Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2019 Tauchen im Geiseltalsee

Tauchen im Geiseltalsee (Sachsen-Anhalt), 30.01.2019

Riesige Tagebaurestlöcher zeugen vom unstillbaren Energiehunger der Menschheit. Geflutet erfreuen sie sich heute bei allen Wassersportlern und Erholenden. Bis nach der Wendezeit wurde ein großes Braunkohlevorkommen südlich von Halle (Saale) und westlich von Leipzig mit stählernen Riesen abgebaut, eine 90 Meter tiefe Wunde das Ergebnis. 8 Jahre lang bis 2011 füllte das Wasser der Saale den heutigen Geiseltalsee, mit 19 Quadratkilometern der größte, künstliche See in Deutschland.



Heute nun stehe ich am Ostufer des Tauchrevieres in Sachsen-Anhalt. Zwei Tauchbasen haben sich am Geiseltal niedergelassen. Für meinen heutigen Tauchgang wähle ich die “Tauchbasis Geiseltalsee“ von Mark, einem ehemaligen Kampftaucher und leidenschaftlichen Feuerwehrmann. Ein kurzes Telefonat und er ermöglicht den Einstieg mitten in der Woche. 11:00 Uhr treffe ich mich mit meinen Buddies nach einer 2 ½ stündigen Autofahrt direkt an der Basis. Mark ist bereits da und begrüßt uns freundlich. Nach einem heißen Kaffee geht es an das windstille Ufer des großen, langgestreckten Geiseltalsees. Das Wasser schimmert klar und lässt den Kiesgrund in der Sonne blinken. Vorfreude. Mark erklärt uns die Struktur des Gewässers und gibt uns hilfreiche Hinweise für unsere Tauchgangsplanung. Wir wässern die Scooter und werfen uns in unser schickes, schwarzes Outfit.

Tauchen im Geiseltalsee, Ostufer

 

Kurs Südwest, dann einen Haken Richtung Osten und weiter gen Südwest. Das Ufer fällt flach ab. Wir tauchen über einen breiten Gürtel aus Kammlaichkraut und stoßen bald auf Zeitzeugen vor dem großen Wasser. Strauchwerk verleiht dem doch eher monotonen Grund eine willkommene Struktur. Die Sicht schätze ich auf 3-4 Meter, wohl eher enttäuschend für den See, wie wir später erfahren.  Der Wind hat ein leichtes Spiel. Die gut 8 Kilometer lange West-Ost-Ausrichtung des Geiseltalsees bietet ideale Bedingungen für sein Wellentreiben.

Wir erreichen ein kleines Wäldchen. Die muschelbehangenen Äste scheinen unwirklich im schummrigen Grün. Vereinzelt erkenne ich Süßwasserschwämme zwischen den Dreikantmuscheln. Es ist eine Freude mit dem Scooter durch dieses mystische Unterwasserwelt zu gleiten. Am Boden verschwinden alte Sanddornsträucher im Bakteriennebel. Wir erreichen eine Maximaltiefe von 15 Metern. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 3 und 4 Grad Celsius. Nach 45 Minuten wenden wir und treten mit Kurs Nordost den Rückweg an.

Unterwasserwelt Geiseltalsee

 

Auffällig viele Kamberkrebse geben sich dem Liebesspiel hin und scheinen von uns komplett unbeeindruckt. Fische schwimmen uns nicht vor die Maske, nicht einmal ein Flussbarsch. Mark erzählt uns später, dass der See beliebtes Angelgewässer ist und jährlich viel Fisch wie Aal eingesetzt wird. Auch die beliebte Maräne soll die Tiefen des Geiseltalsees für sich entdeckt haben.



Mark deutete beim Briefing auf eine Stelle in der Bucht, an der ein Spülschacht in den See tritt und derzeit Wasser einbringt. Wir können ihn nicht finden und entscheiden uns zur Neuorientierung für einen Aufstieg. Mit der neuen Peilung erreichen wir in der Zieltiefe auch den beschriebenen Steinhaufen. Einen Schacht machen wir jedoch nicht aus. Mark tröstet uns später mit den Worten: „Ihr wart ganz dicht dran“. Beim nächsten Mal. Nach 1 ½ Stunden endet auch dieser Tauchgang in einem interessanten Gewässer. Eines ist ganz klar, ich brauche mehr Arme.  Scooter, Lampe, Kamera.

Tauchbasis Geiseltalsee

 

Schnell aus den nassen Klamotten, bevor die eisigen Temperaturen jeden Boltsnap und Zipper unbeweglich werden lassen. Heißer Tee, Kaffee, Dekobier und eine heiße Bockwurst wecken die Lebensgeister von drei Tauchern. Danke Buddies, danke Mark. Wir kommen wieder. Und dann geht’s mit dem Boot zu neuen Ufern.

Schon mal im Geiseltalsee getaucht?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2018 Tauchen im Cospudener See

10.02.2018, Cospudener See (Sachsen)

Gute Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer in den Sozialen Netzwerken. Beste Sicht im Cospudener See. Ich war gefühlt eine Ewigkeit nicht in diesem ehemaligen Braunkohletagebaurevier tauchen. Das Ziel für meinen heutigen Ausflug steht somit fest.



