Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2017 Tauchen im Westbruch

12.04.2017, Westbruch (Sachsen)

Sachsen ist definitiv das Tauchrevier der gefluteten Steinbrüche. Unzählige, ehemalige Abbaustellen von Granit, Porphyr und Schiefer sind heute ideale Tummelplätze für Sport- und technische Taucher. Das Oberflächenwasser sammelt sich in dem gehauenen Stein und schafft einzigartige Landschaften und Lebensräume. Das tiefe Blau wartet nur darauf, erkundet zu werden.



Östlich von Leipzig hauten Bergleute Granitporphyr magmatischen Ursprungs aus dem Kohlenberg bei Beucha. Mit Aufgabe der Betriebsstätte holte sich die Natur zurück, was ihr gehört. Der sogenannte Westbruch ist heute ein weithin bekanntes Tauchrevier. Seit vielen Jahren betreibt Uwe Seidel die Tauchschule „Taucherparadies Sachsen“ in Brandis und ist Hausherr dieses idyllischen Kleinods. Ein Tauchgang steht schon lange auf meiner To-Dive-Liste.

Tauchen im Westbruch

Heute nun ist es soweit, ausgerechnet an einem Mittwoch, dem einzigen Ruhetag. Doch Uwe zögert nicht lange und sagt: „Kommt vorbei, ich bin da.“. Die Autobahninfrastruktur ist mittlerweile so gut ausgebaut,  A10-A9-A14-Abfahrt Naunhof und man fällt beinah ins Wasser. Nach gut 2 Stunden stehe ich an der mit einer Kette gesicherten Zufahrt zum Westbruch, auch Steinbruch Waldsteinberg genannt. Ich muss unbedingt einen ersten Blick wagen, bevor ich zu Uwe fahre. Nach nur wenigen Schritten stehe ich im Kessel am Ufer eines wunderbaren, einladenden Steinbruchsees. Die nackten, steilen Wände fallen in klares, blaues Wasser. Der Blick nach oben zeigt den Waldsaum und einen verhangenen, grauen Himmel. Ich freue mich auf den Tauchgang.

Steinbruch Waldsteinberg, Westbruch

Nur zwei Nebenstraßen weiter betreibt Uwe seine Tauchschule und –shop. Er heißt mich willkommen und führt mich in sein Reich. Mehrere Räume, gut gefüllt und sortiert mit Tauchequipment aller Art zeugen von einem langjährigen und erfahrenen Tauchbetrieb. Das Check-In ist schnell erledigt. Uwe nimmt sich ein wenig Zeit und erklärt mir anhand alter Fotos die Gegebenheiten des Steinbruchs während in HD-Qualität an der Wand ein großer Waller im Unterwasserwald seine Runden dreht. Ich muss dort jetzt hin.

Reste des Unterwasserwaldes

Zurück am Steinbruch nehme ich meinen Buddy in Empfang. Gut 190x120x20 Meter Wasserkörper gehören für den heutigen Tag uns allein. Das Leben ist schön. Lange schnacken ist nicht, wir wollen beide nur noch ins Wasser. Rödel, rödel, check und Platsch. Kaum den Kopf unter Wasser werden wir von einem Rudel Wasserscheine begrüßt. Sechs Spiegelkarpfen sehen nicht ihre ersten Taucher und sind regelrecht tiefenentspannt. Wir beginnen unseren Kurs linker Hand, so wie von Uwe empfohlen.

Spiegelkarpfen im Westbruch

Der Westbruch hat eine Tiefe von etwa 20 Metern, ein ehemals bewaldeter Absatz auf einer Tiefenlinie von 6-7 Metern zieht sich beinah um den ganzen See und ist wohl der meist betauchte Bereich im Bruch. Nach nur wenigen Flossenschlägen erscheint uns ein Taucherspielplatz. Telefonzelle, Porzellanschwein, Kunstfische, Hochbett und allerlei Klimbim dienen der Belustigung unter Wasser. Ich kann diesen Dingen immer noch nicht viel abgewinnen. Hat der Westbruch, wie sich zeigen soll, doch so viel „natürliche“ Formationen und Attraktionen zu bieten. Einen Ausbildungs- und Tarierparkour könnt‘ ich noch verstehen.

Taucherspielplatz im Westbruch

Wir tauchen weiter und erreichen die Reste des alten Wald- und Buschwerkes. Es macht Spaß hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Immer mal einen Blick nach oben wagen, schadete noch nie. Und tatsächlich. An einem Felsvorsprung hinter einem toten Baum leuchten vier Kois. Das rot-weiße Schuppenkleid scheint gegenüber dem schlecht sehenden Wels kein Nachteil zu sein. Auch diese Karpfenfische sind an Taucher gewöhnt und verlassen den schützenden Bereich nur ungern. Immer wieder scanne ich den Grund, schaue zwischen den Gehölzen. Irgendwo muss doch der Herrscher des Steinbruches seine Ruhestatt haben. Fehlanzeige. Doch was ist das? Zwischen toten Kieferstämmen liegt ein kapitaler Hecht und döst. Er hat mich längst gesehen und  gehört. Die Kamera im Anschlag nähere ich mich ihm. Er bleibt entspannt. Gefahr geht von den schwarzen Blasenmachern nicht aus. Doch kein Wels in Sicht.

Weiss-rote Kois

Ab und an machen wir einen Abstecher in die Tiefe. Wir übertauchen die Abbruchkante und lassen uns auf 20 Meter sacken. Restlicht bis zum Grund des Westbruches. Gebrochener Fels und rostendes Eisen erscheinen vor den Masken. Der Kompass zeigt bereits die Kehrtwende an. Wir steigen höher und folgen dem Absatz. Ein Boot mit Besatzung, Motor und Flagge liegt auf der Klippe und droht abzustürzen. Fadenalgen hängen wie Vorhänge an der steilen Wand. Die letzten Erdkröten-Männchen erklimmen den nackten Fels zurück ans Licht. Und die ersten Flussbarsche setzen kunstvoll ihren Laich im Geäst der toten Bäume ab.

