Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

Nachttauchen im heimischen See

Nachttauchen Sommer 2017

Das Tauchen in unseren heimischen Gewässern wird leider immer noch unterschätzt. Dabei bietet die artenreiche Unterwasser-Flora und Fauna dem Taucher unendlich viel zu bestaunen. Ein besonderes Erlebnis sind die Nachttauchgänge. Mit einsetzender Dämmerung betreten nachtaktive Protagonisten die nasse Bühne und verändern das gewohnte Erscheinungsbild. So fasziniert von der dunklen Unterwasserwelt, stieg ich diese Woche gleich drei Male nach Sonnenuntergang in das mein Element.



Kalksee

Immer wieder aufgeschoben, habe ich nun kurzerhand mein Tauchgerödel ins Auto gepackt und bin an den nur wenige Minuten entfernten Kalksee gefahren. In den Sommermonaten meide ich in der Regel diesen See ob der vielen Badegaste und dem regen Bootsbetrieb der Freizeitkapitäne. Die Ferien sind jedoch in Brandenburg zu Ende und mit eintretender Dunkelheit erwarte ich einen stillen See. Nun ja, Badegäste waren tatsächlich nicht mehr am Strand, doch der Bootsbetrieb findet jetzt unter Beleuchtung statt. Egal, ich mache mich fertig, packe meine Boje ein und trotte zum Ufer. Ein Motorboot ankert in der Bucht. Ich rufe den Skipper und stimme mit ihm meine taucherischen Unternehmungen ab.

Marmorgrundel. Neubürger im Kalksee

Die Sicht ist recht ordentlich. Im Schein meiner starken LED-Lampe tanzt das Zooplankton ganz vergnügt. Ich tauche zur Seemitte und möchte eine kleine Runde drehen. Doch ich kenne meinen See kaum wieder. Dreikantmuschelkolonien und flaches Brunnenmoos bestimmten das Aussehen des Kalksees unter Wasser. Vor mir türmen sich allerdings Wände von meterhohem Hornblatt. Ein Dickicht aus pflanzlichem Grün. Im Zickack schwebe ich vorsichtig mit meinem Kamerakraken in tiefere Gefilde. Fünf Meter, mehr erreiche ich nicht. Jetzt langsam beginnt sich der Dschungel zu lichten. Am Grund liegt ein breiter Teppich aus grünen Fadenalgen und hungrigen Bakterien. Mein letzter Tauchgang hier war im Juni bei fast Null Sicht. Ich bin wirklich überrascht, über diese starke Veränderung.

Der Marmorgrundel scheint es zu gefallen. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Im letzten Frühjahr registrierte ich die Erstmeldung dieser invasiven Fischart im Kalksee. Der Erfolg ihrer Reproduktion ist unübersehbar. Zahllos, wirklich zahllos huschen die kleinen 1-2 Zentimeter langen Jungfische über den algenüberzogenen Grund. Blitzschnell sitzen sie auf meiner Kamera und suchen Schutz. Selbst in den Trieben des Rauen Hornblattes lauern sie auf kleine Beute.  Sie bleiben allerdings nicht nur mir unentdeckt. Schwadronierende Flussbarsche versuchen die flinken Grundeln zu erbeuten.

Langsam muss ich umkehren. Der Zickzack-Kurs macht es mir nicht einfacher, den schmalen Ausstieg im Schilfgürtel bei totaler Dunkelheit zu finden. Das ankernde Motorboot mit seiner Bordbeleuchtung wird mir eine gute Orientierungshilfe sein.

Steinbeißer bei Nacht

Badegäste halten einen kleinen Bereich krautfrei und wälzen den weißen Sand stetig um. Den Steinbeißern gefällt’s. Im Schutz der Dunkelheit kommen sie aus ihren sandigen Verstecken und laben sich am Zoobenthos. Eine wirklich schöne Fischart. Zwischen ihnen huschen junge Kaulbarsche. Die nachtaktiven Jäger scheinen hungrig. Es ist so lebendig und wundervoll.

Straussee

Der Präsident des Tauchclub Strausberg, Micco, lud mich zu einem Nachttauchgang im Straussee ein.  Ist der Straussee für seinen Fischreichtum bekannt, so wird er auch nachts nicht enttäuschen. Vor drei Tagen bin ich bereits mit einem Lächeln im Gesicht diesem See bei Nacht entstiegen. Ich zögerte also nicht.



18:00 Uhr treffen wir uns auf dem Vereinsgelände. Bis zur Dunkelheit bereiten wir die Tauchausrüstung vor und erzählen uns die neuesten Tauchgeschichten. Vier weitere Vereinsmitglieder treffen ein. Dann tauche ich ab, checke nochmals meine Ausrüstung und Kamera und bin in meinem Element.

Jungfische und Kamberkrebs

Die Dunkelheit verleiht der Unterwasserwelt eine besondere Stille. Die tagaktiven Schwärme von kleinen Flussbarschen und Plötzen haben sich am Grund des Sees zur Ruhe gesetzt. Nur wer eins mit der Umwelt wird, überlebt diese Nacht. Es ist absolut spannend zu beobachten, mit welchen Strategien die Beutefische den nachtaktiven Jägern trotzen. Junge Schleie graben sich tief ins Dickicht von Tausendblatt und Leuchteralge. Nur nicht bewegen. Kleine Barsche liegen hinter Steinen oder auf Ästen und Leinen und glauben sich so unsichtbar.

