Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2015 Kalksee VI

27.08.2015, Kalksee (Brandenburg)

Letztes Wochenende war ich zu einer Feier am Kalksee eingeladen. Klares Wasser beim Blick vom Ufer aus machte mich auf einen weiteren Tauchgang in diesem heimischen See neugierig. Eine gute Gelegenheit meinen revisionierten Atemregler zu testen.

Schwuppdiwupp ist mein Gerödel eingepackt und ich stehe am Ufer des Kalksees direkt vor meiner Haustür. Der Kalksee lockt derzeit viele Badegäste und Wassersportler. Ich machte mich an der Badestelle, meiner Einstiegsstelle, auf viele Besucher gefasst. Pustekuchen. Nur 2-3 Badegäste trotz Ferien- und Urlaubsszeit. Mich freut’s. Auch der Bootsverkehr auf der Bundeswasserstraße hält sich in Grenzen. In Windeseile bin ich in meinen Anzug geschlüpft und stürze mich in die erfrischenden Fluten.

Tauchen im Kalksee

Nach 4-5 Flossenschlägen muss ich feststellen, dass die Sichtweiten fern meiner Erwartungen sind. Egal. Ich bin Tauchen und nur das zählt. Bis zu einer Tiefe von 4-5m ist der Boden mit Gemeinem Brunnenmoos bedeckt. Vereinzelt durchstößt das Raue Hornblatt den Pflanzenteppich und reckt sich zum Licht. Erstaunlich viele Flußkrebse kommen mir vor die Maske. Mein Kompasskurs führt mich direkt zur Plattform. Das ist nicht immer so ;-). Die Plattform hängt in einem dichten Sedimentschleier. Ein Schwarm von Flußbarschen hat sich hier versammelt. Süßwasserschwämme nutzen das Angebot eines festen Untergrundes.

Eben noch kaum zu erkennen, steht die Plattform jetzt beinah im Klarwasser. Diese Beobachtungen konnte ich hier schon mehrfach machen. Große Sedimentwolken scheinen bedingt durch Schifffahrt und Schleusen durch den See zu ziehen. Ist schon mystisch. Ich tauche weiter zur Seemitte. Diese wüstenähnliche Sandlandschaft „durchstöbere“ ich sehr gern. Spuren von Krebsen, Muscheln und Schnecken zeugen von Leben. In kleinen Mulden schauen meist nur die Stielaugen und Fühler heraus. Ein Katz- und Mausspiel. Aber auch wandernde Krebse sind kaum auszumachen. Die Sedimentablagerungen auf ihrem Panzer lassen sie mit dem Grund eins werden. Camouflage in Perfektion. Ich drehe um und erreiche alsbald den Pflanzengürtel.

Steinbeißer (Cobitis taenia), Dorngrundel

Was sehe ich denn da? Inmitten des Brunnenmooses schauen mich kleine Augen an. Ein schlanker Körper, grau-braun gefleckt. Am Maul dann die markanten sechs Barteln. Unverkennbar, ein Steinbeißer oder auch Dorngrundel genannt. Noch nie konnte ich diesen Fisch hier im Kalksee erblicken. Ich freue mich, sind sie doch Indikatoren für gute Wasserqualität. Ein schönes Exemplar. Und wie es dann oft so ist, entdecke ich sogar noch ein weiteres Tier. Allein aus diesem Grund war es ein wunderschöner Tauchgang in unserem Tauchrevier Deutschland.

Nach 90min steige ich auf und gehe zufrieden zu meinem Auto. Auch mein Atemregler pumpte zuverlässig Luft.

Amerikanischer Flußkrebs

Wo konntet Ihr Steinbeißer beobachten?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Straussee VI

21.08.2015, Straussee (Brandenburg)

Nach meiner erlebnisreichen Tauchtour durch Baden-Württemberg entschied ich mich heute für einen Nachttauchgang bei den Tauchfreunden vom 1A-Tauchcenter am Straussee. Eine gute Gelegenheit, meinen neuen Sommerunterzieher (DUI Actionwear 150) zu testen.

Gegen 18:30 Uhr bin ich an der Basis, die schon recht gut besucht ist. Das Team bereitet alles für das abendliche Tauchen vor. Der Grill wird angeheizt und die Beleuchtung in Szene gesetzt. Ein Besuch der Tauchbasis am Straussee heißt immer gute Freunde treffen. Während die Tauchflaschen am Kompressor hängen und sich langsam mit reiner Brandenburger Luft füllen, wird also geschnackt. Das Interesse an meinem Erlebten in Baden-Württemberg ist groß.