Der Westbruch unter Wasser

Eine Öffnung in einer geschichteten Wand zeigt uns den Einstieg, das Ende der Umrundung an. Dieser befindet sich nämlich direkt über der Pulverkammer des alten Steinbruches. Gut 100 Minuten unterwegs und noch keine Lust zum Aufstieg. Vorbei an den wühlenden Karpfen tauchen wir noch einmal hinein in das Wäldchen, der Wels muss doch irgendwo sein. Diesmal bleibt er der Gewinner. Diesmal.

Nach gut drei Stunden und schweren Herzens entsteigen wir dann doch dem sächsischen Nass. Ein schöner Tauchgang. Der Westbruch verdient es, noch einmal besucht zu werden. Schnell zu Uwe den Schlüssel abgegeben und dann mit vielen, neuen Eindrücken heimwärts. Ein wundervoller Tag im Tauchrevier Deutschland

Unterwegs im Westbruch

Wer kennt diesen Steinbruch?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2017 Steinbruch Hohenerxleben

28.03.2017, Steinbruch Hohenerxleben (Sachsen-Anhalt)

Nicht nur die Natur bietet uns Tauchern ein reiches Angebot an Tauchgewässern. Zahllose Hinterlassenschaften menschlichen Schaffens und Streben haben sich über die Jahre zu regelrechten Tauchparadiesen entwickelt. Kiesgruben, Tagebaue und Bergwerke, gefüllt mit klarem Wasser und einer prächtigen Unterwasser Flora und Fauna laden zum Verweilen ein.

Eines dieser alten Relikte ist der Kalksteinbruch in Hohenerxleben, der das ehemalige Kalksteinwerk mit Wellenkalk zur Produktion von Baustoffen beschickte. Doch das ist längst Geschichte. Die Pumpen zur Entwässerung des Bruches stehen lange still. Die Natur schließt langsam und leise eine weitere tiefe Wunde.

Tauchen im Steinbruch Hohenerxleben

Der Frühling hat erst wenige Tage das Zepter in die Hand genommen und demonstriert eindrucksvoll seine unbändige Kraft. Im Schein der Sonne öffnet sich ein Meer aus Blüten wilder Kirschen. Knospen platzen regelrecht und geben das zarte Grün des ersten Blattwerkes frei. Wir schauen glückseelig in den Kessel auf das schimmernde Blau. Ein Rotmilan zieht seine Kreise. Es ist wundervoll.

Die alte Werksstraße führt uns zu Fuß gut 200 Meter hinab in den Steinbruch. Wir stehen am Rand der unteren Sohle und bestaunen das klare Wasser. Am Grund erstreckt sich ein flächendeckender Leuchteralgenteppich. Sonnenbadende Döbel ruhen unter der Wasseroberfläche. Die wassergefüllte Sohle ist mit 120 x 100 Metern im Ausmaß durchaus überschaubar. Aus Erzählungen weiß ich, dass das höher liegende Mundloch in der angrenzenden Steilwand zu Hochwasserzeiten geflutet und zu betauchen ist. Wir laufen den Steinbruch ab und bestaunen jede Kleinigkeit. Die Vorfreude auf den Tauchgang steigt. Was für ein Frühlingswetter.

Sonnenspiel im Silbersee

Nun in voller Montur und bepackt, schleppen wir uns erneut den Weg hinunter zum See, der auch Silbersee genannt wird. Ein lauter Platsch und wir sind in unserem Element. Sind wir das wirklich? Nichts scheint die Sicht zu trüben. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den kleinen Wellen an der Oberfläche und geben ihre bunten Spektralfarben an die Unterwasserwelt ab. Den Armleuchteralgen scheint es zu gefallen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beginnen wir unser Tauchabenteuer.

Am Rand der Bruchkante im weißen Sand huschen kleine Fische bäuchlings hin und her. Meine ersten Gründlinge im Tauchrevier Deutschland. Ihr sandfarbener Körper mit grau-goldenem Fleckenmuster lässt sie am Grund verschwinden. Die beiden empfindsamen Barteln zeigen ihre Zugehörigkeit zu den Karpfenfischen an. Mit maximal 15 Zentimeter Länge sind es eher kleine Fische, meine Freude jedoch groß.

Gründlinge im Tauchrevier Deutschland

Immer wieder treffen wir auf Zeitzeugen der Baustoffindustrie, Gleisanlagen, Rohrleitungen, Kessel und am Ostufer eine kleine Förderanlage mit Schurre und Rütte. Der rostige Stahl leuchtet im Schein der Sonne rotbraun. Wir genießen das Tauchen in diesem Bruch und nehmen alles in Augenschein. Leider treffen wir auch auf neuzeitlichen Müll. Ich kann diese Unachtsamkeit und Bedenkenlosigkeit einfach nicht verstehen.

Relikte der Kalksteingewinnung

Neben Gründlingen begegnen wir wenigen Flussbarschen, Plötzen und Karauschen. Scheue Döbel sehen wir aus der Ferne. Ein etwas größerer Schwarm von wahrscheinlich Ukeleien zieht seine Kreise über die Armleuchteralgenwiesen. Weder Krebse noch Mollusken kann ich entdecken. Am Ende des Tauchganges werden wir noch mit einer großartigen Begegnung belohnt. Im Schutt des alten Pumpenhäuschens sehe ich die grauschwarze Schwanzspitze von Silurus glaris, dem Herrscher unserer Tauchreviere. Langsam nähere ich mich dem Räuber und kann am anderen Ende die langen Barteln des Kopfes entdecken. Der Blick in die stecknadelgroßen, blauen Augen des größten Räubers unserer Seen ist einzigartig. Entspannt lässt er die Knipserei über sich ergehen. Der Europäische Wels, ein eindrucksvoller Fisch.

Europäischer Wels, Silurus glanis

Nun haben wir für die Umrundung des überschaubaren Steinbruches doch gute 90 Minuten benötigt. Es gibt so viel zu entdecken. Und dass Tauchen im sonnengefluteten, klaren Wasser ist einfach überwältigend. Mit einer Bulette in der Hand schauen wir noch einmal hinab in das kleine Tauchparadies. Tauchen im Tauchrevier Sachsen-Anhalt.

Die Suche nach einem naheliegenden See für einen zweiten Tauchgang ist eine andere Geschichte.

