Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

Nachttauchen im heimischen See

Nachttauchen Sommer 2017

Das Tauchen in unseren heimischen Gewässern wird leider immer noch unterschätzt. Dabei bietet die artenreiche Unterwasser-Flora und Fauna dem Taucher unendlich viel zu bestaunen. Ein besonderes Erlebnis sind die Nachttauchgänge. Mit einsetzender Dämmerung betreten nachtaktive Protagonisten die nasse Bühne und verändern das gewohnte Erscheinungsbild. So fasziniert von der dunklen Unterwasserwelt, stieg ich diese Woche gleich drei Male nach Sonnenuntergang in das mein Element.



Kalksee

Immer wieder aufgeschoben, habe ich nun kurzerhand mein Tauchgerödel ins Auto gepackt und bin an den nur wenige Minuten entfernten Kalksee gefahren. In den Sommermonaten meide ich in der Regel diesen See ob der vielen Badegaste und dem regen Bootsbetrieb der Freizeitkapitäne. Die Ferien sind jedoch in Brandenburg zu Ende und mit eintretender Dunkelheit erwarte ich einen stillen See. Nun ja, Badegäste waren tatsächlich nicht mehr am Strand, doch der Bootsbetrieb findet jetzt unter Beleuchtung statt. Egal, ich mache mich fertig, packe meine Boje ein und trotte zum Ufer. Ein Motorboot ankert in der Bucht. Ich rufe den Skipper und stimme mit ihm meine taucherischen Unternehmungen ab.

Marmorgrundel. Neubürger im Kalksee

Die Sicht ist recht ordentlich. Im Schein meiner starken LED-Lampe tanzt das Zooplankton ganz vergnügt. Ich tauche zur Seemitte und möchte eine kleine Runde drehen. Doch ich kenne meinen See kaum wieder. Dreikantmuschelkolonien und flaches Brunnenmoos bestimmten das Aussehen des Kalksees unter Wasser. Vor mir türmen sich allerdings Wände von meterhohem Hornblatt. Ein Dickicht aus pflanzlichem Grün. Im Zickack schwebe ich vorsichtig mit meinem Kamerakraken in tiefere Gefilde. Fünf Meter, mehr erreiche ich nicht. Jetzt langsam beginnt sich der Dschungel zu lichten. Am Grund liegt ein breiter Teppich aus grünen Fadenalgen und hungrigen Bakterien. Mein letzter Tauchgang hier war im Juni bei fast Null Sicht. Ich bin wirklich überrascht, über diese starke Veränderung.

Der Marmorgrundel scheint es zu gefallen. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Im letzten Frühjahr registrierte ich die Erstmeldung dieser invasiven Fischart im Kalksee. Der Erfolg ihrer Reproduktion ist unübersehbar. Zahllos, wirklich zahllos huschen die kleinen 1-2 Zentimeter langen Jungfische über den algenüberzogenen Grund. Blitzschnell sitzen sie auf meiner Kamera und suchen Schutz. Selbst in den Trieben des Rauen Hornblattes lauern sie auf kleine Beute.  Sie bleiben allerdings nicht nur mir unentdeckt. Schwadronierende Flussbarsche versuchen die flinken Grundeln zu erbeuten.

Langsam muss ich umkehren. Der Zickzack-Kurs macht es mir nicht einfacher, den schmalen Ausstieg im Schilfgürtel bei totaler Dunkelheit zu finden. Das ankernde Motorboot mit seiner Bordbeleuchtung wird mir eine gute Orientierungshilfe sein.

Steinbeißer bei Nacht

Badegäste halten einen kleinen Bereich krautfrei und wälzen den weißen Sand stetig um. Den Steinbeißern gefällt’s. Im Schutz der Dunkelheit kommen sie aus ihren sandigen Verstecken und laben sich am Zoobenthos. Eine wirklich schöne Fischart. Zwischen ihnen huschen junge Kaulbarsche. Die nachtaktiven Jäger scheinen hungrig. Es ist so lebendig und wundervoll.

