Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2016 Werbellinsee

22.01.2016, Werbellinsee (Brandenburg)

Fred ließ mich wissen, dass er ein paar Tage frei hat. Das schreit regelrecht nach Tauchen. Die frostigen Temperaturen der letzten Wintertage habe viele Seen in unmittelbarer Umgebung zufrieren lassen. Viele, jedoch nicht alle.

Dank des großen Wasserkörpers und der damit verbundenen Wärmespeicherkapazität kräuselt sich die Wasseroberfläche des Werbellinsees im Spiel des Windes. Eisfrei. Das winterliche Wetter ist kaiserlich. Sonne satt. Luft -7 Grad, Wasser 3 – 4 Grad. Tauchen im Werbellinsee. Was sonst. Die Männerverabredung ist schnell getroffen. 11:30 Uhr am Werbellinsee.

Beim Tauchen im Werbellinsee erwischt

Bin schon wenige Minuten früher da und kann mich kaum an dem herrlichen Anblick des Sees satt sehen. Das Wasser funkelt kristallklar in der Sonne. Kormorane jagen den Fischen hinterher und trocknen ihr Gefieder im Schein der Sonne. Rotkehlchen und Zaunkönig suchen eifrig im Schnee nach der letzten Saat des Herbstes. Auch wenn die Kälte an der Nase zwackt, es ist einfach schön. Fred kommt.

Wie immer gibt’s einen kleinen Schnack. Fred möchte seine neue Errungenschaft, eine neue Unterwasserkamera testen. Wie immer verabreden wir zwei Solotauchgänge. Das Tauchgebiet ist abgesteckt. Wir wollen die beiden Wracks am „Alten Hotel“ aufsuchen. Das Anrödeln braucht seine Zeit. Ich habe den Eindruck, es wird immer mehr Zeug.

Eigentlich könnten wir jetzt ins Wasser, wenn sich nicht dieser dominante und fauchende Schwan uns in den Weg stellen würde. Ich bin größer und schwarz, also furchterregend. Stört ihn nicht. Fred ist noch größer. Der Schwan pocht auf sein Hausrecht. Verdammt. Es beginnt ein Kampf um jeden Zentimeter. Dann gibt der Klügere nach und wir können ins Wasser.

Tauchen im Werbellinsee

Ich tauche ein und reflexartig ziehen sich die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. Die Sonnenstrahlen tanzen im Wasser über die Winterwiese von Armleuchteralgen. Teichpflaumen (Cyanobakterien) wiegen in der leichten Brandung hin und her. Die Sichtweiten sind phänomenal. Ich rüttle mich zurecht. Checke meine Ausrüstung und auf geht’s.

Das erste kleine Wrack ist schnell gefunden und erreicht. Ein kleines Kajütboot. Ich komme näher und sehe das Boot in einem großen Nebelschleier eingetaucht. Ich freue mich. Ja, es sind Schwebgarnelen. Tausende, Abertausende von kleinen rosaschimmernden Süßwassergarnelen. Waren sie hier häufig in kleinen Ritzen, Löchern und Buchten zu finden, so haben sie sich in einer gigantischen Wolke vereint. Wie schaffen die das, ohne Smartphone, Whatsapp zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort? Magie? Oder doch Biochemie? Gehört das zum Paarungsritual? Derartige Garnelenwolken konnte ich zu dieser Jahreszeit bereits zweimal auch in anderen Seen beobachten. Gut gewählter Zeitpunkt. Die Fressfeinde dösen alle im Winterschlaf am Seegrund.

Wracks am „Alten Hotel“

Die gesamte Kajüte ist ein Meer von Garnelen. Wie wundervoll anzusehen. Fred trifft ein. Ich deute ihm die Garnelenwolken. Keine Emotionen. OK. Beeindruckt ihn nicht sonderlich. Ich deute erneut. Jetzt sehe ich sich seine Augen hinter dem Maskenglas weiten. Wir umkreisen das Wrack mehrfach. Ideale Bedingungen für Kameratests.