Wer sich bewegt, verliert

Und da ist er, der erste Jäger der Nacht, ein stattlicher Breitkopfaal. Mit seinem schlangenförmigen Körper schiebt er sich am Grund durch die Dunkelheit. Seine Kopfform erlaubt ihm, in kleine Höhlen und Verstecke nach Beute zu schauen. So jagen auch Muränen im Riff der Meere. Tagsüber sind Begegnungen mit einem Aal eher selten. Meist sieht man nur den Kopf oder Schwanz aus ihrer Ruhestatt luken. Der Hunger treibt sie nachts heraus. Stets in Bewegung sind die Fische für mich als Fotograf eine echte Herausforderung. Ich freue mich, diese Nacht mehrere Begegnungen mit der gefährdeten Art zu haben.

Nachtaktiver Jäger – Europäischer Aal

Es gibt so viel zu entdecken. Kaulbarsche, Steinbeißer, Plötzen, Schleie, Flussbarsche, Hechte und zu meiner Freude auch eine Quappe. Und so wundert es nicht, dass die Zeit in Vergessenheit gerät. In diesen Momenten erinnere ich mich gern an einen meiner Tauchlehrer, dem Italiener Mario Arena, der sagte: „Wenn alles da unten endlos scheint, das Atemgas ist es nicht.“. Nach gut 100 Minuten kehre ich um. Auf meinem Rückweg werde ich Zeuge von Kannibalismus. Flussbarsche scheuen sich nicht, ihren eigenen Nachwuchs zu fressen. Erstaunlich, was so alles in ein Fischmaul passt.

Kannibalismus

Am Ausstieg werde ich bereits von Micco und Ulf erwartet. Gemeinsam mit Silvia und Uwe wird bei einem zünftigen Dekobier und einer deftigen Bulette Tauchergarn gesponnen. Ein wundervoller Tagesausklang im Tauchrevier Deutschland.

Nachttauchen? Schon erlebt?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2017 Eistauchen im Werbellinsee

16.02.2017, Werbellinsee (Brandenburg)

Das Thermometer klettert bereits in den einstelligen Plusbereich. Die knackige Kälte der letzten Wochen weicht milden Temperaturen. Der Werbellinsee ruht unter einer beinah geschlossenen Eisdecke. Wir nutzen den strahlenden Sonnenschein für ein vorerst letztes Eistauchen im Werbellinsee.

Märchenwiese, Voigtwiese, Badewiese, Holzablage, Kap Horn, Dornbusch – Eis, soweit das Auge reicht. In der Mitte des Sees spaziert ein Seeadler über das gefrorene Wasser. Kormoran und Höckerschwan sitzen das Problem einfach aus. Wir fahren nach Altenhof zum Anleger in der Hoffnung auf einen offenen Einstieg. Zahllose Blässrallen, Stockenten, Reiherenten und Schwäne strampeln und schnattern einen gut 20 Meter breiten Uferstreifen eisfrei. Entlang des Ostufers vorbei an der Alten Fischerei treffen wir auf weitere Wasservögel-Kolonien. Wir wollen die ohnehin aufgeregten Vögel nicht noch weiter mit unserem Unterwasserbesuch stressen und fahren zurück zum Dornbusch.

Werbellinsee im Winter

Der See funkelt in der Sonne. Das Eis knackt und ächzt. Wir freuen uns auf unseren Tauchgang. Doch vor dem Vergnügen steht die Arbeit. Zum Betreten ist das Eis zu schwach. Wir schlagen uns einen Einstieg in das 3 – 5 cm dicke Eis und schieben die berstenden Eisschollen unter die Eisdecke. Wir treiben eine Schneise bis wir brusttief im Wasser stehen. Bei guten +4 Grad wird dieser Einstieg während unseres Tauchganges auch nicht mehr zufrieren.

Eistauchen im Werbellinsee

Wir springen in unsere Anzüge und Ausrüstung. Die frühlingshaften Temperaturen lassen uns nach langer Zeit wieder einmal schwitzen. Und ab geht’s ins Wasser. Das eine Ende eines 30 Meter langen Seils ist schnell an einem Baum befestigt. Wir tauchen nach einem Check mit dem anderen Ende unter das Eis. An einer vereinbarten und markanten Stelle sichern wir das Seil mit einem Anker in einer Tiefe von 6 Metern am Grund des Sees. Hier werden wir auch unseren letzten Dekostopp absolvieren.

Nach einem letzten Bubblecheck geht es hinab zu einem historischen Zeitzeugen, dem Kaffenkahn am Dornbusch, vorbei an der kleinen Mergelkante auf 21 Meter, einer beliebten Gaswechsel-Station. Nach wenigen Minuten leuchtet die mahagoniefarbende Bugkaffe im Schein unserer Tanklampen. Geduldig warten Fluss– und Kaulbarsche im Schutz des Unterwasser-Denkmals auf den Frühling.