Straussee

Der Präsident des Tauchclub Strausberg, Micco, lud mich zu einem Nachttauchgang im Straussee ein.  Ist der Straussee für seinen Fischreichtum bekannt, so wird er auch nachts nicht enttäuschen. Vor drei Tagen bin ich bereits mit einem Lächeln im Gesicht diesem See bei Nacht entstiegen. Ich zögerte also nicht.



18:00 Uhr treffen wir uns auf dem Vereinsgelände. Bis zur Dunkelheit bereiten wir die Tauchausrüstung vor und erzählen uns die neuesten Tauchgeschichten. Vier weitere Vereinsmitglieder treffen ein. Dann tauche ich ab, checke nochmals meine Ausrüstung und Kamera und bin in meinem Element.

Jungfische und Kamberkrebs

Die Dunkelheit verleiht der Unterwasserwelt eine besondere Stille. Die tagaktiven Schwärme von kleinen Flussbarschen und Plötzen haben sich am Grund des Sees zur Ruhe gesetzt. Nur wer eins mit der Umwelt wird, überlebt diese Nacht. Es ist absolut spannend zu beobachten, mit welchen Strategien die Beutefische den nachtaktiven Jägern trotzen. Junge Schleie graben sich tief ins Dickicht von Tausendblatt und Leuchteralge. Nur nicht bewegen. Kleine Barsche liegen hinter Steinen oder auf Ästen und Leinen und glauben sich so unsichtbar.

Wer sich bewegt, verliert

Und da ist er, der erste Jäger der Nacht, ein stattlicher Breitkopfaal. Mit seinem schlangenförmigen Körper schiebt er sich am Grund durch die Dunkelheit. Seine Kopfform erlaubt ihm, in kleine Höhlen und Verstecke nach Beute zu schauen. So jagen auch Muränen im Riff der Meere. Tagsüber sind Begegnungen mit einem Aal eher selten. Meist sieht man nur den Kopf oder Schwanz aus ihrer Ruhestatt luken. Der Hunger treibt sie nachts heraus. Stets in Bewegung sind die Fische für mich als Fotograf eine echte Herausforderung. Ich freue mich, diese Nacht mehrere Begegnungen mit der gefährdeten Art zu haben.

Nachtaktiver Jäger – Europäischer Aal

Es gibt so viel zu entdecken. Kaulbarsche, Steinbeißer, Plötzen, Schleie, Flussbarsche, Hechte und zu meiner Freude auch eine Quappe. Und so wundert es nicht, dass die Zeit in Vergessenheit gerät. In diesen Momenten erinnere ich mich gern an einen meiner Tauchlehrer, dem Italiener Mario Arena, der sagte: „Wenn alles da unten endlos scheint, das Atemgas ist es nicht.“. Nach gut 100 Minuten kehre ich um. Auf meinem Rückweg werde ich Zeuge von Kannibalismus. Flussbarsche scheuen sich nicht, ihren eigenen Nachwuchs zu fressen. Erstaunlich, was so alles in ein Fischmaul passt.

Kannibalismus

Am Ausstieg werde ich bereits von Micco und Ulf erwartet. Gemeinsam mit Silvia und Uwe wird bei einem zünftigen Dekobier und einer deftigen Bulette Tauchergarn gesponnen. Ein wundervoller Tagesausklang im Tauchrevier Deutschland.

Nachttauchen? Schon erlebt?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Kalksee V

26.06.2015, Kalksee (Brandenburg)

Wollte mir mal wieder einen Überblick über die Bedingungen des Tauchrevieres vor meiner Haustür verschaffen. Also lud ich mein Tauchzeug ins Auto und stand 10min später am Ufer des Kalksees. Das Wasser sieht aus dieser Perspektive recht gut aus, aber das hat ja leider nicht viel zu sagen.

