Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2016 Tauchen im Straussee

23.04.2016, Straussee (Brandenburg)

Geplant war ein Tauchgang im „Gützer Berg“ bei Halle (Saale), dem Haussee des Tauchsportclubs „Delphin Halle“. Allerdings okkupierte die Hallenser Polizei das Gewässer zu Übungszwecken, so dass ich das Gewässer mied und meinem Buddy Fred absagen musste. Den alten Porphyr-Steinbruch kenne ich noch nicht, werde also ganz sicher dort vorbei schauen.

Kurzerhand entschied ich mich für einen „Kamera-Trainingstauchgang“ im Straussee bei den 1A-Tauchern. Das Wetter bewölkt mit Auflockerungen. Am Ende lugte gar die Sonne hervor, dennoch war es kühl. Wie sich jedoch zeigen sollte, sind die Sichtweiten des Sees derzeit nicht unbedingt ideal für UW-Fotografie, schätze sie auf einen guten Meter.

Angekommen wurde ich vom Basischef und Freund Jürgen freundlich begrüßt. Wir wechselten wenige Worte und ich begann meine Ausrüstung vorzubereiten. Mit einem weiteren Taucher teilte ich mir die reichlich vorhandenen Rödelbänke. Allerdings dauerte es nicht lange und zwei weitere gute Bekannte trafen ein. Jens und Tina verbringen die meiste Zeit unter Wasser und am liebsten im Tauchrevier Deutschland. Neuigkeiten und Blödeleien sind schnell ausgetauscht und ich schlüpfe in meine Tauchklamotten.

Kleine Flussbarsche und Laich

Endlich im Wasser. Ich kann davon nicht genug bekommen. Check und ich tauche ein in eine mir mittlerweile gut vertraute Unterwasserwelt. Die Sichtweiten sind wie bereits erwähnt nicht sehr berauschend. Ich entscheide mich für einen Besuch der Taucherglocke und der Segeljolle. Vielleicht ist die Sicht dort unten besser. Schwärme von Flussbarschen und Weißfischen schießen aufgeregt durch das grüne Wasser. Der Grund ist schnell ausgemacht. Ausgewachsene Flussbarsche versuchen ihre Mägen zu füllen.

Vorbei an Laichketten der Flussbarsche tauche ich hinab zur Taucherglocke. Zu meinem Bedauern verbessert sich die Sicht allerdings nicht. An der Taucherglocke übe ich mich ein wenig im Fotografieren mit den Blitzen. Die Steuerung überlasse ich der Intelligenz der Systeme (Through The Lense TTL). Die Stellung der Blitze hat einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg. Aber da erzähle ich sicher nichts Neues. Zum Glück ist die Taucherglocke geduldig und hält still. Mit dem einen und anderen Bild bin ich unter diesen Umständen recht zufrieden.

Taucherglocke und Segeljolle

An der Segeljolle „Knackfuß“ wartet bereits ein weiteres Fotomodell auf mich. Ein Kaulbarsch ruht auf dem  Heck des Bootes. Die aufgestellte Rückenflosse heißt mich herzlich willkommen. Der kleine Kerl lässt geduldig meine Knipserei über sich ergehen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Angelockt vom Licht taucht mit einmal eine kleine Quappe auf. Sie lässt sich allerdings nur sehr kurz blicken und verschwindet sichtlich genervt unter dem Bodenbrett im Bootsinneren.

Kaulbarsch im Straussee

Ich kehre um und nehme direkten Kurs auf den Strahlenbaum. Kleine Krebse liegen im Schlamm. Als ich wieder in Ufernähe bin, treffe ich auf reichlich Kleinfisch, Futter für die Großen. Allerdings sehe ich die Jäger erst, als ich sie mit der Maske beinah an stupse. Etwas bessere Sicht wäre schon gut. Posieren für die Kamera lassen deren Hunger und der damit einhergehende Jagdtrieb gerade nicht zu. Wow, bin bereits 80 min im Wasser, die Zeit fliegt. Ich mache mich auf den Rückweg. Schön war’s alle mal auch ohne tolle Sicht.

