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2018 Tauchen im Cospudener See
10.02.2018, Cospudener See (Sachsen)
Gute Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer in den Sozialen Netzwerken. Beste Sicht im Cospudener See. Ich war gefühlt eine Ewigkeit nicht in diesem ehemaligen Braunkohletagebaurevier tauchen. Das Ziel für meinen heutigen Ausflug steht somit fest.
Der Cospudener See, der erste künstliche See im Leipziger Neuseenland, trägt den Namen eines alten Dorfes, welches den gefräßigen Baggern weichen musste, Ironie des Schicksals. In unmittelbarer Nachbarschaft und südlich von Leipzig befinden sich der Markkleenberger See, Störmthaler See und der Zwenkauer See. Wo einst Waldlandschaften zum Erholen einluden, hat der unbändige Braunkohlehunger große Wasserlandschaften hinterlassen. 1992 stoppten die eisernen Riesen ihre Arbeit. Grund- und Niederschlagswasser füllten den mächtigen Krater bis zum Jahre 2000. Ein neues Naherholungsgebiet im Rahmen der Expo 2000 entstand.
Tauchen im Cospudener See
Der Cospudener See entwickelte sich zu einem Tauchrevier in Sachsen. Der Tauchereinstieg befindet sich am Ostufer, dem Zöbigker Winkel, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer modernen Marina mit Hafen, Ferienhäusern, einem schönen Pier und Restaurant. Die kleine Tauchbasis von Lutz Kamski hat hier ihr Domizil. Heute allerdings war sie verschlossen. Ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz sorgt für kurze Wege.
Nach 2 ½ Stunden Autofahrt erreiche ich mein Ziel. Still und klar bei winterlichen Temperaturen liegt er vor mir, der Cospudener See. Ich atme tief die kühle Frische und freue mich auf den Tauchgang. Zurück am Auto tritt ein Mann an mich heran und reicht mir die Hand. Ich treffe Falk Wieland erstmalig persönlich. Seine bekannten Tauchreiseführer sind Bestandteil meiner Recherchen für das Tauchrevier Deutschland. Er und seine Frau Cornelia planen heute ebenso einen Tauchgang im „Hausriff“.
Tauchcenter und Tauchschule
Weitere Taucher treffen ein. Nicht ganz überraschend treffe ich Robert Lange von der Tauchbasis Zwenkauer See. Mit seinem Team plant er heute Ausbildungs- und Spaßtauchgänge. Nach einer kurzen Begrüßung mache ich mich fertig und trotte mit der Ausrüstung in wenigen Schritten über die Badewiese zum Einstieg. Ein kurzer Check, Kompasspeilung und auf geht’s. Ich tauche Richtung Westen zur Abbaukante. Zarte Triebe der Feinen Armleuchteralge durchstoßen das Kiesbett. Das klare Wasser lässt den Blick weit schweifen. Auf 16 Meter stoße ich auf ein Boot. Wenige Flossenschläge später treffen Cornelia und Falk zum Fotoshooting ein. Ich ziehe weiter Richtung Seemitte.
Der mittlerweile pflanzenlose Grund ist überzogen mit einem Labyrinth aus Spuren verschiedenster Bewohner. Flusskrebs, Muschel und Wasserassel gehen ihrer Bestimmung nach. Welche Art Flusskrebs werde ich in diesem Gewässer wohl entdecken? Spuren über Spuren aber kein Fühler- oder Scherenpaar. Doch dann. Kamberkrebse eroberten diesen Lebensraum für sich. Mittlerweile bin ich auf einer Tiefe von 35 Metern angekommen. Diese Furchen und Gräben am Hang sind einfach faszinierend. Rostendes Metall und Braunkohlereste wecken mein Interesse. Ich drehe in Richtung Süden ab und steige dabei langsam wieder auf.
Amerikanischer Flusskrebs, Kamberkrebs
Zwischen 10 und 20 Metern treffe ich auf allerlei Schrott. Fahrrad, Tretboot, Gabelstapler, Parkuhr und sonstiger Unrat bilden wohl einen Erlebnispark unter Wasser. Ich kann dem nichts abgewinnen, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Stelle mir nur vor, wie das im Wald wirken würde. Große Betonanker und schwere Kette zeigen an, dass ich an der Steganlage der Marina angekommen sein muss. Wirkt ein wenig wie das künstliche Riff in Nienhagen. Eine gute Stunde ist nun leider schon wieder vorbei. Ich trete den Rückweg an. Das satte Grün der Armleuchteralgen im Winter beeindruckt mich. Vereinzelt sind Halme des Tausendblattes anzutreffen. Ein schöner Tauchgang im Cospudener See, im Tauchrevier Deutschland.
„Erlebnispark“ unter Wasser
Wieder in warmen Klamotten und mit heißem Tee im Bauch bereite ich die Abreise vor. Die Rückreisewelle der Skiurlauber möchte ich gern hinter mich lassen. Dann verquatsche ich mich doch noch mit Falk und Robert, so dass ich das Parkticket nachlösen muss. Spannend ist es allemal. Wir müssen uns noch einmal verabreden. Ich werde wiederkommen, mit dem richtigen Gas bis zur letzten Sohle auf 50 Meter.
Braunkohletagebau Cospuden
Kennt ihr den Cospudener See?
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Tauchen im Werbellinsee
5. Januar 2018, Werbellinsee (Brandenburg)
Das neue Jahr ist bereits fünf Tage alt, die besinnlichen Feiertage im alten Jahr zurück gelassen und 2018 mit Freunden zünftig begrüßt. Vor zwei Tagen wurde ich zum zweiten Male Großvater. Das Jahr kann nicht schöner beginnen. Jetzt ist es an der Zeit für den ersten Tauchgang im Neuen Jahr, Tauchen Werbellinsee.
Es ist Freitagmorgen, der Himmel ist leicht bedeckt und die Temperaturen klettern auf 5 Grad Celsius. Ich stehe am Nordwestufer des herrlichen Werbellinsees, am beliebten Tauchereinstieg „Dornbusch“. Ich habe keine Ahnung, wie viele Tauchgänge ich im klaren Nass des eiszeitlichen Natursees habe absolviert. Keine Minute der Langenweile, der Enttäuschung. Es gibt Zahlloses zu entdecken. Das Leben unter Wasser folgt dem Zyklus der Jahreszeiten.
