Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2016 Tauchen in Löbejün

27.01.2016, Taucherkessel Löbejün (Sachsen-Anhalt)

Ein kurzer Anruf, die Tauchkessel sind eisfrei und offen, bestätigt uns Basischef Klaus. Der Termin für den nächsten Tag ist vereinbart. Treffpunkt 10:00 Uhr. Tauchen in Löbejün.

Bei windigem, trübem, wenn auch nicht kaltem Wetter erreiche ich die Porphyr-Steinbrüche des kleinen Ortes Löbejün. Fred ist noch nicht da. Ich gehe ein paar Schritte und schaue mir alle drei Kessel an. Das Wasser kräuselt sich im Wind. Allein der Kessel 2 hat eine kleine Eisschicht. Tiefer als 10 m dürfte er nun nicht mehr sein. Weiße Wasserränder am roten Felsstein zeigen alte Wasserstände an.

Tauchen in Löbejün

Am Horizont leuchtet im Schein der Sonne die Silhouette meiner Geburtsstadt, Bernburg. Ein weiterer Grund, weshalb ich immer wieder gern in die Tauchreviere nach Sachsen-Anhalt komme. Zurück am Kessel 1 treffe ich auf Klaus. Die Anmeldung ist schnell gemacht und die Flaschen imnu gefüllt.

Fred erscheint. Ein Privileg, die Kessel für sich allein zu wissen. Wir entscheiden uns für den Kessel 1. Das klare Wasser lädt mehr als ein. Wir planen einen Tauchgang von ca. 60 min. Jeder erkundet den Kessel für sich mit seiner Kamera im Gepäck. Die Anzüge sind schnell übergeworfen und das Gerödel geschultert. Und schon trägt das Wasser die Last. Ich checke meine Ausrüstung und tauche ab. Wie immer zurre ich auf etwa 5 m alles noch einmal zurecht und übe den kleinen Valve-Drill. Check.

Möchte gern den Kessel am Grund queren und dann mit der linken Schulter zur Steilwand umrunden. Das klare Wasser lässt den hellen Boden beim Abstieg schon bald erblicken. Die Maximaltiefe von 15 m ist erreicht. Kurs genommen, und ich tauche über sedimentierte Felssteine und Algenwiesen. Das einfallende Licht lässt sie prächtig wachsen. Herrlich. Ich atme ruhig und fühle mich in meinem Element.

Sedimentwolken. Ich freue mich. Können diese doch nur von den eingesetzten Stören kommen. Nur wenige Flossenschläge und ich sehe sie am Boden wühlend, 4 – 5 wunderschöne Exemplare. Ruhig nähere ich mich. Sie sind Taucher gewöhnt. Allein die Waxdicks sind nicht sonderlich tolerant und suchen das Weite. Eine Freude, diese urzeitlichen Fische zu beobachten. Staubsaugergleich filtern sie den Sedimentboden nach Fressbarem. Ungenießbares quillt in dicken Wolken aus den Kiemendeckeln.

Urzeitfische im Tauchrevier – Störe

Ein nicht ganz kleiner Hecht taucht auf. Auch er zieht unerschrocken seine Bahnen im Taucherkessel. Ich folge ihm. Sein Verhalten scheint mir ein wenig merkwürdig. Er ist sehr bedacht, mich nur auf eine bestimmte Seite zu lassen. Dann erkenne ich sein Handicap. Sein linkes Auge scheint erblindet.

Störe im Tauchrevier Deutschland

 

Die Uhr tickt. Ich muss weiter. Schnell noch einmal Kurs genommen. Das kleine Motorboot ist meine nächste Station. Bis auf einen kleinen Flussbarsch keine weiteren Lebenszeichen am Wrack. Ich entscheide mich für den Rückweg. Das Pumpenhäuschen zeigt mir an, dass ich gleich den Ausstieg erreicht habe. Ich steige auf, um eine wenig Stickstoff abzuatmen. Zwei dicke Karpfen fühlen sich durch mich gestört und schießen davon. Ich sehe Fred’s Flossen. 65 min, gutes Timing. Wir steigen gemeinsam aus dem Wasser. Unser Lächeln im Gesicht sagt alles über den Tauchgang.

Es gibt keinen zweiten Tauchgang. Nach einer heißen Suppe fahren wir weiter zu einer alten Verflossenen. Aber das ist eine andere Geschichte. Wundervolles Tauchen in Deutschland.