An Land wird noch ein wenig geschnackt, Pläne geschmiedet und eingepackt.  Die Flaschen sind gefüllt. Auf zu neuen Ufern. Tauchen im Tauchrevier Deutschland.

Tauchen im Straussee

Wer kennt den Straussee nicht

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Tauchen im Heinitzsee

Historisches Tauchen im Heinitzsee

Als es mich nach Rüdersdorf zog, da lag er bereits wieder einige Jahre trocken, der Heinitzsee, die Perle der Mark Brandenburg. Meine Frau berichtete jedes Mal mit leuchtenden Augen über ihn. Türkisblaues, klares Wasser lockte Hunderte Badegäste aus Nah und Fern, steile Klippen waren die Bühne für unerschrockene, junge Burschen.

Als ich mit dem Tauchen begann, mich für unsere einheimischen Gewässer begeisterte, da bedauerte ich es sehr, ihn, den Heinitzsee, nicht persönlich kennengelernt zu haben. Ich versuchte, einiges über das Tauchen im Heinitzsee in Erfahrung zu bringen und stieß bei dem wenigen Material immer wieder auf die Namen Ingrid und Peter Scharf.

Vereinshaus Tauchsportclub Rüdersdorf – Heinitzsee

Auf dem Rüdersdorfer Weihnachtsmarkt ließen meine Frau und ich uns einen Glühwein des Heimatvereines gut schmecken. Eine DVD über den Heinitzsee in der Auslage weckte meine Neugier. Ein Wort ergab das andere und Wilfried und ich steckten alsbald in einem innigen Austausch vergangener Zeiten. Dabei merkte ich nicht einmal, wie meine Frau die DVD erwarb. Ich habe einen tauchenden Zeitzeugen getroffen. Wilfried bot mir an, einfach mal bei ihm vorbeizuschauen, er hätte noch einiges Material. Die Dinge liegen manchmal so nah.

Wenige Tag später saß ich mit Wilfried in seinem Hobbykeller. Bilder, Videos, Erzählungen – es war spannend. 2 ½ Stunden Abenteuer Tauchen im Heinitzsee. Ich erfuhr, dass Ingrid und Peter noch lebten und ganz in der Nähe wohnten. Am nächsten Tag klingelte ich an ihrem Gartentor. Mit Skepsis wurde mir geöffnet. Ein Fremder. Ich stellte mich vor. Tauchen, Tauchen im Heinitzsee. „Ach, das ist doch so lange her.“, erwiderte mir Frau Scharf. Das Eis begann zu schmelzen. Ich redete mit Ingrid Scharf, Peter Scharf kam später hinzu. Leider hatte er an diesem Tage nicht viel Zeit. Er versprach aber, mir eine DVD zukommen zu lassen.

Ingrid und Peter Scharf

Es dauerte keine 2 Tage und die DVD lag tatsächlich im Briefkasten. „Weihnachtstauchen 1969“, „Fahrstuhlfahrten 1973“, „Ein Tag am Heinitzsee 1962“. Später brachte er mir noch weitere DVD‘s persönlich vorbei, z.B. „Helenesee 2009“. Und er erlaubte mir, dieses historische Material über meinen Blog „Tauchrevier Deutschland“ zu publizieren. Für das Material, was nicht von ihm sei, hole er mir die Genehmigung von seinen Kumpels ein, versprach er mir. Dies und ein, mit Blick auf meinem Blog, „Da hast Du aber auch schon eine Menge zusammengetragen“, freuten mich ungemein. Wenn die Sonne höher steigt, ist ein Treffen auf‘n Bier am Heinitzbruch verabredet.

So bin ich nun im Besitz von Bildern und Videos aus erster Hand über den Beginn und die Geschichte des Tauchens am Heinitzsee in Rüdersdorf bei Berlin. Die Pioniere des Tauchsports haben es mehr als verdient, dass ihre Abenteuer am Leben erhalten bleiben und nicht im Schuhkarton verstauben.