Kaffenkahnwrack „Dornbusch“
Mein heutiges Ziel wird das bekannte und beliebte Wrack eines Lastenseglers, Kaffenkahns, sein. Der gut 40 Meter lange, mit Feldsteinen beladene Holzkahn ruht auf einer Mergelbank und fällt mit seinem Heck auf einer Tiefe von 38 Metern ab. Dieser Zeitzeuge menschlichen Strebens ist beliebter Rückzugsort für viele Fische. Wels, Quappe, Kaulbarsch, Flussbarsch, Plötze und Aal konnte ich dort bereits beobachten.
Teltower Kreisblatt vom 26. August 1886:
„Am Sonntag Vormittag ist auf dem Werbellinsee ein mit Steinen beladener Kahn gesunken, wobei leider der betreffende Schiffer, seine Gattin und deren siebzehnjähriger Sohn, die noch im letzten Moment in die Kajüte eilten, um Wertsachen zu retten, ertranken, während es dem Knecht gelang sich in den neben dem sinkenden Fahrzeuge befindlichen kleinen, mit letzterem durch Tau verbundenen Kahn zu retten und durch sofortiges Durchhauen des Taues jede Gefahr von sich selbst zu beseitigen.“
Da ich eine Verweildauer von 40 Minuten am Wrack plane, werde ich zur Verkürzung der Deko im kalten Wasser (5 – 6 Grad) ein EAN50 Gas mitführen. Eine Heizweste vertreibt die einsetzende Kälte. Gute Ausrüstung für Wintertauchgänge in unseren heimischen Seen ist unerlässlich. Ich montiere die Gerätschaften, präpariere meine Kamera und schleppe das Gerödel zum See. Check. Check. Check. Mein Kopf ist unter Wasser und ein breites Grinsen macht sich breit.
Zeitzeugen Lastensegler
Die Sicht ist ausgezeichnet. Der Weg hinab zum Wrack ist schnell getaucht. Flohkrebse, Schlammschnecken und Flusskrebse weiden die großflächigen Muschelkolonien. Nach wenigen Minuten leuchtet das massige Bug, der Kaffen, im Schein meiner Lampe. Flussbarsche bevölkern das Wrack. Ich tauche an der Backbordseite hinab zum Heck, vorbei am mächtigen Maststuhl und der steinigen Ladung. Mein Lichtkegel scannt das Umfeld. Schwaches Tageslicht dringt ob der guten Bedingungen hinab auf den Grund.
Ich erreiche die eingefallene Kajüte. Sie ist abgesehen von kleinen Fischen leer. Unter einem Brett wird das Licht meiner Lampe auffällig reflektiert. Ein junger Wels drückt sich fest in den Spalt. Hier wird er vor den scharfen Schnäbeln hungriger Kormorane sicher sein und den Winter überdauern. Die große Ruderpinne ragt weit in das Boot und endet an einem riesigen Ruderblatt. Das Ruder liegt genau auf einer kleinen Mergelkante. Durchzogene Löcher bieten dem Kamberkrebs Heim und Schutz. Jeder Blick wird belohnt.
Junger Wels, Silurus glanis
Auf die gehofften Begegnungen mit unserem Süßwasserdorsch, der Quappe, muss ich leider verzichten. Eigentlich treffe ich diesen kälteliebenden Fisch immer hier unten. Vielleicht sind sie gerade auf Brautschau, beginnt doch jetzt die aktive Zeit der Tiere.
Ich drehe noch zwei Runden am Wrack, schaue mich ein wenig daneben um und steige wieder auf. Eine kleine Mergelwand auf etwa 20 Metern ist eine ideale Gaswechselstelle. Während ich nun angereichte Luft durch meine Lungen schiebe, um den Stickstoff schneller loszuwerden, begebe ich mich unter Beibehaltung des Dekoplans auf Entdeckertour in flachere Bereiche.
Der Fisch ist verschwunden, die Pflanzen sind welk und dennoch ist jeder Atemzug und Flossenschlag Freude und Entspannung. In kleinen Nischen finden sich Grüppchen von Schwebgarnelen. Bald werden sie wieder in großen Schwärmen durch den Werbellinsee ziehen. Viele Ohrschlammschnecken suchen einander und hinterlassen schnittmusterähnliche Spuren.
Kleines Treiben im Werbellinsee
Ein zappelndes Röhrchen weckt meine Aufmerksamkeit. Ein massiver Kopf im Tigermuster mit kräftigen Zangen verrät eine Köcherfliegenlarve. Aus lebensraumspezifischem Material verklebt sie einen schützenden Köcher für den empfindlichen Hinterleib. Das Beobachten ihres unermüdlichen Treibens lässt die Zeit vergessen. Ich liebe diese fantastischen Kleinigkeiten.
Köcherfliegenlarve
Nach 1 ½ Stunden steige ich aus dem Nass. Drei weitere Taucher haben sich eingefunden, um das Wochenende zu begrüßen. Bekannte Gesichter. Chris und Daniel stecken bereits in ihren Trockentauchanzügen. Martin taucht gerade auf. Während wir uns der nassen Sachen entledigen und in warme Kleidung schlüpfen, tauschen wir uns über das Tauchen in Island, Grönland und im Baikalsee aus. Ein weiterer schöner Tag im Tauchrevier Deutschland. Das Wochenende kann beginnen.
Ihr wart bestimmt schon am Wrack, oder?
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2017 Tauchen im Friedberger Baggersee
15.07.2017, Friedberger Baggersee (Bayern)
Was lange währt … Nun endlich stehen wir an den Ufern des Friedberger Baggersees nahe Augsburg in Bayern. Schon lange waren wir eingeladen, uns persönlich einen Eindruck von diesem schönen Baggersee zu verschaffen. Vor drei Jahren lernten wir Eva und Keith von den „Untertauchern“ auf der traumhaften Insel Bali im Ressort „Alam Batu“ kennen. Seither stehen wir in Kontakt und tauschen uns über unsere Taucherlebnisse aus. Der Friedberger Baggersee ist der „Haussee“ der beiden.