Winterruhe am Kaffenkahn

Im Inneren des Kaffenkahns werden wir von einer ausgewachsenen Quappe begrüßt. Sie ruht entspannt auf ihren kehlständigen Bauchflossen. Dieser Süßwasserdorsch mit seiner marmorierten Haut ist immer wieder toll anzuschauen. Über Maststuhl und Mast bewegen wir uns fliegend zur Kajüte. Der mittelgroße Waller döst gut versteckt und zieht nach einem Foto von dannen. Taucher und Licht ist nicht unbedingt sein Ding. Das große Ruder am Heck auf 36 Metern beeindruckt mich stets aufs Neue. Hier sehe ich in meinem Kopf den Steuermann stehen, wie er den vollbeladenen Lastensegler über den wundervollen Werbellinsee führt. Zeitzeugen. Und ich wünsche mir, dass diese stets mit dem erforderlichen Respekt behandelt werden und uns noch lange erhalten bleiben.

Quappe, Aalrutte, Trüsche im Tauchrevier

Ich weiß nicht, wie oft ich hier bereits war. Und dennoch wird es niemals langweilig. Die Uhr tickt unentwegt. Unsere Gewebe haben sich schon gut aufgeladen. Wir beginnen den Aufstieg und arbeiten unseren Dekoplan ab. Einer Punktlandung gleich erreichen wir unseren Anker. Nachdem die letzte Minute des letzten Dekostopps veratmet ist, begeben wir uns direkt unter das Eis. Die Sonne scheint durch die Kristalle und die Atemluft rollt wie Quecksilber zum höchsten Punkt. Bäuchlings rutschen wir wie kleine Kinder auf dem Eis entlang. Was für ein Spaß.  Leider ist das mitgeführte Gas nicht endlos, wie mein Tauchlehrer schon zu sagen pflegte, und so hat auch dieser Spaß ein Ende.

Eistauchen im Werbellinsee

Anker und Seil einsammelnd arbeiten wir uns zum Ausstieg vor und genießen an der Oberfläche noch einmal den faszinierenden Blick über den zugefrorenen Werbellinsee. Eistauchen im Werbellinsee, einfach wunderbar. Dank meinen Buddies Helmut und Heiko.

Eistauchen. Schon mal erlebt?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Quappe, Aalrutte, Trüsche

Quappe, Aalrutte, Trüsche (Lota Lota)

Quappe (Lota lota) ein Fisch mit vielen Namen. Regional unterschiedlich wird dieser Knochenfisch Aalrutte, Ruppe, Aalquappe, Trüsche oder Quapaal genannt. Er ist der alleinige Verteter der Dorschartigen im Süßwasser.

Seine marmorisierte Haut gibt dem Räuber ein wunderschönes Aussehen. Die Quappe mag es kühl und lebt daher eher in den tieferen Bereichen unserer einheimischen Gewässer. Bisher konnte ich den Fisch mit seiner markanten Bartel am Unterkiefer auf meinen Tauchgängen im Werbellinsee (Brandenburg), Starnberger See (Bayern), Bodensee (Baden-Württemberg), Zansen (Mecklenburg-Vorpommern) und Straussee (Brandenburg) begegnen.

Als leckerer Speisefisch wurde im ziemlich zugesetzt. In 2002 als Fisch des Jahres gewählt, ist er heute in einigen Gebieten geschützt.

Quappe, Aalrutte, Trüsche, Ruppe, Quapaal

Am Boden lebend, in Höhlen und Verstecken ruhend, ist die Quappe ein nachtaktiver Jäger. In seinen 10-12 Lebensjahren kann der Fisch eine stattliche Länge von über einem Meter erreichen. Selbst beobachtete ich allerdings Exemplare von etwa 30-70 cm. Ein weiteres Merkmal dieses langgestreckten Fisches, sind die kehlständigen Bauchflossen, die vor den Brustflossen angeordnet sind.

Tauchen mit Quappen, Aalrutten und Trüschen

Mit 3-4 Jahren werden diese wunderschönen Fische geschlechtsreif. Der Winter mit seinen kühleren Wassertemperaturen ist die aktivere Zeit der Tiere, so verwundert es nicht, dass die Laichzeit in die Monate November bis März fällt. Zur Paarung und dem Ablaichen ziehen die Fische in flachere Gewässer. In sich balgenden Gruppen werden Eier und Sperma in das Sand/Kiesbett abgegeben. Nach bis zu zehn Wochen schlüpfen aus den Eiern die Larven der Quappen. (Quelle: Wikipedia)

Wo habt ihr diesen beeindruckenden Fisch im Tauchrevier Deutschland beobachten können?

Beobachtungen von Quappe, Aalrutte und Trüsche

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Categories: FloraFauna

2016 Tauchen im Tollensesee

03.07.2016, Tollensesee (Mecklenburg-Vorpommern)

Vor gut zwei Jahren tauchte ich im Tollensesee, einem Gletscherzungensee der Mecklenburger Seenplatte im südlichen Mecklenburg-Vorpommern. Damals allerdings stand der letzte Ausbildungstag meines GUE Fundamental Kurses im Fokus. Heute schenken wir die volle Aufmerksamkeit dem wunderschönen See im Tauchrevier Deutschland.