Der Heinitzsee ist das Ergebnis traditionsreicher Kalksteingewinnung in Rüdersdorf. Der alte Heinitzbruch wurde 1914-1916 aufgegeben und geflutet. Das kristallklare Wasser lud Badegäste aus Berlin und dem Umland ein. Die einmalige Kulisse war bekannt bei den Location-Scouts der Filmindustrie. So drehte Harry Piel 1922/23 mehrere Filme, u.a.den Film „Rivalen“, mit spektakulären Stuntszenen am und im Heinitzsee.

In den 50er Jahren entdeckten junge Männer aus Berlin und der Umgebung den See für ihre unglaublichen Tauchabenteuer. Die Namen Peter Scharf, Helmut Knobel und Fritz Kurkowski, der „Stumpfe“, der „Dicke“ und der “Lange“, stehen mit für die Anfänge des Tauchens im Heinitzsee und können mit als die Pioniere angesehen werden. Sie hatten gute Kontakte mit Gleichgesinnten wie den Berlinern Helmut Keßner, Gerhard Steinert und Jürgen Schmidt. Sie tauchten bereits vor der Gründung der Tauchsportgemeinschaft (1960) des VEB Baustoffkombinat Rüdersdorf in dem bis zu 70 m tiefen Heinitzsee. Keine Verbände, keine Regeln und Prozeduren, keine Handbücher, allein Hans Haas und Jacques-Yves Cousteau waren ihre Vorbilder. Ausrüstungen konnte man nicht online bestellen. Alles wurde in Handarbeit gefertigt und erprobt. Feuerwehr, Industrie und die Rote Armee waren Materiallager für das mit handwerklichem Geschick gefertigte Tauchequipment.

„Ein Tag am Heinitzsee“

Mit freundlicher Genehmigung von Peter scharf

Ein Tauchertreffen am 09.Juli 1961 im neuen Gebäude des Tauchsportclubs im Beisein von „BZ am Abend“ und „Seesport“ war der Auftakt des organisierten Tauschsports der GST in der DDR. Ein Presslufttauchgerät MEDI 713 und ein Trockenanzug „Pinguin“ bildeten die Grundausstattung. Die Pressluft musste bis zur Anschaffung eines Kleinkompressors (1961) mit dem Moped von der TEGA (Technische Gase) Berlin herangeschafft werden.

Die Tauchpioniere vom Heinitzsee stießen erst Monate später zum Tauchsportclub. Ihrem Geschick und Engagement, sowie dem Organisationstalent weiterer Herren ist es wohl zu verdanken, dass der Tauchsportclub zum Zentralen Klub der GST wuchs. Training, Ausbildung, Meisterschaften, Wettkämpfe, aber auch Weihnachtsfeiern und freundschaftliche Treffen mit tschechischen und sowjetischen Tauchfreunden bestimmten das Vereinsleben. Man durfte allerdings nicht vergessen, dass die GST den Tauchsport nicht zum Selbstzweck unterhielt. Der Spaß durfte jedoch nie zu kurz kommen.

Dank der Affinität Peter Scharfs zur Unterwasserfilmerei verfügen wir heute über so reichliches Filmmaterial. An den Bastelfreitagen wurde nicht nur an der Tauchausrüstung geschraubt und geklebt, auch die Kameras wurden wasserdicht eingehaust, alles Marke Eigenbau.

Eigenbau Unterwasser Gehäuse

1962 stellten sich fünf tollkühne junge Männer der Tauchergruppe der Herausforderung und suchten und bargen ein altes Autowrack, einen Brennabor Bj. 1910, Überbleibsel eines Filmdrehs mit Harry Piel, aus dem Heinitzsee aus 30 m Tiefe. Mit Hilfe der Pioniere der NVA konnte das Skelett des Wagens an Land verbracht werden.

Bergung Brennabor Bj. 1910

Beim Sichten des Bildmaterials lernte ich schnell, dass der heutige Hype des Scooterns eine alte Kamelle ist. Bereits damals nutzten die Taucher die Vorzüge des Fortbewegungsmittels. So schildert Ingrid Scharf in der „Poseidon“ amüsant Anekdoten mit ihrem „Moby Dick“, einem Selbstbau-Unterwassermoped von Sigge Schmidt.