Seit einigen Jahren schlug Klaus Kohler, der die Tauchschule „Diving Team Augsburg“ in Königsbrunn betreibt, seine Zelte hier auf. Der wunderschöne See ist ein Relikt der Kiesgewinnung und nunmehr in privater Hand. Badegäste und Wassersportbegeisterte teilen sich das künstliche Gewässer. Während die Nordhälfte des beinah kreisrunden Sees einer Wasserski- und Wakeboard-Anlage vorbehalten ist, reihen sich Badende, Schwimmer, Taucher und die Wasserwacht im Süden aneinander. Wie uns Klaus erzählt, kann es an warmen Sommertagen schon recht voll am und im See werden.
Tauchen im Friedberger See
Der gesamte See mit seinen Uferbereichen macht einen gut sortierten, aufgeräumten und gepflegten Eindruck. Liegewiesen, Einstiege, Parkplätze, Zugänge sind den verschiedenen Betreibern zugewiesen. Die Tauchbasis der Tauchschule „Diving Team Augsburg“ ist in unmittelbarer Nachbarschaft der Wasserwacht Friedberg zu finden.
Wir sind mit Eva und Klaus um 08:00 Uhr an der Basis zu einem „Early Morning“ – Tauchgang verabredet. Nach einem freundlichen Wiedersehen und Hallo wollen wir schnell ins Wasser und verlegen das Schnacken auf Nach-dem-Tauchen. Das Wetter ist warm, sonnig mit einigen Schäfchenwolken. Das klare Wasser verspricht einen tollen Tauchgang. Ich bin begeistert. Klaus dämpft ein wenig meine Erwartung. Wenig später werde ich erfahren, was er meint.
Armleuchteralgen im Friedberger Baggersee
Bevor wir Eintauchen ein kurzes Briefing. Klaus möchte uns zum Wrack in einer Entfernung von ca. 160 Metern auf etwa 300 Grad führen. Dieses ist übrigens sehr gut auf Google-Maps zu erkennen. Wir werden jedoch nicht geradewegs unterwegs sein, sondern im See verschiedene Haken schlagen. Wir freuen uns und tauchen nach einem Check in die bayrische Unterwasserwelt ein.
Der Einstieg fällt seicht ab. Kies zeugt vom Ursprung des Sees. Nach wenigen Flossenschlägen beginnt ein dichter Unterwasserrasen aus Vielstachligen Armleuchteralgen. Ihre Vielzahl an Stacheln an der Stengelrinde macht sie beinah unverwechselbar. Das helle Grün der Makrophyten geht allerdings in der schlechter werdenden Sicht ein wenig unter. Die ersten Schleie erscheinen vor unseren Masken. Jede Scheu vor Tauchern verloren, sind sie kopfüber im Kies auf Nahrungssuche.
Schlei (Tinca, tinca) im Friedberger Baggersee
Der Untergrund des Sees ist zerklüftet und zerfurcht. Kleine Canyons und Hügellandschaften lassen eine interessante und nicht langweilig werdende Unterwasserlandschaft entstehen. Spätestens jetzt bin ich froh, Klaus als unseren Guide zu wissen. Das Wrack hätten wir sonst wohl nie gefunden.
Interessante Unterwasser-Formationen
Die Sicht wird schlechter. Sedimentwolken hüllen uns ein. Schatten. Große Schatten. Spiegel- und Schuppenkarpfen durchwühlen mit ihren ausgestülpten Rüsseln den Grund. Es sind Klaus Sorgenkinder. Bei seinen zahllosen Tauchgängen erkennt er gut die Wunden im Grün seines Sees. Die feinen Sedimente schwängern das Wasser und trüben die Sicht. Jedem Angler am See wünscht Klaus ein dickes „Petri Heil“.
Karpfenartige im Friedberger Baggersee
Wir schlängeln uns links und rechts durch die spannende Unterwasserlandschaft. Aber auch in der Vertikalen geht es auf und ab, von 2 auf 10 und wieder auf 2 Meter. Tannenwedel auf einer kleinen Anhöhe bieten Schutz für zahllose Jungfische vor den halbstarken Hechten. Es gibt viel zu entdecken im Friedberger Baggersee.
Ich weiß nicht wie, aber Klaus hat uns tatsächlich zum Wrack geführt. Ein Kajütboot ruht am Grund des Sees und ist eine kleine Taucherattraktion. Mir fällt dabei ein, ich habe Klaus gar nicht gefragt, wie das Boot dorthin kam. Vielleicht weiß es jemand von Euch? Nach einigen Fotos machen wir uns auf den Rückweg, natürlich nicht geradewegs, sondern schlängelnd durch die wirklich interessanten Formationen.
Wrack eines Kajütbootes
Vorbei an Krokodilen, Gartenzwergen und einer großen Schatzkiste. Die Hügelformationen weisen zahllose Verstecke, Löcher und Nischen auf und doch konnte ich nicht einen Flusskrebs im Baggersee erblicken. Klaus bestätigt mir später, dass er ebenfalls noch nie einen Krebs gesehen hat.
Eva hält inne, deutet mir etwas. Silbern blitzt eine große Scheibe in der Sonne. Ich tauche näher heran. „30 Jahre Untertaucher“ bekomme ich zu lesen. Über uns eine schwimmende Plattform. Wir müssen also ganz in der Nähe des Einstieges sein. Ein großer Hecht weckt abschließend meine Aufmerksamkeit.
Fundstücke im Friedberger Baggersee
Nach etwa 90 Minuten tauchen wir zufrieden auf. Vieles bekamen meine Frau und ich zu sehen, dank der exzellenten Führung. Der gesamte Seegrund ist bewachsen, durchzogen von Gräben und Formationen. Armleuchteralgen dominieren die Makrophytenwelt. Laichkraut, Tannenwedel, Hornblatt und Tausendblatt sind vereinzelt anzutreffen. Hier muss man einfach wieder eintauchen.