Der Tollensesee ist mit einer Ausdehung von 10 x 2,4 km kein kleiner See, mit einer Maximaltiefe von 34 m gar ein mächtiger Wasserkörper. Sein Wasserspiegel liegt oberhalb des Meeresspiegel, was die Wissenschaft Kryptodepression nennt. Im Norden entwässert sich der Tollensesee über den Oberbach und die Tollense, im Süden befinden sich mehrere kleine Zuläufe.

Tauchen im Tollensesee

Den Slawen verdankt der See seinen Namen.  „Dolenzia“ steht für Talniederung. Im Süden des Sees vermutet man das Zentralheiligtum der Slawen, die Rethra, ein slawische Tempelburg. Sein eigentlicher Bekanntheitsgrad jedoch ist auf die Torpedo-Versuchsanstalt zurückzuführen, die die Nazis 1942 errichteten, um die Trefferquote der Torpedos zu erhöhen. Später wurde die Anlage gesprengt. Zurückblieben ein Trümmerfeld der Abschussrampen, zwei Beobachtungsplattformen und etliche Torpedos, die bis heute viele Taucher anlocken, so auch uns.

Die interessanten Tauchplätze erreicht man am besten mit dem Boot oder mit viel Gas, Ausdauer und einem Scooter. Aus diesem Grunde haben wir uns bei den Tauchern vom Tauchclub Tollensee Neubrandenburg an der Nordspitze des Sees angemeldet, die Ausfahrten für Gäste anbieten. Treffpunkt 09:00 Uhr am Vereinshaus. Wir sind pünktlich, werden erwartet und freundlich begrüßt. Der Verein hat sich auf dem Gelände des Sportclubs Neubrandenburg (SCN) eingemietet und unterhält eine tadellose Infrastruktur. Werkstatt, Kompressor, Klubraum, Bootshaus, Dachterrasse und Grillplatz sprechen für ein intaktes Vereinsleben. Zwei hervorragende Boote nennt der Verein ihr Eigen und bringt Mitglieder und Gäste sicher an ihre Tauchziele. Besonders freute mich, dass auf den Vereinstauchkisten Aufkleber von „Tauchrevier Deutschland“ leuchten. So muss es sein.

Tauchclub Tollensesee Neubrandenburg

Unseren ersten Tauchgang wollen wir an der Plattform 2 auf 25 m durchführen. Mehrere Torpedos und die alte Beobachtungsplattform gilt es zu erkunden. Nach einem kurzen Briefing vom Bootsführer Lars beluden wir die Boote und warfen unsere Anzüge über. Gemeinsam mit einigen Vereinsmitgliedern fuhren wir mit zwei Booten über den Oberbach, durch das „Blaue Wunder“ auf den Tollensesee zu unserem Ankerplatz im nördlichen Teil des Sees. Leichter Wind kräuselt das Wasser und spiegelt den wolkenbespikten, blauen Himmel. Nach wenigen Minuten signalisiert das GPS unseren Zielpunkt. Der Anker ist geworfen und das zweite Boot festgemacht. Die Geräte werden geschultert und einer nach dem anderen platscht rücklings in den See.

Tauchgang im Tollensesee Plattform II

Check. In zwei Gruppen wird am Ankerseil hinab getaucht. Das Wasser ist grün und bis 20 m die Sicht ganz OK. Doch das soll sich mit einem weiteren Meter schlagartig ändern. Braune Brühe. Nichts ist mehr zu erkennen. Gerade mal der Schein der Lampen, wenn sie dich anleuchten. Unsere Vierergruppe trennt sich in zwei Buddyteams. Unmöglich eine Gruppe bei dieser Unsicht zusammenzuhalten. Das braun geschwängerte Wasser geht fließend in den modrigen Grund über.  Zeitweise habe ich das Gefühl, dass ich bereits im Schlick tauche. Schön, dass ich meine große Kamera mit mir führe.  Wir steigen ein wenig auf und dann wieder ab. Es wird nicht besser. Nach 20 min brechen wir ab und entscheiden uns für einen Freiwasseraufstieg. Wie sich an der Wasseroberfläche zeigen soll, erging es den anderen Tauchern nicht besser, saßen sie sogar bereits im Boot. Von den alten Hasen aus dem Norden, die den Tollensesee wie ihre Westentasche kennen, lasse ich mir bestätigen, dass die Sichtweiten nicht vorhanden waren. Auch wenn wir die TVA nicht erkunden konnten, so sind derartige Tauchgänge für mich persönlich immer wieder wichtige Erfahrungen in meiner Taucherlaufbahn. Nachdem alle an Bord sind, geht’s zurück zum Vereinshafen.

Unterwegs in der Torpedo-Versuchsanlage

Wir waren uns einig, dass die Bedingungen an der zweiten Plattform auf ähnlicher Tiefe nicht besser sein können.  Lars und Hartmut vom Verein empfehlen uns die Tauchplätze 9/10/11.  Hier sind auf einer Gesamtlänge von 300 m drei Wracks und ein aufrecht stehender Torpedo anzutreffen. Alle Objekte sind verleint, so dass wir also unabhängig von den Sichtweiten auf jeden Fall unsere Ziele treffen. Nach einer angemessenen Oberflächenpause sitzen wir wieder im Boot und fahren hinaus auf den wundervollen See. Die Sonne lacht. Das Wetter ist herrlich. Was sich allerdings wohl auch sehr schnell ändern kann.