Kennt Ihr die Taucherkessel von Löbejün?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Sachsen-Anhalt, UnterWasser

2016 Werbellinsee

22.01.2016, Werbellinsee (Brandenburg)

Fred ließ mich wissen, dass er ein paar Tage frei hat. Das schreit regelrecht nach Tauchen. Die frostigen Temperaturen der letzten Wintertage habe viele Seen in unmittelbarer Umgebung zufrieren lassen. Viele, jedoch nicht alle.

Dank des großen Wasserkörpers und der damit verbundenen Wärmespeicherkapazität kräuselt sich die Wasseroberfläche des Werbellinsees im Spiel des Windes. Eisfrei. Das winterliche Wetter ist kaiserlich. Sonne satt. Luft -7 Grad, Wasser 3 – 4 Grad. Tauchen im Werbellinsee. Was sonst. Die Männerverabredung ist schnell getroffen. 11:30 Uhr am Werbellinsee.

Beim Tauchen im Werbellinsee erwischt

Bin schon wenige Minuten früher da und kann mich kaum an dem herrlichen Anblick des Sees satt sehen. Das Wasser funkelt kristallklar in der Sonne. Kormorane jagen den Fischen hinterher und trocknen ihr Gefieder im Schein der Sonne. Rotkehlchen und Zaunkönig suchen eifrig im Schnee nach der letzten Saat des Herbstes. Auch wenn die Kälte an der Nase zwackt, es ist einfach schön. Fred kommt.

Wie immer gibt’s einen kleinen Schnack. Fred möchte seine neue Errungenschaft, eine neue Unterwasserkamera testen. Wie immer verabreden wir zwei Solotauchgänge. Das Tauchgebiet ist abgesteckt. Wir wollen die beiden Wracks am „Alten Hotel“ aufsuchen. Das Anrödeln braucht seine Zeit. Ich habe den Eindruck, es wird immer mehr Zeug.

Eigentlich könnten wir jetzt ins Wasser, wenn sich nicht dieser dominante und fauchende Schwan uns in den Weg stellen würde. Ich bin größer und schwarz, also furchterregend. Stört ihn nicht. Fred ist noch größer. Der Schwan pocht auf sein Hausrecht. Verdammt. Es beginnt ein Kampf um jeden Zentimeter. Dann gibt der Klügere nach und wir können ins Wasser.

Tauchen im Werbellinsee

Ich tauche ein und reflexartig ziehen sich die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. Die Sonnenstrahlen tanzen im Wasser über die Winterwiese von Armleuchteralgen. Teichpflaumen (Cyanobakterien) wiegen in der leichten Brandung hin und her. Die Sichtweiten sind phänomenal. Ich rüttle mich zurecht. Checke meine Ausrüstung und auf geht’s.

Das erste kleine Wrack ist schnell gefunden und erreicht. Ein kleines Kajütboot. Ich komme näher und sehe das Boot in einem großen Nebelschleier eingetaucht. Ich freue mich. Ja, es sind Schwebgarnelen. Tausende, Abertausende von kleinen rosaschimmernden Süßwassergarnelen. Waren sie hier häufig in kleinen Ritzen, Löchern und Buchten zu finden, so haben sie sich in einer gigantischen Wolke vereint. Wie schaffen die das, ohne Smartphone, Whatsapp zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort? Magie? Oder doch Biochemie? Gehört das zum Paarungsritual? Derartige Garnelenwolken konnte ich zu dieser Jahreszeit bereits zweimal auch in anderen Seen beobachten. Gut gewählter Zeitpunkt. Die Fressfeinde dösen alle im Winterschlaf am Seegrund.

Wracks am „Alten Hotel“

Die gesamte Kajüte ist ein Meer von Garnelen. Wie wundervoll anzusehen. Fred trifft ein. Ich deute ihm die Garnelenwolken. Keine Emotionen. OK. Beeindruckt ihn nicht sonderlich. Ich deute erneut. Jetzt sehe ich sich seine Augen hinter dem Maskenglas weiten. Wir umkreisen das Wrack mehrfach. Ideale Bedingungen für Kameratests.