Ich beschließe, in die Nacht hinein zu tauchen. 19:30 Uhr bin ich also startklar und trotte zum See. Still und erwartungsvoll liegt er vor mir. Mein letzter Tauchgang liegt nunmehr eine Woche zurück. Ich muss in’s Wasser. Ohne konkreten Plan, lasse ich mich von den Dingen unter Wasser leiten. Ich erreiche eine Tiefe von 8m und tauche hinter den Plattformen in Richtung Norden. Es sind viele Barsche und Plötzen unterwegs. Stille, nur mein Blubbern. Wie ich das vermisst habe. Auf meinem Weg komme ich an einem alten Angelkahn und allerlei Geröll vorbei. Gute Versteckmöglichkeiten für Aal und Quappe.

Europäischer Aal (Anguilla anguilla)

Die Zeit rennt, bereits eine Stunde ziehe ich meine Bahnen. Die Dämmerung bricht herein. Der erste hungrige Spitzkopfaal ist auf Nahrungssuche und labt sich an den Muscheln einer Dreikantmuschelkolonie. Anfänglich vom Licht meiner Lampe irritiert, lässt er sich aber nicht weiter stören. Meine ruhigen Bewegungen signalisieren keine Gefahr.

Unterhalb der alten Klostermauern liegen viele Mauerreste im See. Auf etwa 7m gibt es einen interessanten Haufen alter Steine. Hier lege ich mich auf die Lauer. Es ist dunkel geworden. Zeit für die Nachtjäger. Und es dauert auch nicht lange, bis die ersten Köpfe aus ihren Verstecken im Licht der Lampe erscheinen. Die kleinen Aale sind neugierig und geben mir die Möglichkeit für nahe Beobachtungen. Deutlich zu erkennen die empfindlichen Sinnesorgane am Kopf, wunderschöne Tiere.

Zurück geht es im flacheren Wasser. Auch schlafende Flußbarsche mit ihren aufgestellten Rückenflossen ermöglichen mir ein genaueres Hinsehen. Aufgestützt auf ihren Brustflossen ruhen sie am Grund und sind dennoch wachsam. Flußkrebse gehen ihrem Job nach und beseitigen die Hinterlassenschaften vom Tag. Kleine und große Hechte träumen von der letzten Jagd. Es ist auch zu dieser Tageszeit so lebendig im See. Im Lichtkegel tanzt das Zooplankton.

Zwei Stunden sind um, ich steige auf. Es war wie immer einer sehr schöner Tauchgang. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken. Immer wieder neu. Man muss sich nur dem Rhythmus der Unterwasserwelt hingeben, innehalten und sehen. Mein Unterzieher hat sich übrigens voll bewährt. Er trägt und taucht sich klasse.

Im Licht der Scheinwerfer gibt’s noch ein Dekobier unter Freunden. Was will man mehr?

Nachttauchgang im Straussee

Wie findet Ihr das Nachttauchen?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Steinbruch Horka

11.07.2015, Steinbruch Horka (Sachsen)

Im Leben kommt es manchmal anders als man denkt. Und das ist auch gut so. Für das Wochenende hatten wir eine Verabredung mit Wolfgang, einem Kapitän auf Rügen. Gemeinsam war eine Ausfahrt zu der am 14.01.1993 vor Rügen gesunkenen Eisenbahnfähre „Jan Heweliusz“ geplant. Das Wrack liegt in einer Tiefe von 10-24m. Für die Tauchgänge wählten wir das Gasgemisch EAN33. Während wir am Vorabend unsere Flaschen beim Gasdealer des Vertrauens füllten, kam die verabredete Rückmeldung von Wolfgang. Wetter- und vor allem windbedingt muss er die Ausfahrt absagen. Ärgerlich. Der Kapitän trägt die Verantwortung und trifft die Entscheidung. Basta. Die „Jan Heweliusz“ muss also noch auf uns warten.

Steinbruch Wildschütz oder Horka?

