cyanobakterien) inmitten des Ufergrüns lassen mich noch einmal kurz innehalten.

Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Deutschland ist einfach wundervoll.

Unterwasserimpressionen – Werbellinsee

Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Werbellinsee XIV

17.11.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Der Werbellinsee in Brandenburg nördlich von Berlin ist nach dem Bodensee das wohl wrackreichste Binnengewässer Deutschlands. Der Grund hierfür liegt in der aufstrebenden Metropole Berlin in unmittelbarer Nähe. Die wachsende Stadt hatte stets Hunger, Baumaterialien für ehrgeizige Bauten mussten aus der Umgebung herangeschafft werden. Feldsteine der eiszeitlichen Endmoräne und Hartbrandziegel der Königlichen Ziegelei Joachimsthal waren begehrte Baustoffe und der Werbellinsee mit dem Finowkanal ideale Wasserstraßen. Sogenannte Kaffenkähne, Lastensegler, waren die LKW’s von gestern.

Nicht alle Kähne erreichten ihr Ziel. Einige von ihnen liegen noch heute auf dem Grund des Werbellinsees und sind interessante Objekte für Taucher, Archäologen, Fotografen und Interessierte. Bin mir gar nicht sicher, ob die Gesamtzahl der gesunkenen Lastensegler wirklich bekannt ist. Ich hatte mal etwas von 12 Wracks gehört. Weiß jemand mehr?

Tauchen im Werbellinsee – Brandenburg

Selbst durfte ich bisher die beiden Kaffenkahnwracks am Dornbusch, das legendäre Ziegelwrack, die fünf Lastensegler in der Bucht um „Kap Horn“ und das Wrack an den „Puddingbergen“ betauchen. Letzteres sollte Ziel unserer heutigen Tauchexpedition sein. Erst- und letztmalig bin ich vor gut einem Jahr zu diesem Zeitzeugen getaucht. Die Herausforderung hierbei besteht im ausdauernden Kurshalten.

So brachen wir also bei herbstlichem Wetter in den Morgenstunden auf und erreichten nach einer guten Stunde Fahrt über die A11 unseren Einstieg am Werbellinsee. Angekommen, erfreuten wir uns dieser wunderbaren Atmosphäre, wenngleich grau und feucht. Wir besprachen unseren Tauchgang, legten die Ausrüstung an und ließen das Gewicht alsbald vom See tragen. Ich kann nicht verstehen, wieso für einige Taucher die Saison im Herbst endet. Erst jetzt zeigen sich unsere Tauchreviere mit unglaublichen Sichtweiten von ihrer schönsten Seite.

Makrophytenpracht im Werbellinsee

Check und wir tauchen ab. Eigentlich ist das Unterfangen ganz einfach. Man muss nur den Kurs einstellen und ihn für gut 25 min halten. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht wie immer etwas anders aus. Man hält den Arm mit dem Kompass nicht immer in derselben Position, die rechte Flosse schlägt stärker als die linke, interessante Fotoobjekte lenken ab und mit der Zeit kommen die ersten Zweifel. Das Wissen um die Tiefe des Wracks von 18 m lässt es uns dann aber wirklich finden. Wir freuen uns. Fazit: Vertraue deinen Instrumenten.

Kaffenkahnwrack „Puddingberge“

Aber auch der Weg ist das Ziel. Bei klarem Wasser tauchen wir über Felder von Krebsscheren, Wiesen von Hahnenfuß und Armleuchteralgen und Äckern von Brunnenmoos. Hornblatt und Tausendblatt durchstoßen das Grün und ranken zum Licht. Es ist noch erstaunlich grün, insbesondere der Spreizende Hahnenfuß leuchtet giftig grün. Mit zunehmender Tiefe wechselt das Bild. Riesige Dreikantmuschelkolonien lassen keinen Platz für Makrophyten. Obenauf hält sich der Amerikanische Kamberkrebs gütlich am Muschelfleisch. Es gibt viel zu entdecken und immer den Kompass im Blick.