Während unsere Tauchflaschen mit bayrischer Luft gefüllt werden, schwatzen wir noch ein wenig mit Eva und Klaus bei einem heißen Kaffee. Zwischenzeitlich hat auch der Tauchsportclub Augsburg seine Zelte zur 50-Jahr-Feier am Friedberger See aufgeschlagen. Ein wunderbarer Tag im Tauchrevier Deutschland. Vielen Dank. Wir werden wiederkommen.
Der Hecht im Baggersee
Wer kennt den Friedberger Baggersee?
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2017 Eistauchen im Werbellinsee
16.02.2017, Werbellinsee (Brandenburg)
Das Thermometer klettert bereits in den einstelligen Plusbereich. Die knackige Kälte der letzten Wochen weicht milden Temperaturen. Der Werbellinsee ruht unter einer beinah geschlossenen Eisdecke. Wir nutzen den strahlenden Sonnenschein für ein vorerst letztes Eistauchen im Werbellinsee.
Märchenwiese, Voigtwiese, Badewiese, Holzablage, Kap Horn, Dornbusch – Eis, soweit das Auge reicht. In der Mitte des Sees spaziert ein Seeadler über das gefrorene Wasser. Kormoran und Höckerschwan sitzen das Problem einfach aus. Wir fahren nach Altenhof zum Anleger in der Hoffnung auf einen offenen Einstieg. Zahllose Blässrallen, Stockenten, Reiherenten und Schwäne strampeln und schnattern einen gut 20 Meter breiten Uferstreifen eisfrei. Entlang des Ostufers vorbei an der Alten Fischerei treffen wir auf weitere Wasservögel-Kolonien. Wir wollen die ohnehin aufgeregten Vögel nicht noch weiter mit unserem Unterwasserbesuch stressen und fahren zurück zum Dornbusch.
Werbellinsee im Winter
Der See funkelt in der Sonne. Das Eis knackt und ächzt. Wir freuen uns auf unseren Tauchgang. Doch vor dem Vergnügen steht die Arbeit. Zum Betreten ist das Eis zu schwach. Wir schlagen uns einen Einstieg in das 3 – 5 cm dicke Eis und schieben die berstenden Eisschollen unter die Eisdecke. Wir treiben eine Schneise bis wir brusttief im Wasser stehen. Bei guten +4 Grad wird dieser Einstieg während unseres Tauchganges auch nicht mehr zufrieren.
Eistauchen im Werbellinsee
Wir springen in unsere Anzüge und Ausrüstung. Die frühlingshaften Temperaturen lassen uns nach langer Zeit wieder einmal schwitzen. Und ab geht’s ins Wasser. Das eine Ende eines 30 Meter langen Seils ist schnell an einem Baum befestigt. Wir tauchen nach einem Check mit dem anderen Ende unter das Eis. An einer vereinbarten und markanten Stelle sichern wir das Seil mit einem Anker in einer Tiefe von 6 Metern am Grund des Sees. Hier werden wir auch unseren letzten Dekostopp absolvieren.
Nach einem letzten Bubblecheck geht es hinab zu einem historischen Zeitzeugen, dem Kaffenkahn am Dornbusch, vorbei an der kleinen Mergelkante auf 21 Meter, einer beliebten Gaswechsel-Station. Nach wenigen Minuten leuchtet die mahagoniefarbende Bugkaffe im Schein unserer Tanklampen. Geduldig warten Fluss– und Kaulbarsche im Schutz des Unterwasser-Denkmals auf den Frühling.
Winterruhe am Kaffenkahn
Im Inneren des Kaffenkahns werden wir von einer ausgewachsenen Quappe begrüßt. Sie ruht entspannt auf ihren kehlständigen Bauchflossen. Dieser Süßwasserdorsch mit seiner marmorierten Haut ist immer wieder toll anzuschauen. Über Maststuhl und Mast bewegen wir uns fliegend zur Kajüte. Der mittelgroße Waller döst gut versteckt und zieht nach einem Foto von dannen. Taucher und Licht ist nicht unbedingt sein Ding. Das große Ruder am Heck auf 36 Metern beeindruckt mich stets aufs Neue. Hier sehe ich in meinem Kopf den Steuermann stehen, wie er den vollbeladenen Lastensegler über den wundervollen Werbellinsee führt. Zeitzeugen. Und ich wünsche mir, dass diese stets mit dem erforderlichen Respekt behandelt werden und uns noch lange erhalten bleiben.
Quappe, Aalrutte, Trüsche im Tauchrevier
Ich weiß nicht, wie oft ich hier bereits war. Und dennoch wird es niemals langweilig. Die Uhr tickt unentwegt. Unsere Gewebe haben sich schon gut aufgeladen. Wir beginnen den Aufstieg und arbeiten unseren Dekoplan ab. Einer Punktlandung gleich erreichen wir unseren Anker. Nachdem die letzte Minute des letzten Dekostopps veratmet ist, begeben wir uns direkt unter das Eis. Die Sonne scheint durch die Kristalle und die Atemluft rollt wie Quecksilber zum höchsten Punkt. Bäuchlings rutschen wir wie kleine Kinder auf dem Eis entlang. Was für ein Spaß. Leider ist das mitgeführte Gas nicht endlos, wie mein Tauchlehrer schon zu sagen pflegte, und so hat auch dieser Spaß ein Ende.
Eistauchen im Werbellinsee
Anker und Seil einsammelnd arbeiten wir uns zum Ausstieg vor und genießen an der Oberfläche noch einmal den faszinierenden Blick über den zugefrorenen Werbellinsee. Eistauchen im Werbellinsee, einfach wunderbar. Dank meinen Buddies Helmut und Heiko.
Eistauchen. Schon mal erlebt?
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2016 Tauchen im Kreidesee Hemmoor
13.-15.09.2016, Kreidesee Hemmoor (Niedersachsen)
Vor fast genau einem Jahr zeigte ich Jens meine Hausgewässer in Brandenburg. In den nächsten drei Tagen möchte er sich revangieren und lud mich nach Hemmoor ein. Er kennt den Kreidesee wie seine Westentasche, tauchte unzählige Male in dem ehemaligen Kalksteintagebau und hat gut 20 Videos gedreht, die u.a. auch auf seiner Website anzuschauen sind. Nach 4 ½ Stunden Autofahrt treffe ich Jens nun in Hemmoor wieder. Er wählte als Basisstation eine tolle Ferienwohnung im Ortsteil Basbeck, freundlich große Zimmer, Dachterrasse mit Grill und Trockenraum für Tauchklamotten. Das Tauchabenteuer kann beginnen.