Der Schilfgürtel ist kräftig gewachsen. Überhaupt scheint die Natur dank des Regens der letzten Tage einen starken Schub gemacht zu haben. Die Nester der Haubentaucher sind verlassen. Die kleinen Küken sind geschlüpft und erobern im Schutze der Elterntiere ihr neues Zuhause. Das schöne Wetter lockt wenige Badegäste.

Ich ziehe mich also um und schultere mein Gerödel. Im Kalksee empfiehlt sich in jedem Falle eine SMB-Boje mitzuführen, da hier Bootsverkehr herrscht. Ich hänge diesmal auch mein DUX Reel für ein paar Übungen an den hinteren D-Ring. Es wird sich erweisen, dass es gar keine so schlechte Idee ist.

Der Kalksee verbindet Rüdersdorf/Woltersdorf

Abgetaucht. Das Brunnenmoos wächst und gedeiht. Die Sicht ist in diesem Bereich noch recht gut. Direkt über den Pflanzen bildet sich sogar eine schmale Klarwasserzone. Vereinzelt sehe ich die hübschen Körbchenmuscheln. Junge Flußbarsche suchen Schutz zwischen den mächtigen Blättern der Teichrose. Mit jedem Flossenschlag Richtung Seemitte nimmt die Sicht jedoch ab. Es regnet ganze Algenklumpen.

Auf Kurs „Geradezu“ findet sich in einer Tiefe von 4-5m eine Plattform der Tauchbasis „Tauch-Rausch“. An dieser Stelle enden auch die großen Muschelkolonien und der sandige Boden beginnt. Bei schlechter Sicht kann man an der Plattform durchaus schon mal vorbeischwimmen. Und ja, es herrscht schlechte Sicht. Aber ein neues rot-weißes Flatterband der Tauchbasis führt geradewegs ins Ziel.

Die Plattform ist von Sedimentwolken zugehangen. Schade. Sollten sich hier Aale oder andere Fische aufgehalten haben, was sie gerne tun, dann sind sie jetzt jedenfalls verschwunden ohne dass ich die Chance einer Sichtung hatte. Zwischen den Dreikantmuschelkolonien unzählige Schwebgarnelen. Winzig klein, die neue Generation. Ganze Wolken umgeben die Plattform. Wunderschön. Zwei verräterische Antennen ragen aus einem senkrechten Rohr. Hier ist ein kleiner Flußkrebs eingezogen und sichert den Eingang mit seinen kräftigen Scheren. Flohkrebse huschen hin und her. Süßwasserschwämme gedeihen. Wenn man innehält, dann bekommt man doch einiges vor die Maske.

Die schlechte Sicht ist gute Bedingung für meine Reel-Übungen. Wunderbar. 140m kann ich so in den See hineintauchen und problemlos wieder am Ausgangspunkt ankommen. Ich klicke also das Reel aus und beginne. An der Plattform setze ich meinen Primary Tie-Off. Kurs genommen und los geht’s. Kamera, Kompass, Goodman-Handle, Reel – ich brauche mehr Hände. Jetzt sieht man bald gar nix mehr. Der braune Schleier lässt den Seegrund verschwinden. Egal. So macht Reelen Spaß. Finimeter ausklicken und Flaschendruck checken, Valve-Drill simulieren und immer schön Spannung auf das Reel halten. Jetzt die Wende. Die Leine sollte nicht den Boden berühren. Hier muss ich mir noch einmal einen Tipp abholen. Und zurück. Jetzt werden beide Hände gebraucht. Ich hänge die Kamera weg. Ist eh nichts zu sehen. Das Ganze wiederhole ich dreimal.

Sind nun doch wieder 90min geworden. Tauchen ist schön. Tauchen in Deutschland ist wunderschön.

Der Kalksee unter Wasser

Wie sind denn die Sichtweiten bei Euch?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Kalksee IV

08.05.2015, Kalksee (Brandenburg)

Luft in den Flaschen. Das Wetter stimmt. Was macht eigentlich der alte Zander im Kalksee? Ob er wohl wie jedes Jahr zur Brutpflege Stellung bezogen hat?