Mich zieht es weiter zum zweiten Wrack in Richtung Seemitte. Unendliche Sichtweiten. Das Wrack taucht auch bald auf. Hier ist es allerdings ruhiger. Konnten sonst zahlreiche Flussbarsche beobachtet werden, ist die Kajüte leer. Allein eine Güster oder ein Blei kauert unter dem Rumpf und wartet auf den Frühling. Auch Fred erscheint. So klar und deutlich konnte ich das Boot bisher nie sehen. Während Fred zurück zum ersten Wrack taucht, zieht es mich weiter in die Seemitte. Nach wenigen Minuten stoße ich auf mit rot-weißem Flatterband abgesteckte Areale. Was ist das? Es erschliesst sich mir nicht. Kolonien von Süßwasserpolypen bevölkern das Absperrband. Fester Grund ist auf dem sandigen Boden Mangelware. Ich halte inne, liege einfach nur so da in der Wassersäule und erfreue mich des Lebens. Tauchen im Werbellinsee ist wunderbar.

Schwebgarnelen im Werbellinsee

 

Dann tauche ich zurück, schaue noch einmal bei den Garnelen vorbei und bin begeistert vom Sonnenspiel im flachen, klaren Wasser. Nach 100 min entsteige ich dem See. Fred wartet bereits. Bevor ich einfriere, befreie ich mich von Ausrüstung und Anzug. Beim Fischer lassen wir diesen schönen Tag mit Räucherfisch und Kaffee/Kakao ausklingen.

Unterwasserimpressionen Werbellinsee

Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Silvestertauchen 2015

31.12.2015, Straussee (Brandenburg)

Meinen letzten Tauchgang in diesem Jahr werde ich im Brandenburger Straussee haben. Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt, wird wissen, dass der Straussee zu meinem Haussriff-Dreiklang WerbellinseeHeleneseeStraussee gehört. Ich kann mich immer wieder bei der letzten Eiszeit bedanken für diese unzähligen schönen Gewässer.

Silvestertauchen 2015 im Straussee

 

Der Straussee, ein sogenannter Rinnensee, ist ein lebendiger See, Fischvielfalt sein Markenzeichen. Jenseits des Ortsufers von Strausberg überrascht der See mit Makrophytenreichtum. Ich weiß nicht genau, wie oft ich hier bereits getaucht bin, aber ich entdecke ihn immer wieder neu. Der See folgt einem natürlichen Rhythmus. Mittlerweile weiß ich genau, wann ich die Steinbeißer besuchen kann, wann sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Quappen in den zahlreichen Verstecken des menschlichen Mülls zeigen, wann Schlammschnecken mit der Eiablage beginnen und die Krebsdamen ihr Gelege im Schutz des starken Schwanzes umhertragen. Na und Hechte kann man das ganze Jahr beobachten.

Am letzten Tag des Jahres traf ich mich mit Tauchfreunden vom Tauchclub Strausberg und dem Tauchsportclub Marzahn zum Silvestertauchen am Vereinshaus. Der See empfängt uns bei idealem Winterwetter. Sonne satt und leicht unter Null. Das Wasser ist einladend klar.

Taucherglocke und Wrack „Knackfuß“

Die Tauchfreunde treffen ein. Nach einem kurzen Hallo und Willkommen machen sich die Taucher zum Abtauchen bereit. Für mich plane ich einen Abstecher zur Taucherglocke und dem kleinen Bootswrack. Bei den guten Sichtbedingungen erscheint auch bald die Taucherglocke auf 10-12m Tiefe im Schein der Lampe. Wow. In ihrer gesamten Größe ist sie sehr gut zu erkennen. Eine gute Gelegenheit, sich mit einigen Details zu beschäftigen. Es gibt Zeiten, da muss auf Nasenlänge heran tauchen, um sie zu erkennen. Die Taucherglocke steht in einer Grube. Aber warum eigentlich? Die Antwort ist recht einfach. Beim Versenken der Taucherglocke ist diese zu tief in das Sediment versunken. Da sich der Einstieg für die Taucher unterhalb der Glocke befindet, musste man diesen also im Nachhinein freispülen. So entstand die Grube.

 

Ich tauche weiter in Richtung Seemitte zum alten Bootswrack. Was für eine Sicht. Auch diesmal erkenne ich das Wrack schon von weitem. Mir war gar nicht bewusst, dass das Boot wirklich nur mit der „Schnauze“ im Schlick steckte. Keine Schwebeteile, alles ist gut zu erkennen. So entdecke ich diesmal auch das Eignerschild von Günter Knackfuß. Für mich ist es somit jetzt das „Knackfuß“-Wrack.