Der Cospudener See, der erste künstliche See im Leipziger Neuseenland, trägt den Namen eines alten Dorfes, welches den gefräßigen Baggern weichen musste, Ironie des Schicksals. In unmittelbarer Nachbarschaft und südlich von Leipzig befinden sich der Markkleenberger See, Störmthaler See und der Zwenkauer See. Wo einst Waldlandschaften zum Erholen einluden, hat der unbändige Braunkohlehunger große Wasserlandschaften hinterlassen. 1992 stoppten die eisernen Riesen ihre Arbeit. Grund- und Niederschlagswasser füllten den mächtigen Krater bis zum Jahre 2000. Ein neues Naherholungsgebiet im Rahmen der Expo 2000 entstand.

Tauchen im Cospudener See

 

Der Cospudener See entwickelte sich zu einem Tauchrevier in Sachsen. Der Tauchereinstieg befindet sich am Ostufer, dem Zöbigker Winkel, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer modernen Marina mit Hafen, Ferienhäusern, einem schönen Pier und Restaurant. Die kleine Tauchbasis von Lutz Kamski hat hier ihr Domizil. Heute allerdings war sie verschlossen. Ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz sorgt für kurze Wege.

Nach 2 ½ Stunden Autofahrt erreiche ich mein Ziel. Still und klar bei winterlichen Temperaturen liegt er vor mir, der Cospudener See. Ich atme tief die kühle Frische und freue mich auf den Tauchgang. Zurück am Auto tritt ein Mann an mich heran und reicht mir die Hand. Ich treffe Falk Wieland erstmalig persönlich. Seine bekannten Tauchreiseführer sind Bestandteil meiner Recherchen für das Tauchrevier Deutschland. Er und seine Frau Cornelia planen heute ebenso einen Tauchgang im „Hausriff“.

Tauchcenter und Tauchschule

 

Weitere Taucher treffen ein. Nicht ganz überraschend treffe ich Robert Lange von der Tauchbasis Zwenkauer See. Mit seinem Team plant er heute Ausbildungs- und Spaßtauchgänge. Nach einer kurzen Begrüßung mache ich mich fertig und trotte mit der Ausrüstung in wenigen Schritten über die Badewiese zum Einstieg. Ein kurzer Check, Kompasspeilung und auf geht’s. Ich tauche Richtung Westen zur Abbaukante. Zarte Triebe der Feinen Armleuchteralge durchstoßen das Kiesbett. Das klare Wasser lässt den Blick weit schweifen. Auf 16 Meter stoße ich auf ein Boot. Wenige Flossenschläge später treffen Cornelia und Falk zum Fotoshooting ein. Ich ziehe weiter Richtung Seemitte.



Der mittlerweile pflanzenlose Grund ist überzogen mit einem Labyrinth aus Spuren verschiedenster Bewohner. Flusskrebs, Muschel und Wasserassel gehen ihrer Bestimmung nach. Welche Art Flusskrebs werde ich in diesem Gewässer wohl entdecken? Spuren über Spuren aber kein Fühler- oder Scherenpaar. Doch dann. Kamberkrebse eroberten diesen Lebensraum für sich. Mittlerweile bin ich auf einer Tiefe von 35 Metern angekommen. Diese Furchen und Gräben am Hang sind einfach faszinierend. Rostendes Metall und Braunkohlereste wecken mein Interesse. Ich drehe in Richtung Süden ab und steige dabei langsam wieder auf.

Amerikanischer Flusskrebs, Kamberkrebs

 

Zwischen 10 und 20 Metern treffe ich auf allerlei Schrott. Fahrrad, Tretboot, Gabelstapler, Parkuhr und sonstiger Unrat bilden wohl einen Erlebnispark unter Wasser. Ich kann dem nichts abgewinnen, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Stelle mir nur vor, wie das im Wald wirken würde. Große Betonanker und schwere Kette zeigen an, dass ich an der Steganlage der Marina angekommen sein muss. Wirkt ein wenig wie das künstliche Riff in Nienhagen.  Eine gute Stunde ist nun leider schon wieder vorbei. Ich trete den Rückweg an. Das satte Grün der Armleuchteralgen im Winter beeindruckt mich. Vereinzelt sind Halme des Tausendblattes anzutreffen. Ein schöner Tauchgang im Cospudener See, im Tauchrevier Deutschland.

„Erlebnispark“ unter Wasser

 

Wieder in warmen Klamotten und mit heißem Tee im Bauch bereite ich die Abreise vor. Die Rückreisewelle der Skiurlauber möchte ich gern hinter mich lassen. Dann verquatsche ich mich doch noch mit Falk und Robert, so dass ich das Parkticket nachlösen muss. Spannend ist es allemal. Wir müssen uns noch einmal verabreden. Ich werde wiederkommen, mit dem richtigen Gas bis zur letzten Sohle auf 50 Meter.

Braunkohletagebau Cospuden

 

Kennt ihr den Cospudener See?