OK. Welche Alternativen bleiben uns? Im Kopf scannten wir das Tauchrevier Deutschland. Wir hatten Lust auf den „Wildschütz“ in Sachsen. Mmh, dafür haben wir jetzt aber nicht das beste Gas in den Flaschen. Ein Steinbruch sollte es diesmal schon sein. Was ist mit dem Steinbruch „Horka“? Mit einer Maximaltiefe von 36m ideal für unser EAN33. Letztmalig bin ich im Herbst 2013 dort abgetaucht. Es wurde also mal wieder Zeit. Horka! So soll es sein.

Horka ist ein kleines Dorf in Ostsachsen, in der Nähe von Bautzen und Kamenz. Ein geflutetes Restloch erinnert an den einstigen Granitabbau in der Region. Seit 1998 betreibt Cosima dort die Tauchbasis „Tauchsee Horka“. Eine große Wiese mit Rödelbänken, ein Gebäude mit Zimmern, Aufenthaltsraum, Toiletten und Duschen und ein Kompressor laden zum Abtauchen ein.

Umgeben von einem kleinen Wäldchen thront der Steinbruch malerisch auf einem Hügel. Das sommerliche Wetter schmückt die Idylle. Ein Blick von oben in den Kessel verspricht schöne Tauchgänge in klarem, kaltem Wasser.

Angekommen und eingecheckt, teilen wir uns die Wiese mit Gästen aus Polen, Tschechien und dem Süden Deutschlands. Alles ganz entspannt. Schnell in die warmen Sachen und den Trocki und dann einige Stufen hinab in das kühlende Nass. Den ersten Tauchgang wollen wir in Grundnähe verbringen und den Steinbruch umrunden. Desto tiefer wir absteigen, desto schöner das Wasser. Am Grund erleben wir Sichtweiten von durchaus 10m. Das Wasser ist mit 8 Grad angenehm frisch. Schon bald stoßen wir auf erste „Attraktionen“ wie Fahrrad und Moped auf etwa 32m Tiefe. Restlicht dringt bis auf den Boden. Reste von Loren (Hunt) und das alte

Pumpenhäuschen mit Rohrleitungen erinnern an vergangene Zeiten. Der Kompass zeigt uns an, dass wir bereits auf dem Rückweg sind. Wir steigen ein wenig auf und kommen an allerlei drapiertem „Unrat“ vorbei. Ich kann mich irgendwie nicht an das Inszenesetzen von allerlei Geschirr und Computerresten erfreuen. Für mich gehören diese Dinge einfach nicht ins Wasser.

Zaghafte Unterwasser-Fauna im Steinbruch

Viel mehr interessieren mich die vielen kleinen Ohrschlammschnecken, die die Algen von den nackten Granitwänden schlürfen. Damit habe ich hier unten überhaupt nicht gerechnet. Zaghaft wachsen Süßwasserschwämme. Erstaunlich, wie schnell Lebensräume besiedelt werden. Ich freue mich. Schon bald (nach 70min) erreichen wir den Ausstieg, erklimmen das Licht, wärmen uns in der Sonne und stärken uns. Was für ein tolles Leben!

Mit unserem Restgas in den Flaschen wollen wir uns beim zweiten Tauchgang ein wenig oberhalb umsehen. Die Südseite des Steinbruches hat drei kleine Buchten, wobei die letztere die längste von ihnen ist. Das schauen wir uns mal genauer an.

Wir klettern also erneut in den Kessel und tauchen ab.

Auf einer Tiefe von 15m treffen wir an der Steilwand auf drei an einem Seil abgehängten Kunststoff-Haien, wohl die Hauptattraktion dieses Tauchreviers. Wir steigen ein wenig auf und verschwinden in der ersten kleinen Bucht. Ein paar Äste, Laub der umsäumenden Bäume. Kein Fisch. Keine Wasserpflanzen. Die zweite Bucht bietet ein ähnliches Bild. Auf dem Weg zur dritten und längsten Bucht kommen wir unterhalb der Wasseroberfläche an grün-leuchtendem Hahnenfuß vorbei. Rhizom von Teichrosen wurde auf Granit ausgelegt und mit Steinen beschwert. Und tatsächlich, einzelne Blätter dieser Wasserpflanze streben zum Licht. Hier treffen wir auch auf einzelne, kleine Flussbarsche. Alte Bäume erscheinen. Das Tauchen zwischen ihnen und den Ästen macht Spaß. Das verrottende Laub auf dem Grund bietet vielen Kaulquappen beste Versteckmöglichkeiten. Jetzt im Juli hätte ich gar nicht mehr mit diesen quirligen Gesellen gerechnet.