Weiter geht’s in Richtung Südosten zum Ufer, mein Ziel sind der Überhang und der Dom, Jagdgebiet unseres einheimischen Hechtes. Die Sonne kitzelt die Wasseroberfläche. Tausende Plötzen und Güstern huschen zwischen den einfallenden Sonnenstrahlen hin und her. Die Räuber schiessen wie Pfeile in den „Baitball“. Diesem Schauspiel könnte ich stundenlang zuschauen.

Lauerjäger Hecht

Das Wasser hat sich auf 6 Grad abgekühlt. Auch nach 90 min mit meiner Heizweste kein Problem. Dennoch entschließe ich mich zur Umkehr. Zufrieden entsteige ich dem Naß und genieße den heißen Glühwein unter Tauchfreunden. Ein herrlicher Jahresausklang im Tauchrevier Deutschland.

Meine Tauchbilanz in diesem Jahr, über 150 Tauchgänge in etwa 60 einheimischen Seen plus Karibik, Mittelmeer und Rotes Meer.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee

Wo fand euer Silvestertauchen statt?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Süßwasserschwamm

Süßwasserschwamm (Spongillidae)

Sie schauen einen nicht durch zwei Augen an. Sie haben kein Hinten und kein Vorne. Sie wachsen wie Pflanzen und sind meistens grün. Es sind aber Tiere aus der Familie Schwämme. Der Süßwasserschwamm, auch liebevoll „Korallen des Nordens“ genannt.

Ich bin immer wieder von diesen auf Holz oder Steinen festsitzenden „Gewächsen“ unter Wasser begeistert. So bizarr und zerbrechlich können sie dennoch große Ausmaße annehmen. Da diese Tiere recht anspruchsvoll sind, könnt ihr davon ausgehen, dass die Wasserqualität der Gewässer in dem ihr sie antrefft, gut ist. Ihr Skelett besteht aus organischen Fasern und Kieselnadeln, zu denen sie auch zerfallen.

Süßwasserschwamm (Spongillidae)

Durch verschiedene Einlagerungen sind die Schwämme in den Farben grau, braun bis hin zu einem satten Grün anzutreffen. Das schöne Grün verdanken sie der symbiontische Grünalgen. Sie liefert Sauerstoff und Nahrung und wird im Gegenzug vor Fressfeinden geschützt und mit frischem Wasser versorgt.

Der Schwammkörper überzieht sein Objekt und erinnert mich anfänglich immer an einen an der Decke klebenden Eierkuchen. Die Oberfläche ist porig, löchrig und hat bizarre Muster. Insbesondere in Steinbrüchen kann man die beinah kreisrunden Schwämme an den Steinwänden entdecken. Bei sehr guten Bedingungen bildet der Schwamm die geweihähnlichen Auswüchse und Verzweigungen. Die schönsten und mächtigsten Süßwasserschwämme konnte ich bisher im Schmalen Luzin (Meck-Pomm) beobachten. Dort wachsen sie am Totholz alter im Wasser liegender Erlen bis dicht unter der Wasseroberfläche.

Süßwasserschwämme saugen das Wasser über die Poren (Schwamm) an, filtern Nahrhaftes und stoßen das Wasser dann wieder aus. Es sind gute Filtrierer.

Absolut interessant finde ich auch die Fortpfalnzung bei den Schwämmen. Zum einen gibt es da die getrenntgeschlechtliche Fortpflanzung. Männchen Sperma und Weibchen Eier, man kennt das ja. Das mit Sperma angereicherte Wasser wird von den Damen „eingeatmet“ und zu den Eiern geführt. Es schlüpfen Larven, die dann das Muttertier verlassen und sich ein neues „Plätzchen“ suchen.  Als Alternative gibt es aber auch die vegetative Vermehrung. In Brutkapseln, sogenannten Gemmulae, überdauern Stammzellen den Winter während der eigentliche Schwamm zerfällt. Im Frühjahr verlassen die Stammzellen die Kapseln und bilden einen neuen Schwamm. Einfach genial.

Hier seht ihr ein paar schöne Exemplare von meinen UW-Streifzügen.


Sagt, wo fandet ihr die schönsten Schwämme?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: FloraFauna

Wintervögel im Garten

Wintervögel, Singvögel im Tauchrevier Deutschland.