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Categories: _Sachsen, UnterWasser

2017 Tauchen im Zwenkauer See

26.05.2017,  Zwenkauer See, Sachsen

Der Energiehunger von uns Menschen hinterlässt große Wunden in der Landschaft. Rund um Leipzig wurde Braunkohle mit riesigem Gerät abgebaut. Unaufhaltsam fraßen sich die Bagger in das Erdreich. Seenlandschaften entstehen wo einst Dörfer, Wald und Wiesen zu finden waren. Ein Ergebnis der großen Rekultivierungsanstrengungen ist die Bergbaufolgelandschaft Cospuden/Zwenkau. Südlich von Leipzig laden der Cospudener See und der Zwenkauer See zum Wassersport und Erholen ein. Während der Cospudener See bereits ein weithin bekanntes Tauchrevier in Deutschland ist, zählt der Zwenkauer See mit dem in 2015 erteilten Gemeinbrauch zu den Neulingen. Unser heutiges Ziel.

Tauchen im Zwenkauer See

Seit gut einem Jahr betreibt im Hafen von Zwenkau Robert Lange seine Tauchbasis „Zwenkauer See“. Robert traf ich erstmalig am Kulkwitzer See. Er erzählte mir von seinen Anstrengungen für die Errichtung eines Tauchbetriebes am Zwenkauer See und lud mich auf einen Besuch ein. Heute nun stehe ich hier auf seiner Basis und freue mich auf einen Tauchgang in dem neuen Gewässer bei allerbestem Sonnenschein.



Die Form des Sees erinnert mich an eine Hühnerkeule. Während Richtung Westen der See zu einem dicken Oberschenkel auswächst, verjüngt sich der See gen Osten  und läuft in einem Fuß aus. Mit einer Wasserfläche von 950 Hektar muss sich dieses Tauchrevier keinesfalls verstecken. Die maximale Wassertiefe beträgt 49 Meter. Sieben Jahre dauerte die Flutung des Tagebaues bis 2014 der erforderliche Füllstand erreicht wurde. Im Norden des Ortes Zwenkau entstand am Ufer des Sees eine neue Marina mit Bootsliegeplätzen und Parkplätzen. Auf diesem mit einer Schranke gesicherten Gelände befindet sich die Tauchbasis. Wehende Fahnen laden schon von Weitem ein. Mehrere Container mit maritimen Graffitis beherbergen Büro, Schulungs-, Ausrüstungs- und Kompressorräume. Aus Euro-Paletten genagelte Rödeltische und eine chillige Verweilecke lassen es an nichts fehlen. Ein kleines Imbissangebot rundet die ganze Sache ab.

Tauchbasis Zwenkauer See

Bis zum öffentlichen Strand, der als Tauchereinstieg dient, sind es gut 150 Meter Fußmarsch. Ein kleiner Wehmutstropfen.  Nicht ganz verstehen kann ich die Planer dieser neuen Marina, den Autoparkplätzen Seeblick zu gewähren, während die Infrastruktur des Wassersports mit der zweiten Reihe Vorlieb nehmen muss. Robert empfängt mich kurz, bevor er sich wieder seinen Tauchschülern zuwendet. Check-In und Einweisung übernimmt Steffen. Ich bin nicht allein, habe mich vor Ort mit Fred verabredet. Wir stehen am Ufer und blicken auf einladendes Wasser. Im Flachwasser huschen bereits zahllose Stichlinge und Ukeleien hin und her. Steffen erläutert uns die Unterwasserstruktur im Einstiegsbereich. Fischgrätenartige Entwässerungsgräben helfen bei der Orientierung.

Dreistachliger Stichling

Die Sonne brennt. Wir wollen jetzt einfach nur ins Wasser. Bei diesen Temperaturen von fast 30 Grad in den Unterzieher und Trocki zu steigen, ist nur etwas für Masochisten. Ich wünsche mir den Winter herbei. Endlich stehen wir im Wasser. Ein wunderbarer Moment. Wir tauchen ab und jeder hat seinen Plan. Der vertikale Entwässerungsgraben ist schnell gefunden. Der gebrochene Stein bietet ideale Bedingungen für die kleinen Stichlinge. Sie sind zahlreich vertreten. Rotbäuchige Männchen verraten die Nester der kleinen Räuber. Während die einen noch sorgfältig Pflanzenmaterial zu einem ordentlichen Nest herrichten, wuselt bei den anderen bereits der winzige Nachwuchs.

Stichlingbabies im Zwenkauer See

Auffällig ein Busch aus Tannenwedel. Auffällig, da das junge Wasser, sedimentiert von rostbraunen Eisenoxidausscheidungen, kaum Wasserpflanzen ausweist. Vereinzelt strebt feines Laichkraut zum Licht. Robert berichtete mir im letzten Jahr von zahlreichen Bitterlingen in diesem Revier. Und tatsächlich, ein herausgeputztes Männchen kann ich entdecken. Mein erster Bitterling im Tauchrevier Deutschland. Einst ein Allerweltsfisch, muss man ihn heute schon gezielt suchen.