Wir machen uns auf den Rückweg. Um nicht erneut in die Buchten zu tauchen, heißt es, Kurs West zum Ausstieg zu nehmen. Nach weiteren 80min endet ein schöner Tauchtag in Sachsen.

Noch ein wenig Taucherklön mit Erhard vom „Tauchsport Dreizack“ aus Regensburg und es geht heimwärts. Wunderschöne Tauchgänge mit Heiko und Helmut im Tauchrevier Deutschland.

Unterwasser-Eindrücke Steinbruch Horka

Kennt Ihr den Steinbruch Horka?

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2015 Werbellinsee X

30.06.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Es sind noch 90bar in der Flasche. Und ich verspüre einen inneren Drang, meinen Kopf unter Wasser zu stecken, Lust dem bunten Treiben in unserem einheimischen Gewässer zuzuschauen. War eine Weile schon nicht im Werbellinsee, für diesen spontanen Tauchgang mein Ziel.

Ich bin so unendlich froh, hier zwischen all diesen wunderschönen Seen wohnen zu dürfen. Der Werbellinsee, die Helene, der Straussee – alles schnell zu erreichen. Man merkt, es ist Urlaubszeit. Auch an den entlegenen Stellen erfreuen sich Besucher und Gäste dem kühlen Naß. Bei diesem Kaiserwetter aber auch wirklich kein Wunder.

Die knallige Sonne motiviert mich, diesmal besonders schnell in den Tauchanzug zu springen, das Gerödel anzulegen und abzutauchen. Was für ein tolles Gefühl, wenn das Wasser die Last trägt und Abkühlung spendet. Kurzer Check und dann ist der Kopf unter Wasser.

Wow, was für tolle Aussichten. Das Wasser klar. Plötzen, Barsche nehmen einen in Empfang. Frei von jeder Scheu zeigen sie sich vor meiner Maske und suchen am sandigen Grund nach einem guten Bissen. Ich verweile und beobachte eine ganze Zeit, bis ich mit wenigen Flossenschlägen entlang der Uferkante weiterziehe. Auch diese Stelle des Sees ist reich und vielfältig bewachsen. Lebensraum für unendliche kleine und große Lebewesen.

Gesunder Lebensraum

Wunderschöne Characeen, hochwachsendes Laichkraut, Hahnenfußwiesen und Wasserpest erfreuen das Taucherherz. Die vielfältig vorhandenen Armleuchteralgen zeugen von guter Wasserqualität und sind ein Indiz für nährstoffarme Gewässer, da sie sehr empfindlich auf Nährstoffe reagieren. Auffällig hier die Hornblättrige Armleuchteralge mit ihrem gerieften Stengeln und orange-roten Geschlechtsorganen. Solltet ihr unter Wasser hingegen viel auf das nähstoffliebende Hornblatt und Tausendblatt stoßen, dann werdet ihr in der Regel kaum oder gar keine Armleuchteralgen finden. Achtet mal drauf.

„Wo Armleuchteralgen vorkommen, ist die Welt noch in Ordnung“, sagt Chara-Expertin Irmgard Blindow, Leiterin der Biologischen Station Hiddensee.

Ich bin jetzt bereits 45min im Wasser und habe vielleicht 10 Flossenschläge gemacht. Ein rotbauchiges Stichlingsmännchen macht mich neugierig. Es huscht zwischen Wasserpest hin und her und auch davon. Will es mich ablenken? Ich suche den Boden nach einer kleinen geordneten Struktur mit einer winzigen Öffnung ab. Und siehe da – ein Stichlingsnest. Ich warte geduldig. Der Wächter der Brut wird zurückkommen, muss er doch nach dem Rechten sehen und regelmäßig frisches Wasser fächeln. Er kommt. Hält mich auf Distanz und richtet das Nest. Kleine Flußbarsche nähern sich. Ohje, jetzt ist’s um den Stichlingmann geschehen, schießt mir durch den Kopf. Von wegen, wie ein ganzer Kerl stellt er sich mit aufgerichteten Stacheln den Eindringlingen entgegen und verjagt sie. Mein voller Respekt. Ich ziehe weiter.