Filmschnipsel zeigen die fröhliche und kalte Weihnachtsfeier vom 22.Dezember 1969. Geselligkeit stand schon damals im Mittelpunkt. 1973 entdeckten die „jungen Wilden“ das Fahrstuhlfahren für sich. Unter Zuhilfenahme eines großen Tanks schoss sich ein „Pilot“ aus 30 m Tiefe zur Oberfläche. Bremser kontrollierten soweit möglich, den Aufstieg.

„Fahrstuhlfahrten im Heinitzsee“

 

Die nunmehr farbigen Bilder aus den 70er Jahren zeugen von verbesserter Ausrüstung. Neoprenanzüge, Auftriebsmittel und Einschlauchregler hielten Einzug. Jedoch weiterhin kein Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten. Ob die damalige Ausbildung besser war, mag ich nicht beurteilen. Zumindest mussten die Tauchpioniere mit weit weniger Mitteln auskommen und taten das auch mit Bravour. Allerdings schilderte mir Peter Scharf die Problematik, eine adäquate Tauchlizenz vom CMAS nach der Wende zu bekommen. In diesem Falle wurden die Tauchfertigkeiten wohl eher nicht angemessen bewertet.

Der Hunger der Bauindustrie war ungebrochen und die Wiederaufnahme des Kalksteinabbaus im Heinitzbruch beschlossen. 1975 wurde der Heinitzsee, die Perle der Mark Brandenburg, trockengelegt.

Trockenlegung Heinitzsee

Historisches Tauchen im Heinitzsee

Ich freue mich schon auf weitere Geschichten aus erstem Munde.

Bild- und Videomaterial bereitgestellt von Peter Scharf und dem Heimatverein Rüdersdorf.

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2016 Werbellinsee Dornbusch

12.03.2016, Werbellinsee (Brandenburg)

Das weithin bekannte und sicherlich meist betauchte Wrack der im Werbellinsee ruhenden Kaffenkähne ist das Dornbusch Wrack. In einer SW/NO-Ausrichtung liegt es auf einer Tiefe von 26 – 36 m. Unweit dieses Wracks liegt noch ein weiterer Kaffenkahn, das Dornbusch Wrack 2, als Zeitzeuge vergangener Tage auf dem Grund des wunderschönen Werbellinsees.

Einige kennen es, weitaus weniger haben es bisher betaucht. Der Lastensegler liegt in einiger Entfernung in einer Tiefe von etwa 35 m. In der Vergangenheit habe ich wenige Versuche unternommen, es aufzuspüren. Stark sedimentiert soll es sein, nur die Spantenköpfe schauen aus dem Schlick. Man kann es leicht verfehlen, so die Hinweise von Werbellinseekennern. Doch es ist weitaus mehr, wie sich zeigen wird. Zweimal war ich bisher erfolglos unterwegs. Die Ursachen können nur in den schlechten Sichtverhältnissen zu finden sein.

Den See zu erkunden, Neues zu entdecken, auch das macht den Reiz des Tauchens in unserem Tauchrevier. Das Gewässer ist voller Überraschungen.

Werbellinsee Dornbusch

Wir verabreden uns zu einem Erkundungstauchgang. Das Dornbusch Wrack 2 sollte uns dabei nur als Orientierungshilfe dienen und ein Meilenstein auf unserem Tauchgang sein. Die Annahme, 07:30 Uhr als Erster am See zu sein, erwies sich schlechthin als falsch. Eine verrückte Welt.

Gemeinsam mit Buddy Heiko besprachen wir noch einmal den Tauchgang und unsere Suchstrategie. Guter Dinge ist die Ausrüstung schnell zusammengeschraubt und angelegt. Wir planen eine längere Grundzeit auf 30+ und entscheiden uns daher für ein Dekogas EAN50. Eine Verkürzung der Dekozeit ist bei 3-4 Grad Wassertemperatur sehr willkommen.

