Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2015 Schmaler Luzin

23.07.2015, Schmaler Luzin (Mecklenburg-Vorpommern)

Ob ich nicht Lust auf ´ne Runde Scootern im Schmalen Luzin hätte, erreichte mich eine Anfrage von Henning. Da musste ich nicht lange überlegen. Ich bin dabei und freue mich. Freue mich auf den Tauchgang, aber auch auf das Wiedersehen mit Henning, einem mittlerweile sehr guten Freund. Henning durfte ich letztes Jahr im Sommer bei meiner GUE Ausbildung kennenlernen. Wer Lust auf derart taucherische Weiterentwicklung hat, ist bei ihm goldrichtig. Mehr erfahrt Ihr hier: www.henning-may.de

Letzten November folgte ich seiner Einladung in das Ozeaneum Stralsund, wo er als Taucheinsatzleiter tätig ist. Spannend war’s. Heute nun ein weiterer gemeinsamer Tauchgang in Mecklenburg-Vorpommern.

Die smaragdgrüne Perle der Feldberger Seenlandschaft strahlt leuchtend in der sommerlichen Sonne. Vom Parkplatz an der Luziner Fähre blickt man durch das Laub der dichten Buchen und Erlen auf den klaren See im Tal.

105 Stufen zum Taucherglück

Und ja, da waren sie wieder, die berüchtigten 105 Stufen hinab zum See. Wer wollte eigentlich Scootern? Am Ende des Tages werde ich diese Treppen gefühlt 20x Hinauf- und Hinabgestiegen sein.

Meine Tauchgänge an dieser Einstiegsstelle des Schmalen Luzins führten mich bisher immer links oder rechts der Uferkante entlang. Mit unseren Scootern planen wir überzusetzen und etwas Strecke zu machen. Damit wird sich die Frage der Maximaltiefe in diesem Bereich beantworten. Wir rödeln uns also an und machen uns auf den Weg zum See. Das Wasser trägt die Last, immer wieder ein erhabender Moment. Mit 20 Grad ist das Oberflächenwasser gut warm. Es wird sich jedoch zeigen, dass der Trocki und ein ordentlicher Unterzieher keine schlechte Wahl sind.

Wir machen uns auf den Weg zum anderen Ufer. Bei ca. 7m die Sprungschicht. Es wird angenehm kühl. Etwa 15m beträgt die Maximaltiefe unterhalb der Fährlinie. Ruckzuck erreichen wir mit den fahrbaren Untersätzen das gegenüberliegende Ufer. Das Ufer zur Linken geht’s weiter. Wir betreiben Baum-Hopping. An jedem im Wasser liegenden Baum stoppen wir und pressen die Augen fest an die Maske. Hechte stehen im dichten Geäst und warten auf ihre Chance. Fadenalgen verleihen den alten Bäumen grüne Bärte. Jungfisch im Schutz der knorrigen Äste.

Die Koralle des Nordens

Und das sind sie, die „Korallen des Nordens“. Leuchtend grün im Sonnenlicht recken sich die Äste der Geweihsüßwasserschwämme uns entgegen. Nirgends sonst habe ich diese einheimischen Süßwasserschwämme derart prächtig und vielfältig bisher beobachten können. Ich bin immer wieder begeistert. Einfach toll. Und weiter geht’s. Die Sicht ist nicht hervorragend, man muss mit den Mopeds vorsichtig sein, sonst landet man im Baum. Dank unserer Fortbewegungsmittel können wir viele dieser Lebensräume bei unserem Tauchgang beobachten. Und wir haben jede Menge Spaß dabei. Ich erfahre nebenbei auch die UW-Bezeichnung für Armleuchteralge.

Nun sind wir neugierig, wie weit wir bisher gekommen sind und steigen auf. Ein guter Punkt, um den See erneut zu queren und den Rückweg anzutreten. Da wir wissen wollen wie tief der See hier ist, entscheiden wir uns dem Bodenprofil zu folgen. Es wird mit 7 Grad schnell wieder frisch. Diesmal erreichen wir knapp 24m Maximaltiefe. Der Boden sieht interessant aus. Weiße Flecken bakteriellen Ursprungs und kleine senkrecht stehende Verästelungen. Was das wohl ist. Ich signalisiere, dass ich gern ein Foto machen möchte. Wir stoppen. Ich werd‘ älter, kann nicht mehr richtig sehen. Die Bilder werden alle unscharf. Bis ich merke, dass meiner Kamera der Temperaturwechsel von gut 20 auf 7 Grad nicht bekommen ist. Die wassergeschwängerte Luft hat sich mal eben am Objektivfenster niedergeschlagen. Und weiter geht’s.