Ein Stichlingsnest im Tauchrevier Deutschland

Sandiger Boden und auffällige längliche Spuren lassen mich innehalten. Sind hier vielleicht Steinbeißer zu Hause? Ich stoppe und suche den Boden ab. Und tatsächlich, die dem Untergrund gut angepassten Dorngrundeln mit ihren sechs Barteln liegen auf und teilweise im Sand. Langsam nähere ich mich in der Hoffnung auf ein gelungenes Foto. Die Burschen sind jedoch so achtsam und schnell. Ein kurzes Zucken, eine Staubwolke und weg sind sie. Verhält mich sich ruhig, erscheinen sie wieder auf der Bildfläche. Die Uhr zeigt bereits eine Tauchzeit von 90min an, dabei bin ich gerade mal um die Ecke getaucht. Die Zeit fliegt.

Ich kehre um und steige zufrieden aus dem Wasser. Was für ein spannender Tauchgang im Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserwelt Werbellinsee

Schon mal ein Stichlingsnest gefunden?

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2015 Waldsee Groß Düben

17.06.2015, Waldsee Groß Düben (Sachsen)

Heute hatte ich in Bad Muskau, der Fürst-Pückler-Stadt im nordöstlichsten Zipfel Sachsens zu tun. Zeit für einen Tauchgang war drin, doch wo taucht man in dieser Region der Lausitz? Da frag‘ ich doch mal einen, der sich auskennt. Ein Anruf bei Reinhard vom Tauchcenter Sprigade in Bad Muskau und ich erhielt eine erstklassige Beratung, Empfehlungen und Beschreibungen der Tauchreviere im Umland von Bad Muskau. Eichweger Badesee, Felixsee, Kubateich Eichwege, Waldsee Groß Düben und Halbendorfer See sei hier nur stellvertretend genannt.

Ein Blick durch die Google-Map-Brille zeigt den Wasserreichtum dieser vom Braunkohletagebau geprägten Region. Die allermeisten Gewässer sind daher auch alte Braunkohlegruben aus der aktiven Abbauzeit um 1870-1920.

Nach aktueller Sichtweitenrückmeldung seitens Reinhard entschied ich mir für den Waldsee in Groß Düben, einer ebenso alten Braunkohlegrube im Nordosten Sachsens unmittelbar der Landesgrenze zu Brandenburg gelegen.

Tauchen im Waldsee

Die Anfahrt ist einfach, mit Navi sowieso. Der Weg zum Waldsee ist bestens ausgeschildert. Eine kleine Asphaltstraße führt bis zu einem nahegelegenen Parkplatz. Hier kann man sich bequem anrödeln. Die 100m bis ins Wasser sind kein Problem. Bevor ich jedoch abtauche, sitze ich am See und genieße die idyllische Ruhe bei allerbestem Wetter. Ein Privileg, um diese Zeit hier zu sein. Eine kleine Perle liegt vor mir und ich freu mich einzutauchen.

Am sandigen Badestrand steige ich ein. Nach wenigen Flossenschlägen fällt das Ufer rasch auf 8m ab. Ich tauche zunächst Richtung Seemitte und erreiche bald 10m Tiefe. Die Sprungschicht liegt bei etwa 4m, bis dahin herrscht auch recht trübe Sicht. Hat man die mit vielen Schwebteilen angereichertge Sprungschicht jedoch durchtaucht, klart die Sicht auf. Hier unten messe ich 8 Grad und ich bin froh, mich für meinen Trocki entschieden zu haben (was eigentlich keine Frage war ;-)).

Bisher ist mir nicht ein Pflanzenhalm oder Kraut begegnet. Der Seegrund gleicht einer Mondlandschaft, der partiell mit leuchtend grünen Algen überwachsen ist. Hier und da tauchen alte Baumstubbe auf. An einigen Stellen kann man sehr gut die Braunkohle erkennen. Viel gibt es bisher allerdings nicht zu entdecken und ich verliere mich ein wenig im Beobachten von Süßwasserpolypen und Wassermilben. Die streicholzkopfgroßen roten Punkte sind zahlreich zu sehen. Bei genauem Hinsehen bewegen sie sich, kleine Beinchen schieben den klopsartigen Körper durchs Wasser.