Das Auto ist schnell vollgeladen. Die Handgriffe sitzen :-). In gut 5 min Autofahrt stehe ich am See. Diese unsere einheimische Natur haut mich irgendwie immer um. Die Brutzeit bei den Haubentauchern ist noch in vollem Gange. Stilles Brüten im Schilfgürtel. Der Nachwuchs lässt noch auf sich warten.

Sonne und Wolken geben einander die Hand. Warm ist es. Zum Trockianrödeln wünsche ich mir durchaus die gute kalte Winterzeit herbei. Das Wasser schaut gut aus. Ich nehme direkten Zanderkurs.

Der Kalksee in Woltersdorf/Rüdersdorf

Kein Zander zu sehen. Doch was ist hier los? Unterhalb der Plattform schlängeln sich mindestens vier armdicke Aale. Wenn ich’s nicht besser wüsste, dann würde ich sagen Conger :-). OK. Wasser vergrößert. Aber diese Burschen können sich echt sehen lassen. Plötzlich huscht noch einer rechts an mir vorbei. Ich erschrecke. Mein Blubbern und die Lampe lässt sie kurz innehalten, dann verschwinden sie. Mir schien, als weideten die Aale die Muscheln an der Plattform. Ich ziehe mich ein wenig zurück und warte. Die sind bestimmt noch nicht satt. Nach wenigen Minuten tauchen die ersten wieder auf. Und ja, die Aale machen sich an den Muscheln zu schaffen. Es sind Spitzkopfaale.

Ganz langsam tauche ich an. Bringe meine Kamera in Position, doch sobald Licht ins Spiel kommt, hört der Spaß für die eigentlich Nachtaktiven auf.

Spitzkopfaal oder Conger?

Ich ziehe weiter in Seemitte. Dieser sandige Untergrund fasziniert mich immer wieder. Das ist kein Dreck oder Modder, einfach nur schöner Sand, der für eine Weile die Spuren seiner Bewohner speichert. In kleinen Mulden finden sich zarte Blattspitzen von Hornblatt und Brunnenmoos. Teich- und Dreikantmuscheln bieten Versteckmöglichkeiten für den Flußkrebs. Große Sumpfdeckelschnecken auf Wanderschaft. Man braucht einfach nur ihren Spuren zu folgen.

Auf dem Rückweg schaue ich noch einmal an der Plattform vorbei. Und tatsächlich ist erneut ein großer Aal am Fressen. Jedoch kein Zander. Er ist überfällig. Auf der Plattform liegend finde ich viele einzelne, große Schuppen. Nun bin ich kein Ichthyologe, vermag anhand der Schuppen nicht den Fisch zu bestimmen. Ein erfolgreicher Angler? Aber wer schuppt vor Ort einen Zander? Und wo wäre dann der Kopf? Fressen Zander eigentlich während der Brutpflege?

Das Wasser ist mit 14 Grad schon gut warm. Es wirkt heute geschichtet. Klar, trüb, klar, …

Mittlerweile habe ich meine Haussee vor der Tür ganz lieb gewonnen. Es sind die kleinen Dinge, die es zu entdecken gilt.

Kalksee unter Wasser

Sind Eure Zander schon bei der Brutpflege?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Kalksee III

22.04.2015, Kalksee (Brandenburg)

Ob wohl der standorttreue Zander bereits sein Gelege hergerichtet hat? Was macht die Sicht im Kalksee seit dem letzten Tauchgang? Das Herauszufinden mein heutiges Ziel.

Am Mittwochvormittag sollte einem der See allein gehören. Denkste! Schulkinder, bewaffnet mit Blatt und Stift, tauschten das stickige Klassenzimmer gegen Badewiese. Richtig so. „Oh, ein Taucher!“, „Den schaue ich mir an.“, „Ist das kalt?“, „Wirst du nass?“, „Was sieht man denn da?“, „Achtung, die Enten greifen dich an.“. 😉 Ein letztes Winken mit den Flossen und ich bin abgetaucht.