Die geschlossene Muscheldecke reißt auf, sandiger Boden durchbricht das Braun und bestimmt bald gänzlich den Untergrund. 18 m Tiefe. Wir sind im Zielgebiet. Ein großer, runder Balken erscheint im Schein der Lampen. War es einmal der Mast des Lastenseglers? Wir sind ganz nah. Weiterhin Kurs haltend zeichnet sich eine Silhouette am dunkelgrünen „Horizont“ ab. Der Lastensegler. Das Wrack ist stark sedimentiert. Eine Boardwand, das Heck (oder Bug?) und wenige Spanten, viel ist nicht mehr zu sehen. Wir nehmen uns dennoch Zeit für intensive Beobachtungen.

Mergelwand an den Puddingbergen

Das Wrack liegt an einem Hang, der hinab zu einem Plateau mit den „Puddingbergen“ führt. Wir tauchen hinunter. Die Sicht wird ab 20 m regelrecht schlecht. So entscheiden wir uns, den Hang mit all seinen Löchern und Ritzen zu inspizieren. Vollgesogener, weicher Mergel bietet Krebsen und Schwebgarnelen beste Versteckmöglichkeiten. Vereinzelt dösen Flussbarsche am Grund. 30 min vor uns liegender Rückweg lassen uns den Heimweg antreten.

Zufrieden genießen wir die Eindrücke dieses herrlichen Tauchrevieres, das so voller Leben steckt. Ohrschlammschnecken, Köcherfliegen, Flohkrebse und diverses litorales Zoobenthos fühlen sich hier sichtlich wohl. Im Flachwasser kommen wir an einer seltsamen Ansammlung von braungrünen Kügelchen vorbei. Welle, Wind und Strömung haben diese bizarren Gebilde in großen Flächen zusammengetrieben. Hierbei handelt es sich um Teichpflaumen, im Volksmund auch Hexengespei genannt. Cyanobakterien haben sich zu Kugeln verkettet. Diese Mikroorganismen sind Anzeiger für gute Wasserqualität. Als wertvolle Sauerstoffproduzenten wurden sie zur „Mikrobe des Jahres 2014“ gekührt.

Teichpflaume, Hexengespei

Die Lastensegler des Werbellinsees sind Zeitzeugen und Denkmäler vergangener Zeit. Als solche sind sie von uns Tauchern auch zu behandeln. Der Zustand der Wracks wird mit den Jahren schlechter. Natürliche Verfallprozesse, aber auch Taucher setzen den Kaffenkähnen stark zu. Leider.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Werbellinsee

Schon mal hier gewesen?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Straussee VIII

10.10.2015, Straussee (Brandenburg)

Zugegeben, den Straussee habe ich bereits viele Male betaucht. Der schmale Rinnensee ist jedoch verdammt groß, seine Nord-Süd-Achse misst 3,5 km. Nordöstlich am Strausberger Kulturpark befindet sich die Tauchbasis 1A-Tauchcenter von guten Freunden. Diese Einstiegsstelle ist die bekannteste und gleichwohl beliebteste.

Südwestufer Straussee

Mich hat es diesmal jedoch an das komplett andere Ende des Sees gezogen. Am Südwestzipfel schlug ich heute mein Lager auf und freute mich auf einen wundervollen Tauchgang. Das Westufer ist weitestgehend unbebaut und von einem Waldstreifen umsäumt. Der Herbst malt die Blätter der Laubbäume in den allerschönsten Farben an. Die Sonne strahlt mit letzter Kraft vom himmelblauen Firmament. An so einem Tag kann man nur Tauchen.