Tauchen im Kreidesee Hemmoor
In wenigen Autominuten erreichen wir die Tauchbasis Kreidesee Hemmoor. Nach kurzem Check-In stehen wir am Ufer des wohl bekanntesten Tauchrevieres im Norden Deutschlands. Die nun siebte Verleihung des Tauchen-Awards „Beste Tauchbasis“ bestätigt das. Keine noch so kleine Wolke trübt den Schein der Sonne. Das Wasser funkelt im typischen Türkisblau. Es ist einfach herrlich. Zwei strahlende Gesichter freuen sich auf die kommenden Tauchgänge.
Der Kreidesee Hemmoor ist einer von vielen Tagebaurestlöchern in Deutschland. Der Rohstoff Kalkstein diente bis in das Jahr 1976 der Zementherstellung in der ansässigen Zementfabrik Hemmoor. Nach Schließung des Tagebaus wandelte sich das Revier über Jahre in ein Tauchgewässer. Bis 1983 diente das Zementwerk in Hemmoor noch als Mahlwerk.
Für den ersten Tauchgang planen wir eine ganz bescheidene Seeumrundung des gut 1000 m langen und 350 m breiten Kreidesees. Zur Vermeidung von Gasdepots hat Jens Scooter organisiert. Eine geniale Idee. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Keith für das Überlassen seines Halcyon HDV T16 bedanken, welcher natürlich gleich mit einem TRD Aufkleber gepimpt wurde. Die heiße Septembersonne lässt uns schnell in unsere Ausrüstung steigen. Scooter, Stage, Kamera – irgendwie wird’s immer mehr. Als Ausgangspunkt wählen wir den Einsteig E1.
Märchenhafte Unterwasserwelt
Check, Platsch, Check und der Spaß beginnt. Linksseitig an E0 vorbei tauchen wir hinab zur Piper 28 auf 22m, einem beliebten Fotomotiv. Die Sicht ist gut, wenngleich für Hemmoorverhältnisse wohl eher weniger. Mit den Unterwassermopeds geht es weiter. Schöne Kalksteinkanten und Formationen, Rohrleitungen, Betonplatten und alte Bäume säumen den Weg. In der lichtdurchfluteten Kirchenbucht wächst zartes Armleuchteralgengrün. Inseln von Röhricht bieten jungen Rotaugen, Stichlingen und Flussbarschen ideale Versteckmöglichkeiten. Das sich kräuselnde Wasser erzeugt ein beeindruckendes Licht- und Schattenspiel auf dem sandigen Grund des Sees. Wir ziehen weiter und treffen auf bekannte Tauchobjekte wie das Autowrack „Ford“ und einen der drei Wohnwagen. Hindurch einem kleinen Wäldchen erreichen wir die Werksstraße mit dem Segelboot und tauchen nach 160 Minuten wieder auf. 360o Kreidesee Hemmoor – sichtlich zufrieden entledigen wir uns der Tauchausrüstung.
Tauchobjekte im Kreidesee Hemmoor
Schnell die Flaschen bei Dive-Station Hemmoor zum Füllen vorbei gebracht, sitzen wir bei „Buddywasser“ und einem zünftigen Barbecue auf der Dachterrasse, plaudern, besprechen den nächsten Tauchgang, sichten Videos und sind einfach zufrieden.
Beim Frühstück am nächsten Morgen gehen wir noch einmal den geplanten, anspruchsvolleren Tauchgang durch, planen und überprüfen Tauchtiefen, -zeiten und Gase. Auf dem Weg zum See holen wir unsere Flaschen, analysieren und labeln. Ich kannte Dive-Station vorher nur als Online-Shop. Die Fülltechnik und –logistik macht auf mich einen durchdachten, professionellen Eindruck. Für unseren Tauchgang auf 55 m entscheiden wir uns für einen Trimix 18/45 mit einem EAN50 als Dekogas.
Wir steigen am treppenreichen Einstieg E3 ein, folgen der Leine zum Rüttler, bewegen uns entlang der beiden Holztreppen auf die letzte Sohle des Kreidesees und positionieren uns parallel zur weißen Kreidewand. Forellen genießen das kalte Wasser. 15 min lassen wir uns von unseren motorisierten Gefährten Richtung Südost ziehen bis wir das Ziel unserer Expedition erreichen: Wohnwagen 3, der braune Caravan. Es ist dunkel, still und dennoch oder gerade deswegen wunderschön. Wir umkreisen den Wohnwagen, dem ich sicher an Land keines Blickes würdigen würde, und tauchen weiter bis an das Ende der Sohle, einer herrlichen Steilwand. Oberhalb auf unterschiedlichen Terrassen besuchen wir Wohnwagen 1 + 2 und die Motorsegelyacht „Hemmoor“. Der Tauchgang endet schließlich an E3 und wir steigen die vielen Stufen hinauf zu unseren Autos. Mission accomplished!
Unterwegs im Kreidesee Hemmoor
Wir bringen die Flaschen erneut zur Dive-Station für unseren nächsten Tauchgang am morgigen Tag. Zurück am Kreidesee wartet bereits Kapitän Stephan mit einem weiteren Tauchabenteuer auf uns. Durch das Bullauge der Kreidesee Eurosub wollen wir eine neue, bis dato unbekannte Perspektive auf den Kreidesee Hemmoor wagen. In dem nur 4,5 Meter langem gelben U-Boot tauchen wir in die für uns nicht ganz unbekannte Unterwasserwelt Hemmoors. Zuvor allerdings wird unser Körpergewicht in Blei aufgewogen. Wir steigen ein und diese Menge an Blei muss das U-Boot verlassen. Wir haben erstaunlich Platz. Ein unvergessliches Erlebnis. In einem Extra-Beitrag berichte ich detailliert. Nur so viel, die Begegnungen mit Tauchern unter Wasser sind unglaublich.