Tauchen ist meine Leidenschaft. Ich liebe das lautlose Gleiten durch eine lebendige Unterwasserlandschaft, die Beobachtungen unserer einzigartigen Natur. Aber auch die Erkundungen zu Lande ziehen mich in den Bann. Unsere einheimische Landschaft ist einmalig, artenreich und bunt.

Im Winter zieht sich das Leben im Wasser und im Wald, auf dem Feld und den Wiesen zurück und kommt zur Ruhe. Das ist die Zeit der Wintervögel. Schon immer bin ich begeistert von unseren gefiederten Gesellen, kann mich kaum satt sehen an diesem bunten Geflattere         .

Nicht ganz uneigennützig also bringe ich auch in diesem Jahr Futterstellen aus. Meisenknödel und –ringe schmücken die Kiefer vor dem Fenster. Ein Vogelhaus hält das Winterfutter trocken. Hatte ich im letzten Jahr ein Futtersilo gebaut, so kochte ich vor wenigen Tagen Meisensuppe. Rindertalg vom Fleischer ausgelassen und mit Winterfutter vermengt füllte ich nach dem Erkalten in kleine Töpfe, denen ich vorab eine Astgabel als Kletterhilfe für die Vögel verpasste.

Singvögel am Futtersilo

Diese Futterglocken hängen nun ebenso vor meinem Fenster und erfreuen sich insbesondere bei den Meisenarten großer Beliebtheit. Jetzt mit dem ersten Schnee ist ein wildes Treiben, ein Kommen und Gehen angesagt. Neben den üblichen Verdächtigen wie Blau- und Kohlmeise, Amsel und Sperling besuchen uns diesmal auch ausgesprochen seltene Gäste. Heckenbraunellen, Drosseln, Rotkehlchen, Stieglitz, Erlenzeisig, alle sind sie da und geben sich ein Stelldichein.

Kleiber, Spechtmeise

Natürlich möchte ich die Piepmätze auch fotografieren. Zunächst probiere ich es vom Küchenfenster aus. Der Vorteil, ich werde nicht sofort bemerkt, der Nachteil, ich bin mit meinem Objektiv zu weit weg und das Fensterglas schluckt Licht. Ich muss also raus. Aber ihr kennt das, sobald man auch nur die Tür bewegt, verdunkelt sich der Himmel und alle Vöglein sitzen mit sicherem Abstand in der Buchenhainhecke, auf der Spitze der Tanne oder sind ganz verschwunden.

Daher greife ich zu einer List. Ich hänge mir ein Bettlaken mit einem Schlitz für die Kamera über den Kopf. Die menschliche Silhouette verschwindet und ich wirke ganz bestimmt wie ein verschneiter Baum. So stelle ich mich mit 2 m Abstand neben die Kiefer mit dem reichhaltigen Futterangebot. Und warte. Und warte.

Nach einer guten halben Stunde zeigen sich die ersten Meisen. Das Klicken der Kamera lässt sie noch kurz aufscheuchen, doch nach weiteren 30 min haben sie sich ein wenig daran gewöhnt. Blaumeise, Kohlmeise, Haubenmeise, Spechtmeise laben sich an der Meisensuppe. Beim Betrachten der Bilder staune ich immer wieder, wie wunderhübsch gezeichnet die kleinen Vögel sind.

Die Spatzen, Amseln, Buchfinken und Bergfinken lassen sich nicht so einfach täuschen. Erst wenn ich die Bühne mit meinem sicherlich komisch wirkenden Kostüm verlasse, treten sie wieder in Erscheinung. Ich muss schmunzeln. Freue mich aber dennoch.

Mittlerweile konnte ich gut 25 Vogelarten in unserem Garten beobachten:

Buchfink, Bergfink, Stieglitz, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel, Drossel, Gimpel, Fichtenkreuzschnabel, Kernbeißer, Rotkehlchen, Sperling, Rotschwänzchen, Blaumeise, Kohlmeise, Haubenmeise, Schwanzmeise, Kiefermeise, Sumpfmeise, Kleiber, Buntspecht, Grünfink, Goldhähnchen, Erlenzeisig, Elster, Eichelhäher, Krähe, Ringeltaube.

Füttert und beobachtet auch Ihr unsere Singvögel im Garten oder auf dem Balkon während der Oberflächenpause? Was ist Euer Lieblingsvogel?