Quappe, Aalrutte, Trüsche

Check. Wir lassen uns ins Wasser fallen und sinken entlang der Bojenleine auf 20 m Tiefe und treffen auf das erste Objekt, ein Arbeitswrack des THW. Wir schauen uns ein wenig um, finden die Leine und lassen uns von ihr zum zweiten kleinen Bootswrack führen. Die Wracks sind von Muscheln bewachsen und bieten Unterstand für kleine Schwebgarnelen. Nach einer längeren Strecke entlang der von Polypen bevölkerten Leine treffen wir auf eine Bordwand mit dem Schriftzug „Rosetta“, ein etwas größeres Kajütwrack vor dem Torpedo. Quappen sollen es für sich erobert haben. Mein Buddy wird dann auch schnell fündig. Für mich sind das mit ihrer marmorisierten Haut wunderhübsche Tiere.

Wracks und Torpedo im Tollensesee

Das letzte Wegstück führt uns auf eine Tiefe von 11 m und zu dem einzig senkrecht stehenden Torpedo. Der feste Muschelboden lässt das zigarrenförmige Geschoß mit dem Leitwerk nur wenig eindringen. So kann man diesen Zeitzeugen in seiner ganzen Prächtigkeit bestaunen. Gut 5 m lang, mit Muscheln und Schwämmen bewachsen, steht der Torpedo vor uns. Wir scannen das Teil von allen Seiten und beschließen, noch einmal zurück zur Rosetta zu tauchen. Nach einer guten Stunde beginnen wir den Aufstieg und erreichen bei bestem Sonnenschein die Wasseroberfläche.

Wir werden von den Bootsführern bereits erwartet, blicken allerdings nicht in sonnige Gesichter. Pudelnass berichten sie von einer schwarzen Wolke, die sich erbarmungslos über den See und alle darauf befindlichen Boote ergoss. Dem zodiacähnlichen Schlauboot fehlt ein Dach. Klare Sache. Schnellstens ging es ins Trockene als wir uns wieder alle an Bord befanden.

Mit einem Dekobier ließen wir den schönen Tauchausflug ausklingen. Ein großes Dankeschön an Lars, Hartmut und die anderen Mitglieder vom Tauchclub Tollensesee. Wir fühlten uns bestens umsorgt und kommen ganz sicher wieder. Dank auch an meine Buddies Heiko und Helmut.

Kennt Ihr die TVA?

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Categories: _Mecklenburg-Vorpommern, UnterWasser

2016 Tauchen im Straussee

23.04.2016, Straussee (Brandenburg)

Geplant war ein Tauchgang im „Gützer Berg“ bei Halle (Saale), dem Haussee des Tauchsportclubs „Delphin Halle“. Allerdings okkupierte die Hallenser Polizei das Gewässer zu Übungszwecken, so dass ich das Gewässer mied und meinem Buddy Fred absagen musste. Den alten Porphyr-Steinbruch kenne ich noch nicht, werde also ganz sicher dort vorbei schauen.

Kurzerhand entschied ich mich für einen „Kamera-Trainingstauchgang“ im Straussee bei den 1A-Tauchern. Das Wetter bewölkt mit Auflockerungen. Am Ende lugte gar die Sonne hervor, dennoch war es kühl. Wie sich jedoch zeigen sollte, sind die Sichtweiten des Sees derzeit nicht unbedingt ideal für UW-Fotografie, schätze sie auf einen guten Meter.

Angekommen wurde ich vom Basischef und Freund Jürgen freundlich begrüßt. Wir wechselten wenige Worte und ich begann meine Ausrüstung vorzubereiten. Mit einem weiteren Taucher teilte ich mir die reichlich vorhandenen Rödelbänke. Allerdings dauerte es nicht lange und zwei weitere gute Bekannte trafen ein. Jens und Tina verbringen die meiste Zeit unter Wasser und am liebsten im Tauchrevier Deutschland. Neuigkeiten und Blödeleien sind schnell ausgetauscht und ich schlüpfe in meine Tauchklamotten.

Kleine Flussbarsche und Laich

Endlich im Wasser. Ich kann davon nicht genug bekommen. Check und ich tauche ein in eine mir mittlerweile gut vertraute Unterwasserwelt. Die Sichtweiten sind wie bereits erwähnt nicht sehr berauschend. Ich entscheide mich für einen Besuch der Taucherglocke und der Segeljolle. Vielleicht ist die Sicht dort unten besser. Schwärme von Flussbarschen und Weißfischen schießen aufgeregt durch das grüne Wasser. Der Grund ist schnell ausgemacht. Ausgewachsene Flussbarsche versuchen ihre Mägen zu füllen.