Bitterling-Männchen im Hochzeitskleid

Im schönsten Hochzeitskleid ist er auf der Suche nach einer geeigneten Muschel für den Nachwuchs, um diese dann gegen jeden zu verteidigen. Zur Paarungszeit wächst den Weibchen eine Legeröhre, mit deren Hilfe die Eiablage innerhalb der Muschel erfolgt. Die Eier werden daraufhin vom Männchen besamt und wachsen im Inneren der Muschel bis zum Schlupf heran. Eine einmalige Symbiose.

Zarter Pflanzenbewuchs im Zwenkauer See

Ich folge dem Entwässerungsgraben hinab. Auf einer Tiefe von 7 und 9 Metern queren weitere Gräben. Die Sicht ist leicht eingetrübt. Strauchwerk bringt Abwechslung in die Unterwasserlandschaft. Ich treffe auf Cave-Leinen, folge diesen bis auf 20 Meter Tiefe. Das Wasser klart auf. Die Sicht ist gut. Das Strauchwerk geht in Bäume über. Das Spiel von schwachem Licht, Nebelschleiern und Schatten ist mystisch. Wenngleich kein offensichtliches Leben erkennbar, ist die Bodenstruktur mit den Gewächsen sehr interessant.  Nach 90 Minuten tauche ich wieder auf.

Unterwasserstrukturen im Zwenkauer See

Hier entwickelt sich ein neues Tauchrevier. Die Größe des Sees verspricht noch viele Tauchgänge. Angebotene Bootsfahrten lassen auch die entlegensten Ecken erreichen. Noch ein kurzer Klön und frische Sachsenluft in die Flaschen und es geht wieder heimwärts. Ich komme wieder.

Kennt ihr den Zwenkauer See?

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2017 Steinbruch Hohenerxleben

28.03.2017, Steinbruch Hohenerxleben (Sachsen-Anhalt)

Nicht nur die Natur bietet uns Tauchern ein reiches Angebot an Tauchgewässern. Zahllose Hinterlassenschaften menschlichen Schaffens und Streben haben sich über die Jahre zu regelrechten Tauchparadiesen entwickelt. Kiesgruben, Tagebaue und Bergwerke, gefüllt mit klarem Wasser und einer prächtigen Unterwasser Flora und Fauna laden zum Verweilen ein.

Eines dieser alten Relikte ist der Kalksteinbruch in Hohenerxleben, der das ehemalige Kalksteinwerk mit Wellenkalk zur Produktion von Baustoffen beschickte. Doch das ist längst Geschichte. Die Pumpen zur Entwässerung des Bruches stehen lange still. Die Natur schließt langsam und leise eine weitere tiefe Wunde.

Tauchen im Steinbruch Hohenerxleben

Der Frühling hat erst wenige Tage das Zepter in die Hand genommen und demonstriert eindrucksvoll seine unbändige Kraft. Im Schein der Sonne öffnet sich ein Meer aus Blüten wilder Kirschen. Knospen platzen regelrecht und geben das zarte Grün des ersten Blattwerkes frei. Wir schauen glückseelig in den Kessel auf das schimmernde Blau. Ein Rotmilan zieht seine Kreise. Es ist wundervoll.

Die alte Werksstraße führt uns zu Fuß gut 200 Meter hinab in den Steinbruch. Wir stehen am Rand der unteren Sohle und bestaunen das klare Wasser. Am Grund erstreckt sich ein flächendeckender Leuchteralgenteppich. Sonnenbadende Döbel ruhen unter der Wasseroberfläche. Die wassergefüllte Sohle ist mit 120 x 100 Metern im Ausmaß durchaus überschaubar. Aus Erzählungen weiß ich, dass das höher liegende Mundloch in der angrenzenden Steilwand zu Hochwasserzeiten geflutet und zu betauchen ist. Wir laufen den Steinbruch ab und bestaunen jede Kleinigkeit. Die Vorfreude auf den Tauchgang steigt. Was für ein Frühlingswetter.

Sonnenspiel im Silbersee

Nun in voller Montur und bepackt, schleppen wir uns erneut den Weg hinunter zum See, der auch Silbersee genannt wird. Ein lauter Platsch und wir sind in unserem Element. Sind wir das wirklich? Nichts scheint die Sicht zu trüben. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den kleinen Wellen an der Oberfläche und geben ihre bunten Spektralfarben an die Unterwasserwelt ab. Den Armleuchteralgen scheint es zu gefallen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beginnen wir unser Tauchabenteuer.

Am Rand der Bruchkante im weißen Sand huschen kleine Fische bäuchlings hin und her. Meine ersten Gründlinge im Tauchrevier Deutschland. Ihr sandfarbener Körper mit grau-goldenem Fleckenmuster lässt sie am Grund verschwinden. Die beiden empfindsamen Barteln zeigen ihre Zugehörigkeit zu den Karpfenfischen an. Mit maximal 15 Zentimeter Länge sind es eher kleine Fische, meine Freude jedoch groß.

Gründlinge im Tauchrevier Deutschland

Immer wieder treffen wir auf Zeitzeugen der Baustoffindustrie, Gleisanlagen, Rohrleitungen, Kessel und am Ostufer eine kleine Förderanlage mit Schurre und Rütte. Der rostige Stahl leuchtet im Schein der Sonne rotbraun. Wir genießen das Tauchen in diesem Bruch und nehmen alles in Augenschein. Leider treffen wir auch auf neuzeitlichen Müll. Ich kann diese Unachtsamkeit und Bedenkenlosigkeit einfach nicht verstehen.