Weitere Unterwasser-Impressionen Hohenerxleben

Kennt ihr diesen Steinbruch?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2016 Taucherkessel Löbejün

06.10.2016, Tauchkessel Löbejün (Sachsen-Anhalt)

Im Januar war mein letzter Besuch der Tauchkessel Löbejün. Die Zeit vergeht wie im Fluge. So ein Jahr ist irgendwie nicht mehr das, was es einmal war. Zeit für einen kleinen Abstecher nach Sachsen-Anhalt.

Mit meinem Buddy Wolfgang verabrede ich mich direkt vor Ort. Noch auf der Autobahn erhalte ich einen Anruf von ihm. Er stehe vor einem verschlossenen Tore am Steinbruch. Ich kannte kein Tor. Bin gleich vor Ort. Die schmale Zufahrt zum Porphyr-Steinbruch ist tatsächlich mit einem Tor gesichert. Das muss neu sein. Das Tor steht allerdings offen.  Und Wolle muss bereits passiert haben.

Taucherkessel Löbejün

Angekommen sehe ich auch das Auto von ihm. Wolle schaut in das herrliche Blau des klaren Steinbruchs. Ich begrüße ihn. Und Klaus. Außerhalb der Saison und in der Woche wäre es besser, wenn wir uns vorab telefonisch anmelden, begegnet er mir. Wir hätten heute Glück. Darf man ruhig mal haben.

Auch wenn wir die Sonne in Berlin/Brandenburg zurückließen, die Kessel in einem grauen Schleier verhüllt ruhen, freuen wir uns auf einen schönen Tauchgang. Die neuen Unterstellmöglichkeiten halten den Nieselregen von unserer trockenen Tauchkleidung fern.

Bergbau Artefakte

Schon obligatorisch, drehen wir unsere Runde und werfen einen Blick in die drei Taucherkessel. Wasserränder an den Steilwänden zeigen einen sinkenden Wasserpegel insbesondere im Kessel 2 an. Das Wasser dient dem angrenzenden Steinwerk, dessen Betriebsamkeit wir auch das neue Tor zu verdanken haben. Von Klaus erfahre ich, dass dieser Wassertausch durch das nachdrückende Grundwasser gut für die Wasserqualität sei.

Wir sind schnell gerüstet und springen freudig in den Taucherkessel 1. Check, Abtauchen, Bubblecheck und los geht’s. In der Hoffnung auf Begegnungen mit den Stören, quere ich sehr gern den Kessel am Grund. Große Sedimentwolken verraten diese Urzeitfische bereits aus der Ferne. Doch diesmal kommen uns zwei stattliche Exemplare bereits beim Abtauchen entgegen. Sie müssen regelrecht auf uns gewartet haben.

Urzeitfisch Stör

Wolle übt sich in seiner neuen Actioncam und ich warte mit meiner Kamera auf den richtigen Moment. Schwerelos im frischen, klaren Wasser mit diesen wundervollen Wesen zu tanzen, ist einfach wunderbar und lässt die Zeit vergessen. Nichts treibt uns. Ein beinah goldener Waxdick saugt sich durch den Grund, filtert das Benthos und  hüllt sich in eine dicke Staubwolke.

Waxdick

In allen drei Taucherkesseln trifft man auf den Galizischen Sumpfkrebs. Schöne Tiere. Ihr ganzer Körper schimmert goldgrün, die unverwechselbaren langen Scheren stets zur Verteidigung bereit. Bekomme ich in der Regel den Amerikanischen Kamberkrebs in unserem Tauchrevier vor die Maske, so sind diese Begegnungen eine willkommene Abwechslung.

Galizischer Sumpfkrebs

Auch der schönste Tauchgang geht einmal zu Ende. Einen krönenden Abschluss bietet ein Schwarm zahlloser Rotfedern am Ausstieg. Selten konnte ich mich diesem scheuen Fisch so nähern. Es ist wunderschön.

Rotfederschwarm

Wir wärmen uns mit heißem Tee und Kaffee und kommen ein wenig mit Klaus ins Plaudern. Schließlich besuchte ich in diesem Jahr seine frühere Wirkungsstätte, den Steinbruch Messinghausen. Ein weiterer , schöner Tag im Tauchrevier Deutschland geht zu Ende.

Jeder kennt die Taucherkessel. Jeder?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2016 Tauchen im Wildschütz

21.09.2016, Steinbruch Wildschütz (Sachsen)

Wie die Zeit vergeht. Vor vier Jahren war ich letztmalig an der Tauchbasis vom Volker Buder in Mockrehna. Ein Besuch ist längst überfällig. Gemeinsam mit Buddy Wolle machen wir uns auf den Weg nach Sachsen.

Einst ein Berg ist der jetzige, geflutete Steinbruch Wildschütz das Ergebnis jahrelangen Abbaus von Naturstein als wertvolles Baumaterial. Bis 1971 wurde hier der Stein gehauen und gefördert. Heute ist der Steinbruch ein weithin bekanntes Tauchrevier in Sachsen. Mit seiner Tiefe von ca. 75 Metern erfreut der See besonders die Herzen technischer Taucher.

Tauchen im Steinbruch Wildschütz

Vor einigen Jahren zog es den damaligen GST-Taucher Volker Buder vom Bergwitzsee zum Wildschütz. Er erschloss den unzugänglichen Steinbruch und errichtete mit fleißiger Hand eine gut besuchte Tauchbasis. Einmalig sind seine Tauchstationen R I, R II und R III, die er aus alten Zementsilos zusammenschweißte und im See versank. In Kooperation mit aquata wird hier ausgebildet.

Das Wetter ist uns wohl gesonnen. Bei herrlichem Sonnenschein zum Herbstanfang treffen wir ein. Wir parken unsere Autos, steigen hinab an das Ufer des Taucherkessels und freuen uns spitzbübisch auf einen schönen Tauchgang.

Nach kurzer Begrüßung und Anmeldung laden wir aus und tragen unsere Ausrüstung an den Einstieg. Wir haben einen ausgiebigen 50m – Tauchgang geplant und das entsprechende Gas in unseren Flaschen. Ziel wird eines der beiden Pumphäuschen sein, die den Steinbruch zur aktiven Zeit trocken hielten. Blockhaus (55m), Pumpenhaus 1 (74m) und Munitionskammer (25m) seien hier stellvertretend als weitere Tauchattraktionen genannt, die alle bestens mit weithin sichtbaren, gelben Bojen markiert sind.