Vorbei an Laichketten der Flussbarsche tauche ich hinab zur Taucherglocke. Zu meinem Bedauern verbessert sich die Sicht allerdings nicht. An der Taucherglocke übe ich mich ein wenig im Fotografieren mit den Blitzen. Die Steuerung überlasse ich der Intelligenz der Systeme (Through The Lense TTL). Die Stellung der Blitze hat einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg. Aber da erzähle ich sicher nichts Neues. Zum Glück ist die Taucherglocke geduldig und hält still. Mit dem einen und anderen Bild bin ich unter diesen Umständen recht zufrieden.

Taucherglocke und Segeljolle

An der Segeljolle „Knackfuß“ wartet bereits ein weiteres Fotomodell auf mich. Ein Kaulbarsch ruht auf dem  Heck des Bootes. Die aufgestellte Rückenflosse heißt mich herzlich willkommen. Der kleine Kerl lässt geduldig meine Knipserei über sich ergehen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Angelockt vom Licht taucht mit einmal eine kleine Quappe auf. Sie lässt sich allerdings nur sehr kurz blicken und verschwindet sichtlich genervt unter dem Bodenbrett im Bootsinneren.

Kaulbarsch im Straussee

Ich kehre um und nehme direkten Kurs auf den Strahlenbaum. Kleine Krebse liegen im Schlamm. Als ich wieder in Ufernähe bin, treffe ich auf reichlich Kleinfisch, Futter für die Großen. Allerdings sehe ich die Jäger erst, als ich sie mit der Maske beinah an stupse. Etwas bessere Sicht wäre schon gut. Posieren für die Kamera lassen deren Hunger und der damit einhergehende Jagdtrieb gerade nicht zu. Wow, bin bereits 80 min im Wasser, die Zeit fliegt. Ich mache mich auf den Rückweg. Schön war’s alle mal auch ohne tolle Sicht.

An Land wird noch ein wenig geschnackt, Pläne geschmiedet und eingepackt.  Die Flaschen sind gefüllt. Auf zu neuen Ufern. Tauchen im Tauchrevier Deutschland.

Tauchen im Straussee

Wer kennt den Straussee nicht

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Werbellinsee XVI

29.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Ein sonniger Wintertag kurz vor dem Jahresende lockt’s mich noch einmal an den herrlichen Werbellinsee nördlich von Berlin. Es waren aber auch die freudigen Erzählungen von Waller-, Quappen- und Garnelensichtungen guter Tauchfreunde, die mich motivierten, das Auto heute zu beladen. Mit Silvana und Andre verbinden mich die Leidenschaft am Tauchen in unseren einheimischen Seen, sowie die Freude am Entdecken großer und kleiner Dinge der bezaubernden Unterwasserwelt.

Werbellinsee – Einstieg „Altes Hotel“

Mein Blog „Tauchrevier Deutschland“ ermöglicht mir Begegnungen mit tollen Menschen. Das freut mich. Und so verwundert es nicht, dass ich mich heute mit Fred am Ufer des Werbellinsees treffe. Für unseren Tauchgang wählten wir den Einstieg „Altes Hotel“ am Nordostufer. Zu unserem kurzen Taucherklön vor dem Tauchgang gesellten sich Heiko und Helmut, die heute die Puddingberge weiter südlich erkunden wollen.

Auch wenn wir uns gemeinsam am See verabredeten, beschließen wir, dass jeder für sich den See erkundet. Bevor wir eintauchen, lasse ich Fred wissen, was ihn hier unter Wasser alles erwartet. Linker Hand befinden sich auf einer Tiefenlinie von 6m und 12m die Wracks kleiner Motorboote, die gern als Unterstand von Flussbarschen und anderer Bewohner angenommen werden. Der Uferbereich ist eingefasst von artenreichen Unterwasserpflanzen, Lebensraum vieler Schnecken und Zooplankton.

Kajütboot Wracks

Wir sind angerödelt und steigen ein. Das klare Wasser am Ufer macht Lust auf mehr. Wie immer ein Check und dann geht es hinab in Neptuns Welt, eine wundervolle Unterwasserwelt. Das Wasser ist herrlich. Die Sichtweiten unendlich.

Ich tauche über einen breiten Gürtel von Armleuchteralgen, die von endlosen Ohrschlammschnecken beweidet werden. Es folgen Wiesen von Wasserpest, Tausendblatt, Hahnenfuß und vielen anderen Makrophyten. Der Werbellinsee ist ein lebendiger See. Auf der Tiefenlinie von 6m folge ich dem Uferverlauf und stoße nach wenigen Minuten auf das erste Wrack. Bei diesen Sichtweiten ist es schon von weitem gut zu erkennen, ein kleines Kajütboot. Das Boot liegt leicht auf der Steuerbordseite und schafft somit einen Spalt zwischen Kiel und Grund auf der Backbordseite. Dieser schmale Unterschlupf dient Flussbarschen als Winterruheplatz. Weit im hinteren sehe den Kopf eines Aales. Rosa Schwebgarnelen tanzen in jeder kleinen Ritze. Sie tanzen und wuseln unentwegt und erinnern mich sofort an den „Hummelflug“. Der Raum im Heck des Bootes gehört allein ihnen, wenn man von dem Geocache Depot absieht. Flusskrebse patrouillieren wie Wächter um das Boot. Ich nehme mir die Zeit für Beobachtungen. Entdecke im Inneren den Kopf einer kleinen Quappe. Kein Spalt, keine Ritze und kein Raum bleiben ungenutzt.