OK. Die Sicht hat sich noch nicht wesentlich verbessert, 2-3 m. Allerdings klart sie ab 5m Tiefe bereits auf. Wird schon. Das Wasser hat sich merklich auf 11 Grad erwärmt. Das scheint auch dem Brunnenmoos zu gefallen. Es sprießt. Den Zander konnte ich nicht erblicken, bestimmt aber hat er mich gesehen. Wieder auffällig viele Krebse sind unterwegs. Die Schwebegarnelen treten bei weitem nicht so häufig auf wie im Winter. Flohkrebse attackieren Wasserasseln. Fressen oder Gefressen werden.

Flohkrebs versus Wasserassel

Hinter dem ca. 20m breiten Pflanzen- (vorrangig Brunnenmoos) und Dreikantmuschelgürtel beginnt eine sandige Mondlandschaft. Ich tauche hier sehr gern entlang. Es erinnert mich immer ein wenig an das „muck diving“ in Asien. Und tatsächlich, der Sand lebt. Viele verräterische Spuren von Krebsen, Muscheln und millimetergroßen Blasenschnecken. Laichbänder der Flussbarsche scheinen willkürlich abgelegt. Es gibt jede Menge zu entdecken.

Zu dieser Zeit machen sich Flußkrebse mit eingerolltem Schwanz verdächtig. Und tatsächlich. Eine Krebsdame trägt unter ihren kräftigen Abdomen Hunderte Krebseier. Für Nachwuchs ist gesorgt.

Nachwuchs bei den Flusskrebsen

Beim Auftauchen schaue ich vorsichtig bei den Haubentauchern vorbei. Leider ist es bei diesen Sichtverhältnissen eher unwahrscheinlich, einem dieser flinken Vögel unter Wasser zu begegnen. Beim letzten Male war das Balzen noch in vollem Gange. Nun sitzen die Altvögel auf ihrem Gelege und sorgen auch hier für Nachwuchs. Sechs Nester ein einem kleinen Schilfgürtel wie auf eine Perlenkette gereiht, einer Brutkolonie gleich. Die Vögel wechseln sich bei der Brut ab. Ein Rufen und Schnarren. Wunderschön.

Haubentaucher bei der Brut

Die Kinder sind nicht mehr da.

Wieder einmal ein wundervoller Tauchgang in unserem schönen Tauchrevier Deutschland.

Eindrücke aus dem Kalksee

Schon mal eine Krebsdame mit Gelege gesehen?

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2015 Kalksee II

12.02.2015 Kalksee (Brandenburg)

Allein schon an diesem herrlichen Sonnentag am Wasser unseres Tauchrevieres in Deutschland zu stehen, ist ein Segen. Mit dem Wissen, in wenigen Minuten den Kopf unter die sonnenspiegelnde Wasseroberfläche zu stecken, ein wahres Glück.

Eigentlich, so finde ich, ist es für den Kalksee im Osten von Berlin die beste Jahreszeit für entspannte Tauchgänge. Die Sichtweiten sind von sehr gut bis erträglich und die für den See freigegebenen Motorboote liegen alle im Trockendock. Auch Badegäste habe bei Wassertemperaturen von 2-4 Grad dem See den Rücken zugekehrt. So wundert es nicht, dass man ausschliesslich von den wahren Hausherren wie Höckerschwan, Haubentaucher, Stockente und Bleßralle begrüßt wird.

Für den Einstieg wählte ich erneut die Badestelle am Ortseingang von Woltersdorf. Parkmöglichkeiten und Einstieg sind hier ideal. Diese herrliche Ruhe. Wundervoll.