Ich entscheide mich, Richtung Ufer zu tauchen. Reinhard erzählte mir von Zwergwelsen im See. Vielleicht finde ich diese ja in Ufernähe. Ab 4m Tiefe wird die Sicht wieder schlechter. Bis auf vereinzelte, kräftige Seerosen kann ich keine Unterwasserpflanzen ausmachen. Zwergwelse weiden gern das Plankton von den Pflanzen, daher schaue ich mir die Seerosen genauer an, aber nix. Ein einzelner kleiner Flußbarsch gesellt sich zu mir. Er hat es auf meinen blinkenden Boltsnap an meiner Kamera abgesehen. Er muss hungrig sein. Kann ich verstehen.

Ein kleiner hungriger Flußbarsch

Ich entdecke jetzt einen Zwergwels. Er sieht aber nicht mehr gut aus. Sie sind aber tatsächlich da. Unglaublich. Und dann doch Fische, Plötzenschwärme huschen aufgeregt vorbei. Auch Wolken kleiner Fische der nächsten Generation sonnen sich unterhalb der Seerosenblätter.

„Ohja, die Zwergwelse sind wie die Pest“

Zwergwelsbegegnung Waldsee 2016

 

Ich tauche zurück zum Einstieg. Bevor ich den Tauchgang beende, hänge ich noch eine kleine Übung an, was ich ganz gerne mache, diesmal einhändiges Maskenwechseln und Tauchen ohne Maske. Erster Versuch. Gut. Aber das geht noch besser. Was ich nach dem vierten Male Maskeherunterreißen, Aufsetzen und Ausblasen erblickte, ließ mich unweigerlich lachen. Ein Trupp von 8 stattlichen Barschen hat sich vor meiner Maske positioniert und mein Treiben kopfschüttelnd beobachtet. Frei von jeder Scheu verfolgen die Halbstarken jeden meiner Handgriffe. Das muss ein tolles Bild gewesen sein. So etwas bekommen sie ja nicht alle Tage geboten. Kamera und Licht waren bereits weggeklipst. Also schnell noch einmal meine Sealife hervorgeholt und mein Publikum abgelichtet. Ein schönes Ende.

Unterwasser-Begegnungen

Ich entsteige dem Wasser, trotte zu meinem Auto und verstaue das nasse Zeug. Zwischenzeitlich hat sich ein Angler eingefunden. Eine gute Gelegenheit für ein kleines Pläuschchen. „Ohja, die Zwergwelse sind wie die Pest“, sagte er. „Mit Mais, Wurm und Made hat man die Biester sofort am Haken.“ Er angelt mit Boilies auf Karpfen. Wühlspuren von Karpfenähnlichen waren durchaus unter Wasser zu erkennen.

Dem See sollte man eine zweite Chance geben.

Kennt ihr diesen kleinen Waldsee?

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2015 Straussee V

10.06.2015, Straussee (Brandenburg)

Nach der Reglerrevision entschied ich mich für einen Testtauchgang im naheliegenden Straussee. Ein Abstecher hierher lohnt immer. Ein wunderschöner See mit großem Fischreichtum, einer tollen Basis und jeder Menge freundlicher Leute.

Nach kurzer Anfahrt und nettem Plausch schlüpfte ich in die Tauchklamotten und marschierte die knapp 100m zum See. Spätestens hier wünsche ich mir den Winter mit um die Null Grad. Das Wasser ist ein Segen. Es trägt die Last und erfrischt zugleich.

Unendlicher Fischreichtum im Straussee

Bereits am Einstieg huschen große Schwärme von Bleien, Güstern und Plötzen um einen herum. Wundervoll. Die Sicht ist beinah hervorragend. Ich entscheide mich zunächst einen kleinen Abstecher über „Wolfgangs Wiese“ in nördliche Richtung zu tauchen. Armleuchteralgen, Laichkraut und Fadenalgen bilden eine „grüne Wiese“, einige wenige Schlammschnecken und Wassermilben mittendrin.

Ich drehe Richtung Süden und tauche auf einer Tiefenlinie von 10m parallel zum Ufer. Er ist noch erstaunlich hell, was ich auch schon anders erlebt habe. Der Seegrund wirkt wie eine Mondlandschaft, allerdings versucht das Hornblatt vereinzelt das Gebiet für sich zu beanspruchen. Steine, Äste und auch Müll werden von Polypen und Dreikantmuscheln besiedelt.