Abtauchen in eine andere Welt

Da sich unser Tauchziel auf der gegenüberliegenden Seite des Steinbruchs befindet, entscheiden wir, schwimmend überzusetzen und vor Ort den Abstieg zu beginnen. Wir nehmen es sportlich. Check und wir liegen im klaren, kühlen Wasser. Stage und Kamera eingeklickt und schon sind wir auf dem Weg zu unserer Boje.

Angekommen sortieren wir uns erneut und steigen hinab auf 5 m für einen Bubblecheck. OK. Wir atmen aus und lassen uns fallen. Plankton und Sedimentpartikel ziehen im grünen Wasser an unseren Masken vorbei. In 20 m hat sich eine 2-3 m mächtige Schicht aus fadenartigem Etwas ausgebildet und die Sicht stark eingeschränkt. Schnell sind wir hindurch und tauchen ein die Dunkelheit des Steinbruchs. Das Wasser klart auf. Die Sicht ist wunderbar.

Pumpenhaus im Steinbruch Wildschütz

Der Kopf des Freileitungsmastes mit seinen Isolatoren erscheint im Schein der Lampen. Wir haben unser Ziel erreicht. Ein aus Backstein gemauertes Pumpenhäuschen steht vor der Steilwand des Steinbruchs. Große, verglaste Fenster erlauben einen Blick ins Innere. Wir lassen uns Zeit mit unseren Erkundungen. Mit bis zu 30 min Grundzeit haben wir ausreichend geplant. Eine offene Tür lädt ein. Ein riesiger Elektromotor an der Schwelle verrät Bergungsversuche des wertvollen Antriebes. Am Fuße des Pumpenhäuschens ragen Holzstümpfe aus einem milchigen Schleier. Es sieht mystisch aus.

Hecht (Esox lucius)

Wir ziehen weiter entlang der Kesselwand und treffen auf alte Bäume. Das Tauchen zwischen den Baumkronen hat immer wieder seinen Reiz. Wir steigen auf, wechseln das Gas und genießen die lichtdurchfluteten Wasserschichten des Steinbruchs. Sonne bedeutet Leben. Flussbarsche kreuzen unseren Weg. Die Tauchstationen lassen uns wissen, dass wir unseren Einstieg fast erreicht haben. Wir schauen uns ein wenig um. Volker hat schon eine tolle Sache konstruiert. Wegen der guten Tauchbedingungen wollen wir noch ein wenig Fische gucken und tauchen weiter im Flachwasserbereich. Ein kleiner Schilfgürtel bietet Rotfedern und Rotaugen gute Versteckmöglichkeiten. Ein kleiner Felsvorsprung verwandelt den tiefen, dunklen Steinbruch in ein wahres Aquarium. Im Schein der Sonne tummeln sich unzählige Kleinfische. Futterfisch, der den Räubern nicht entgangen sein dürfte. Im Schutz des Ährigen Tausendblatt finde ich auch die ersten, kleinen Jäger. Die Beute unablässig im Blick warten die kleinen Hechte auf eine gute Gelegenheit. Sie sind zahlreich vorhanden und lassen uns die Zeit vergessen. Doch irgendwann ist auch der schönste Tauchgang zu Ende.

Fauna im Steinbruch Wildschütz

Zufrieden tauchen wir auf. Tragen die Ausrüstung wieder zu den Autos, wechseln unsere Garderobe und schnacken bei einem heißen Kaffee mit Volker über das Gestern und Jetzt des Tauchens.

Wer kennt den Steinbruch nicht?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2016 Tauchen in Messinghausen

29.07.2016, Steinbruch Messinghausen

Der „See im Berg“, „Steinbruchsee“ oder einfach „der Blaue“ genannt, ist kein unbekanntes Gewässer. Bis 1984 wurde hier in Messinghausen (Brilon) Diabas, ein hartes Gestein vulkanischen Ursprungs, aus dem Berg gesprengt. Das kraterförmige Loch füllte sich über die Jahre mit Regenwasser und ein einmaliges Tauchrevier in NRW entstand. Das klare, blaue Wasser empfing Taucher aus Nah und Fern. Traumhafte Sichtweiten und Lichteinfall bis auf die Maximaltiefe von 45 m spiegelten trügerische Sicherheit und wurden dem See zum Verhängnis. Mehrere Tauchunfälle mit Todesfolge verbreiteten den schrecklichen Ruf vom „Todessee im Sauerland“. 2009 wurden vom damaligen Betreiber Oliver Hecht Sicherheitsregeln und Tiefengrenzen für Sporttaucher erlassen, ab 2012 der Tauchbetrieb ausschließlich auf Klubmitglieder der „Scapehander“, technische Taucher, beschränkt.

Tauchen in Messinghausen

Seit einigen Monaten wird der Tauchbetrieb im Steinbruch Messinghausen von Matthias Schneider, dem Chef vom Tauchcenter Bielefeld, verantwortet und steht qualifizierten Tauchern unter Einhaltung von ausbildungskonformen Tiefengrenzen wieder offen. Ganz klar, da muss ich hin und mir ein eigenes Bild machen. Die Öffnungszeiten für den „See im Berg“ beschränken sich in der Regel auf das Wochenende. Nach kurzem Email-Austausch mit Matthias stand der Termin für Freitag 11:00 Uhr.

Für einen Tagesausflug aus Brandenburg ist das Sauerland mit ca. 500 km recht weit, so plane ich ein verlängertes Wochenende mit weiteren Tauchgängen in der Umgebung, im schönen Sorpesee und dem Schieferbergwerk Nuttlar. Meine Buddies Helmut und Heiko werden mich begleiten.

Die Anreise am Donnerstag verlief bestens und so erreichten wir am frühen Nachmittag unsere erste Station, die Pension Krüger in Brilon. Die Zimmer sind klein und fein, der Herzlichkeit riesengroß. Wir kamen schnell ins Plaudern und Scherzen. Der Kühlschrank wurde mit würzigem Pils gefüllt, das Frühstück individuell geplant. Frau Krüger empfahl uns für das Abendessen eine Gaststätte 1000 m talwärts. Und da es drohte zu regnen, bot sie uns einen kostenfreien Chauffeurdienst an, den wir dankend ausschlugen. Da wussten wir noch nicht, wie es im Sauerland regnen kann und das die 1000 m doch eher 2 km waren.