Wir kommen noch an viele schöne, bewachsene Bäume vorbei. Auch hier lauern die Jäger. Das Scootern zwischen den großen Ästen macht Laune. Das Ankerseil der Fährenboje zeigt uns an, dass wir wieder am Einstieg angekommen sind.

Ein wunderschöner Tauchtag im Tauchrevier Deutschland, ein tolles Wiedersehen mit Henning und seiner kleinen Familie, sowie ein Kennenlernen von Alex.

Der Schmale Luzin unter Wasser

Kennt Ihr die 105 Stufen zum Einstieg Luzin-Fähre?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Waschsee

18.07.2015, Waschsee (Mecklenburg-Vorpommern)

„Tauchrevier Deutschland“ verbindet. Tauchen als gemeinsame Leidenschaft verbindet. Ich freue mich sehr, wenn ich von Freunden und Lesern meines Blogs eine Einladung zu einem gemeinsamen Tauchgang erhalte.

Fred möchte mir seine neue Entdeckung zeigen und lädt mich zu einem samstäglichen Tauchgang in unserem Tauchrevier Deutschland ein. Da bin ich gern dabei. Wir treffen uns in Thomsdorf. Nach einem kurzen „Hallo“ und Schnack folge ich ihm und seinem Auto über Wiese, Wald und Feld. Wir verlassen Brandenburg und erreichen den südlichen Zipfel der Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Vorbei an einem kleinen Ort namens Mechow in der Nähe der bekannten Krüseliner Mühle erreichen wir die Nordspitze des Waschsees. Ein typischer Waldsee, wunderschön anzusehen. Eine kleine Badestelle mit Parkmöglichkeiten bietet eine ideale Einstiegsmöglichkeit.

Der Waschsee ist mit 19 ha Fläche nicht besonders groß und unterteilt sich in das Nord- und Südbecken. Ein langer Steg ragt in das Wasser und erlaubt einen ersten Blick in das kühle Naß. Das Wasser scheint klar, zumindest an der Oberfläche. Laichkraut und Leuchteralgen lassen auf einen schönen Tauchgang in einem unserer Naturseen hoffen.

Bis auf einen einsamen Camper sind wir allein, noch. Ganz gemütlich und mit einer gewissen Vorfreude machen wir uns für den Tauchgang fertig. Kinderstimmen oder besser Geschrei aus dem Wald künden Badegäste des benachbarten Kinderdorfes Mechow an. Schöne Dinge hat man nur selten für sich allein. Aber alles ist gut. Wie sich zeigen wird, haben wir später viel Spaß mit den Kleinen.

„Ein Taucher! Cool“

Bis wir dann fertig zum Einsteigen sind, hat sich der Badestrand gut gefüllt. „Ein Taucher!“ schallt es mir entgegen als der schwarze Mann gesichtet wurde. Es dauerte nicht lange und ich war inmitten einer Kinderschar mit tausenden Fragen. Herrlich. Warum hast du denn dies und das? Wirst du nicht nass? Wonach tauchst du denn? Kann ich auch mal durch die Maske schauen? Darf ich mal durch das Ding da atmen? Ich genoss die Tatsache, die heutige Attraktion zu sein. Einige Kinder folgen mir schwimmend ins Wasser. Meine Maske geht von Kinderhand zu Kinderhand. Fred kommt hinzu und wir werden belagert. Abtauchen unmöglich. Belegte Brote, soeben von zwei Betreuern an den Badestrand gebracht, waren dann unsere Rettung. Der Hunger war größer als die Neugier.

Wir nutzen die Gelegenheit und tauchen ab. Jeder erkundet den See für sich allein, so der Plan.

Ein breiter Pflanzengürtel begrüßt mich. Inmitten dieses Grüns ein Hecht, die vorbeihuschenden Plötzen fest im Blick. Dabei stellt man sich schon mal kopfüber ins Wasser. Wir scheinen Schleie zu stören. Mit kräftigen Flossenschlägen verschwinden sie. Hochwachsendes Laichkraut und Tausendblatt. Schöne Leuchteralgen, verschiedene Arten, ob Arm- (Chara), Glanz- (Nitella) oder Baum- (Tolypella) Leuchteralgen vermag ich nicht mit Gewissheit sagen, auf jeden Fall vielfältig. Kleines Nixkraut, Krauses Laichkraut. Das Uferbereich ist ordentlich bewachsen. Aber etwas stört. Das Grün leuchtet nicht. Die orangeroten „Knospen“ der Hornblättrigen Armleuchteralge sind schwer auszumachen. Die Makrophyten sind stark sedimentiert, werden teilweise erdrückt von der Last.