Abenteuer Kreidesee Eurosub
Bei weiterhin sommerlichem Wetter lassen wir den Tag mit einem (oder zwei) Dekobier auf unserer Terrasse ausklingen und freuen uns des Lebens.
Am letzten, dritten Tag wollen wir uns ein wenig dem Fotografieren und Filmen im sonnendurchfluteten Flachwasser hingeben. Leider hat die Trübung des Wassers zugenommen. Wir wählen den Einstieg E2 als Ausgangspunkt. Holger Schmoldt, Chef der Tauchbasis Kreidesee, schaut vorbei und wir verlieren uns schnell im Taucherklön. Über viele Jahre eine derart große Tauchbasis und Infrastruktur erfolgreich zu führen und zu entwickeln, sicher keine leichte Aufgabe. 30.000 Taucher pro Jahr und der erwähnte siebte Taucher-Award untermalen den Erfolg. Wir genießen die letzten Atemzüge aus der Pressluftflasche, bevor es Abschied nehmen heißt. Es waren gelungene drei Tage an einem wunderschönen See im Tauchrevier Deutschland. „Unterwasserfilm“ und „Tauchrevier Deutschland“ treffen sich wieder, das steht fest.
Fauna im Kreidesee Hemmoor
Schon einmal hier getaucht?
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2016 Tauchen in Ammelshain
25.05.2016, Steinbruch Ammelshain (Sachsen)
Tauchrevier Sachsen ist geprägt von unzähligen Steinbruchgewässern. Wo einst in bergmännischer Kunst der Stein gebrochen wurde, tummeln sich Hecht und Plötze in glasklarem Wasser, wachsen Tausendblatt und Laichkraut zum Licht und erkunden Taucher das alte Bergbaugerät. Einer dieser zahllosen Steinbrüche ist der Steinbruch Ammelshain östlich von Leipzig. Lieferte er ehemals solides Baumaterial für Monumente wie das Völkerschlachtdenkmal, ist der idyllisch gelegene Bergsee heute ein Gemeinschaftsprojekt von Tauchern, Anglern und Naturschützern. Landestauchsportverband Sachsen, der TAZA-Tauchclub e.V. und der regionale NABU haben hier ihre Zelte aufgeschlagen.
Tauchen im Steinbruch Ammelshain
Waren wir am Vortag im Südbecken des Kulkwitzer Sees unterwegs, zog es uns heute an eben diesen Steinbruchsee. Bereits 08:30 Uhr erreichten wir das Gelände, parkten unsere Autos und entrichteten unsere Tagesgebühr von 5 Euro an der Anmeldung.
Wir waren allein am See. Unter grauem Himmel schimmerte das Wasser silbern, das Maiengrün der Birken rahmte den Steinbruch malerisch. Pollen sammeln sich auf der Wasseroberfläche. Auch das Wasser scheint leicht trüb. Ich muss hinein ins kühle Nass. Tauchen in Deutschland, Tauchen im Ammelshainer Steinbruch.
Check und wir sind im Wasser. Der Steinbruch hat in der Nord-Süd-Achse eine Ausdehnung von 300 m und ist ca. 120 m breit. Die tiefste Stelle am Südende liegt bei gut 26 m. Hier liegen zwei Autowracks als „Attraktionen“ für Taucher, unser erstes Ziel auf dem Weg durch den Steinbruch Ammelshain. Im Flachbereich von 1-2 m ist das Wasser von Plankton geschwängert und leuchtet grün. Wenige Flossenschläge vom Einstieg in Richtung Osten erreicht man eine Steilkante, die hinab zum Autofriedhof führt. Es klart zu unserer Freude schnell auf und im Tiefenbereich ab 20 m sind hervorragende Sichtbedingungen. Das erste Wrack, ein „Wartburg“ erscheint im Licht der Lampen. Die fehlende Motorhaube erlaubt einen Blick in den Motorraum, für mich als ehemaliger Wartburgfahrer ein gewohnter Anblick. Vielleicht hätte man den Akku ausbauen sollen, bevor man diesen Schrott im See versenkt. Noch schnell ein paar Fotos, dann steigen wir aus dem „Loch“ und tauchen auf dem Grund des Steinbruchs mittig in Richtung Norden.
Autowrack „Wartburg“
Gleise, Rohre, Bergbauloren (Hunt) und weitere Relikte des Bergbaus fordern unsere Aufmerksamkeit. Haben hier noch vor wenigen Jahren Männer mit kräftiger Hand den Stein gebrochen, gleiten wir entspannt und neugierig über die Zeitzeugen hinweg. Nach gut 45 min steigen wir an der linken mit Muscheln besetzten Steilwand auf. Über uns schnappen Schwärme von Plötzen in der grünen Planktonsuppe nach Nahrung. Das sichtbare Leben beginnt in der warmen, lichtdurchfluteten Wasserschicht. Tausende Tausendblätter verwandeln den kalten Stein der ehemaligen Betriebsstraße in einen undurchdringlichen Dschungel.
Wir tauchen in einer Tiefe von 3-4 m entlang der Steilwand auf Höhe der Pflanzenzone zurück, über uns eine dicke Planktonsuppe. Es ist wie Die-Nase-am- Aquarium-plattdrücken. Plötzen und Rotfedern huschen zwischen den Wedeln des Quirligen Tausenblattes, bieten sie doch beste Versteckmöglichkeiten. Bei so viel Beutefisch dürfen die Jäger nicht fehlen. Man muss schon genau hinschauen, um die perfekten Tarnjäger im Grün zu entdecken. Vom kleinen Grashecht bis zum mittelgroßen Esox lucius lauern sie auf ihre Gelegenheit. Es macht jede Menge Spaß, insbesondere die kleinen Jäger zu beobachten, wie sie sich verstecken, langsam flösselnd dem möglichen Opfer nähern und pfeilartig zuschlagen. Es bedarf schon einiger Versuche, um erfolgreich zu sein.