Wintervögel, Singvögel im Garten

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2015 Werbellinsee XVI

29.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Ein sonniger Wintertag kurz vor dem Jahresende lockt’s mich noch einmal an den herrlichen Werbellinsee nördlich von Berlin. Es waren aber auch die freudigen Erzählungen von Waller-, Quappen- und Garnelensichtungen guter Tauchfreunde, die mich motivierten, das Auto heute zu beladen. Mit Silvana und Andre verbinden mich die Leidenschaft am Tauchen in unseren einheimischen Seen, sowie die Freude am Entdecken großer und kleiner Dinge der bezaubernden Unterwasserwelt.

Werbellinsee – Einstieg „Altes Hotel“

Mein Blog „Tauchrevier Deutschland“ ermöglicht mir Begegnungen mit tollen Menschen. Das freut mich. Und so verwundert es nicht, dass ich mich heute mit Fred am Ufer des Werbellinsees treffe. Für unseren Tauchgang wählten wir den Einstieg „Altes Hotel“ am Nordostufer. Zu unserem kurzen Taucherklön vor dem Tauchgang gesellten sich Heiko und Helmut, die heute die Puddingberge weiter südlich erkunden wollen.

Auch wenn wir uns gemeinsam am See verabredeten, beschließen wir, dass jeder für sich den See erkundet. Bevor wir eintauchen, lasse ich Fred wissen, was ihn hier unter Wasser alles erwartet. Linker Hand befinden sich auf einer Tiefenlinie von 6m und 12m die Wracks kleiner Motorboote, die gern als Unterstand von Flussbarschen und anderer Bewohner angenommen werden. Der Uferbereich ist eingefasst von artenreichen Unterwasserpflanzen, Lebensraum vieler Schnecken und Zooplankton.

Kajütboot Wracks

Wir sind angerödelt und steigen ein. Das klare Wasser am Ufer macht Lust auf mehr. Wie immer ein Check und dann geht es hinab in Neptuns Welt, eine wundervolle Unterwasserwelt. Das Wasser ist herrlich. Die Sichtweiten unendlich.

Ich tauche über einen breiten Gürtel von Armleuchteralgen, die von endlosen Ohrschlammschnecken beweidet werden. Es folgen Wiesen von Wasserpest, Tausendblatt, Hahnenfuß und vielen anderen Makrophyten. Der Werbellinsee ist ein lebendiger See. Auf der Tiefenlinie von 6m folge ich dem Uferverlauf und stoße nach wenigen Minuten auf das erste Wrack. Bei diesen Sichtweiten ist es schon von weitem gut zu erkennen, ein kleines Kajütboot. Das Boot liegt leicht auf der Steuerbordseite und schafft somit einen Spalt zwischen Kiel und Grund auf der Backbordseite. Dieser schmale Unterschlupf dient Flussbarschen als Winterruheplatz. Weit im hinteren sehe den Kopf eines Aales. Rosa Schwebgarnelen tanzen in jeder kleinen Ritze. Sie tanzen und wuseln unentwegt und erinnern mich sofort an den „Hummelflug“. Der Raum im Heck des Bootes gehört allein ihnen, wenn man von dem Geocache Depot absieht. Flusskrebse patrouillieren wie Wächter um das Boot. Ich nehme mir die Zeit für Beobachtungen. Entdecke im Inneren den Kopf einer kleinen Quappe. Kein Spalt, keine Ritze und kein Raum bleiben ungenutzt.

Schwebgarnele im Werbellinsee

„Garnelenflug“ im Werbellinsee

Nach gut 45 min mache ich mich auf dem Weg Richtung Osten zum zweiten Wrack. Auch dieses gibt der See dank der guten Sichtweiten frühzeitig frei. Die Kajüte ist belegt und gehört eindeutig den Flussbarschen. Es ist still, es ist friedlich. Nach ein paar Runden kehre ich um und besuche noch einmal das erste Wrack. Hier treffe ich auf Fred.

Heizweste und P-Valve machen das winterliche Tauchen beinah grenzenlos. Nach 90 min entscheide ich mich dennoch für den Rückweg. Ohrschlammschnecken und Teichpflaumen (Cyanobakterien) inmitten des Ufergrüns lassen mich noch einmal kurz innehalten.

Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Deutschland ist einfach wundervoll.

Unterwasserimpressionen – Werbellinsee

Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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