Ich drehe leicht östlich ab und komme etwa in Höhe des „Hechtbaumes“ am Ufer des Straussees an. Was ist hier los? Riesige Schwärme von kleinen Plötzen und Flußbarschen haben sich zusammengefunden. Ein faszinierender Anblick. „Baitball“ denken sich die großen Barsche und Hechte und machen unentwegt Jagd auf die Kleinen. So stelle ich mir den Sardin-Run in Südafrika vor. Es fehlen nur noch die Vögel. Ich kann mich kaum satt sehen. Völlig eingeschlossen von den flinken Fischen, liege und staune ich.

Drei kapitale Hechte im Hechtbaum schauen sich das Spektakel eher gelangweilt an. Sie brauchen eigentlich nur das Maul öffnen, um ihren Appetit zu stillen. Solch eine enorme Biomasse findet man nicht einmal in den warmen Gewässern dieser Erde. Unser Tauchrevier Deutschland ist einfach schön.

Nach einer ganzen Weile tauche ich weiter zum „Strahlenbaum“. Hier ist es vergleichsweise ruhiger. Wenige halbstarke Hechte lauern zwischen den langen Ästen des alten Baumes. Ich war schon oft hier, es wird nicht langweilig.

2h Tauchgang in dem fischreichsten Gewässer, welches ich bisher in Deutschland betaucht habe. Und mittlerweile sind es über 100 Tauchgewässer in unserem Tauchrevier, die ich kenne.

Übrigens, mein Atemregler pumpte zuverlässig Luft. Mich freut’s.

Unterwasserimpressionen vom Tauchgang

Was waren Eure schönsten Hechtbegegnungen?

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2015 Elbsee

06.06.2015, Elbsee (Nordrhein-Westfalen)

Mein Blog „Tauchrevier Deutschland“ verbindet. Aus Klicks und Likes werden reale Begegnungen. Im letzten Jahr besuchte ich einige Tauchreviere in Bayern. Diesmal folge ich einer Einladung aus Nordrhein-Westfalen. Mit einem donnernden „Herzlich Willkommen“ lud mich Detlev zu Tauchgängen in seinem Haussee, dem Elbsee in Düsseldorf, ein. Kurzerhand landeten Wegbeschreibungen, Unterkunftsempfehlungen und weitere wichtige Hinweise in meinem Email-Postfach. Was für ein toller Service. Heute war es nun soweit, ich freue mich.

Der Elbsee ist eine Hinterlassenschaft des Kiesabbaus bis 2006 und somit ein klassischer Baggersee im Südosten Düsseldorf, dem Stadtteil Unterbach. Mit einer maximalen Tiefe von 22m und einer Wasserfläche von ca. 90ha trennt ihn nur die Autobahn A46 vom Unterbacher See, in dem nicht getaucht werden darf.

Der Elbsee liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und ist nur an wenigen Stellen zugänglich, was durchaus der Flora und Fauna des Gewässers zugutekommt. Der südliche Zipfel des Sees ist das Revier des Düsseldorfer Tauchsportverbandes (DTV), einem Dachverband von 12 lokalen Tauchvereinen. Tauchen ist hier nur den Mitgliedern und einer begrenzten Anzahl Gästen gestattet. Einer dieser Gäste bin dann ich. Zum Schutze der Natur ist das Ein- und Aussteigen auch nur an zwei ausgewiesenen Stellen erlaubt.

Düsseldorfer Tauchsportverband am Elbsee

10:00 Uhr am See war ausgemacht. Ich wurde schon erwartet und freundlich empfangen. Parkplätze mit komfortablen Rödeltischen sind auf dem Gelände vorhanden. Einem kurzen Hallo folgte eine kleine Führung gespickt mi t vielen Informationen. Toiletten, beheizte Umkleiden, Duschen, Ausbildungsräume und einen Grillplatz bietet die kleine Anlage des DTV. Einen Kompressor sucht man jedoch vergeblich. Die Gasversorgung regelt jeder Mitgliedsverein individuell.