Hecht (Esox lucius)
Während wir unseren Tauchgang genießen und das Spiel der Natur beobachten, taucht im linken Augenwinkel der Maske ein kleiner Schatten auf. Ich kann’s kaum glauben, ein Wels, wenngleich ein Juveniler, kommt aus dem Freiwasser sichtlich neugierig auf uns zu. Ich kann eine Aufgeregtheit nicht leugnen. Den nachtaktiven Jäger bei Licht und vor solch schöner Kulisse ablichten zu dürfen, ist ein Geschenk. Keine Spur von Furcht bei diesem wunderschönen Räuber. Mit seinen langen Barteln am Oberkiefer wird meine Kamera inspiziert und für langweilig befunden. Nach einer Weile verschwindet das Tier im Dickicht der Pflanzen und hinterlässt zwei Taucher mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Welch‘ eine tolle Begegnung im Tauchrevier Deutschland.
Europäischer Wels (Silurus glanis)
Jetzt sind wir bereits 90 Minuten im Wasser, von denen nicht eine langweilig war. Kurz vor dem Ausstieg jagen noch zwei gut ausgewachsene Flussbarsche durch den Plötzenschwarm. Die Flora und Fauna im Tauchrevier Deutschland ist so einzigartig und interessant, da bedarf es keiner Schrott-Attraktionen wie den „Wartburg“.
Wir entsteigen zufrieden dem Nass und erzählen uns gegenseitig aufgeregt von der Wallerbegegnung im Steinbruch Ammelshain.
Unterwasserimpressionen Steinbruch Ammelshain
Seid Ihr einem Waller begegnet?
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2016 Tauchen in Kroatien, Krnica
03/2016, Tauchen in Kroatien, Krnica
Vor etwa 1 ½ Jahren habe ich in Deutschland meinen sogenannten „Fundi“ beim amerikanischen Tauchverband GUE (Global Underwater Explorers) absolviert. Die Ausbildung fand ich solide, durchdacht und konsequent umgesetzt. Mit dem TECH-Pass in der Tasche hatte ich Lust auf mehr. Nun endlich war es soweit. Zum GUE TEC1 Kurs ging es nach Kroatien, genauer nach Krnica an der Südostküste Istriens. Kurs-Instruktor für den 6-tägigen Kurs ist der Italiener Mario Arena, eine Legende des Mittelmeeres, wie ich später erfahren werde.
Meine beiden weiteren Mitstreiter aus Nord- und Mitteldeutschland, Brar und Christoph, werde ich erst vor Ort kennenlernen. Gemeinsam mit meinem Freund Henning May, der mit diesem Kurs den letzten Schritt zum GUE TEC1 Instructor wagt, machen wir uns auf den langen Weg in den Süden. Nach guten 13h Autofahrt durch vier Länder und jeder Menge Wegezoll kommen wir sonntags 22:30 Uhr am Zielort an. Empfangen werden wir von einer weiteren TEC1-Klasse von Derk Remmers, die bereits zwei Tage bei der Sache sind. Wie sich später zeigen wird, werden wir jede Menge Spaß miteinander haben.
Tauchen in Kroatien – Unterkunft Krnica
Die Unterkunft, das kleine Ensemble der Anlage ist einfach top. Gute Zimmer, Frühstücks- und Schulungsräume bieten beste Bedingungen. Nach einem (oder auch zwei) leckeren Begrüßungsbier fallen wir tot ins Bett. Unser Kurs beginnt am Dienstag. Wir haben also noch einen Tag Zeit, um anzukommen und unsere Tauchklamotten vorzubereiten und einzulagern. Am nächsten Morgen fuhren wir zur Basis von Krnica Diving, direkt am Wasser gelegen. Vom Chef Maurico, der übrigens auch die Unterkünfte managt, werden wir willkommen geheißen. Die Basis ist klein, bietet aber alles, was man braucht. Wie ich über die Woche erfahren werde, wird hier Service großgeschrieben. Am Abend absolvierten wir den Fitnesstest (Schwimmen nach Zeit und Streckentauchen) im Pool einer Hotelanlage in Pula.
Am nächsten Tag geht’s dann los. Uns erwartet in den kommenden 6 Tagen ein straffes Programm. Tauchgänge und Theorieeinheiten wechseln einander ab. Zunächst werden Basics abgerufen, wie Valve-Drill, S-Drill, Flossenkicks, Reelen, Bojesetzen. Kleinste Fehler werden korrigiert und später anhand von Videomaterial analysiert. Das Programm wird erweitert. Wir explorieren reelend die Unterwasserlandschaft und werden auf jede Menge Problemszenarien stoßen, die es entsprechend der Standardprozeduren zu lösen gilt. OOG-Situationen, Ventil- und Reglerfehler, defektes Equipment wie Lampen und Masken, gern auch in Kombination fordern unsere Aufmerksamkeit. Team-Awareness und fokussiertes Tauchen werden trainiert. Schnell kann bei strömender See die Shotline verschwinden, die Navigation verloren gehen. Ungenutztes Equipment wie Wetnotes, Spools und Lampenkabel gehören ordentlich verstaut, können sie doch zum Quell größerer Probleme werden. Bewusstlose Taucher werden wir sicher an die Oberfläche bringen.
Krnica Diving – GUE TEC1 Kurs
Tauchgangsplanungen, Gasmanagement und Dekompressionsberechnungen für unsere „Experienced Dives“ an den Wracks VIS, Lina und Cesare Rossarol bestimmen die nächsten Theorieeinheiten. Es ist spannend. Gaswechsel und Prozeduren bei Dekogasverlust werden ausgiebig trainiert, Freiwasseraufstiege aus 50m mit verschiedenen Szenarien gespickt. OOG gab’s irgendwie immer. Nicht alles klappt zum persönlichen Bedauern auf Anhieb. Wiederholung. Die Dinge machen Sinn, man wird sicherer. Eine Ankerleine braucht es nicht, der Buddy und die Schwebeteile im Wasser sind Referenz genug. Tauchcomputer für Dekompressionen werden überbewertet. Die Dekopläne mit möglichen Alternativen sind in den Wetnotes vermerkt. Bottomtimer, Tiefenmesser und gesunder Menschenverstand garantieren einen sicheren Aufstieg.