1-2-3 und ich bin in meinem Element. Welch eine Herbstkulisse. Check und abgetaucht. Das Wasser empfängt mich mit offenen Armen. Die Sichtweiten sind endlos. Ich freue mich. Ein leuchtend grüner Pflanzenteppich breitet sich vor mir aus. Eine derartige Makrophytenvielfalt war mir bisher für den Straussee fremd. Arm- und Glanzleuchteralgen stehen dicht an dicht bis zu einer Tiefe von 8m. Ist das Ostufer des Straussees von der Ortschaft Strausberg eingefasst und dessen Unterwasserwelt von menschlichen Hinterlassenschaften geprägt, so zeigt sich das hiesige Westufer von seiner unberührten, natürlichen Seite. Der Lichteinfall der Sonne füttert das grüne Band und lässt es prächtig gedeihen.

Makrophytenpracht

Das Ufer fällt recht zügig auf eine Tiefe von 12m ab. Ab 8m endet der Grundrasen, der Seegrund wird sandig und ist mit Bakterien überzogen, die für den Abbau der Biomassen sorgen. Ich tauche ein wenig auf der 10m Linie und betrachte die skurrilen Gebilde. Die Wassertemperatur hat sich auf 10 Grad abgekühlt. Im Oberflächenwasser beträgt sie noch 14 Grad. Ich steige wieder auf folge der Unterwasserflora.

Es fällt mir ausgesprochen schwer, die Leuchteralgen unter Wasser einwandfrei zu bestimmen. Doch es sind sehr viele verschiedene Arten, das ist schon mal klar. Viele haben bereits ihr Herbstkleid. Große Moostierchenkolonien bevölkern die Makrophyten. Alte ins Wasser gestürzte Bäume bieten Kaulbarschen und Flusskrebsen ideale Versteckmöglichkeiten. Wanderlustige Teichmuscheln ziehen tiefe Spuren. Ein großer Schwarm halbstarker Flussbarsche sammelt sich zum Rückzug in das Winterquartier.

Schwarm halbstarker Flussbarsche

Ein sehr schöner Tauchgang geht nach 100 minzu Ende. Der Straussee zeigte sich von einer vollkommen anderen, schönen Seite. Ich komme wieder. Tauchen im Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee

Kennt Ihr das Westufer des Straussees?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Helenesee II

24.09.2015, Helenesee (Brandenburg)

Mein letzter Tauchgang in der guten, alten Helene war im Februar dieses Jahres. Zeit für ein Wiedersehen. Ich habe Lust auf einen schönen Tauchgang.

Eine gute Stunde Fahrt über die A12, der Autobahn der „Freiheit“ und ich stehe am Ufer eines der schönsten Seen Brandenburgs. Die Sonne spiegelt sich im klaren, blauen Wasser, welches sanft den weißen Sandstrand umspült. Angler haben am Westufer ihre Zelte aufgeschlagen. Ich entscheide mich für einen Einstieg am Nordufer, dem Revier dreier dort ansässiger Tauchvereine. Vereinsmitglieder und deren Gasttaucher haben in diesem Bereich der Helene eine Zufahrtsmöglichkeit.

Nordufer – Helenesee

Ich kann es kaum erwarten, einzutauchen. 1-2-3 und ich bin in meinem Element. Check und abgetaucht. Das Wasser ist herrlich, die Sicht wundervoll. Begrüßt von Armleuchteralgen, die behangen mit Kugeln aus Wimpertierchen wie Weihnachtsbäume aussehen, bringe ich meine Kamera in Position und mache mich auf zur Erkundung der NW-Bucht, die ich in den vergangenen Jahren häufig betauchte.

Vorbei an einer Plattform des Vereins erreiche ich bald eingebrachte, alte Bäume, deren Äste mit unzähligen Moostierchen behangen sind. Ein Nebelschleier liegt auf dem Boden und hüllt die Bäume mystisch anmutend ein. Barschschwärme nutzen das neue Angebot von Versteckmöglichkeiten. Die gute Sicht lässt bereits die Silhouette des kleinen U-Bootes mit der Gedenktafel „Olaf Ullmann“ erkennen. Ich nähere mich und erkenne eine gelegte Leine. Ich folge. Mich führt es hinab zur Telefonzelle. Die Leine führt weiter. Auf etwa 16m Tiefe erreiche ich die alte Segeljolle vom Typ „Eikboom“, Baujahr 1980. Die Leinen machen ein Navigieren überflüssig. Eine weitere Leine führt mich wieder hinauf zu den Bäumen.