Check und Abgetaucht. Vorbei an große Dreikantmuschelkolonien erreichen wir schnell unsere Zieltiefe. Nebeneinander tauchend scannen wir mit unseren Tanklampen den Grund nach verdächtigen Auffälligkeiten. Schlick, grau, monoton. Wir sind schon gut 10 min unterwegs. Nichts. Tiefenlinie beibehalten. Vereinzelt tauchen jetzt kleine Barsche im Schein der Lampen auf. Sind Vögel des Matrosen Hoffnung auf Land, so sind Fische gute Anzeiger von Strukturen unter Wasser. Und tatsächlich, schon bald leuchten die Kaffen des alten Wracks mahagonirot im Licht.

Werbellinsee Dornbusch Wrack 2

 

Für mich ist es immer wieder erhebend, diesen Zeitzeugen in aller Stille zu begegnen. Langsam gleiten wir über das Wrack. Hunderte kleiner Fluss– und Kaulbarsche haben nicht mit unserem Besuch gerechnet und wuseln aufgeregt hin und her. Dabei hüllen sie das Wrack in einen leichten Nebel. Der Kaffenkahn ruht tief versunken. Der Maststuhl ragt nur wenige Zentimeter aus dem Sediment. Wir lassen uns in den Bann der alten Dame ziehen und genießen diese friedliche Stille.

Wie geplant lassen wir das Wrack hinter uns und ziehen weiter. Schon bald begegnen wir einem riesigen Schwarm halbstarker Flussbarsche. In der Dunkelheit der Tiefe eine Begegnung der ganz besonderen Art. Schon bald sind wir Bestandteil des Schwarms. Es ist einfach wunderbar.

Fauna im Werbellinsee

Die Uhr tickt, das Gewebe lädt sich auf und das Gas nimmt ab. Wir machen uns auf den Rückweg, wechseln das Gas und verbringen die Dekozeit über große Muschelbänke. Ein vielfältiger Lebensraum. Dreistachlige Stichlinge ruhen unauffällig im Schutz der Muscheln, Ohrschlammschnecken sind beschäftigt unterwegs, die ersten Süßwasserschwämme beginnen sich zu formieren. Unser eigentliches Ziel haben wir nicht erreicht. Aber das ist nicht schlimm. Der Weg ist das Ziel. Wir versuchen es wieder. Zufrieden steigen wir aus dem Nass und erfreuen uns noch eine Weile an dem Erlebten. Tauchen in Deutschland ist faszinierend schön.

Kennt Ihr das Dornbusch Wrack 2?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2016 Puddingberge Werbellinsee

06.02.2016 Werbellinsee (Brandenburg)

Das Tauchrevier Deutschland ist groß und vielfältig. Eigentlich war ein Abstecher nach Sachsen zum Haussteinsee Steina geplant. Doch dieser Ausflug muss verschoben werden. Wir entscheiden uns aus zeitlichen Gründen für den wunderschönen Werbellinsee und wollen noch einmal die hervorragenden Sichtweiten zu dieser Jahreszeit genießen.

Die Puddingberge sind unser heutiges Ziel. Unterwassererosionen haben eine beeindruckende Landschaft geschaffen. Säulen, Hügel und schroffe Berge ragen 5-6 m aus dem Boden und schaffen so kleine Schluchten und Canyons, die das Tauchen zu einem besonderen Erlebnis machen. Der vollgesogene Mergel verleiht den „Felsformationen“ eine butterweiche Konsistenz, puddinggleich, namensgebend für die Puddingberge im Werbellinsee.

Tauchen im Werbellinsee

Wir verabreden uns am Einstieg „Märchenwiese“. Der Himmel ist grau und es fliegt feucht. Wenn ich auch immer sage, zum Tauchen braucht es kein Wetter, so würden Sonnenstrahlen unser Unterfangen dennoch versüßen. Wir besprechen kurz unseren Tauchgang und steigen in unsere schwarze Kluft. Ein Auto hält. „Du bist doch Mario von Tauchrevier Deutschland.“, spricht mich Marcel an. Ein kurzer Austausch. Derartige Begegnungen an unseren Seen freuen mich.