Schwebgarnele im Werbellinsee

„Garnelenflug“ im Werbellinsee

Nach gut 45 min mache ich mich auf dem Weg Richtung Osten zum zweiten Wrack. Auch dieses gibt der See dank der guten Sichtweiten frühzeitig frei. Die Kajüte ist belegt und gehört eindeutig den Flussbarschen. Es ist still, es ist friedlich. Nach ein paar Runden kehre ich um und besuche noch einmal das erste Wrack. Hier treffe ich auf Fred.

Heizweste und P-Valve machen das winterliche Tauchen beinah grenzenlos. Nach 90 min entscheide ich mich dennoch für den Rückweg. Ohrschlammschnecken und Teichpflaumen (Cyanobakterien) inmitten des Ufergrüns lassen mich noch einmal kurz innehalten.

Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Deutschland ist einfach wundervoll.

Unterwasserimpressionen – Werbellinsee

Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Werbellinsee XV

13.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Sonntag, 06:00 Uhr, der Wecker klingelt. Es gibt Momente, da stelle ich mein Hobby in Frage. Zu mindestens um diese Uhrzeit. Aber auch nur ganz kurz. Wie oft wurde mein frühes Aufstehen und Eintauchen belohnt. So wird’s auch sicher dieses Mal sein. Also raus aus den Federn.

Um 08:00 sind wir am Wasser verabredet. Ich erreiche mein Ziel, den herrlichen Werbellinsee. Die Sonne schläft noch. Ich genieße den Anblick. Das frühe Aufstehen ist bereits vergessen. Herr Biber war emsig die ganze Nacht. 5-6 Buchen bekamen seinen Hunger und seine scharfen Zähne zu spüren. Ein Baum ist bereits ins Wasser gefallen. Den Jungfischen und Lauerjägern wird’s gefallen. Meine Tauchbuddies erscheinen.

Fraßspuren des einheimischen Bibers

Ein kurzes Hallo, Briefung und schon steigen wir in den Werbellinsee. Andere Taucher werden sicher nicht lange auf sich warten lassen. Auf geht’s zum Waller. Wird er sein Winterquartier bereits bezogen haben? Wir erreichen den Bug des Kaffenkahns auf 26 m. Viele Fluss- und Kaulbarsche weilen hier und warten auf den Frühling. Wir arbeiten uns vor zur Kajüte am Heck auf einer Tiefe von 36 m. Licht aus! Wir wollen den Herren des Hauses nicht verschrecken. Waller sehen schlecht, hören und riechen aber verdammt gut. Wir sind also lange schon bemerkt. Angekommen quillt bereits eine Staubwolke aus der Kajüte. Mit 2-3 Schwanzschlägen gibt er uns deutlich zu verstehen, dass wir nicht erwünscht sind. Er ist also da. Wir ziehen weiter.

Kaffenkahnwrack am Dornbusch

Nach wenigen Minuten erreichen wir eine Plattform auf 40 m. Hier wachen „die Schöne und das Biest“. Die Sicht ist sehr gut. Das Gold der hübschen Dame glänzt im Lampenschein. Unsere Nullzeit ist längst abgelaufen und die Dekouhr tickert. Nachdem wir uns ein wenig umgesehen haben, tauchen wir noch einmal zum Wrack. Jetzt haben wir etwas mehr Glück. Kurzzeitig zeigt sich uns der mächtige Wels. Seine Geduld ist jedoch nur von kurzer Dauer, kürzer als die Auslösezeit meiner Kamera. Irgendwann bekomme ich ein schönes Bild von dem Kerl.

Wächter der Plattform am Dornbusch

Wir signalisieren den Aufstieg und tauchen wie abgesprochen zur Mergelwand. Hier auf 20 m haben sich Quappen in den Verstecken zurückgezogen. Schwebgarnelen wuseln in den kleinen Löchern. Ich war schon oft hier und finde es immer noch wunderschön.

30 min verbringen wir auf den unterschiedlichen Dekostopps. Dabei treffen wir auf viele Spuren unseres einheimischen Bibers. Kot führt uns zu einer kleinen Höhle, die vollgestopft mit frischen Ästen ist. Der Eingang zur Biberburg? Die Kälte ist nicht zu unterschätzen. Freue mich schon auf den Einsatz meiner neuen Heizweste. Wir tauchen auf. Der Parkplatz hat sich mittlerweile gut gefüllt, wie erwartet. Der frühe Vogel …

Ein heißer Tee bringt uns schnell wieder auf Betriebstemperatur. Schön war’s im Tauchrevier Deutschland.

Tauchen im Werbellinsee, Brandenburg

Schon mal hier gewesen?

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2015 Bodensee

13.08.2015, Bodensee (Baden-Württemberg)

Tauchrevier Deutschland meets Tipps-für-Taucher. Gemeinsam mit Stefan im Tauchrevier Baden-Württemberg unterwegs. Nachdem wir im Raum Karslruhe einige Baggerseen (Büchenau, Brecht, Streiköpfle) betauchten, der Baggersee Epple in Reutlingen keine Lust auf uns hatte (Cyanobakterien-Invasion) treffen wir uns heute am Bodensee in Überlingen, dem Überlinger See. Überlingen ist ein hübsches Touristen-Städtchen im Nordwesten des Bodensees Obersee.