Was mir beim Abstieg sofort auffiel, waren die vielen kleinen Gasbläschen am Grund, die in der Sonne funkelnd zur Oberfläche aufsteigen. Was passiert hier? Faulgase? Aber warum erst jetzt? Ist mir vor 3 Wochen noch nicht aufgefallen. Oder wird hier bereits Sauerstoff produziert? Das Brunnenmoos bildet bereits neue Triebe. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Frühling alles zu neuem Leben erweckt.

Ich tauchte zunächst in Richtung Plattform (SO) und drehte dann gen Westen ab. Ab einer Tiefe von 4 m endet der mächtige Pflanzen- und Muschelgürtel. Allein sandiger Boden mit kleine Muschelkolonien und vereinzelten Teichmuscheln durchzogen von Spuren wandernder Flußkrebse bestimmt das Bild. Ruhende Flußkrebse schauen nur noch mit den Augen und Fühlern aus dem Sand. In der unebenen Landschaft, ein schönes Bild. Viele Teichmuscheln in teilweiser exponierter Lage sind anzutreffen. Enten- oder Schwanenmuschel? Trotz eines selbverfassten Beitrages hier im Blog, tue ich mich in der Praxis ehrlich gesagt immer wieder schwer, die Frage zu beantworten. Meist sind die Schalentiere auch mit ihren Unterscheidungsmerkmalen im Sande vergraben.

Kleine Höhlen im Sand bieten aussreichend Schutz für die lustigen Süßwassergarnelen. Den Eingang teilen sie mit Muscheln. In dem kurzen Videoclip könnt ihr gut erkennen, wie diese den von den Muscheln ausgestossen Resten hinterherjagen. Die Schwebgarnelen sind nur am Wuseln und gegenüber meiner kleinen Digitalen klar im Vorteil.

 

Tauchen in Deutschland. Tauchen im Tauchrevier Deutschland. Einfach wundervoll.

Kennt ihr den Kalksee in Brandenburg?

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2015 Kalksee

22.01.2015 Kalksee (Brandenburg)

Nach getaner Arbeit musste ich einfach noch einmal den Kopf unter Wasser stecken. Morgen geht’s bis Samstag zur boot2015. Ein Tauchgang am WE ist somit ungewiss. Für einen kurzen Abstecher bietet sich der Kalksee direkt vor der Haustür an. Die Sachen sind schnell verladen. Eigentlich steht mein Tauchgerödel immer griffbereit zur Hand. Man weiß ja nie :-).

Habe ich den Kalksee von vor wenigen Wochen glasklar in Erinnerung, hat er sich diesmal mächtig eingetrübt. Sichtweiten schätze ich mal auf 3 m. Was ist die Ursache? Zirkulation jetzt? Algenblüte um diese Jahreszeit? Wohl kaum. Die Dinge scheinen nicht immer „schwarz/weiß“.

Bis auf wenige aufgeschreckte Stockenten und Haubentaucher ist es still am und im Wasser. Außer einem toten Blei kam mir kein Fisch vor die Maske. Es war ein Tauchgang der kleinen Dinge, aber mindestens ebenso spannend.

Da waren die Süßwassergarnelen in ihrem eifrigen Reigen. Sie halten nie inne. Unklar, wie sie das mit ihrem Energiehaushalt vereinbaren können. Meine kleine Sealife hatte ihre liebe Not, diese kleinen Schönheiten einzufangen. Das Brunnenmoos und die kleinen Muscheln lassen erahnen, wie klein diese lustigen Gesellen sind.

Ebenso klein aber sehr interessant zu beobachten, die Flohkrebse. Einer dieser krebsartigen Vertreter hat sich sichtlich gemütlich am toten Blei eingerichtet. Eigentlich sollen die Flohkrebse, bekannt als „Shredderer“, auf pflanzliche Kost spezialisiert sein. Das zweifele ich mal an. Auf dem anderen Bild seht ihr erst einmal nix. Bei näherem Hinschauen sieht man kleine Röhren in der braunen Masse. Bei noch genauerem Hinsehen sind dann die Erbauer zu erkennen, zumindestens deren Hinterteil. Ich hab‘ den Ausschnitt für euch mal markiert und vergrößert. Spannend, findet ihr nicht?

