Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2019 Tauchen im Geiseltalsee

Tauchen im Geiseltalsee (Sachsen-Anhalt), 30.01.2019

Riesige Tagebaurestlöcher zeugen vom unstillbaren Energiehunger der Menschheit. Geflutet erfreuen sie sich heute bei allen Wassersportlern und Erholenden. Bis nach der Wendezeit wurde ein großes Braunkohlevorkommen südlich von Halle (Saale) und westlich von Leipzig mit stählernen Riesen abgebaut, eine 90 Meter tiefe Wunde das Ergebnis. 8 Jahre lang bis 2011 füllte das Wasser der Saale den heutigen Geiseltalsee, mit 19 Quadratkilometern der größte, künstliche See in Deutschland.



Heute nun stehe ich am Ostufer des Tauchrevieres in Sachsen-Anhalt. Zwei Tauchbasen haben sich am Geiseltal niedergelassen. Für meinen heutigen Tauchgang wähle ich die “Tauchbasis Geiseltalsee“ von Mark, einem ehemaligen Kampftaucher und leidenschaftlichen Feuerwehrmann. Ein kurzes Telefonat und er ermöglicht den Einstieg mitten in der Woche. 11:00 Uhr treffe ich mich mit meinen Buddies nach einer 2 ½ stündigen Autofahrt direkt an der Basis. Mark ist bereits da und begrüßt uns freundlich. Nach einem heißen Kaffee geht es an das windstille Ufer des großen, langgestreckten Geiseltalsees. Das Wasser schimmert klar und lässt den Kiesgrund in der Sonne blinken. Vorfreude. Mark erklärt uns die Struktur des Gewässers und gibt uns hilfreiche Hinweise für unsere Tauchgangsplanung. Wir wässern die Scooter und werfen uns in unser schickes, schwarzes Outfit.

Tauchen im Geiseltalsee, Ostufer

 

Kurs Südwest, dann einen Haken Richtung Osten und weiter gen Südwest. Das Ufer fällt flach ab. Wir tauchen über einen breiten Gürtel aus Kammlaichkraut und stoßen bald auf Zeitzeugen vor dem großen Wasser. Strauchwerk verleiht dem doch eher monotonen Grund eine willkommene Struktur. Die Sicht schätze ich auf 3-4 Meter, wohl eher enttäuschend für den See, wie wir später erfahren.  Der Wind hat ein leichtes Spiel. Die gut 8 Kilometer lange West-Ost-Ausrichtung des Geiseltalsees bietet ideale Bedingungen für sein Wellentreiben.

Wir erreichen ein kleines Wäldchen. Die muschelbehangenen Äste scheinen unwirklich im schummrigen Grün. Vereinzelt erkenne ich Süßwasserschwämme zwischen den Dreikantmuscheln. Es ist eine Freude mit dem Scooter durch dieses mystische Unterwasserwelt zu gleiten. Am Boden verschwinden alte Sanddornsträucher im Bakteriennebel. Wir erreichen eine Maximaltiefe von 15 Metern. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 3 und 4 Grad Celsius. Nach 45 Minuten wenden wir und treten mit Kurs Nordost den Rückweg an.

Unterwasserwelt Geiseltalsee

 

Auffällig viele Kamberkrebse geben sich dem Liebesspiel hin und scheinen von uns komplett unbeeindruckt. Fische schwimmen uns nicht vor die Maske, nicht einmal ein Flussbarsch. Mark erzählt uns später, dass der See beliebtes Angelgewässer ist und jährlich viel Fisch wie Aal eingesetzt wird. Auch die beliebte Maräne soll die Tiefen des Geiseltalsees für sich entdeckt haben.



Mark deutete beim Briefing auf eine Stelle in der Bucht, an der ein Spülschacht in den See tritt und derzeit Wasser einbringt. Wir können ihn nicht finden und entscheiden uns zur Neuorientierung für einen Aufstieg. Mit der neuen Peilung erreichen wir in der Zieltiefe auch den beschriebenen Steinhaufen. Einen Schacht machen wir jedoch nicht aus. Mark tröstet uns später mit den Worten: „Ihr wart ganz dicht dran“. Beim nächsten Mal. Nach 1 ½ Stunden endet auch dieser Tauchgang in einem interessanten Gewässer. Eines ist ganz klar, ich brauche mehr Arme.  Scooter, Lampe, Kamera.

Tauchbasis Geiseltalsee

 

Schnell aus den nassen Klamotten, bevor die eisigen Temperaturen jeden Boltsnap und Zipper unbeweglich werden lassen. Heißer Tee, Kaffee, Dekobier und eine heiße Bockwurst wecken die Lebensgeister von drei Tauchern. Danke Buddies, danke Mark. Wir kommen wieder. Und dann geht’s mit dem Boot zu neuen Ufern.

Schon mal im Geiseltalsee getaucht?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Tauchen im Bergbausee

27.10.2017, Zwenkauer See (Sachsen)

Heute nun soll es sein. Seit Monaten schieben wir einen gemeinsamen Tauchgang auf. Treffpunkt ist die Tauchbasis am Zwenkauer See. Ich bin mit Robert verabredet, Basischef, PADI Course Director und ein langer Freund des Tauchrevier Deutschland.



Ein starker Wind bläst dicke, graue Wolken über den Zwenkauer See. Mancherorts entlässt der Himmel die schwere Last in Form eines Platzregens. Schaumkronen zieren die Wellen des jungen Wassers. Mit jeder noch so kleinen Wolkenlücke taucht die Sonne das Ufer in ein prächtiges, herbstliches Licht.

