Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2017 Steinbruch Hohenerxleben

28.03.2017, Steinbruch Hohenerxleben (Sachsen-Anhalt)

Nicht nur die Natur bietet uns Tauchern ein reiches Angebot an Tauchgewässern. Zahllose Hinterlassenschaften menschlichen Schaffens und Streben haben sich über die Jahre zu regelrechten Tauchparadiesen entwickelt. Kiesgruben, Tagebaue und Bergwerke, gefüllt mit klarem Wasser und einer prächtigen Unterwasser Flora und Fauna laden zum Verweilen ein.

Eines dieser alten Relikte ist der Kalksteinbruch in Hohenerxleben, der das ehemalige Kalksteinwerk mit Wellenkalk zur Produktion von Baustoffen beschickte. Doch das ist längst Geschichte. Die Pumpen zur Entwässerung des Bruches stehen lange still. Die Natur schließt langsam und leise eine weitere tiefe Wunde.

Tauchen im Steinbruch Hohenerxleben

Der Frühling hat erst wenige Tage das Zepter in die Hand genommen und demonstriert eindrucksvoll seine unbändige Kraft. Im Schein der Sonne öffnet sich ein Meer aus Blüten wilder Kirschen. Knospen platzen regelrecht und geben das zarte Grün des ersten Blattwerkes frei. Wir schauen glückseelig in den Kessel auf das schimmernde Blau. Ein Rotmilan zieht seine Kreise. Es ist wundervoll.

Die alte Werksstraße führt uns zu Fuß gut 200 Meter hinab in den Steinbruch. Wir stehen am Rand der unteren Sohle und bestaunen das klare Wasser. Am Grund erstreckt sich ein flächendeckender Leuchteralgenteppich. Sonnenbadende Döbel ruhen unter der Wasseroberfläche. Die wassergefüllte Sohle ist mit 120 x 100 Metern im Ausmaß durchaus überschaubar. Aus Erzählungen weiß ich, dass das höher liegende Mundloch in der angrenzenden Steilwand zu Hochwasserzeiten geflutet und zu betauchen ist. Wir laufen den Steinbruch ab und bestaunen jede Kleinigkeit. Die Vorfreude auf den Tauchgang steigt. Was für ein Frühlingswetter.

Sonnenspiel im Silbersee

Nun in voller Montur und bepackt, schleppen wir uns erneut den Weg hinunter zum See, der auch Silbersee genannt wird. Ein lauter Platsch und wir sind in unserem Element. Sind wir das wirklich? Nichts scheint die Sicht zu trüben. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den kleinen Wellen an der Oberfläche und geben ihre bunten Spektralfarben an die Unterwasserwelt ab. Den Armleuchteralgen scheint es zu gefallen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beginnen wir unser Tauchabenteuer.

Am Rand der Bruchkante im weißen Sand huschen kleine Fische bäuchlings hin und her. Meine ersten Gründlinge im Tauchrevier Deutschland. Ihr sandfarbener Körper mit grau-goldenem Fleckenmuster lässt sie am Grund verschwinden. Die beiden empfindsamen Barteln zeigen ihre Zugehörigkeit zu den Karpfenfischen an. Mit maximal 15 Zentimeter Länge sind es eher kleine Fische, meine Freude jedoch groß.

Gründlinge im Tauchrevier Deutschland

Immer wieder treffen wir auf Zeitzeugen der Baustoffindustrie, Gleisanlagen, Rohrleitungen, Kessel und am Ostufer eine kleine Förderanlage mit Schurre und Rütte. Der rostige Stahl leuchtet im Schein der Sonne rotbraun. Wir genießen das Tauchen in diesem Bruch und nehmen alles in Augenschein. Leider treffen wir auch auf neuzeitlichen Müll. Ich kann diese Unachtsamkeit und Bedenkenlosigkeit einfach nicht verstehen.

Relikte der Kalksteingewinnung

Neben Gründlingen begegnen wir wenigen Flussbarschen, Plötzen und Karauschen. Scheue Döbel sehen wir aus der Ferne. Ein etwas größerer Schwarm von wahrscheinlich Ukeleien zieht seine Kreise über die Armleuchteralgenwiesen. Weder Krebse noch Mollusken kann ich entdecken. Am Ende des Tauchganges werden wir noch mit einer großartigen Begegnung belohnt. Im Schutt des alten Pumpenhäuschens sehe ich die grauschwarze Schwanzspitze von Silurus glaris, dem Herrscher unserer Tauchreviere. Langsam nähere ich mich dem Räuber und kann am anderen Ende die langen Barteln des Kopfes entdecken. Der Blick in die stecknadelgroßen, blauen Augen des größten Räubers unserer Seen ist einzigartig. Entspannt lässt er die Knipserei über sich ergehen. Der Europäische Wels, ein eindrucksvoller Fisch.

Europäischer Wels, Silurus glanis

Nun haben wir für die Umrundung des überschaubaren Steinbruches doch gute 90 Minuten benötigt. Es gibt so viel zu entdecken. Und dass Tauchen im sonnengefluteten, klaren Wasser ist einfach überwältigend. Mit einer Bulette in der Hand schauen wir noch einmal hinab in das kleine Tauchparadies. Tauchen im Tauchrevier Sachsen-Anhalt.

Die Suche nach einem naheliegenden See für einen zweiten Tauchgang ist eine andere Geschichte.

Weitere Unterwasser-Impressionen Hohenerxleben

Kennt ihr diesen Steinbruch?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

Ein Kommentar zu “2017 Steinbruch Hohenerxleben

  1. Hallo, bei schönstem Wetter habe wir heute die gleichen Erfahrungen gemacht, nur den Wels nicht gesehen. Ein sehr schönes kleines Gewässer mit toller Sicht. gern mal wieder – und dann den Wels suchen.

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Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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