Relikte der Kalksteingewinnung

Neben Gründlingen begegnen wir wenigen Flussbarschen, Plötzen und Karauschen. Scheue Döbel sehen wir aus der Ferne. Ein etwas größerer Schwarm von wahrscheinlich Ukeleien zieht seine Kreise über die Armleuchteralgenwiesen. Weder Krebse noch Mollusken kann ich entdecken. Am Ende des Tauchganges werden wir noch mit einer großartigen Begegnung belohnt. Im Schutt des alten Pumpenhäuschens sehe ich die grauschwarze Schwanzspitze von Silurus glaris, dem Herrscher unserer Tauchreviere. Langsam nähere ich mich dem Räuber und kann am anderen Ende die langen Barteln des Kopfes entdecken. Der Blick in die stecknadelgroßen, blauen Augen des größten Räubers unserer Seen ist einzigartig. Entspannt lässt er die Knipserei über sich ergehen. Der Europäische Wels, ein eindrucksvoller Fisch.

Europäischer Wels, Silurus glanis

Nun haben wir für die Umrundung des überschaubaren Steinbruches doch gute 90 Minuten benötigt. Es gibt so viel zu entdecken. Und dass Tauchen im sonnengefluteten, klaren Wasser ist einfach überwältigend. Mit einer Bulette in der Hand schauen wir noch einmal hinab in das kleine Tauchparadies. Tauchen im Tauchrevier Sachsen-Anhalt.

Die Suche nach einem naheliegenden See für einen zweiten Tauchgang ist eine andere Geschichte.

Weitere Unterwasser-Impressionen Hohenerxleben

Kennt ihr diesen Steinbruch?

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2016 Tauchen im Edderitzer See

07.06.2016, Edderitzer See (Sachsen-Anhalt)

Bereits zweimal stand ich an den Ufern des Edderitzer Sees in der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt. Diesmal nun werde ich einen Blick unterhalb der Wasseroberfläche nehmen können.

Hundert Jahre bis 1957 wurde hier Braunkohle abgebaut. Das Dorf Edderitz musste dem Energiehunger weichen und umziehen. Zurück blieb ein Tagebaurestloch, welches sich mit der Zeit mit Wasser füllte und zu einem Tauchrevier in Deutschland wurde. Ein Strandbad lädt Badelustige und Sonnenanbeter zum Verweilen und Erholen ein.

Tauchen im Edderitzer See

Der Edderitzer See (max. Tiefe 41 m) ist das Hausgewässer des Tauchclub Hurrican e.V., die ihr Basislager am Ostufer des Sees aufgeschlagen haben. Im Grunde war es der Tauchclub, im Besonderen deren Präsident Bernd, der mich auf das Tauchgewässer aufmerksam machte und mich zu einem Tauchgang einlud. Nun endlich hat es geklappt, auch wenn Bernd nicht persönlich vor Ort sein kann.

Der Einstieg in einen neuen See ist ja immer auch eine kleine Überraschung. Wo sind die besten Plätze, was kann man dort eigentlich entdecken? Bernd wusste von jüngsten Welssichtungen zu berichten und organisierte uns auch direkt eine Sondergenehmigung für das Parken in unmittelbarer Nähe der Giganten. Der Tauchclub erschließt sich den Edderitzer See mit einem klubeigenen Boot. Das Ufer verspricht einen besonderen, einen spannenden Tauchgang. Alte Bäume und Sträucher ragen aus dem Türkis schimmernden Wasser. Ideale Versteckmöglichkeiten für die großen Räuber.

Unterwasserwald im Edderitzer See

Bei strahlendem Sonnenschein und gut 30 Grad Hitze schlagen wir unsere Zelte auf den zugewiesenen Parkplätzen auf. Es sind nur wenige Schritte zum Wasser. Nach einer kleinen, vorbereitenden Inspektion zeigt sich, dass nicht nur wir auf Wels, Hecht, Karpfen und Co. neugierig sind. Wir befinden uns im Anglerrevier.

Wir gehen zurück zu den Autos und machen uns für den Tauchgang fertig. Diese sommerlichen Temperaturen bewirken bei mir Bestzeiten im Trockenanzuganziehen. Nur ins Wasser ist die Devise. Platsch, check und wir blubbern im Edderitzer See. Unser Plan? Wallersuche. Das ach so klare Wasser wird unterhalb der 2m Sprungschicht sehr schnell trüb. Die Trübung nimmt zu, je tiefer wir in den mangrovenähnlichen Unterwasserwald eindringen. Die Verursacher sind auch schnell ausgemacht. Massige Karpfen durchwühlen den Schlamm. Hier im Wald erinnern sie gleich mehr an Wildschweine. Aufgescheucht durch unser Blubbern schießen sie aus dem Nichts an uns vorbei.