Die Süßwasserschwämme sind weitestgehend in ihre Bestandteile zerfallen. Allein die Brutknospen (Gemmulae) kann man jetzt wunderbar erkennen. Ich sag’s immer wieder. Die Natur ist zauberhaft.

Von der Dreikantmuschel bis zur Teichmuschel leisten alle unablässig ihren Beitrag zur Sauberhaltung des Sees. Sie pumpen und filtrieren was das Zeug hält. Man muss sich schon vorsichtig heranpirschen, damit sie nicht blitzartig ihren Saugsyphon einziehen. Einzelne Flußkrebse ziehen bedächtig ihre Kreise.

Sag noch mal einer in unseren Gewässer gibt’s nichts zu sehen und zu entdecken. Dem kann ich nur begegnen – Augen auf! Ein wunderschöner Nachmittags-Tauchgang in unserem #Tauchrevier Deutschland. Boot 2015 – ich komme.

Süßwassergarnelen, schon mal gesehen?

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2014 Kalksee IV

28.10.2014, Kalksee (Brandenburg)

Im Reich der Hydra
Derzeit müssen optimale Bedingungen für die Süßwasserpolypen im Kalksee vorherrschen. Alles was auch nur annährend einen Platz gewährt, wird besiedelt, Spitzen des Gemeinen Brunnenmoos, Knospen des Ährenblatts, Blätter der Teichrose, aber auch Krebse und Teichmuscheln sind vor ihnen nicht sicher. Festsitzend und sich von den Wogen des Wassers treiben lassend, durchkämmen sie mit ihren langen Tentakeln das Wasser nach Freßbarem wie Wasserflöhe und Wassermilben. Nesselkapseln entlassen ihr Gift blitzschnell durch einen das Opfer penetrierenden Schlauch. Der Kalksee hat derzeit ein überaus gute Sicht. Bei dem heutigen Sonnentag ein tolles Taucherlebnis im #Tauchrevier Deutschland.

Kennt ihr den Kalksee? Wo seid ihr getaucht?

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2014 Kalksee III

20.10.2014, Kalksee (Brandenburg)

Restluft in der Flasche, den See direkt vor der Haustür und Ferien. Da ist ein Sprung in den heimischen Kalksee, der sich entlang der Orte Rüdersdorf und Woltersdorf erstreckt, doch mehr als naheliegend. Ich wählte wie letztmalig im April den Einstieg Badestelle Woltersdorf direkt neben der Tauchbasis „Tauchrausch“. Ein kleiner Parkplatz dient gleichzeitig als Rödelplatz. Der Kalksee wartet derzeit mit guter Sicht auf, die ab 5m beinah hervorragend ist. Interessant finde ich immer wieder, dass sich der UW-Flora so von anderen Seen unterscheidet. Das Gemeine Brunnenmoos hat bis zu einer Tiefe von 4m die Uferzone ganz klar für sich besetzt. Vereinzelt lockert das Raue Hornblatt die Monokultur auf. Die herausragenden Triebspitzen des Hornblattes waren allesamt mit großen Hydra-Kolonien besetzt. Die Süsswasserpolypen konnte man gar nicht übersehen. Inmitten der grünes Mooses sind weitläufige Dreikantmuschelbänke anzutreffen, die wiederum von aktiven Kamberkrebsen beweidet wurden. Kleine Höhlen von Feldsteinen bieten den Süsswassergarnelen einen passenden Unterschlupf. Bis auf die allerorts präsenten Flußbarsche hatte sich kein Fisch blicken lassen. Hier werde ich definitiv noch einmal vorbeischauen. Ein schöner TG im #Tauchrevier Deutschland.

Kennt ihr den Kalksee? Wo seid ihr getaucht?

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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