Stark sedimentiert und zerwühlt

Das grüne Band wird unterbrochen von aufgewühlten Kahlstellen. Auch das Wasser ist mit Sedimenten geschwängert. Ähnlich wie die Schwarzkittel im Wald scheinen hier die Karpfenähnlichen das Untere nach oben zu kehren. Es müssen viele sein, sehr viele, zu viele für diesen See und diese schöne Unterwasser-Flora. Immer wieder treffen wir auf Schleie. Ab einer Tiefe von 4m endet die Pflanzenzone und geht über in einen öden, monotonen, wabernden Schlammgrund. Der See soll wohl eine Tiefe von 11m haben. Ich erreiche 7m und kehre bald wieder zurück in den flacheren, interessanten Bereich.

Alte im Wasser liegende Bäume sind von Dreikantmuscheln bevölkert. Ein Meer von Schalen am Grund. Auch hier kann ich Schleie beobachten, die sich an den Muscheln gütlich halten. Ich tauche weiter. Und überall das gleiche Bild. Wühlspuren, ausgerissenes Grün und stark sedimentierte Pflanzen. Ich treffe Fred. Wir kehren um. Er bestätigte mir meine Beobachtungen später an Land.

Karpfenähnliche dominieren den See

Bäuchlings am Boden entdecke ich kleine, gefleckte und beinah durchsichtige Fische. Sie sind scheu und machen mir das Fotografieren schwer. Ich kann sie nicht sofort bestimmen. Als ich mir die Bilder am Rechner daheim anschaue, glaube ich, dass es sich hierbei um junge Kaulbarsche handelt.

Als wir auftauchen, werden wir wieder von den Kindern in Empfang genommen. Was habt ihr gesehen? Wie tief seid ihr gewesen? Darf ich auch mal? Wir schaffen es, uns zu entreißen und entledigen uns der Ausrüstung. Eine gute Freundin wartete bereits auf uns.

Wir tauschen uns aus und sind ein wenig enttäuscht. Hier ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten, da waren wir uns einig. Nein, kein zweiter Tauchgang. Wir schwatzten noch ein wenig und schauten auf dem Rückweg am Hardenbecker Haussee vorbei.

Ein schöner Tag mit Freunden in unserem Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Waschsee

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2015 Werbellinsee XI

09.07.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Mich zieht es immer wieder zu dem wunderschönen Natursee oberhalb Berlins. Der Werbellinsee ist so vielfältig, facettenreich und derart lebendig. Die Sichtweiten sind garantiert überdurchschnittlich und mögliche Einstiege zahlreich vorhanden. Danke letzte Eiszeit.

Nicht nur die vielen Armleuchteralgen, die Süßwassergarnelen, auch die kleinen, flinken Steinbeißer sind Indikatoren einer guten und gesunden Wasserqualität. Ihr Lebensraum sind sandige Böden, kein Modder und Schlamm. Aber nicht nur Naturliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Zahlreiche gesunkene Lastensegler, die Baumaterial wie Tonziegel der „Königlichen Ziegelei“ und Feldsteine nach Berlin transportierten, lassen das Herz von Wracktauchern und Entdeckern höher schlagen.

Wen also wundert’s, dass es mich wieder an die Ufer dieser Brandenburger Perle verschlagen hat.

Ich tauche ab und werde mit offenen Armen empfangen. Ganze Wiesen von „blühenden“ Hornblättriger Armleuchteralge (auch Geweih-Armleuchteralge genannt) strahlen im eintauchenden Sonnenlicht. Die orangerot leuchtenden männlichen Geschlechtsorgane dieser wunderschönen Pflanzen sind eine Augenweide. Zwischen ihnen huschen Stichlinge, Flußbarsche und Plötzen hin und her.