Unterwegs im Sauerland

Wir machten uns auf den Weg, die ersten Tropfen fielen vom Himmel. Nach wenigen Schritten sahen wir die vielen, kleinen Erdkröten, die die Straßenseite wechselten. Die Natur wählt jeden Zeitpunkt mit Bedacht. Froschregen! Das kann also kein kurzer Schauer sein. Der Regen wird stärker. Wir trotten wie begossene Pudel einsam die Straße entlang. Der Regen legt weiter zu. Nach gut 15 Minuten Fußmarsch wussten wir, die 1000 m waren stark untertrieben. Absolut durchtränkt tat sich uns ein Lichtblick auf, ein Schild mit der Aufschrift „Restaurant van Soest“ wies das Ziel.

Wir betraten triefend nass die Gaststube und erwarteten einen Verweis der Lokalität ob der nassen Kleidung. Das unerwartete Gegenteil trat ein: „Wenn Sie Ihre Hosen ausziehen, dann kann ich sie gleich in den Trockner stecken. „, begegnete uns die Wirtin freundlich. Und so geschah, dass ich erstmalig ein Zigeunerschnitzel in Unterhose in einer Gaststätte verspeiste.  Später reichte mir eine junge Frau einen Schlüssel mit dem Hinweis: „Dieses Angebot muss ich leider ablehnen.“ Sie fand den Hotelschlüssel bei einem prüfenden Blick im Trockner, der wohl aus der Hose gefallen sein muss.

Froschregen. Junge Erdkröten

Ich muss mich hier ein wenig in den Begegnungen verlieren, weil mich diese Freundlichkeit berührte. Später bot man uns noch einen kostenfreien Rücktransport zur Pension an, sollte es weiterhin regnen, was es dann nicht tat. Sowohl die Pension Krüger als auch das Restaurant van Soest würde ich jederzeit wieder besuchen.

Freitag, 10:30 Uhr. Wir parken unsere beiden Autos an der Pforte zum „See im Berg“. Wir sind allein. Es war gut, dass wir bereits gestern die Anreise zum Tauchplatz probten. Für Neulinge nicht ganz einfach zu finden. Wir wagen einen Blick in den Kessel und freuen uns auf die Tauchgänge. Es dauert nicht lange und ein Pickup mit der Aufschrift „Tauchcenter Bielefeld“ erscheint. Das muss Matthias sein. Ein „So könnt‘ ihr hier nicht stehen bleiben.“ ersetzte das erwartete „Guten Morgen“ oder „Hallo“. Ungewohnt für freundliche Brandenburger Ohren, aber OK. Die Autos sind schnell um 2 m umgesetzt.

Wir bauen unsere Geräte zusammen, erledigen den Check-In und erhalten von Matthias einige erklärende Worte zum See. Von den Parkplätzen bis zum Einstieg folgt man einem kleinen, steilen, steinigen Weg gut 100 m. Mit geschulterter D12 und Stage eine ziemliche Herausforderung, vor allem bergauf. Hierfür bietet Matthias einen einmaligen, erstklassigen Transferservice an. Zwei Lastenesel in Form von erprobten Jeeps transportieren das Equipment. Meine Buddies hängen wohl so sehr am Leben, dass sie das Fahren der Gefährte ausschließlich mir überließen. OK, die Meldeleuchte für die Handbremse hatte einen Wackler, aber sonst alles TÜV-geprüft.

Lastenesel. Tauchen in Messinghausen

Die Gerätschaften und wir sind nun am Einstieg. Das Wasser leuchtet blau. Wir können es kaum erwarten einzutauchen. Für den ersten Tauchgang lass ich meine Kamera an Land, möchte vollends genießen. Check, Platsch, Bubble-Check und es geht hinab. Die Steilkante erlaubt einen schnellen Abstieg. Wir erreichen 20 m und sind dann bald auf 40 m angekommen. Es ist taghell. Die Sicht unglaublich. Verhältnisse wie in der Adria, allein die Wassertemperatur mit 7 Grad wohl etwas kühler.

Wir schweben, tauchen in Richtung Kesselmitte und erreichen maximal  43 m. Die Steinformationen sind beeindruckend. Zurück an der Steilwand tauchen wir etwas auf und kommen vorbei an durchlöcherten Containern, einem Bus und einem Militärboot-Boot.  Auffällig das detaillierte Steuerrad, der Kettentrieb mit Welle zum Heck, die Kästen der Positionslichter, das Loch mit der dahinter liegenden Schwimmkammer. Ehrlich, bis gestern hatte ich keine Ahnung, was ich dort unten betauchte. Dank Linus Drescher weiß ich um all diese Details des M-Bootes, die Mitte der 60 Jahre gebaut wurden. Dankeschön.

M-Boot. Tauchen in Messinghausen

Auf etwa 20 m treffen wir auf drei Tunnelformationen, die an Gewächshäuser erinnern und zum Durchtauchen animieren. Im Tunnel schiebt sich langsam eine Regenbogenforelle an meiner Maske vorbei. Kamera Fehlanzeige. Hier wechseln wir auf unser Dekogas und beginnen mit dem Aufstieg. Auf einem Plateau in Ausstiegsnähe verbringen wir den letzten Dekostopp. Beobachtungen von wenigen Plötzen und Flussbarschen lassen die Zeit kurzweilig werden. Zwei große Störe ziehen ihre Bahnen und suchen den Grund nach Fressbarem ab. Neugierig schwimmen sie immer wieder auf uns zu. Taucher sind ihnen nicht ganz fremd. Fotos mache ich gedanklich. Wir steigen aus. Ein schöner Tauchgang in einem freundlichen Steinbruchsee.

Der Jeep schleppt sich samt Flaschen erfolgreich bergauf zur Füllstation. Zwischenzeitlich sind weitere Taucher eingetroffen. Man kommt ins Gespräch. Bouletten gegen den kleinen Hunger. Die Flaschen sind erneut in den Krater des Bergs gebracht. Diesmal werde ich meine Kamera mit hinab in die Tiefe nehmen.

