Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2018 Tauchen in Grönland

16.-26. August 2018, Tasiilaq, Ostgrönland

Tauchen im Eis. Tauchen mit Eisbergen. Tauchen in Grönland. Ein lang gehegter Traum wird sich nun erfüllen. Ein derartiges Abenteuer wird jedoch nur mit dem richtigen Buddy zu einem unvergesslichen Erlebnis. Da mein Lieblingsbuddy #1, meine Frau, wegen der Kälte unter Wasser ausscheidet, freue ich mich über die Zusage von Kurt. Kurt traf ich erstmalig 2014 auf Bali. Die Chemie stimmte von Anfang an. Gegenseitige Besuche in Bayern und Brandenburg ließen uns mittlerweile zu guten Freunden werden. Kurt ist ein erfahrener, technischer Taucher und nennt den Starnberger See, seinen Haussee. Als Partner vor Ort entschieden wir uns für Anja und Sven von den Northern-Explorers. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich in den nächsten Tagen zeigen wird.

Tasiilaq – Hauptstadt Ostgrönland

 

Reisen beginnt mit Kofferpacken. Ich hasse Kofferpacken. Gilt es für Tauchreisen in den Süden ausreichend Unterhosen und ein paar Shirts einzupacken, bedarf es für diese Reise einiges mehr. Flaschen, Blei und Luft wird uns Sven bereitstellen. Jedes weitere Ausrüstungsteil inklusive Backup und Ersatzteil müssen wir also mitführen. Auch für die Landaktivitäten müssen ausreichend und warme Kleidung eingepackt werden. Die Dienstleistung der Northern-Explorers beginnt mit dem Überflug von Island nach Grönland. Wir haben zwei Gepäckstücke a 20 Kilogramm plus Handgepäck gebucht. Planten wir anfangs Redundanzen für Unterzieher und Anzug, haben wir am Ende gewichtsbedingt wirklich nur das Nötigste eingepackt. Eine kleine Werkzeugbox mit O-Ringen, Swivel und Aquasure ist unabdingbar, wie wir erfahren werden. Bei mir kam dann noch die Kameraausrüstung nebst Zubehör hinzu.

Eisbergtauchen Grönland

 

Kurt und ich, wir trafen uns auf Island in Reykjavik. Wir planen für die Stadt einen Tag Sightseeing ein. Gegen einen Tauchgang in der Silfraspalte haben wir uns bewusst entscheiden. Untergekommen sind wir im legendären „Atlantic Apartments“. 400€ für 2 Nächte auf 15qm, ein wahres Schnäppchen. Dafür waren eine kleine Nasszelle und kein Frühstück dabei. Man muss wissen, dass man auf dem Flughafen in Keflavik, südlich von Reykjavik ankommt und für einen Weiterflug zum Flughafen Reykjavik fährt. Der Transfer per Bus dauert ca. 1h. Viele „Durchreisende“ weilen also mindestens eine Nacht auf der Insel. Die Reisenden auf den Flughäfen Islands, uns eingeschlossen, gleichen Besuchern einer Outdoor-Messe. Mit Hightech-Ausrüstung machen sich Backpacker aus der ganzen Welt auf, das wilde Island und Grönland zu erkunden. Das Treiben erinnert an den Film „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“. Wir nutzen den Tag vor der Weiterreise für einen ausgiebigen Ausflug in die schöne Hauptstadt Islands.

Reykjavik – Hauptstadt Islands

 

Eine zweimotorige Propellermaschine wird uns am nächsten Tag sicher nach Kulusuk, im Südosten Grönlands bringen. Die ersten Eisberge auf dem Meer unter uns steigern die Vorfreude auf das was kommt. Anja ließ uns wissen, dass wir vor Ort eine Gruppe von sieben Tauchern sein werden. Die Tauchtaschen am Flughafen verrieten unsere Mitstreiter und so lernten wir unsere kleine Gruppe kennen. Schnell noch einen Single Malt für das Gletschereis eingepackt und weiter geht’s. Der Flughafen Kulusuk erinnert an ein kleines Expeditionscamp in traumhafter Kulisse. Während unsere Koffer von einem Quad-Gespann zum kleinen Hafen überführt werden, machen wir uns zu Fuß auf zum Anleger. Lars, ein Däne und der Chef von „Arctic Dream“, unserer Herberge, wartet bereits mit einem kleinen Boot für die Überfahrt nach Tasiilaq auf uns. Was für eine atemberaubende Landschaft. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Die ersten Eisberge verzaubern uns.