Hornblättrige Armleuchteralge (Chara tomentosa)

Mit 22 Grad ist das Oberflächenwasser ganz schön warm. Mich zieht es ein wenig tiefer. Sandige Freiflächen umrahmt von verschiedenen Wasserpflanzen deuten auf den Lebensraum der bereits erwähnten Steinbeißer. Einige Spuren im Sand kann ich entdecken. Wenn die kleinen Fische ruhig verharren, sind sie in ihrem Tarnkleid kaum auszumachen. In der Regel bemerken die Dorngrundeln, wie sie auch genannt werden, uns Taucher viel eher und nur ihr „Davonhuschen“ lässt sie uns erkennen. Einmal ausgemacht, versuche ich mich den Tieren mit meiner Sealife zu nähern. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel. Meist bin ich der Verlierer.

Steinbeißer, Dorngrundel

Kleine Grashechte nutzen ebenso das intakte Grün für ihre Raubzüge. Diesen perfekten Jägern könnt‘ ich stundenlang zuschauen. So klein und doch so groß.

Wie immer rast auch diesmal die Zeit. Ich drehe um und tauche langsam zurück. Auftauchen mag ich jedoch noch nicht. Das klare Wasser lässt mich weiter hinab tauchen. Ab 15m sind kaum noch Schwebteilchen auszumachen. Das Wasser kühlt sich deutlich ab. Auf 25m sind dann nur noch 8 Grad. Ich genieße es in meinem Trockenanzug. In dieser Tiefe komme ich an wundervoll geformte Mergelwände. Die vielen kleinen Löcher und Höhlen lassen das ganze wie einen Schweizer Käse aussehen. Gern ruhen hier Quappen. Ich kann dieses Mal jedoch keine aus machen.

Ich lege mich vor einer Wand in die Wassersäule und erfreue ich mit jedem Atemzug dieses herrlichen Anblicks. Kennt ihr das? Ich bin einfach nur zufrieden.

Nach 2h neigt sich jedoch mein Gasvorrat zur Neige und ich steige auf. Ich liebe das Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserimpressionen Werbellinsee

Was ist Euer Lieblingssee?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Steinbruch Horka

11.07.2015, Steinbruch Horka (Sachsen)

Im Leben kommt es manchmal anders als man denkt. Und das ist auch gut so. Für das Wochenende hatten wir eine Verabredung mit Wolfgang, einem Kapitän auf Rügen. Gemeinsam war eine Ausfahrt zu der am 14.01.1993 vor Rügen gesunkenen Eisenbahnfähre „Jan Heweliusz“ geplant. Das Wrack liegt in einer Tiefe von 10-24m. Für die Tauchgänge wählten wir das Gasgemisch EAN33. Während wir am Vorabend unsere Flaschen beim Gasdealer des Vertrauens füllten, kam die verabredete Rückmeldung von Wolfgang. Wetter- und vor allem windbedingt muss er die Ausfahrt absagen. Ärgerlich. Der Kapitän trägt die Verantwortung und trifft die Entscheidung. Basta. Die „Jan Heweliusz“ muss also noch auf uns warten.

Steinbruch Wildschütz oder Horka?

OK. Welche Alternativen bleiben uns? Im Kopf scannten wir das Tauchrevier Deutschland. Wir hatten Lust auf den „Wildschütz“ in Sachsen. Mmh, dafür haben wir jetzt aber nicht das beste Gas in den Flaschen. Ein Steinbruch sollte es diesmal schon sein. Was ist mit dem Steinbruch „Horka“? Mit einer Maximaltiefe von 36m ideal für unser EAN33. Letztmalig bin ich im Herbst 2013 dort abgetaucht. Es wurde also mal wieder Zeit. Horka! So soll es sein.

Horka ist ein kleines Dorf in Ostsachsen, in der Nähe von Bautzen und Kamenz. Ein geflutetes Restloch erinnert an den einstigen Granitabbau in der Region. Seit 1998 betreibt Cosima dort die Tauchbasis „Tauchsee Horka“. Eine große Wiese mit Rödelbänken, ein Gebäude mit Zimmern, Aufenthaltsraum, Toiletten und Duschen und ein Kompressor laden zum Abtauchen ein.

Umgeben von einem kleinen Wäldchen thront der Steinbruch malerisch auf einem Hügel. Das sommerliche Wetter schmückt die Idylle. Ein Blick von oben in den Kessel verspricht schöne Tauchgänge in klarem, kaltem Wasser.