Dichtes Gestrüpp und Bäume unter Wasser bilden ein ideales Revier für den Europäischen Wels. Langsam tauchen wir vorbei und hindurch. Den Blick fest zwischen die Äste gerichtet. Und tatsächlich, den ersten Wels haben wir schnell ausgemacht. Gut 1 m groß ruht er im Geäst. Jedoch so gut versteckt, dass ein Fotografieren schlecht möglich ist. Er hat außerdem keinen Bock auf uns Taucher. Genervt dringt er tief ins Dickicht und verschwindet aus unserem Blick.

Schwärme großer Plötzen huschen durch das Gestrüpp. Ein stattlicher Hecht hat sich strategisch günstig platziert und lauert auf seine Chance. Und immer wieder Karpfen. Teilweise muten sie wie fliegende Elefanten zwischen den Ästen an. Und da. Ein weißer Unterkiefer verziert mit vier Barteln verraten den nächsten Waller. 1-2-3 Fotos und auch er zieht sich zurück.

Europäischer Wels

Die Erkundungsreise in diesem einmaligen Habitat macht Spaß, wenngleich unzählige, verlassene Angelschnüre nur auf’s Einwickeln warten. Der zweite Tauchgang führt uns nach einem kleinen Abstecher ins tiefere Wasser hinweg über flächendeckendes Seegras. Das Wasser ist angenehm frisch und klar. Das Bild vom Unterwasserwald ließ uns jedoch schnell wieder an das Ufer zurückkehren. Diesmal tauchten wir in Richtung Südosten. Auch hier stehen zahllose Bäume. Wie durch ein Labyrinth suchen wir uns unseren Weg. Drüber, drunter und mittendurch. Modified Flutter- und Frogkick schieben uns schonend durch das Wasser. Zwei Schleie weiden die Algen von den Baumkronen. Fliegende Fische. Weitere Fische sind an dieser Stelle jedoch Fehlanzeige. „Noch einmal Lust auf einen Wallerbesuch?“, versuchen wir uns unter Wasser zu fragen. Muss lustig ausgesehen haben. Bevor wir also auftauchen, schauen wir noch einmal an unseren ersten Fundstellen vorbei. Der standorttreue Räuber ließ uns nicht im Stich. Aus seiner Behausung im tiefen Inneren des Busches kletterte er in die lichtdurchfluteten oberen Etagen und genoss das Leben, das Abendessen steht’s im Blick. So lässt’s sich aushalten.

Während die Karpfen im Bereich 2-3 m keinen Halm wachsen lassen, konnten wir abseits ihrer Freßplätze verschiedene Laichkräuter, Tausendblatt, Raues Hornblatt und einzelne Armleuchteralgen entdecken. Süßwasserpolypen bevölkern das Blattwerk des Laichkrautes.

Zwei tolle Tauchgänge im Edderitzer See. Tauchen in Sachsen-Anhalt. Vielen Dank an Bernd vom TC Hurrican und meinem Buddy Heiko.

Nachtrag: Das Kopf-in-den-Nacken legen beim Suchen von Wallern im Geäst macht sich mit umgeschlagener Halsmanschette übrigens hervorragend. Jedes Nicken ein kühlender Schluck Wasser.

Unterwasserimpressionen Edderitzer See

Kennt Ihr den Edderitzer See?

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2016 Tauchen im Kulkwitzer See

04.05.2016, Kulkwitzer See (Sachsen)

Es wurde wirklich Zeit, den Kulkwitzer See bei Leipzig, einem ehemaligen Braunkohletagebau, wieder zu besuchen. Bin ich in der Vergangenheit bei den „Leipziger Delphinen“ im Norden getaucht, so entschied ich mich heute für das südliche Becken. Eigentlich besteht der heutige Kulkwitzer See aus zwei Tagebaurestlöchern, die durch einen Damm getrennt waren und 1963 geflutet wurden. Es heißt, dass der See ausschließlich mit Grundwasser gefüllt wurde und daher über eine gute Wasserqualität verfügt. Die guten Sichtweiten heute haben dies bestätigt.

Tauchen im Kulkwitzer See – Südbecken

Ein großer Parkplatz am südlichen Zipfel im Ortsteil Göhrenz wird mein Basislager. Hier befindet sich auch die Tauchbasis der „Tauchschule Florian“, die allerdings nicht besetzt ist. Vom See ist noch nichts zu sehen. Ich mache mich auf zu einem kleinen Erkundungsgang. Ein kleiner Weg führt ins Grün. Ich folge. Jetzt endlich schimmert Wasser durch die Äste der Bäume. Eine Wiese, ein Badestrand.  Ich habe den Einstieg erreicht. Es sind schon ein paar Schritte zu gehen. Der Kulkwitzer See hat drei mögliche Einstiegsstellen für Taucher.  Andere Bereiche sind als Naturschutzzonen ausgewiesen und dürfen nicht betreten/betaucht werden. Das Wasser sieht gut aus. Die Uferzonen gesäumt von Schilf und alten Bäumen.  Ich freue mich auf einen ausgedehnten und entspannten Tauchgang.