Auch im zweiten Tauchgang lassen wir uns bis auf den Grund des Sees sinken und kreuzen ein wenig. Dann steht sie vor uns, mit langem, wallendem Haar, roten Strümpfen und schwarzem, knappem Lack-Outfit. Sie blickt dir tief in die Augen und spricht: „Bleib! Bleib bei mir!“. Es fällt mir schwer, den Blick auf mein Finimeter und Bottom-Timer zu senken. Ein letztes Foto und meine inzwischen gut geladenen Kompartimente sagen mir: „Steig auf!“.  Wir beginnen den Aufstieg, wechseln das Gas und blicken unentwegt umher, in der Hoffnung Neues zu entdecken. Nach einer guten Stunde erreichen wir das Ausstiegs-Plateau. Die Kamera ist zur Hand, allein die Störe lassen sich nicht blicken. So ist das eben.

 

 

Unterwasserimpressionen – Tauchen in Messinghausen

Die Flaschen sind wieder gefüllt, wir in trockenen Klamotten, der Sauerländer Regen ist zurück. Wir schnacken noch ein wenig mit Matthias, trinken einen heißen Kaffee, machen uns ehrlich und genehmigen noch einen letzten Blick in den Krater. Die Sonne hat die Regenwolken vertrieben und taucht die Steinwände in ein weiches, warmes Licht. Nein, so sieht kein Todessee aus. Die Bedingungen in diesem Steinbruch sind optimal. Sicht. Licht. Allein der Mensch neigt schnell zur Selbstüberschätzung.

See im Berg

Ich wünsche Matthias noch ganz viel Freude und Erfolg mit seinem einzigartigen Tauchrevier in Deutschland und allen Tauchern mindestens ebenso viel Spaß beim Tauchen wie wir ihn hatten. Wir ziehen weiter nach Sundern zum Tauchspaß im Sorpesee.

Kennt Ihr Messinghausen?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Nordrhein-Westfalen, UnterWasser

2016 Tauchen in Ammelshain

25.05.2016, Steinbruch Ammelshain (Sachsen)

Tauchrevier Sachsen ist geprägt von unzähligen Steinbruchgewässern. Wo einst in bergmännischer Kunst der Stein gebrochen wurde, tummeln sich Hecht und Plötze in glasklarem Wasser, wachsen Tausendblatt und Laichkraut zum Licht und erkunden Taucher das alte Bergbaugerät. Einer dieser zahllosen Steinbrüche ist der Steinbruch Ammelshain östlich von Leipzig. Lieferte er ehemals solides Baumaterial für Monumente wie das Völkerschlachtdenkmal, ist der idyllisch gelegene Bergsee heute ein Gemeinschaftsprojekt von Tauchern, Anglern und Naturschützern. Landestauchsportverband Sachsen, der TAZA-Tauchclub e.V. und der regionale NABU haben hier ihre Zelte aufgeschlagen.

Tauchen im Steinbruch Ammelshain

Waren wir am Vortag im Südbecken des Kulkwitzer Sees unterwegs, zog es uns heute an eben diesen Steinbruchsee. Bereits 08:30 Uhr erreichten wir das Gelände, parkten unsere Autos und entrichteten unsere Tagesgebühr von 5 Euro an der Anmeldung.

Wir waren allein am See. Unter grauem Himmel schimmerte das Wasser silbern, das Maiengrün der Birken rahmte den Steinbruch malerisch. Pollen sammeln sich auf der Wasseroberfläche. Auch das Wasser scheint leicht trüb. Ich muss hinein ins kühle Nass. Tauchen in Deutschland, Tauchen im Ammelshainer Steinbruch.

Check und wir sind im Wasser. Der Steinbruch hat in der Nord-Süd-Achse eine Ausdehnung von 300 m und ist ca. 120 m breit. Die tiefste Stelle am Südende liegt bei gut 26 m. Hier liegen zwei Autowracks als „Attraktionen“ für Taucher, unser erstes Ziel auf dem Weg durch den Steinbruch Ammelshain. Im Flachbereich von 1-2 m ist das Wasser von Plankton geschwängert und leuchtet grün. Wenige Flossenschläge vom Einstieg in Richtung Osten erreicht man eine Steilkante, die hinab zum Autofriedhof führt. Es klart zu unserer Freude schnell auf und im Tiefenbereich ab 20 m sind hervorragende Sichtbedingungen. Das erste Wrack, ein „Wartburg“ erscheint im Licht der Lampen. Die fehlende Motorhaube erlaubt einen Blick in den Motorraum, für mich als ehemaliger Wartburgfahrer ein gewohnter Anblick. Vielleicht hätte man den Akku ausbauen sollen, bevor man diesen Schrott im See versenkt. Noch schnell ein paar Fotos, dann steigen wir aus dem „Loch“ und tauchen auf dem Grund des Steinbruchs mittig in Richtung Norden.

Autowrack „Wartburg“

Gleise, Rohre, Bergbauloren (Hunt) und weitere Relikte des Bergbaus fordern  unsere Aufmerksamkeit. Haben hier noch vor wenigen Jahren Männer mit kräftiger Hand den Stein gebrochen, gleiten wir entspannt und neugierig über die Zeitzeugen hinweg. Nach gut 45 min steigen wir an der linken mit Muscheln besetzten Steilwand auf. Über uns schnappen Schwärme von Plötzen in der grünen Planktonsuppe nach Nahrung. Das sichtbare Leben beginnt in der warmen, lichtdurchfluteten Wasserschicht. Tausende Tausendblätter verwandeln den kalten Stein der ehemaligen Betriebsstraße in einen undurchdringlichen Dschungel.

Wir tauchen in einer Tiefe von 3-4 m entlang der Steilwand auf Höhe der Pflanzenzone zurück, über uns eine dicke Planktonsuppe. Es ist wie Die-Nase-am- Aquarium-plattdrücken. Plötzen und Rotfedern huschen zwischen den Wedeln des Quirligen Tausenblattes, bieten sie doch beste Versteckmöglichkeiten. Bei so viel Beutefisch dürfen die Jäger nicht fehlen. Man muss schon genau hinschauen, um die perfekten Tarnjäger im Grün zu entdecken. Vom kleinen Grashecht bis zum mittelgroßen Esox lucius lauern sie auf ihre Gelegenheit. Es macht jede Menge Spaß, insbesondere die kleinen Jäger zu beobachten, wie sie sich verstecken, langsam flösselnd dem möglichen Opfer nähern und pfeilartig zuschlagen. Es bedarf schon einiger Versuche, um erfolgreich zu sein.