Die Puddingberge befinden sich auf einer Tiefe zwischen 25 und 30 m. Die Herausforderung besteht in der Distanz und dem Finden. Nicht motorisiert dauert der Weg gut 20 min. Neben unserer D12 führen wir eine Stage mit EAN50 zur Verkürzung der Dekozeit im 4 Grad warmen Wasser mit uns. Check .Wir machen uns voller Freude auf den Weg. Im anfänglich flachen Wasser übertauchen wir Felder von Teichpflaumen, Wiesen von Hahnenfuß und Armleuchterlagen bis wir schließlich ein Zebramuschelfeld erreichen, welches sanft in einen kargen Sedimentboden übergeht. In einer Tiefe von 20m die ersten Unebenheiten und Hügel, dann eine kleine Kante und wir haben die Puddingberge erreicht.

Puddingberge – Monument Valley des Werbellinsees

 

Die Sicht ist einfach herrlich. Im grünen, klaren Wasser kann man im Schein der Lampe gut vorausschauen. Wir lassen uns von den kleinen Schluchten in Richtung Seemitte führen. Die aufragenden Formationen werden immer größer. Sie erinnern mich an das Monument Valley, nur etwas kleiner. Die deutlich zu erkennenden, horizontalen Sedimentlinien geben den Blick in längst vergangene Zeiten frei. Kleine durch Auswaschungen entstandene Höhlen dienen Fluss- und Kaulbarschen als Winterschlafplatz. Wir sind sichtlich zufrieden und genießen das lautlose Hindurchfliegen. Ich vermag nicht abzuschätzen, wie groß dieses Areal der Puddingberge ist.

Die Zeit vergeht wie immer viel zu schnell. Wir entscheiden uns für den Heimweg. Noch einmal den Kompasskurs abgestimmt und auf geht’s. Auf 20 m kurzer Stopp für den Gaswechsel, dann folgen wir dem sanften Anstieg des Untergrundes und geben mit jedem Atemzug das Stickstoff aus unserem Körper wieder frei. Nach gut 80 min erreichen wir die Oberfläche. Es bedarf keiner Worte, strahlende Gesichter sagen alles.

Was für ein wunderschöner Tauchgang im Tauchrevier Deutschland. Danke Helmut und Heiko.

Kennt Ihr die Puddingberge?

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2016 Werbellinsee

22.01.2016, Werbellinsee (Brandenburg)

Fred ließ mich wissen, dass er ein paar Tage frei hat. Das schreit regelrecht nach Tauchen. Die frostigen Temperaturen der letzten Wintertage habe viele Seen in unmittelbarer Umgebung zufrieren lassen. Viele, jedoch nicht alle.

Dank des großen Wasserkörpers und der damit verbundenen Wärmespeicherkapazität kräuselt sich die Wasseroberfläche des Werbellinsees im Spiel des Windes. Eisfrei. Das winterliche Wetter ist kaiserlich. Sonne satt. Luft -7 Grad, Wasser 3 – 4 Grad. Tauchen im Werbellinsee. Was sonst. Die Männerverabredung ist schnell getroffen. 11:30 Uhr am Werbellinsee.

Beim Tauchen im Werbellinsee erwischt

Bin schon wenige Minuten früher da und kann mich kaum an dem herrlichen Anblick des Sees satt sehen. Das Wasser funkelt kristallklar in der Sonne. Kormorane jagen den Fischen hinterher und trocknen ihr Gefieder im Schein der Sonne. Rotkehlchen und Zaunkönig suchen eifrig im Schnee nach der letzten Saat des Herbstes. Auch wenn die Kälte an der Nase zwackt, es ist einfach schön. Fred kommt.

Wie immer gibt’s einen kleinen Schnack. Fred möchte seine neue Errungenschaft, eine neue Unterwasserkamera testen. Wie immer verabreden wir zwei Solotauchgänge. Das Tauchgebiet ist abgesteckt. Wir wollen die beiden Wracks am „Alten Hotel“ aufsuchen. Das Anrödeln braucht seine Zeit. Ich habe den Eindruck, es wird immer mehr Zeug.