Segeljolle „EIKBOOM“

Mystische, alte Bäume

Ich tauche weiter in Richtung Westen vorbei an einer Taucherglocke. Das alte Tretboot verrät mir, dass ich jetzt die Tauchvereine passiert habe. Große Schwärme von Plötzen sind unterwegs und stehen unter ständiger Beobachtung. Hecht und Barsch nutzen jede Gelegenheit, sich ausreichend Energiereserven für den Winter anzufressen.

Habe ich noch Tauchgänge über leuchtend grüne Makrophytenwiesen in Erinnerung, so muss es leider zu meinem Bedauern feststellen, dass der Pflanzenbewuchs stark zurückgegangen ist. Viele große, freie Sandflächen bestimmen das Bild. Ein wenig Laichkraut, Wasserschlauch und Ährenblatt bieten den kleinen Fischen Abwechslung und Lebensgrundlage. Ich entscheide mich umzukehren.

Große Spiegelkarpfen stören sich an meinem Geblubber und verschwinden in großen Staubwolken. Eine Schleie begleitet mich ein Stück, immer mit dem Maul im Sand auf der Suche nach Freßbarem. Wir erreichen Felder von Nixkraut im schönen Licht der eintauchenden Sonne.

Ein wundervoller Entspannungstauchgang im Helenesee. Ich tauche auf, genieße noch eine Weile den herrlichen Anblick des Wassers, steige in mein Auto, verabschiede mich an der Rezeption und fahre heim. Tauchen ist einfach wunderbar. Tauchen in Deutschland ist wunderbar.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Helenesee

Wer kennt die schöne Helene?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Werbellinsee XII

10.09.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Mein letzter Tauchgang im schönen Werbellinsee liegt mittlerweile 2 Monate zurück. Zeit für eine Stippvisite. In knapp einer Stunde stehe ich mit Sack und Pack bei feinstem Sonnenwetter am Ufer einer der wunderbarsten Seen Brandenburgs.

Für den Einstieg wähle ich den Dornbusch, allerdings halte ich mich diesmal rechtsseitig, also Richtung Süden. Das blaue Wasser mit seinen leichten Wellen, in den sich die Sonne tausendfach spiegelt, lädt zum Tauchen ein.

Mittlerweile ist jeder Handgriff Routine und ich stehe nach kurzer Zeit im See. Gerätecheck und schon ist der Kopf unter Wasser. Wie gut das tut.

Das Wasser ist milchig trüb und das soll sich bis auf einer Tiefe von 20m auch nicht stark ändern. Für kleine Entdeckungen im Nahbereich egal. Die Uferzone des Werbellinsees ist mit einer Grundwiese von Armleuchteralgen bis auf eine Tiefe von etwa 5m umsäumt. Danach erscheint sandiger Boden mit vereinzelten Makrophyten und Muschelkolonien. Ausreichend Verstecke für litorales Zoobenthos. Der Werbellinsee ist für seine großen Steinbeißerpopulationen bekannt. Und so wundert es nicht, dass ich Spuren im Sand entdecke. Die erste Begegnung mit den kleinen Fischen lässt nicht lange auf sich warten. Mit ihrem schlanken Körper und den sechs Barteln sind sie bestens an das Leben am Boden angepasst.

Steinbeißer (Cobitis taenia)

Es ist immer wieder eine Herausforderung und vor allem ein Geduldsspiel, ein Foto von dieser Schmerlenart zu machen. Die Armleuchteralgen bieten hervorragende Versteck- und Fluchtmöglichkeiten. Ich erreiche eine Fläche, da kann ich die vielen Tiere nicht mehr zählen. Ich freue mich.