Eisberge Kulusuk

 

Nach 45 Minuten Bootsfahrt erscheinen die ersten Farbtupfer an der Küste. Tasiilaq. Unser Ziel. Mit gut 2.000 Einwohnern die „Hauptstadt“ Ostgrönlands. Die bunten Holzhäuser heißen uns wie in einem Bildband herzlich willkommen. Am Anleger lernen wir nun auch Sven kennen. Er begrüßt uns herzlich. Die Ortschaft Tasiilaq liegt an Hängen kleiner Berge. Sven weist auf ein blaues Holzhaus oberhalb. Unsere Herberge. Während unsere Koffer einen Shuttle-Service beanspruchen, wollen wir laufend aufsteigen und die ersten Eindrücke mit tiefen Atemzügen genießen. Das Wetter ist traumhaft und die Sonne scheint. Oben angekommen, können wie uns nicht an dem herrlichen Anblick der Bucht satt sehen. Was für ein Licht, welche Farben und welch ungewohnt karge und dennoch wunderschöne Landschaft. Sven bittet uns in das Haus, weist die Zimmer zu, beantwortet Fragen und gibt die ersten wichtigen Hinweise. Und dann die alles entscheidende Frage: „Wollt ihr heute noch tauchen?“. Während sich die anderen für das Auspacken und Einräumen entscheiden, sind Kurt und ich in wenigen Handgriffen zum ersten Tauchgang bereit.

Eisbergtauchen Tasiilaq

 

Ein kleines, rotes Schlauchboot bringt uns zu einem herrlichen Eisberg in der Bucht. Mit an Bord Marco, ein lebensfroher Italiener, der seinen vorletzten Tauchtag mit uns verbringt. Wie ich später herausfinde, nicht einfach Marco, sondern ein nicht ganz unbekannter Designer und Bonsai Master. Sven gibt uns noch ein paar Informationen zum Eis. Nicht jeder Eisberg ist sicher und kann gefahrlos betaucht werden. Die Sonne lässt das Eis schmelzen, brechen und drehen. Immer wieder werden wir dieses spektakuläre Phänomen beobachten können.

Das Tauchen ist absolut individuell. Kein Gruppenzwang, kein Guide, keine Zeitlimits, keine vorgeschriebenen Routen. Eigenverantwortliches Tauchen im Buddyteam, genau nach unserem Geschmack. Check. Platsch. Wir sind im Wasser. Unser erster Eisberg. Bubblecheck und abgetaucht. Ich versuche erst gar nicht, die Eindrücke in Worte zu fassen. Es wird mir eh nicht gelingen. Dieses Lichtspiel. Diese phantasievollen Eisformen und das stete Knacken und Rauschen unter Wasser. Tausende Rippenquallen hüllen den Eisberg ein. Die durch das Abschmelzen frei werdende Luft bildet einen andauernden Blasenvorhang. Es gibt viel zu bestaunen und entdecken. Wir schauen uns in die Augen und sind einfach nur happy. Nach einer guten Stunde beenden wir den Tauchgang. Sven wartet bereits. Er folgte den aufsteigenden Blasen. Ein Blick in unsere Gesichter beantwortet sein: „Wie war’s?“.