Angekommen und eingecheckt, teilen wir uns die Wiese mit Gästen aus Polen, Tschechien und dem Süden Deutschlands. Alles ganz entspannt. Schnell in die warmen Sachen und den Trocki und dann einige Stufen hinab in das kühlende Nass. Den ersten Tauchgang wollen wir in Grundnähe verbringen und den Steinbruch umrunden. Desto tiefer wir absteigen, desto schöner das Wasser. Am Grund erleben wir Sichtweiten von durchaus 10m. Das Wasser ist mit 8 Grad angenehm frisch. Schon bald stoßen wir auf erste „Attraktionen“ wie Fahrrad und Moped auf etwa 32m Tiefe. Restlicht dringt bis auf den Boden. Reste von Loren (Hunt) und das alte

Pumpenhäuschen mit Rohrleitungen erinnern an vergangene Zeiten. Der Kompass zeigt uns an, dass wir bereits auf dem Rückweg sind. Wir steigen ein wenig auf und kommen an allerlei drapiertem „Unrat“ vorbei. Ich kann mich irgendwie nicht an das Inszenesetzen von allerlei Geschirr und Computerresten erfreuen. Für mich gehören diese Dinge einfach nicht ins Wasser.

Zaghafte Unterwasser-Fauna im Steinbruch

Viel mehr interessieren mich die vielen kleinen Ohrschlammschnecken, die die Algen von den nackten Granitwänden schlürfen. Damit habe ich hier unten überhaupt nicht gerechnet. Zaghaft wachsen Süßwasserschwämme. Erstaunlich, wie schnell Lebensräume besiedelt werden. Ich freue mich. Schon bald (nach 70min) erreichen wir den Ausstieg, erklimmen das Licht, wärmen uns in der Sonne und stärken uns. Was für ein tolles Leben!

Mit unserem Restgas in den Flaschen wollen wir uns beim zweiten Tauchgang ein wenig oberhalb umsehen. Die Südseite des Steinbruches hat drei kleine Buchten, wobei die letztere die längste von ihnen ist. Das schauen wir uns mal genauer an.

Wir klettern also erneut in den Kessel und tauchen ab.

Auf einer Tiefe von 15m treffen wir an der Steilwand auf drei an einem Seil abgehängten Kunststoff-Haien, wohl die Hauptattraktion dieses Tauchreviers. Wir steigen ein wenig auf und verschwinden in der ersten kleinen Bucht. Ein paar Äste, Laub der umsäumenden Bäume. Kein Fisch. Keine Wasserpflanzen. Die zweite Bucht bietet ein ähnliches Bild. Auf dem Weg zur dritten und längsten Bucht kommen wir unterhalb der Wasseroberfläche an grün-leuchtendem Hahnenfuß vorbei. Rhizom von Teichrosen wurde auf Granit ausgelegt und mit Steinen beschwert. Und tatsächlich, einzelne Blätter dieser Wasserpflanze streben zum Licht. Hier treffen wir auch auf einzelne, kleine Flussbarsche. Alte Bäume erscheinen. Das Tauchen zwischen ihnen und den Ästen macht Spaß. Das verrottende Laub auf dem Grund bietet vielen Kaulquappen beste Versteckmöglichkeiten. Jetzt im Juli hätte ich gar nicht mehr mit diesen quirligen Gesellen gerechnet.

Wir machen uns auf den Rückweg. Um nicht erneut in die Buchten zu tauchen, heißt es, Kurs West zum Ausstieg zu nehmen. Nach weiteren 80min endet ein schöner Tauchtag in Sachsen.

Noch ein wenig Taucherklön mit Erhard vom „Tauchsport Dreizack“ aus Regensburg und es geht heimwärts. Wunderschöne Tauchgänge mit Heiko und Helmut im Tauchrevier Deutschland.

Unterwasser-Eindrücke Steinbruch Horka

Kennt Ihr den Steinbruch Horka?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Natürliche Seen

Natürliche Seen im Tauchrevier Deutschland

Unsere natürlichen Seen im Tauchrevier Deutschland haben wir überwiegend der letzten Eiszeit zu verdanken, sie sind somit glazialen Ursprungs.

12.000 Natürliche Seen in Deutschland

Mit über 12.000 natürlicher Seen in Deutschland, davon 750 Seen > 50ha, können wir uns nicht beklagen, allerdings ist die flächenmäßige Verteilung zugegebenermaßen ein wenig ungerecht. Während sich die meisten Seen in der norddeutschen Tiefebene, sowie in den Alpen und dessen Vorland befinden, haben die Bundesländer Hessen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Sachsen das Nachsehen. Spitzenreiter sind hier ganz klar Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bayern.