Aber nicht nur der Steinbeißer fühlt sich in diesem Ökosystem wohl. Junge Grashechte liegen zwischen der Pflanzenwelt auf der Lauer. Scheinbar von Geisterhand bewegen sie sich unerkannt durch das Dickicht. Kleine Plötzen und Barsche huschen vorbei.

Junger Hecht, Grashecht (Esox esox)

Ich werde auf einen kleinen Fisch am Boden im Schutz der Leuchteralgen aufmerksam, nicht größer als 10 cm. Er fühlt sich sicher und schwimmt nicht davon. Eine Plötze ist es nicht, das ist ein Schwarmfisch und immer in Bewegung. Erst daheim am Computer lassen mich die Bilder erkennen, dass es sich hierbei um eine kleine Schleie handelt. Deutlich sind auf dem Foto die beiden Barteln am Maul zu erkennen. Eine tolle Begegnung. Das Überleben in dieser Unterwasserwelt als Beutefisch will gekonnt sein.

Moostierchen in großen Kolonien erdrücken das Ährige Tausendblatt. Schlamm- und Sumpfdeckelschnecken filtern den Sand nach Fressbarem. Flusskrebse sind auch im Werbellinsee zurzeit sehr aktiv. Kleine Wolken von Süßwassergarnelen tanzen in den Höhleneingängen der Krebstiere. Überall ist Leben. Und ich ärgere mich manchmal, dass ich so wenig über diese schönen Dinge in unserem Tauchrevier weiß.

Bei all dem Staunen und Schauen vergeht die Zeit wie immer viel zu schnell. Nach 110 min steige ich zufrieden auf. Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Brandenburg, Tauchen in Deutschland – einfach wundervoll.

Tauchen im Werbellinsee

Was ist Euer Lieblingssee?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Elbsee

06.06.2015, Elbsee (Nordrhein-Westfalen)

Mein Blog „Tauchrevier Deutschland“ verbindet. Aus Klicks und Likes werden reale Begegnungen. Im letzten Jahr besuchte ich einige Tauchreviere in Bayern. Diesmal folge ich einer Einladung aus Nordrhein-Westfalen. Mit einem donnernden „Herzlich Willkommen“ lud mich Detlev zu Tauchgängen in seinem Haussee, dem Elbsee in Düsseldorf, ein. Kurzerhand landeten Wegbeschreibungen, Unterkunftsempfehlungen und weitere wichtige Hinweise in meinem Email-Postfach. Was für ein toller Service. Heute war es nun soweit, ich freue mich.

Der Elbsee ist eine Hinterlassenschaft des Kiesabbaus bis 2006 und somit ein klassischer Baggersee im Südosten Düsseldorf, dem Stadtteil Unterbach. Mit einer maximalen Tiefe von 22m und einer Wasserfläche von ca. 90ha trennt ihn nur die Autobahn A46 vom Unterbacher See, in dem nicht getaucht werden darf.

Der Elbsee liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und ist nur an wenigen Stellen zugänglich, was durchaus der Flora und Fauna des Gewässers zugutekommt. Der südliche Zipfel des Sees ist das Revier des Düsseldorfer Tauchsportverbandes (DTV), einem Dachverband von 12 lokalen Tauchvereinen. Tauchen ist hier nur den Mitgliedern und einer begrenzten Anzahl Gästen gestattet. Einer dieser Gäste bin dann ich. Zum Schutze der Natur ist das Ein- und Aussteigen auch nur an zwei ausgewiesenen Stellen erlaubt.

Düsseldorfer Tauchsportverband am Elbsee

10:00 Uhr am See war ausgemacht. Ich wurde schon erwartet und freundlich empfangen. Parkplätze mit komfortablen Rödeltischen sind auf dem Gelände vorhanden. Einem kurzen Hallo folgte eine kleine Führung gespickt mi t vielen Informationen. Toiletten, beheizte Umkleiden, Duschen, Ausbildungsräume und einen Grillplatz bietet die kleine Anlage des DTV. Einen Kompressor sucht man jedoch vergeblich. Die Gasversorgung regelt jeder Mitgliedsverein individuell.