Wracktauchen in Kroatien
Der letzte Tag. Prüfungstauchgang zur „Cesare Rossarol“. Wir sind natürlich alle ein wenig aufgeregt. Abstieg, Exploration, Kommunikation und der Aufstieg in der Wassersäule, alles klappt gut. Auf unserem 6m Dekostopp durften wir dann die erlösenden Worte auf der Wetnote des Instruktors lesen „Glückwunsch zum TEC1“. Freude und Erleichterung. Die finale Hürde Theorieprüfung haben wir am Abend ebenso erfolgreich gemeistert.
Alles in allem eine wirklich herausfordernde und anstrengende, lange Woche. Ich bin mehr denn je von der Methodik der Wissensvermittlung und konsequenten Umsetzung von GUE Standardprozeduren überzeugt. Ein weiterer Schritt nach vorn. Ausserdem hatten wir alle viel Spaß miteinander. Danke an das TEC1-Team Natalie, Rene und Henning um Instruktor Derk Remmers. Dank an meine Buddies Brar und Chris, sowie an unseren Instruktor Mario Arena und dem frischgebackenen TEC1-Instruktor Henning May. Großes Kompliment an das Team der Krnica Diver für den tollen Rund-um-Sorglos-Service unter der Führung von Maurico, dessen Kochkünste übrigens unübertroffen sind.
Impressionen Tauchen in Kroatien – GUE TEC1
2016 Werbellinsee Dornbusch
12.03.2016, Werbellinsee (Brandenburg)
Das weithin bekannte und sicherlich meist betauchte Wrack der im Werbellinsee ruhenden Kaffenkähne ist das Dornbusch Wrack. In einer SW/NO-Ausrichtung liegt es auf einer Tiefe von 26 – 36 m. Unweit dieses Wracks liegt noch ein weiterer Kaffenkahn, das Dornbusch Wrack 2, als Zeitzeuge vergangener Tage auf dem Grund des wunderschönen Werbellinsees.
Einige kennen es, weitaus weniger haben es bisher betaucht. Der Lastensegler liegt in einiger Entfernung in einer Tiefe von etwa 35 m. In der Vergangenheit habe ich wenige Versuche unternommen, es aufzuspüren. Stark sedimentiert soll es sein, nur die Spantenköpfe schauen aus dem Schlick. Man kann es leicht verfehlen, so die Hinweise von Werbellinseekennern. Doch es ist weitaus mehr, wie sich zeigen wird. Zweimal war ich bisher erfolglos unterwegs. Die Ursachen können nur in den schlechten Sichtverhältnissen zu finden sein.
Den See zu erkunden, Neues zu entdecken, auch das macht den Reiz des Tauchens in unserem Tauchrevier. Das Gewässer ist voller Überraschungen.
Werbellinsee Dornbusch
Wir verabreden uns zu einem Erkundungstauchgang. Das Dornbusch Wrack 2 sollte uns dabei nur als Orientierungshilfe dienen und ein Meilenstein auf unserem Tauchgang sein. Die Annahme, 07:30 Uhr als Erster am See zu sein, erwies sich schlechthin als falsch. Eine verrückte Welt.
Gemeinsam mit Buddy Heiko besprachen wir noch einmal den Tauchgang und unsere Suchstrategie. Guter Dinge ist die Ausrüstung schnell zusammengeschraubt und angelegt. Wir planen eine längere Grundzeit auf 30+ und entscheiden uns daher für ein Dekogas EAN50. Eine Verkürzung der Dekozeit ist bei 3-4 Grad Wassertemperatur sehr willkommen.
Check und Abgetaucht. Vorbei an große Dreikantmuschelkolonien erreichen wir schnell unsere Zieltiefe. Nebeneinander tauchend scannen wir mit unseren Tanklampen den Grund nach verdächtigen Auffälligkeiten. Schlick, grau, monoton. Wir sind schon gut 10 min unterwegs. Nichts. Tiefenlinie beibehalten. Vereinzelt tauchen jetzt kleine Barsche im Schein der Lampen auf. Sind Vögel des Matrosen Hoffnung auf Land, so sind Fische gute Anzeiger von Strukturen unter Wasser. Und tatsächlich, schon bald leuchten die Kaffen des alten Wracks mahagonirot im Licht.
Werbellinsee Dornbusch Wrack 2
Für mich ist es immer wieder erhebend, diesen Zeitzeugen in aller Stille zu begegnen. Langsam gleiten wir über das Wrack. Hunderte kleiner Fluss– und Kaulbarsche haben nicht mit unserem Besuch gerechnet und wuseln aufgeregt hin und her. Dabei hüllen sie das Wrack in einen leichten Nebel. Der Kaffenkahn ruht tief versunken. Der Maststuhl ragt nur wenige Zentimeter aus dem Sediment. Wir lassen uns in den Bann der alten Dame ziehen und genießen diese friedliche Stille.
Wie geplant lassen wir das Wrack hinter uns und ziehen weiter. Schon bald begegnen wir einem riesigen Schwarm halbstarker Flussbarsche. In der Dunkelheit der Tiefe eine Begegnung der ganz besonderen Art. Schon bald sind wir Bestandteil des Schwarms. Es ist einfach wunderbar.
Fauna im Werbellinsee
Die Uhr tickt, das Gewebe lädt sich auf und das Gas nimmt ab. Wir machen uns auf den Rückweg, wechseln das Gas und verbringen die Dekozeit über große Muschelbänke. Ein vielfältiger Lebensraum. Dreistachlige Stichlinge ruhen unauffällig im Schutz der Muscheln, Ohrschlammschnecken sind beschäftigt unterwegs, die ersten Süßwasserschwämme beginnen sich zu formieren. Unser eigentliches Ziel haben wir nicht erreicht. Aber das ist nicht schlimm. Der Weg ist das Ziel. Wir versuchen es wieder. Zufrieden steigen wir aus dem Nass und erfreuen uns noch eine Weile an dem Erlebten. Tauchen in Deutschland ist faszinierend schön.
Kennt Ihr das Dornbusch Wrack 2?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.