Entsprechend ihrer geografischen Lage unserer Seen unterscheidet die Wissenschaft drei Ökoregionen mit unterschiedlichen klimatischen, geologischen und naturräumlichen Einflüssen:

  • Alpen- und Alpenvorland
  • Zentrales Mittelgebirge
  • Norddeutsches Tiefland

Wie alles bei uns, werden auch die Seen zur Bestandserfassung, Überwachung und Bewertung kategorisiert und typisiert. Überregional werden entsprechend einer Länderarbeitsgemeinschaft Wasser, kurz LAWA, 14 Seetypen unterschieden. Kriterien hierfür sind u.a. Geologie, Seegröße und Einzugsgebiete. Eine Liste und weitere Details lassen sich auf den Seiten des Umweltbundesamtes nachlesen.

Das Trophysystem unserer Seen

Anders als bei der abiotischen Typisierung teilt das sogenannte Trophysystem unsere Seen entsprechend ihrem Nährstoffgehalt in vier Stufen ein.

  • Stufe 1 – Oligotroph (Oligo = griech. „wenig“) wenig Nährstoffe, geringes Pflanzen- und Algenwachstum, geringe Anzahl an Fischen, klares Wasser, hoher Sauerstoffgehalt
  • Stufe 2 – Mesotroph (Meso = griech. „mittel, mittig“) höherer Nährstoffgehalt und höheres Pflanzen-, Algenwachstum. noch gute Sicht, so dass Licht in tiefere Schichten eindringen kann, Übergang zur nächsten Stufe (Eutrophie)
  • Stufe 3 – Eutroph (Eu = griech. „gut, wohl“) hoher Nährstoffgehalt (Phosphor), hohe Produktion an Biomasse, trübes Wasser, niedriger Sauerstoffgehalt in Bodennähe am Ende der Sommerstagnation
  • Stufe 4 – Hypertroph (Hyper =griech. „über, oberhalb“) hoher Nährstoffgehalt und Biomasse führen dazu, dass in Bodennähe das Wasser fast sauerstofffrei und in oberen Wasserschichten sauerstoffarm, schlechte Sicht, Fischsterben

Da der Nährstoffgehalt ein Maß der Primärproduktion von Biomasse ist, dient dieser als ein Hauptkriterium für die Zustandsbeschreibung des Sees. Unsere Seen sind vielen Einflüssen und Belastungen ausgesetzt. Stellvertretend seien hier genannt:

  • Übermäßiger Nährstoffeintrag (Landwirtschaft Dünger, Abwasser, Fäkalien)
  • Fischereiliche Nutzung (unausgewogener und monotoner Fischbesatz)
  • Wasserentnahmen und –regulierungen
  • Veränderungen der Uferbereiche (Befestigungen, Marinas, Steganlagen)

Lebensbereiche in natürlichen Seen

Lebensräume, sowie der Ablauf von physikalischen und biochemischen Prozessen werden durch die vertikale Schichtung eines Gewässers bestimmt.

So ist der Seeboden (Benthal) entsprechend der einfallenden Lichtmenge in den litoralen (lichtdurchflutet) und profundalen (dunkel, tief) Bereich eingeteilt. Bewohner des Seenbodens (Makrozoobenthos) sind u.a. Insektenlarven, Schnecken und Muscheln, die sich vorrangig von herabfallendem, zersetzendem organischem Material (Detritus) ernähren.

Der Lebensraum des Pyhtoplanktons (Algen, Bakterien) hingegen ist das Freiwasser (Pelagial). Diese dienen innerhalb der Nahrungskette dem Zooplankton wie Kleinkrebse (Copepoden), Wasserflöhe (Cladoceren) und Rädertiere (Rotatorien) als Futter, einer beliebten Speise von Kleinfischen, die wiederum von den Räubern der Gewässer wie Barsch, Zander und Hecht bejagt werden.

Im lichtdurchfluteten Uferbereich wachsen Unterwasserpflanzen (Makrophyten) als notwendiger Lebens- und Laichraum, sowie Kinderstube für andere Bewohner unserer Seen.