Mich zieht es weiter zum zweiten Wrack in Richtung Seemitte. Unendliche Sichtweiten. Das Wrack taucht auch bald auf. Hier ist es allerdings ruhiger. Konnten sonst zahlreiche Flussbarsche beobachtet werden, ist die Kajüte leer. Allein eine Güster oder ein Blei kauert unter dem Rumpf und wartet auf den Frühling. Auch Fred erscheint. So klar und deutlich konnte ich das Boot bisher nie sehen. Während Fred zurück zum ersten Wrack taucht, zieht es mich weiter in die Seemitte. Nach wenigen Minuten stoße ich auf mit rot-weißem Flatterband abgesteckte Areale. Was ist das? Es erschliesst sich mir nicht. Kolonien von Süßwasserpolypen bevölkern das Absperrband. Fester Grund ist auf dem sandigen Boden Mangelware. Ich halte inne, liege einfach nur so da in der Wassersäule und erfreue mich des Lebens. Tauchen im Werbellinsee ist wunderbar.

Schwebgarnelen im Werbellinsee

 

Dann tauche ich zurück, schaue noch einmal bei den Garnelen vorbei und bin begeistert vom Sonnenspiel im flachen, klaren Wasser. Nach 100 min entsteige ich dem See. Fred wartet bereits. Bevor ich einfriere, befreie ich mich von Ausrüstung und Anzug. Beim Fischer lassen wir diesen schönen Tag mit Räucherfisch und Kaffee/Kakao ausklingen.

Unterwasserimpressionen Werbellinsee

Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2015 Werbellinsee V

03.04.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Tauchen im Werbellinsee. Man könnte meinen: „Schon wieder“. Aber der Werbellinsee bietet etwa 20 ausgewiesene Einstiegsstellen. Während der „Dornbusch“ wohl der Bekannteste sein dürfte, sind die Einstiege mit den vielversprechenden Namen wie „Kap Horn“, „Panzerschlucht“  und „Saunahaus“ nicht minder interessant. Hier findet ihr eine kleine Karte.

Für unseren heutigen Tauchgang entschieden wir uns für den Einstieg „Altes Hotel“ am Nordwestufer des Werbellinsees. Ehemals Jugendherberge und Jugendtouristikhotel ist die jetzige schmucklose Ruine Namensgeber des Einstieges. Eine Zeitlang gab es an dieser Stelle auch eine Tauchschule. Heute erinnern daran nur noch die Reste von UW-Plattformen.

Ziel unseres entspannten Tauchganges sind die beiden Kajütbootwracks auf 12m und 6m. Zu viert in zwei Buddyteams ging’s Richtung Osten (Seemitte) und dann nach Norden zum ersten Wrack. War die Sicht bei etwa 5m Tiefe beinah hervorragend, nahm die Sichtweite absteigend jedoch drastisch ab. Auch hier scheint die Frühlingszirkulation angekommen.

Die Kajütboote sind nicht groß, doch wegen des Bewuchses mit Muscheln und Schwämmen ganz nett anzuschauen. Innerhalb der Kajüte hängen die Flußbarsche ab und warten auf die wärmende Sonne und dem einhergehenden Futterfisch. Insgesamt haben wir uns in dem 5-6 Grad kalten Wasser doch über 1 Stunde aufgehalten. Man findet auf dem sandigen, flachen Boden die ein und andere menschliche Hinterlassenschaft. Auffällig auch hier die vielen „Straßen“ aktiver Flußkrebse. Zu sehen waren diese allerdings eher selten. Biberkot verriet die Anwesenheit dieser pelzigen Gesellen.

Die ufersäumenden Armleuchteralgenwiesen sind noch im Dämmerschlaf und behangen von Grünalge und Sedimenten. Ich gehe mal davon aus, dass die Kraft des Frühlings diesen tristen Anblick in Kürze in eine Makrophytenpracht verwandelt.

Dekobier und Taucherklön schlossen diesen schönen Tauchertag ab. Schön war’s. Tauchen eben. Vielen Dank an Heiko, Helmut und Jens.

Was haltet Ihr vom Werbellinsee?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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