Zurück am Auto, rein in die Klamotten und ab in den See. Check. Und mein Kopf ist endlich unter Wasser. Ich habe keinen bestimmten Kurs geplant, werde die Bucht ein wenig kreuzen und mich von der Unterwasserwelt leiten lassen. Kiesgrund durchzogen mit Laichkraut empfängt mich. Die Sicht ist wirklich gut. Junge Armleuchteralgensprosse schieben sich durch den Boden. Nicht lange und ein dichter Grundrasen von Armleuchterlagen bestimmt das Bild. Ich habe gelesen, dass dem Kulkwitzer See 13 Characeenarten nachgesagt werden. Das spricht für einen lebendigen See.

Makrophyten im Kulkwitzer See

Die Makrophyten überlassen im tieferen Wasser Fragmenten von Bäumen und Äste das Territorium. Es sieht mystisch aus. Schwebteile, eingefangen in der Sprungschicht, bilden einen weißen Schleier. Bisher konnte ich keinen Fisch erblicken. Nicht einmal die Überlebenskünstler Flussbarsch treffe ich hier an. Was ist los? Schlafen die Schuppigen noch in der Tiefe der See?

Ich lasse mich von dem Zucken und Winden eines nur wenige Millimeter großem Etwas in der Wassersäule ablenken. Ich schalte meine Kamera in den Makromodus und versuche das „Ding“ abzulichten. Stillhalten Fehlanzeige. Jetzt erkenne ich es. Eine kleine Mückenlarve steigt unter Zuhilfenahme ihrer kleinen Schwimmhärchen an die Oberfläche. Das Sehen will gelernt sein.

Was ist das? Ich schaue in mehrere offene Mäuler. Wie aus dem Nichts erscheint ein Trupp Geschuppter. Schnell die Kamera. Klar Makromodus, Grrr. Umschalten. Nun ist die Frontalperspektive dahin. Aber ich darf die eleganten Schwimmer noch von der Seite fotografieren. Das sind definitiv Karpfenfische. Doch warum wühlen sie nicht am Grund, sondern schieben ihre Körper mit aufgerissenem Maul  wie Walhai und Großmaulmakrele durchs Wasser? Ich werd’s erfahren, schon bald.

Planktonfressende Silberkarpfen

Kopulierende Kamberkrebse, Ohrschlammschnecken, Polypen, doch keine weiteren Fische. Der Kulkwitzer See soll fischreich sein, sogar große Waller sind häufig anzutreffen. Sicher nur alles eine Frage der Zeit. Ich tauche in die Mitte der Südbucht und erreiche gut 10-12m Tiefe. Auf 8 m treffe ich dann auf eine mit Dreikantmuscheln besetzte Übungsplattform der Tauchschule. Nach 100 min und einem entspannten Tauchgang tauche ich auf und mache mich auf den Weg zum Auto. Unterwegs treffe ich eine junge Frau mit Hund, die dem tropfenden, schwarzen Mann ein „Du siehst ja gut aus.“ entgegenruft. Das konnte ich nur erwidern.

Mein Auto wartet Mutterseelen allein auf mich. Während ich mich meiner nassen Sachen entledige, hält ein Auto neben mir und der Fahrer fragt: „Na hast Du was gesehen?“. Ich erzähle von den Karpfenartigen. Mit ruhiger Stimme erfahre ich: „Das sind Silberkarpfen, Planktonfresser.“  Der Mann wusste auch zu berichten, dass dies Überlebende des Besatzes des VEB Binnenfischerei Wermsdorf sind. Ich erfahre einiges über den See und dessen Geschichte. Vor mir steht Dieter Florian, der Inhaber der Tauchschule Florian. Ein gestandener Mann und erfahrener Taucher. Ich lausche interessiert. Die Silberkarpfen werden weniger, denn sie sind bei diesen kühlen Temperaturen nicht in der Lage, sich zu reproduzieren. Den Anglern gehen sie als Planktonfresser jedoch nicht an die Angel. Daher wird der See regelmäßig mit den klassischen Wühlern besetzt. Die Wühlspüren im Grundrasen sind ganz klar zu sehen. Der Dialog zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen auch hier nicht immer einfach.

Ich nehme noch etwas Sachsenluft mit und mache mich auf den Heimweg. Wundervolles Tauchrevier Deutschland mit spannenden Begegnungen unter Wasser und an Land.

Unterwasserimpressionen

Kennt Ihr den Kulkwitzer See?

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Categories: _Sachsen, UnterWasser

2015 Helenesee III

13.11.2015, Helenesee (Brandenburg)

Es ist grau und es fliegt feucht. Mit 13 Grad für Mitte November jedoch noch recht warm. Wir stehen am Ufer der Südwestbucht des Helenesees bei Frankfurt/Oder. Viel muss man zu diesem wundervollen Gewässer wohl nicht mehr sagen. Für mich zählt er mit zu den schönsten Tauchrevieren in Brandenburg.

Ein Braunkohletagebaurestloch und maximal 55m tief. Herrliches Wasser, artenreiche Flora und Fauna und abwechslungsreiche Lebensräume laden immer wieder zu einem Tauchgang ein. Ohne großes Ziel wollen wir uns ganz der Helene hingeben.

Helenesee – Südufer

Zunächst lassen wir die Ruhe und einzigartige Herbstatmosphäre auf uns wirken. Wir hocken am Uferrand und lauschen der Stille. Einfach herrlich.