Seen mit einem ausreichend großem Wasserkörper bilden vertikale Temperaturschichtungen aus. Oberflächen– (Epilimnion) und Tiefenschicht (Hypolimnion) werden durch eine stabile Sprungschicht, dem Metalimnion getrennt. Wind und Sonne als Motor lassen den See im Frühjahr und Herbst dank der Anomalie des Wassers (Wasser bei 4 Grad Celsius größte Dichte) zirkulieren.

Wenn wir in unsere Gewässer des Tauchrevieres Deutschland eintauchen, scheinen uns das klare Wasser und die lebendige Flora und Fauna selbstverständlich. Das sind sie aber leider schon lange nicht mehr. Wir Taucher erkennen frühestmöglich die Veränderungen und können mit diesem Wissen aktiv an der Gesunderhaltung unserer Seen mitwirken.

Quelle: umweltbundesamt.de

 

 

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Categories: FloraFauna, TauchTheorie

Universum Wiese

Die Wiesen eine besonderes Universum

Tauchen ist eine Leidenschaft, die ich mit vielen, die ich mit Euch teile. Es ist so wunderbar, schwerelos in Stille einzutauchen, zu beobachten, zu entdecken, Gast zu sein, in einer nicht für uns Menschen gemachten Umgebung.

Jeder, der meinen Blog aufmerksam verfolgt, weiß, dass mich diese vielfaltige und atemberaubende Unterwasserwelt besonders in unseren einheimischen Gewässern fasziniert. Ein fragiles und schützenswertes Habitat für unzählige kleine und große Bewohner.

Die Wiese ein Universum der besonderen Art

Unsere natürlichen Seen, Steinbrüche, Bagger- und Kiesseen, alte Bergbauseen, Flüsse und Weiher sind aber nicht einfach so da, sondern eingebettet und eingefasst in lebendiger Natur, von Wäldern, Feldern und Wiesen. Na meistens jedenfalls.

Wenn wir uns mit unseren Decken und Planen, Kisten und Flaschen an den Ufern der Gewässer niederlassen, betreten wir ein Universum der besonderen Art. Unzählige Wirbellose und Insekten, wie Käfer, Fliegen, Schmetterlinge, Spinnen und Grashüpfer kämpfen in diesem Mikrokosmos ums Überleben, um den Erhalt ihrer Art. Eine Vielfalt von Pflanzen und Gräsern bietet diesem Krabbelgetier ein Versteck, ein Zuhause und Nahrung.

Schönheiten umgeben unser Tauchrevier

Mit meiner Kamera bin ich gern auf Entdeckungsreise an den Ufern unserer Tauchreviere. Die Makroaufnahmen erst zeigen, was dem menschlichen Auge sonst verborgen bleibt, die Perfektion und Schönheit der Schöpfung. Kleine kaum wahrnehmbare Blüten unbekannter Pflanzen sind in Form, Farbe und Anmut kaum zu überbieten.

Mittlerweile bin ich in über 100 Gewässern in Deutschland abgetaucht. Und ich bin davon überzeugt, dass eine intakte, gesunde und vor allem vielfältige die Tauchgewässer säumende Natur auch ein Indiz für einen gesunden See sein kann. Felder und Monokultur in unmittelbarer Nachbarschaft deuten auf den Eintrag von Dünger und somit Nährstoffe hin, Siedlungen und Gewerbe bedeuten meist Müll und Abwasser. Es hängt alles zusammen.

In diesem Beitrag möchte ich die eine oder andere Entdeckung mit euch teilen und würde mich freuen, wenn dieser Euren Blick schon vor dem Eintauchen in das Abenteuer Tauchen schärft.

Nein, ich bin kein Naturschutzfanatiker. Ja, ich liebe unsere einheimische Natur unter und über Wasser. Der Ausschluss des Menschen von der Natur, des Tauchers von Tauchgewässern ist für mich kein nachhaltiger Ansatz für Naturschutz. Im Gegenteil, bewusste Taucher leisten einen unschätzbaren Beitrag zum aktiven Naturschutz.

Wir alle wollen in klaren, gesunden und lebendigen Seen unserem außergewöhnlichen Hobby nachgehen. In diesem Sinne genießt Eure Tauchgänge in vollen Zügen, und seid Euch bewusst, dass wir nur Gäste in Neptuns Reich sind.

Wundervolle Begegnungen im Tauchrevier Deutschland

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Categories: FloraFauna

2015 Werbellinsee X

30.06.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Es sind noch 90bar in der Flasche. Und ich verspüre einen inneren Drang, meinen Kopf unter Wasser zu stecken, Lust dem bunten Treiben in unserem einheimischen Gewässer zuzuschauen. War eine Weile schon nicht im Werbellinsee, für diesen spontanen Tauchgang mein Ziel.