Tauchen im Zwenkauer See

 

Ich erreiche die Basis nach 2 ½ Stunden Autofahrt und werde bereits von Robert und Steffen erwartet. Steffen hat sich für diesen Tag bereit erklärt, die verantwortungsvolle Rolle des Bootsführers zu übernehmen. Nach einem kurzen Hallo ziehen wir uns in einen der warmen Container zurück und planen unsere Tauchgänge. Wir wollen an das Ostufer übersetzen und den jungen, gefluteten Wald besuchen. Den zweiten Tauchgang werden wir operativ nach Wetterlage angehen.

Kamera und Ausrüstung stehen bereit. Schnell sind wir in unsere Anzüge gesprungen. Steffen wartet bereits im geschützten Hafen auf uns. Das rote Schlauchboot, getrieben von einem kräftigen „Mercury“, ist einsatzbereit. Noch wenige sichernde Handgriffe und wir begeben uns auf Kurs. Sobald wir das schützende Hafenbecken verlassen haben, schlägt uns eine ordentliche Briese entgegen.

Mystische Unterwasserwelt

 

Der Kapitän signalisiert das Erreichen des Zielortes. Die Boje ist ausgebracht. Check und wir fallen rücklings vom Schlauchbootrand in den See. Steffen reicht uns die Kameras und wir tauchen ab. Die Baumkronen des Waldes sind schnell zu erkennen. Ohne Laub und die Äste braun eingesponnen, überdauern sie als Zeitzeugen am Grund des Sees. Dieser Wald einer vergangenen Zeit erzeugt eine eigene, faszinierende Stimmung.

Am Grund schlängelt sich ein orange leuchtendes Band zwischen den Bäumen. Einem Fluss gleich treten Eisenoxide an die Oberfläche und werden von verwertenden Eisenbakterien in eine traumhafte Unterwasserlandschaft verwandelt.

Eisenoxide, Eisenbakterien

 

Das Wasser des ehemaligen Braunkohlereviers ist jung. Die Ausbildung des typisch heimischen Lebensraumes steht noch ganz am Anfang. Vorsichtig zeigen sich die ersten Pionierpflanzen wie Ähriges Tausenblatt, Wasserpest, verschiedene Laichkräuter und üppiger Tannenwedel. Robert teilt mit mir die Leidenschaft für unsere Unterwasserflora- und Fauna. So dokumentiert er nicht ohne Stolz jede Neuentdeckung in seinem See.



Mit dem Auge für die kleinen Dinge verweilen wir beinah endlos in dieser surrealen Kulisse. Hier ein kleiner Stichling, der sich im dichten Geäst der Bäume versteckt und dem Zooplankton nachjagt, dort eine Libellenlarve als Meister der Tarnung und anderenorts verdächtige Spuren im schlammigen Grund. Der See lebt.

Leben im Zwenkauer See

 

Der Gasvorrat ist endlich, daher steigen auch wir einmal auf. Die Oberflächenboje zeigt unserem ausharrenden Kapitän unsere Position. Pflichtbewusst sammelt er uns ein. Das Wetter hat sich verschlechtert. Den zweiten Tauchgang werden wir von Land aus unternehmen. Flaschen füllen, Aufwärmen und Taucherklön, dann stehen wir schon wieder bis zum Hals im Zwenkauer See.

Pioniere im jungen Bergbausee

 

Stattliche Hechte im üppigen Grün sucht man vergebens. Noch. Der Zwenkauer See überzeugt dennoch, von menschlichen Spuren des beflissenen Schaffens bis hin zum erfolgreichen Erstbesiedeln von Stichling, Flussbarsch, Bitterling und Barbe. Das Sehen will gelernt sein.

Den Tag lassen wir bei einer leckeren Pasta nebenan ausklingen. Robert hat noch vieles vor. Ich wünsche ihm alles Gute und eine glückliche Hand für unseren Zwenkauer See, einem weiteren Tauchrevier in Deutschland.

Kennt Ihr bereits den Zwenkauer See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Sachsen, UnterWasser

2013 Steinbruch Pretzien II

12.10.2013, Steinbruch Pretzien (Sachsen-Anhalt)

Heute waren im Tauchrevier Sachsen-Anhalt unterwegs. Tauchgänge in den ehemaligen Quarzit-Steinbrüchen sind geplant. Drei Steinbrüche liessen drei Seen entstehen – Steinbruchsee, Tiefer See, Blauer See, die jedoch eine Wasserfläche bilden.

An der Basis der „Wassermänner“ wurden wir herzlich begrüßt. Wir waren die einzigen Gäste, hatte die Steinbrüche somit für uns allein. Dennoch wurde der Kamin angeheizt, der Kompressor gestartet und die Kaffeemaschine angeschmissen. Steffen und Frau boten einen tollen Service.

Tauchen im Steinbruch Pretzien

Ein Blick in die Kessel steigerte die Vorfreude – klares, blaues Wasser. Die Steinbrüche sind alle miteinander verbunden, man kann also von einem in den anderen bei einer Tiefe von etwa 3-5m tauchen.

Der erste Tauchgang führte uns somit auch durch alle drei Seen. Beim zweiten Tauchgang umrundeten wir den Steinbruchsee in Richtung West. Das Wasser war bis etwa 12m herrlich klar und hatte seine typische türkise Färbung. Tiefer wurde es milchig, bei 21m wurde die Sicht dann regelrecht schlecht.

Die mit Fadenalgen behangenen Bäume sehen bizarr aus. An den Steilwänden erinnern die Fadenalgen an einen Wasserfall. 18 Störe sollen die Steinbrüche beherbegen. Wir haben ganz genau keinen gesehen. Es kam uns nicht ein Fisch vor die Maske.

Das Tauchen in den Steinbrüchen Pretziens war dennoch ein tolles Erlebnis.

Unterwasserimpressionen – Steinbruch Pretzien

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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