Unterm Eis

 

Wieder in der Unterkunft angekommen, richten wir uns ein. So wie Männer das halt tun. Koffer auf. Fertig. Auf den Beginn eines großen Abenteuers einen „Glenlivet“. Das Abendessen wird uns von Line serviert, einer jungen Dänin mit einer interessanten Geschichte. Line wird sich als die gute Seele des Hauses erweisen und immer helfend zur Hand sein. Und sie wird die nächsten Tage göttlich kochen. Den Tag klingen wir schnackend in der Gruppe aus.

Am nächsten Tag wird getaucht. Was sonst? Kurt und ich fahren wieder mit Marco im Schlauchboot hinaus, während die anderen im größeren Boot unterwegs sind. Winzig tuckern wir durch den Fjord. Blasfontainen von Buckel- und Minkwalen durchstoßen den Horizont. Wir scheinen in einer anderen Welt. Insgesamt werden wir hier auf Grönland an sechs Tagen acht Tauchgänge absolvieren. Keiner gleicht dem anderen. Wir erfahren die Schönheit des Eises, der Kelpwälder und Kaltwasserkorallen. Sven beantwortet geduldig all unsere Fragen. Er wirkt ruhig und ausgeglichen. Ein sympatischer, junger Mann mit einem besonderen Humor.

Unterwasserwelt Grönlands

 

Unsere gemeinsamen Ausfahrten führen uns zu den Gletschern in den Johan Petersen und Knud Amundsen Fjorden, vorbei an einer alten US Airforce Base aus dem 2. Weltkrieg. Wir beobachten unvergesslich Buckelwale bei der Jagd und sind ob ihrer Größe und Friedfertigkeit beeindruckt. Kein Baum, kein Strauch an den Hängen der Berge und dennoch unsagbar schön. Der kurze Sommer verwandelt die Täler in ein Blütenmeer. Unvorstellbar. Tagsüber erreichen die Temperaturen bis zu +8 Grad, nachts fröstelt es leicht.

Buckelwal-Beobachtungen

 

Einen Vormittag erkunden Kurt und ich die Ortschaft Tasiilaq. Schule, Kindergarten, Wohnhäuser, Krankenhaus, Friedhof, Supermarkt, Hafen, Energieversorgung, Treibstofflager, Helikopter-Landeplatz, Mülldeponie. Alles da. Bester 3G/4G Empfang. Der Ort wirkt bunt, sauber und die Menschen freundlich. Ich vermag als Kurzbesucher nicht die Zufriedenheit der Inuit beurteilen. Ich erfahre allerdings von einer hohen Depressions- und Suiciderate. Tradition trifft Moderne. Man begegnet Walfängern, sieht Häuser mit Trockenfisch und Walfleisch vor den Fenstern und schaut in lachende Gesichter junger, moderner Menschen.

Schönheiten Ostgrönlands

 

Am Abend besuchen wir die einzige Bar am Hafen. Nur ein kleines Schild deutet auf den fensterlosen Pub. Noch ist die recht nett eingerichtete Bar leer. Das wird sich aber ändern. Für 5€ bekommt man hier ein kleine Flasche Carlsberg. Die verhältnismäßig hohen Preise für Alkohol und der zeitlich restriktive Verkauf scheinen einen übermäßigen Konsum nicht zu verhindern. 23 Uhr ist der kleine Pub voll. Die jetzt erscheinen Menschen müssen schon vorab eine Alkoholquelle gefunden haben. Wie wir erfahren, ist Alkohol durchaus ein Problem in Ostgrönland.

Wir verbringen hier auf Grönland eine wundervolle Zeit, unter und über Wasser. Wir lernen neue Leute kennen, haben erlebt, erzählt und gelacht. Mit zahllosen, unvergesslichen Eindrücken verlassen wir dieses wilde Eiland. Eine traumhafte Reise geht zu Ende. Vielen Dank Sven. Die Airlines bringen uns sicher und pünktlich zurück. Dennoch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir in Deutschland mit gut einer Stunde am längsten auf unser Gepäck gewartet haben.

Traumhaftes Grönland

 

Schon mal in Grönland getaucht?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: AufReisen

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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