Ich bin so unendlich froh, hier zwischen all diesen wunderschönen Seen wohnen zu dürfen. Der Werbellinsee, die Helene, der Straussee – alles schnell zu erreichen. Man merkt, es ist Urlaubszeit. Auch an den entlegenen Stellen erfreuen sich Besucher und Gäste dem kühlen Naß. Bei diesem Kaiserwetter aber auch wirklich kein Wunder.

Die knallige Sonne motiviert mich, diesmal besonders schnell in den Tauchanzug zu springen, das Gerödel anzulegen und abzutauchen. Was für ein tolles Gefühl, wenn das Wasser die Last trägt und Abkühlung spendet. Kurzer Check und dann ist der Kopf unter Wasser.

Wow, was für tolle Aussichten. Das Wasser klar. Plötzen, Barsche nehmen einen in Empfang. Frei von jeder Scheu zeigen sie sich vor meiner Maske und suchen am sandigen Grund nach einem guten Bissen. Ich verweile und beobachte eine ganze Zeit, bis ich mit wenigen Flossenschlägen entlang der Uferkante weiterziehe. Auch diese Stelle des Sees ist reich und vielfältig bewachsen. Lebensraum für unendliche kleine und große Lebewesen.

Gesunder Lebensraum

Wunderschöne Characeen, hochwachsendes Laichkraut, Hahnenfußwiesen und Wasserpest erfreuen das Taucherherz. Die vielfältig vorhandenen Armleuchteralgen zeugen von guter Wasserqualität und sind ein Indiz für nährstoffarme Gewässer, da sie sehr empfindlich auf Nährstoffe reagieren. Auffällig hier die Hornblättrige Armleuchteralge mit ihrem gerieften Stengeln und orange-roten Geschlechtsorganen. Solltet ihr unter Wasser hingegen viel auf das nähstoffliebende Hornblatt und Tausendblatt stoßen, dann werdet ihr in der Regel kaum oder gar keine Armleuchteralgen finden. Achtet mal drauf.

„Wo Armleuchteralgen vorkommen, ist die Welt noch in Ordnung“, sagt Chara-Expertin Irmgard Blindow, Leiterin der Biologischen Station Hiddensee.

Ich bin jetzt bereits 45min im Wasser und habe vielleicht 10 Flossenschläge gemacht. Ein rotbauchiges Stichlingsmännchen macht mich neugierig. Es huscht zwischen Wasserpest hin und her und auch davon. Will es mich ablenken? Ich suche den Boden nach einer kleinen geordneten Struktur mit einer winzigen Öffnung ab. Und siehe da – ein Stichlingsnest. Ich warte geduldig. Der Wächter der Brut wird zurückkommen, muss er doch nach dem Rechten sehen und regelmäßig frisches Wasser fächeln. Er kommt. Hält mich auf Distanz und richtet das Nest. Kleine Flußbarsche nähern sich. Ohje, jetzt ist’s um den Stichlingmann geschehen, schießt mir durch den Kopf. Von wegen, wie ein ganzer Kerl stellt er sich mit aufgerichteten Stacheln den Eindringlingen entgegen und verjagt sie. Mein voller Respekt. Ich ziehe weiter.

Ein Stichlingsnest im Tauchrevier Deutschland

Sandiger Boden und auffällige längliche Spuren lassen mich innehalten. Sind hier vielleicht Steinbeißer zu Hause? Ich stoppe und suche den Boden ab. Und tatsächlich, die dem Untergrund gut angepassten Dorngrundeln mit ihren sechs Barteln liegen auf und teilweise im Sand. Langsam nähere ich mich in der Hoffnung auf ein gelungenes Foto. Die Burschen sind jedoch so achtsam und schnell. Ein kurzes Zucken, eine Staubwolke und weg sind sie. Verhält mich sich ruhig, erscheinen sie wieder auf der Bildfläche. Die Uhr zeigt bereits eine Tauchzeit von 90min an, dabei bin ich gerade mal um die Ecke getaucht. Die Zeit fliegt.

Ich kehre um und steige zufrieden aus dem Wasser. Was für ein spannender Tauchgang im Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserwelt Werbellinsee

Schon mal ein Stichlingsnest gefunden?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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