Hecht (Esox lucius)

Während wir unseren Tauchgang genießen und das Spiel der Natur beobachten, taucht im linken Augenwinkel der Maske ein kleiner Schatten auf. Ich kann’s kaum glauben, ein Wels, wenngleich ein Juveniler, kommt aus dem Freiwasser sichtlich neugierig auf uns zu. Ich kann eine Aufgeregtheit nicht leugnen. Den nachtaktiven Jäger bei Licht und vor solch schöner Kulisse ablichten zu dürfen, ist ein Geschenk. Keine Spur von Furcht bei diesem wunderschönen Räuber. Mit seinen langen Barteln am Oberkiefer wird meine Kamera inspiziert und für langweilig befunden. Nach einer Weile verschwindet das Tier im Dickicht der Pflanzen und hinterlässt zwei Taucher mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Welch‘ eine tolle Begegnung im Tauchrevier Deutschland.

Europäischer Wels (Silurus glanis)

Jetzt sind wir bereits 90 Minuten im Wasser, von denen nicht eine langweilig war. Kurz vor dem Ausstieg jagen noch zwei gut ausgewachsene Flussbarsche durch den Plötzenschwarm. Die Flora und Fauna im Tauchrevier Deutschland ist so einzigartig und interessant, da bedarf es keiner Schrott-Attraktionen wie den „Wartburg“.

Wir entsteigen zufrieden dem Nass und erzählen uns gegenseitig aufgeregt von der Wallerbegegnung im Steinbruch Ammelshain.

Unterwasserimpressionen Steinbruch Ammelshain

Seid Ihr einem Waller begegnet?

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Categories: _Sachsen, UnterWasser

2016 Tauchen in Löbejün

27.01.2016, Taucherkessel Löbejün (Sachsen-Anhalt)

Ein kurzer Anruf, die Tauchkessel sind eisfrei und offen, bestätigt uns Basischef Klaus. Der Termin für den nächsten Tag ist vereinbart. Treffpunkt 10:00 Uhr. Tauchen in Löbejün.

Bei windigem, trübem, wenn auch nicht kaltem Wetter erreiche ich die Porphyr-Steinbrüche des kleinen Ortes Löbejün. Fred ist noch nicht da. Ich gehe ein paar Schritte und schaue mir alle drei Kessel an. Das Wasser kräuselt sich im Wind. Allein der Kessel 2 hat eine kleine Eisschicht. Tiefer als 10 m dürfte er nun nicht mehr sein. Weiße Wasserränder am roten Felsstein zeigen alte Wasserstände an.

Tauchen in Löbejün

Am Horizont leuchtet im Schein der Sonne die Silhouette meiner Geburtsstadt, Bernburg. Ein weiterer Grund, weshalb ich immer wieder gern in die Tauchreviere nach Sachsen-Anhalt komme. Zurück am Kessel 1 treffe ich auf Klaus. Die Anmeldung ist schnell gemacht und die Flaschen imnu gefüllt.

Fred erscheint. Ein Privileg, die Kessel für sich allein zu wissen. Wir entscheiden uns für den Kessel 1. Das klare Wasser lädt mehr als ein. Wir planen einen Tauchgang von ca. 60 min. Jeder erkundet den Kessel für sich mit seiner Kamera im Gepäck. Die Anzüge sind schnell übergeworfen und das Gerödel geschultert. Und schon trägt das Wasser die Last. Ich checke meine Ausrüstung und tauche ab. Wie immer zurre ich auf etwa 5 m alles noch einmal zurecht und übe den kleinen Valve-Drill. Check.

Möchte gern den Kessel am Grund queren und dann mit der linken Schulter zur Steilwand umrunden. Das klare Wasser lässt den hellen Boden beim Abstieg schon bald erblicken. Die Maximaltiefe von 15 m ist erreicht. Kurs genommen, und ich tauche über sedimentierte Felssteine und Algenwiesen. Das einfallende Licht lässt sie prächtig wachsen. Herrlich. Ich atme ruhig und fühle mich in meinem Element.

Sedimentwolken. Ich freue mich. Können diese doch nur von den eingesetzten Stören kommen. Nur wenige Flossenschläge und ich sehe sie am Boden wühlend, 4 – 5 wunderschöne Exemplare. Ruhig nähere ich mich. Sie sind Taucher gewöhnt. Allein die Waxdicks sind nicht sonderlich tolerant und suchen das Weite. Eine Freude, diese urzeitlichen Fische zu beobachten. Staubsaugergleich filtern sie den Sedimentboden nach Fressbarem. Ungenießbares quillt in dicken Wolken aus den Kiemendeckeln.

Urzeitfische im Tauchrevier – Störe

Ein nicht ganz kleiner Hecht taucht auf. Auch er zieht unerschrocken seine Bahnen im Taucherkessel. Ich folge ihm. Sein Verhalten scheint mir ein wenig merkwürdig. Er ist sehr bedacht, mich nur auf eine bestimmte Seite zu lassen. Dann erkenne ich sein Handicap. Sein linkes Auge scheint erblindet.

Störe im Tauchrevier Deutschland

 

Die Uhr tickt. Ich muss weiter. Schnell noch einmal Kurs genommen. Das kleine Motorboot ist meine nächste Station. Bis auf einen kleinen Flussbarsch keine weiteren Lebenszeichen am Wrack. Ich entscheide mich für den Rückweg. Das Pumpenhäuschen zeigt mir an, dass ich gleich den Ausstieg erreicht habe. Ich steige auf, um eine wenig Stickstoff abzuatmen. Zwei dicke Karpfen fühlen sich durch mich gestört und schießen davon. Ich sehe Fred’s Flossen. 65 min, gutes Timing. Wir steigen gemeinsam aus dem Wasser. Unser Lächeln im Gesicht sagt alles über den Tauchgang.

Es gibt keinen zweiten Tauchgang. Nach einer heißen Suppe fahren wir weiter zu einer alten Verflossenen. Aber das ist eine andere Geschichte. Wundervolles Tauchen in Deutschland.