Nun ging’s ins Wasser. Eingetaucht mit Conny und Detlev. Das Wasser ist mit Sichtweiten von 6-8m relativ klar. Schon bereits der erste Blick durch die Maske verrät, dieser See gehört wohl zu den gesunderen Gewässern in unserem Tauchrevier. Wundervolle Unterwasserpflanzen bedecken den Boden und recken sich zum Licht. Wasserpest, Armleuchteralgen, Ähriges Tausenblatt, großes Laichkraut und vereinzelt der Spreizenden Hahnenfuß sind zu finden. Wunderschön. Auffällig sofort das Wuseln und Huschen agiler Kaulquappen, ein Close-Up unmöglich. Inmitten des Unterwassergrüns unzählige Spitzschlammschnecken – auf Wanderschaft, dem Akt der Reproduktion oder einfach nur beim Weiden des Grüns.

Auch Wasserasseln und Wassermilben sind emsig im Auftrag des Fortbestandes der Art unterwegs. Die Blätter des Laichkrauts sind ideale Plätze zur Eiablage. Ein Kaulquappenkadaver wird sofort verwertet. Es kommt nichts um. Große Schwärme einer neuen Fischgeneration tanzen mit den Sonnenstrahlen, zukünftiger Beutefisch für den jungen Hecht und einer Horder halbstarker Barsche, die uns begegnen.

Der Elbsee, ein lebendiger See. Damit das so bleibt, haben sich Düsseldorfer Taucher in der Gemeinschaft „submers“ zum Schutz des Elbsees zusammen gefunden.

Ein wundervoller Tag im Tauchrevier Deutschland. Und ein ebenso donnerndes „Dankeschön Detlev“.

Tauchen im Elbsee, Düsseldorf

Wer kennt den Elbsee in Düsseldorf?

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Categories: _Nordrhein-Westfalen, UnterWasser

2015 Werbellinsee VIII

29.05.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Man könnte den Tauchgang auch knapp mit den Worten „Viel gab’s nicht zu sehen. Bisschen Grünzeug. Wenig Fisch. Nett.“ beschreiben. Das würde aber keineswegs diesem schönen Tauchplatz „Märchenwiese“ am Werbellinsee in Brandenburg gerecht werden.

Die Märchenwiese

Ich bin immer wieder auf’s Neue fasziniert von diesem wundervollen See mit seinem so klaren Wasser inmitten des Brandenburger Forsts umsäumt von stattlichen Buchen und Erlen. Die weißen Quellwolken spielen mit ihrem Spiegelbild auf der beinah glatten Wasseroberfläche. Hier muss man einfach eintauchen.

Schon mehrfach habe ich vom Werbellinsee mit seinen vielen Einstiegsmöglichkeiten berichtet. Hier könnt ihr gern noch einmal nachlesen. Heute wählte ich für meinen Tauchgang die „Märchenwiese“ am Westufer des Sees. Ein direkter Parkplatz macht das Parken, Anrödeln und Einsteigen an dieser Stelle zu einem Kinderspiel.

Stichling, Grashecht und Krebsscheren

Mit dem Kopf unter Wasser taucht man ein in eine zauberhafte, grüne Unterwasserwelt. Felder von Krebsscheren heißen einen Willkommen. Die Sonnenstrahlen tanzen zwischen diesen ananasähnlichen Gewächsen. Stichlinge huschen zwischen den Blättern hin und her. Junge Grashechte verschmelzen mit diesem Unterwasser-Urwald und lauern auf eine gute Gelegenheit für einen leckeren Happen. Große Sumpfdeckelschnecken mit leuchtend grün gefärbten Schneckenhäusern säubern die Wege. Ich könnt‘ stundenlang zuschauen.