Fast zeitgleich erreichten wir den vereinbarten Treffpunkt „Campingplatz“ im Westen von Überlingen. Stefan kennt das Revier und empfiehlt für unseren ersten Tauchgang den Einstieg „Baugraf“. Namensgebend ist wohl ein ehemaliger Baustoffhändler, von dem allerdings bis auf einen großen Parkplatz nichts mehr vorhanden ist. Die Bade- und Tauchstellen sind für Notrufe durchnummeriert. Wir befinden uns am Standort 18. Heute ist Donnerstag, trotz Feriengäste haben wir reichlich Platz auf dem kostenpflichtigen Parkplatz. Wir stellen unsere Autos ab, queren die Straße und schauen uns ein wenig um. Unser Einstieg befindet sich direkt neben dem Taucherplätzle des Überlinger Tauchvereins.

Taucheinstieg „Baugraf“

Eine senkrechte Leiter mit 20 Stufen führt die Steilkante hinab zum Wasser. Der Tauchplatz ist bekannt und gleichermaßen beliebt für seine Steilwand, die nach 15m vom Ufer steil hinab bis auf 30m fällt. Die Kante, einem Riffdach gleich, ist von hier oben gut zu erkennen. Aufsteigende Luftblasen lassen uns wissen, dass wir nicht die ersten Taucher am heutigen Tag sein werden. Wir haben jetzt richtig Lust auf’s Tauchen.

Wir schmeißen uns bei 30+ Grad in die warmen Klamotten und trotten zum Einstieg. Die Bodensee-Gewässerordnung verlangt eine Alpha-Taucherflagge am Einstieg. Sie ist schnell gesetzt. Hinab geht’s die 20 Stufen und dann hinein ins kühle Nass. Check. Wir tauchen ab.

Wir erreichen die Kante und uns erwartet eine beinah senkrechte Felswand. Die Sicht ist noch trüb. Das wird sich aber schnell ändern. Ab einer Tiefe von 15m reißt sie auf und auf 20-30m ist das Wasser des Bodensees glasklar und mit 6-7 Grad auch wunderbar erfrischend. Die Wand ist stark bewachsen mit Dreikantmuscheln und voller Leben. Oberhalb treffen wir viele Dreistachlige Stichlinge metallgrün schillernd an. Der tiefere Bereich ist ganz klar das Revier der Aalquappen. Hier in Baden-Württemberg sagt man wohl Trüschen zu diesen wunderschönen Dorschartigen. In Spalten und Überhängen der Wand liegen sie und warten auf die Nacht, um auf Jagd zu gehen. Sie sind reichlich anzutreffen. Es ist herrlich, an dieser Steilwand vorbei zu fliegen. Wir genießen es. Doch alles hat ein Ende. Und so beenden wir nach einer guten Stunde unseren ersten Tauchgang im Bodensee.

Quappe, Aalrutte, Trüsche, Kaulbarsch und Groppe.

Wir stärken uns im kleinen Lokal des Campingplatzes mit einem kräftigen Wurstsalat. Der Campingplatz mit seinem eigenen Taucheinstieg und einer Selbstfüllanlage ist von Tauchern aus allen Ecken des Landes gut besucht. Wir überlegen den Einstieg für unseren zweiten Tauchgang. Liebesinsel? OK. Wir fahren hin. Parkplätze sind nur noch in der dritten Reihe hinter den Bahngleisen frei. Die Liebesinsel, eine kleine Landzunge mit schattenspendenden Bäumen bewachsen, ist von Sonnenanbetern gut besucht. In voller Ausrüstung durch den halben Ort bei über 30 Grad, um dann vorsichtig zwischen den Badegästen abzutauchen? Nee. Da waren wir an der Steilwand sehr gut aufgehoben. Wir entscheiden uns also für einen zweiten Tauchgang am Baugraf.

Und auch dieser Tauchgang an der Wand, diesmal in die andere Richtung, ist eine wahre Freude. Durch ihre Bewegungen werde ich auf kleine Fische, die an der Wand zu kleben scheinen, aufmerksam. Sie erinnern mich an Skorpionfische. Im Bodensee? Oder sind es Grundeln? Vielleicht könnt ihr mal schauen und mir einen Tipp geben. Der Größenvergleich zu den Dreikantmuscheln macht deutlich, wie klein diese Bewohner sind. Daumengroß. (Update: Dank Euch weiß ich nun, dass es sich bei dem kleinen Bewohner im Bodensee um eine Groppe handelt.)

Tauchen im Bodensee, Überlinger See

Nach diesen schönen Tauchgängen im Bodensee fahren wir ins „Rote Haus“, unserer heutigen Herberge, und lassen den Tag an der Promenade mit Blick über den Bodensee bei Dekobier und Gelati ausklingen. Ein schöner Tag.

Schon mal getaucht im Bodensee?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Baden_Württemberg, UnterWasser

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

buddy [at] tauchrevierdeutschland.de