Nun ging’s ins Wasser. Eingetaucht mit Conny und Detlev. Das Wasser ist mit Sichtweiten von 6-8m relativ klar. Schon bereits der erste Blick durch die Maske verrät, dieser See gehört wohl zu den gesunderen Gewässern in unserem Tauchrevier. Wundervolle Unterwasserpflanzen bedecken den Boden und recken sich zum Licht. Wasserpest, Armleuchteralgen, Ähriges Tausenblatt, großes Laichkraut und vereinzelt der Spreizenden Hahnenfuß sind zu finden. Wunderschön. Auffällig sofort das Wuseln und Huschen agiler Kaulquappen, ein Close-Up unmöglich. Inmitten des Unterwassergrüns unzählige Spitzschlammschnecken – auf Wanderschaft, dem Akt der Reproduktion oder einfach nur beim Weiden des Grüns.

Auch Wasserasseln und Wassermilben sind emsig im Auftrag des Fortbestandes der Art unterwegs. Die Blätter des Laichkrauts sind ideale Plätze zur Eiablage. Ein Kaulquappenkadaver wird sofort verwertet. Es kommt nichts um. Große Schwärme einer neuen Fischgeneration tanzen mit den Sonnenstrahlen, zukünftiger Beutefisch für den jungen Hecht und einer Horder halbstarker Barsche, die uns begegnen.

Der Elbsee, ein lebendiger See. Damit das so bleibt, haben sich Düsseldorfer Taucher in der Gemeinschaft „submers“ zum Schutz des Elbsees zusammen gefunden.

Ein wundervoller Tag im Tauchrevier Deutschland. Und ein ebenso donnerndes „Dankeschön Detlev“.

Tauchen im Elbsee, Düsseldorf

Wer kennt den Elbsee in Düsseldorf?

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2015 Straussee III

02.05.2015, Straussee (Brandenburg)

Eigentlich steht dieses Wochenende ganz im Zeichen des Enkelsohnes. Eine Freude. Doch heute Vormittag geht er die Freundin seiner Mama besuchen.

OK. Tauchzeug? Check. Flasche? Check. Tankfüllung? Check. Also ab zum Pressluftschnüffeln in den nahegelegenen Straussee, auch wenn die Sichtweiten noch fern von Bestzeiten sind.

Heute soll es mal wieder zur Unterwasserstation gehen. Auf etwa 14m steht auf hölzernen Füßen die stählerne Röhre mit ihren Bullaugen. Vor Jahren von einem Tauchclub versenkt und betrieben, ist sie nun Tauchattraktion für Gäste des Straussees. Die Sicht klart ab 10m Tiefe auf und so kann man den Koloss heute sehr gut erkennen. Er steht inmitten einer Grube des Seegrundes. Mmmh? Hat man das Loch vorher ausgehoben? Wie ich heute erfahren habe, war die Grube eher nicht geplant. Die Unterwasserstation ist einfach zu tief in den weichen Boden eingedrungen, so dass der Einstieg unterhalb der Glocke im Schlamm versank. Mit Saug- und Spülrohren hat man dann den unteren Teil der Station wieder freigelegt. Und so entstand die Grube.

Unterwasserstation und Segelbootwrack

Was die wenigsten vielleicht wissen, hinter der UW-Station in Richtung SW liegt das Wrack einer Segeljolle. Die Bedingungen hier unten waren heute gut, so dass sich das Boot gut erkunden ließ. Auf dem Weg zum Boot kommt man an der alten Plattform in Form eines Stahlgerüstes vorbei, der der Rost eine schöne Patina verpasst hat.

Mein Rückweg führte mich auf 8m Tiefe zwischen den beiden Plattformen im See vorbei. Hydrakolonien besiedeln jeden festen Untergrund. Vereinzelt halten sich Flußkrebse versteckt. Hartnäckige Raue Hornblätter versuchen dem Schlamm zu entkommen und strecken sich dem Licht entgegen. An der 7m Plattform nahm ich noch mal 330Grad Kurs auf die Glocke „Anne Susanne“. Aalfred war nicht zu Hause. Auf dem Weg dorthin konnte ich einige Golfbälle einsammeln. Schon interessant, was hier alles im See landet.

Viele Hechte und Barsche waren unterwegs, konnten gar nicht übersehen werden.

Ein wunderschöner 90min TG im Tauchrevier Deutschland.

An der Basis des 1A-Tauchcenters trifft man Bekannte, die man bereits eine Weile nicht gesehen hat. Man tauscht sich aus. Trifft Verabredungen. Tauchen in Deutschland ist wundervoll.

Tauchen im Straussee

Wer hat das Segelboot bereits besucht?

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

buddy [at] tauchrevierdeutschland.de