Der Krebsscherenwald geht über in eine Armleuchteralgenwiese, die unter der Last der Schneckeneigelege zusammenzubrechen droht. Tausende gallertartige Eigelege sichern den Fortbestand der Art für die nächste Generation. Vereinzelt kämpft sich das Raue Hornblatt in einem Dunkelgrün durch das helle Grün der Armleuchteralgen. Ab einer Wassertiefe von 4m endet der mächtige Wasserpflanzengürtel und wird abgelöst von sandigem Boden.

Ohrschlammschnecke auf Wanderschaft

Einzelne Ohrschlammschnecken ziehen sich zurück von der Eiablage in die Seemitte. Autobahngleich hinterlassen sie ihre Spuren. Ich halte inne und beobachte. Sie sehen lustig aus mit ihren dreieckigen Fühlern. Meine kleine Bugwelle und das Licht der Lampe lässt sie schnell in ihrem Schneckenhaus verschwinden. Mit ein wenig Ruhe und Geduld kommen sie jedoch wieder hervor und setzen ihre Reise fort.

Während ich das „emsige“ Treiben dieser schönen Tiere beobachte, schießen kleine Pfeile aus dem Schlamm, um im selbigen an anderer Stelle wieder zu verschwinden. Außer kleinen Staubwolken ist nichts zu erkennen. Ich denke mir, es sind Steinbeißer die zahlreich im Werbellinsee anzutreffen sind.

Ich tauche weiter über diesen sandigen Grund bevor ich dann in Richtung Schilfkante abdrehe. Die großen Armleuchteralgenwiesen sind schnell erreicht und übertaucht. Alte Baumstämme bieten vielen Dreikantmuscheln eine gute Siedlungsmöglichkeit. Flußkrebse graben ihre Höhlen unterhalb und überdauern den Tag in deren Schutz. Es gibt immer etwas zu entdecken. Große Schwärme von Plötzen und Ukelei nehmen vor mir Reißaus. Ich begebe mich auf den Rückweg.

Dreistachliger Stichling bei der Brutpflege

Vorbei an emporschießenden Teichrosen komme ich wieder im Krebsscherenwald an. Hier lege ich mich auf die Lauer und beobachte aufmerksam. Dreistachlige Stichlinge schwirren putzig im Schutze der Pflanzen hin und her. Ein schönes Exemplar erregt meine besondere Aufmerksamkeit. Er verweilt häufig an einem unscheinbaren Fleck. Eine reiskorngroße Öffnung am Boden wird von dem Stichling mit besonderer Sorgfalt beäugt.

Ein Nest? Tatsächlich. Ich habe mein erstes Stichlingsnest mit einem wunderhübschen Männchen bei der Brutpflege gefunden. Das Tier fächert emsig frisches Wasser in die Nestöffnung, trägt Material zusammen und bessert ständig aus. Mit Argwohn werde ich anfänglich zur Kenntnis genommen, sogar mit weit aufgerissenem, rotem Maul bedroht. Doch dann werde ich akzeptiert und der kleine Stichlingmann stört sich nicht mehr an meiner Anwesenheit. Ich bewundere den vollen Einsatz dieses kleinen Fisches. Und mir wird bewusst wie fragil diese, unsere Unterwasserwelt ist. Ein ungewollter Tritt, ein unvorsichtiger Flossenschlag und der Nachwuchs dieses Tieres ist verloren.

Sehen will gelernt sein

„Viel gab’s nicht zu sehen. Bisschen Grünzeug. Wenig Fisch. Nett.“ – Nein. Das Sehen will gelernt sein. Es sind manchmal die kleinen Dinge, die bezaubern und faszinieren und den Reiz unserer Tauchreviere in Deutschland ausmachen. Ein wunderschöner Tauchgang im Tauchrevier Deutschland.

Kennt ihr die Märchenwiese?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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