Kennt Ihr die Taucherkessel von Löbejün?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Steinbruch Wetro

18.09.2015, Steinbruch Wetro (Sachsen)

Es ist immer wieder herrlich, wenn man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden kann. Heute hat es mich in die Oberlausitz nach Sachsen verschlagen. Der Nordosten Sachsens ist bekannt für seine vielen Tauchgewässer, ehemalige Steinbrüche und Braunkohlerestlöcher.

Neugierig war ich diesmal allerdings auf die Talsperre Quitzdorf, im Tauchboard Sachsen ebenso als Tauchgewässer ausgewiesen. Ich machte mich also auf den Weg. Der Stausee als solcher ist schnell gefunden, eine geeignete Zufahrt dagegen gestaltete sich durchaus schwierig. Nach einigem Suchen konnte ich mich im Norden dem Ufer mit dem Auto auf etwa 300m nähern.

Talsperre Quitzdorf – niedriger Wasserstand

Die als Kühlwasserreservoir für das Braunkohlkraftwerk Boxberg angestaute „Schwarze Schöps“ ist der flächenmäßig größte Stausee Sachsens und begräbt die Ortschaft Quitzdorf. Ich stellte mein Auto ab und ging zu Erkundungszwecken den Rest zu Fuß. Der Wald lichtet sich und der Stausee schimmert in der Sonne durch die Äste der Bäume. Als ich am Ufer stand bot sich mir jedoch ein trauriges, wenn auch naturell schönes Bild. Der trockene Sommer hat dem Stausee mächtig zugesetzt. Wo einst Wasser zum Baden einlädt, wachsen jetzt Gräser und Blumen. Auf freigelegten Sandbänken rasten Kormorane und Möwen. Ich konnte 100m in den See hinein laufen, ohne nasse Füße zu bekommen. Das Restwasser ist braun und trägt weiße Schaumkronen. Tauchen Fehlanzeige. Wie ich später von einer Anwohnerin erfahre, ist der Stausee auch gefüllt, eher flach und dauertrüb.

Steinbruch Wetro – Tauchen in Sachsen

Ein Plan B musste her. Der Bärwalder See wäre eine Option. Doch warum in die Ferne schauen, wenn das Gute so nahe liegt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Stausee betreibt Thomas Szagunn seine Tauchbasis Wetro an einem alten Quarzit-Steinbruch. Ich stehe schnell an seiner mit einer Kette gesperrten Zufahrt. 2013 war ich hier das letzte Mal tauchen. Wie die Zeit vergeht. Ein kurzer Anruf und einem Tauchgang im Steinbruch Wetro steht nichts mehr im Wege. Thomas wird später vorbeischauen.

Da blicke ich nun mutterseelenallein auf das wunderschöne Wasser und freue mich auf meinen Tauchgang. Eigentlich besteht der Steinbruch aus zwei Kesseln, die durch einen Damm ab einer Tiefe von ca. 16m getrennt sind. Der linke Kessel weist eine Tiefe von 56m auf. In der Nähe des Dammes kann man auf ca. 30m eine „kleine Grotte“ betauchen, Bootswracks bieten was für’s Auge und in den „Malediven“ kann man gut Fischegucken.

Zwischenzeitlich ist ein weiterer Tauchfreund zu einem Arbeitseinsatz eingetroffen. Wir kommen ins Plaudern und ich erhalte ein paar Tipps und Empfehlungen. Mein Tauchgang wird mich also links von der Einstiegsplattform entlang führen. In einer Tiefe von 32m liegt ein Bootswrack. Auf der gegenüberliegenden Seite am Schilfgürtel hätte ich Chancen auf kapitale Hechtsichtungen. Ein guter Plan.

Steinbruch – Unterwasserimpressionen

Schnell habe ich mich in die zweite Haut geworfen und steige die Treppen zum Einstieg hinab. Ein Sprung, ein Platsch, Check und es kann losgehen. Auf 5m sortiere ich mich erneut, checke alles gründlich und lasse mich hinab fallen.

Das Oberflächenwasser ist grünlich-trüb, aber mit guter Sicht. Ab 10m klart es auf und ab 20m ist das Wasser nicht mehr zu sehen. Entlang der braunen, zerklüfteten Steilkante taste ich mich im Schein meiner Lampe auf 30m vor. Wasserasseln und Dreikantmuscheln bevölkern den nackten Stein. Herabfallendes Herbstlaub verleiht dieser mystisch schönen Unterwasserwelt ein wenig Farbe. Eine Meduse? Ich bin aufgeregt und freue mich. Während ich meine Kamera sortiere, gibt sich die Meduse als herabfallendes Blatt zu erkennen. 32m. Kein Bootswrack. Mein Kompass deutet mir, ich muss bereits in der ersten Kurve sein, also schon hinter dem Wrack. Mmh. Ich steige auf und setze meinen Tauchgang auf etwa 10-15m fort. Hinter der nächsten Kurve muss ich weiter aufsteigen, um den Schilfgürtel nicht zu verfehlen.

Wenn man neu in einem Gewässer taucht, dann fällt einem das Abschätzen der Distanzen immer etwas schwerer. Ich blicke nach oben und erschrecke. Was für ein kapitaler Hecht dort an der Felskante steht. Ehe ich mich versehe, kommt auch noch ein Stör vorbei. Kamera? Alles geht schnell und ich habe nur noch den Schatten des Störs einfangen können. Dem Hecht war’s zu blöd und er ist verschwunden. An der Schilfkante kann ich vereinzelte Flussbarsche beobachten. Die Uhr tickt.

Tauchen im Steinbruch Wetro – Sachsen

Für den Rückweg entscheide ich mich, den Steinbruch auf direktem Wege in einer Tiefe von 5m zu queren. Tauchen ist dreidimensional und wunderschön. Ich ziehe meine Bahn durch das grüne Freiwasser und erreiche den Ausstieg.

Ein toller Abstecher bei Kaiserwetter in das Tauchrevier Sachsens. Thomas hat es nicht mehr geschafft. Ich packe ein, verabschiede mich beim fleißigen Tauchfreund und fahre heimwärts.

Wer kennt diesen Steinbruch?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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