Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

Tauchen in der Uckermark

15.06.2016, Eine Perle der Uckermark (Brandenburg)

Brandenburg, das Land der 3000 Seen, ist das seenreichste Bundesland Deutschland. Die Eiszeit hinterließ zahlreiche Grundmoräneseen, Endmoränenstauseen, Niederungsseen und Rinnenseen. Viele von ihnen haben Zu- und Abflüsse, einige werden grundwassergespeist. Ein Paradies für Taucher.

Mit 21 ha Fläche und einer Tiefe von etwa 20 m liegt einer von ihnen direkt vor uns. Wir stehen am Ufer eines nährstoffarmen Stillgewässers in der wunderschönen Uckermark. Lange habe ich überlegt, ob ich den Namen dieses Kleinods an dieser Stelle preisgeben soll. Wie viel Öffentlichkeit, Publikum verträgt ein solch kleines Stück Natur? Nennen wir den kleinen See daher Perle der Uckermark.

Hornblättrige Armleuchteralge (chara tomentosa)

Aufmerksam auf dieses Wasser hat mich ein Freund gemacht, der vor wenigen Tagen erstmalig dort eintauchte und von der Flora und Fauna schwärmte. Hatte ich heute einen Termin im Landesamt für Umwelt ganz in der Nähe, so bot sich ein Tauchgang regelrecht an. Nach einem guten Gespräch mit Hinblick auf meine Stellungnahme zu den taucheinschränkenden Maßnahmen der Natura 2000 Managementpläne  am Werbellinsee ging’s zum Wasser.

Mein Buddy holt mich vom Amt ab und gemeinsam machen wir uns über Stock und Stein zu unserem heutigen Zielgewässer. Da stehen wir nun am Ufer und freuen uns auf den Tauchgang. Der Himmel ist wolkenverhangen, jederzeit bereit für einen Regenschauer. Schnell ist der Trilaminat übergeworfen und das Tauchgerät geschultert. Der See wird von einem breiten Schilfröhrichtgürtel gesäumt. Wir wollen das linke Ufer folgend bis zur Seemitte tauchen, den See queren und an der anderen Uferseite zurück. Check und abgetaucht.

Der sandige Boden fällt leicht ab. Anfänglich zarte Sprosse von Nixkraut und Leuchteralgen wachsen sehr schnell zu riesigen Pflanzenteppichen. Die Sicht schätze ich auf gut 4 m. Das Wasser ist geschwängert mit Zoo- und Phytoplankton. Kleine Plötzen und Flussbarsche schnappen unentwegt nach diese leckeren Happen. Der See scheint so lebendig. Junge Grashechte lauern im Schutz des Grüns. Die stattlichen Großeltern ruhen auf dem Bett aus Leuchterlagen und Wasserschlauch. Es gibt so viel zu entdecken.

Unterwasservegetation – Makrophyten

Ein ganz besonderes Erlebnis ist der schier endlose Rasen aus Hornblättriger Armleuchteralge (Chara tomentosa). Die rötlich schimmernden jungen Triebe und das leuchtende Rot der männlichen Geschlechtsorgane lassen uns über eine blühende Wiese tauchen. Wundervoll. An den Rändern wachsen Tausendblatt und Laichkraut. Ideale Verstecke und Fressplätze für Schlei, Rotfedern und Plötzen. Je weiter wir in den See vordringen je mehr Fisch zeigt sich uns. Große Flussbarsche, Schleie, Spiegelkarpfen und anmutige Karauschen schwimmen in friedlicher Eintracht. Hecht in verschiedenen Größen stellen den Jungfischen nach. Wir sind so fasziniert, dass wir uns bei dieser doch guten Sicht gleich zweimal aus den Augen verlieren. Unsere Tauchtiefe von 3-5 m macht ein Auftauchen und Wiederfinden aber zu einem leichten Spiel.

Karausche und Hecht

Wir entscheiden uns, den See jetzt zu queren. Die Sprungschicht liegt bei gut 6 m. Darunter wird es angenehm frisch. Wir erreichen eine maximale Tiefe von 9 m. Die 20 m Maximaltiefe müssen dann wohl auf der anderen Seite des Sees liegen. Tageslicht fällt auf den Boden, was wenngleich spärlichen Pflanzenwuchs auch hier ermöglicht. Schwärme von Brutfischen tummeln sich hier fern ab von ihren Fressfeinden. Unzählige Trichter formen den Boden. Ob dies von der Grundwasserspeisung des Sees herrührt? Wir erreichen das gegenüberliegende Ufer. Auffällig der bei weitem nicht so intakte Pflanzengürtel wie auf der anderen Seite des Sees. Leere Mais- und Wurmdosen zeugen von Anglern. Typische Wühlspuren von Karpfenartigen lassen den Seegrund teilweise recht trostlos erscheinen. Wieder aus dem Wasser erkennen wir in der Tat auf der einen Seite des Sees mehrere Anglerstege, während die andere Seite unberührt scheint. Der Unterschied ist deutlich unter Wasser zu erkennen, das kann man nicht leugnen. Er hat zwei Gesichter. Später erfahren wir auch, dass der See für den Angelsport jährlich mit 20 Zentnern Karpfen besetzt wird. Das Futterangebot lässt die Karpfen daher sicher in Anglernähe ihr Unwesen unter Wasser treiben.

Es wäre sehr schade, wenn dieser Natursee mit seiner artenreichen Unterwasservegetation seine lebendige Ursprünglichkeit und Schönheit verliert. Tauchen in der Uckermark. Tauchen in Brandenburg.

Tauchen in der Uckermark

Blühende Chara tomentosa gesehen?

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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