Nach ein wenig Plauderei und Auswertung von Geschehenem beginnen wir, uns in die schwarze Pelle zu werfen. Da wir uns auf einen Dekotauchgang einlassen wollen, nehmen wie unsere Stages EAN50 mit. Wir planen, in Richtung Seemitte (Norden) abzutauchen, um dann nach Osten abzudrehen. GUE EDGE, check und abgetaucht.

Uns schlägt eine kühle Stille ins Gesicht, wie wunderbar. Lang aufgereckt und noch tief grün empfangen uns Felder vom Ährigen Tausendblatt. Keine Anzeichen vom nahenden Winter. Hoch oben, an den Enden der Pflanzen thronen Süßwasserpolypen und filtern das Wasser mit ihren nesselnden Tentakeln.

Tauchen im Helenesee

Bubbelcheck und wir machen uns auf dem Weg. Der Untergrund ist terrassenförmig, ein Relikt des Braunkohleabbaus. Braunkohlebrocken durchstoßen den sandigen, schlickigen Boden. Immer wieder beobachte ich, dass dieser Lebensraum sehr gern von Wasserasseln als Refugium angenommen wird. Die kleinen Krebstiere sind stets schwer beschäftigt. Wir tauchen weiter hinab. Der Untergrund einer Mondlandschaft gleich, mag für viele total langweilig sein, aber selbst hier fühle ich mich mehr als zufrieden. Und wenn man genau hinschaut, dann tobt das Leben. Wasserflöhe tanzen ihren Reigen und allerlei Zooplankton umschwärmt den Schein der Lampe. Wir sind jetzt schon gut 20 min unterwegs und haben eine Tiefe von 30m erreicht. Das Wasser ist klar.

Wir drehen ab und tauchen ein in eine große Wolkenbank. Was ist hier passiert? Haben wir dösende Karpfen gestört? Oder ist es das Ergebnis von Wasserzirkulationen? Wir schauen uns wundernd an. Leuchtend gelbe Schwefelausblühungen der Braunkohleflöze erinnern mich an die Schwefelvulkane auf Java. Kleine, tote Bäume, einstiger Bewuchs der Tagebauhänge, werden bevölkert von großen Moostierchenkolonien. Jetzt im Herbst kann man sehr schön die kleinen runden Plättchen im Inneren der Kolonien entdecken. Statoblasten, Winterknospen als Ergebnis der geschlechtslosen Fortpflanzung werden den Fortbestand der Art im nächsten Jahr sichern. Tauchen im Tauchrevier Deutschland ist spannend.

Wir kehren um, steigen auf und aus. Wir beide schauen, noch ein wenig am friedvollen Helenesee verweilend, in zufriedene Gesichter. Die Wolken reißen auf.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Helenesee

Wer kennt die schöne Helene?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Grube "Ludwig" Frose

Grube „Ludwig“ Frose (Sachsen-Anhalt)

Einst Braunkohlerevier, jetzt Naherholungsgebiet „Seeland“ mit tragischer Wendung, die Grube „Ludwig“ Frose.

Im nordöstlichen Harzvorland in Sachsen-Anhalt befindet sich das kleine Örtchen Frose. 1842 wurden hier durch Probebohrungen Braunkohlelagerstätten entdeckt. Jahre später begann die Kohleförderung im Froser Revier, der Grube „Ludwig“. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Lagerstätten erschöpft und die Fördertätigkeiten wurden eingestellt.

Die Tagebaurestlöcher wurden saniert und es entstand mit dem benachbarten Concordiasee und dem Königsauer See das Naherholungsgebiet „Seeland“.

Grube „Ludwig“ Frose

Der Grube „Ludwig“ in Frose verdanke ich die wohl schönsten Tauchgänge im Tauchrevier Deutschland. Das schnelle Fluten der Grube konservierte eine üppige Unterwasservegetation. Tauchen im glasklaren Wasser durch Birkenwäldchen wie im russischen Märchen war surreal. Anstatt Vögel fliegen Fischschwärme durch die Baumkronen, kapitale Karpfen erinnern an die einst hier lebenden Wildschweine. Das Pumpenhäuschen, ein kleines Fachwerkhaus, war gut erhalten und ein tolles Tauchziel.

Die Freude an diesem wundervollen Tauchgewässer währte jedoch nicht lange. Am 18. Juli 2009 ereignete sich am benachbarten Concordiasee ein tragisches Unglück und veränderte die gesamte Region „Seeland“. Ein Hang gab nach und ließ eine neugebaute Wohnsiedlung in den See stürzen. Das Gewässer wurde umgehend gesperrt und das Tauchen auch in der Grube „Ludwig“ in Frose untersagt.

Seither schaue ich mir ab und an die Bilder an und schwelge in Erinnerungen. Ich bin froh, hier überhaupt abgetaucht zu sein. Wer weiß, vielleicht wird das Gewässer eines Tages wieder zugänglich für uns Taucher.

Historische Unterwasserimpressionen – Tauchen in Frose

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Categories: _Sachsen-Anhalt, UnterWasser

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Kontakt:

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