Eigentlich könnten wir jetzt ins Wasser, wenn sich nicht dieser dominante und fauchende Schwan uns in den Weg stellen würde. Ich bin größer und schwarz, also furchterregend. Stört ihn nicht. Fred ist noch größer. Der Schwan pocht auf sein Hausrecht. Verdammt. Es beginnt ein Kampf um jeden Zentimeter. Dann gibt der Klügere nach und wir können ins Wasser.

Tauchen im Werbellinsee

Ich tauche ein und reflexartig ziehen sich die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. Die Sonnenstrahlen tanzen im Wasser über die Winterwiese von Armleuchteralgen. Teichpflaumen (Cyanobakterien) wiegen in der leichten Brandung hin und her. Die Sichtweiten sind phänomenal. Ich rüttle mich zurecht. Checke meine Ausrüstung und auf geht’s.

Das erste kleine Wrack ist schnell gefunden und erreicht. Ein kleines Kajütboot. Ich komme näher und sehe das Boot in einem großen Nebelschleier eingetaucht. Ich freue mich. Ja, es sind Schwebgarnelen. Tausende, Abertausende von kleinen rosaschimmernden Süßwassergarnelen. Waren sie hier häufig in kleinen Ritzen, Löchern und Buchten zu finden, so haben sie sich in einer gigantischen Wolke vereint. Wie schaffen die das, ohne Smartphone, Whatsapp zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort? Magie? Oder doch Biochemie? Gehört das zum Paarungsritual? Derartige Garnelenwolken konnte ich zu dieser Jahreszeit bereits zweimal auch in anderen Seen beobachten. Gut gewählter Zeitpunkt. Die Fressfeinde dösen alle im Winterschlaf am Seegrund.

Wracks am „Alten Hotel“

Die gesamte Kajüte ist ein Meer von Garnelen. Wie wundervoll anzusehen. Fred trifft ein. Ich deute ihm die Garnelenwolken. Keine Emotionen. OK. Beeindruckt ihn nicht sonderlich. Ich deute erneut. Jetzt sehe ich sich seine Augen hinter dem Maskenglas weiten. Wir umkreisen das Wrack mehrfach. Ideale Bedingungen für Kameratests.

Mich zieht es weiter zum zweiten Wrack in Richtung Seemitte. Unendliche Sichtweiten. Das Wrack taucht auch bald auf. Hier ist es allerdings ruhiger. Konnten sonst zahlreiche Flussbarsche beobachtet werden, ist die Kajüte leer. Allein eine Güster oder ein Blei kauert unter dem Rumpf und wartet auf den Frühling. Auch Fred erscheint. So klar und deutlich konnte ich das Boot bisher nie sehen. Während Fred zurück zum ersten Wrack taucht, zieht es mich weiter in die Seemitte. Nach wenigen Minuten stoße ich auf mit rot-weißem Flatterband abgesteckte Areale. Was ist das? Es erschliesst sich mir nicht. Kolonien von Süßwasserpolypen bevölkern das Absperrband. Fester Grund ist auf dem sandigen Boden Mangelware. Ich halte inne, liege einfach nur so da in der Wassersäule und erfreue mich des Lebens. Tauchen im Werbellinsee ist wunderbar.

Schwebgarnelen im Werbellinsee

 

Dann tauche ich zurück, schaue noch einmal bei den Garnelen vorbei und bin begeistert vom Sonnenspiel im flachen, klaren Wasser. Nach 100 min entsteige ich dem See. Fred wartet bereits. Bevor ich einfriere, befreie ich mich von Ausrüstung und Anzug. Beim Fischer lassen wir diesen schönen Tag mit Räucherfisch und Kaffee/Kakao ausklingen.

Unterwasserimpressionen Werbellinsee

Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?

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Silvestertauchen 2015

31.12.2015, Straussee (Brandenburg)

Meinen letzten Tauchgang in diesem Jahr werde ich im Brandenburger Straussee haben. Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt, wird wissen, dass der Straussee zu meinem Haussriff-Dreiklang WerbellinseeHeleneseeStraussee gehört. Ich kann mich immer wieder bei der letzten Eiszeit bedanken für diese unzähligen schönen Gewässer.

Silvestertauchen 2015 im Straussee

 

Der Straussee, ein sogenannter Rinnensee, ist ein lebendiger See, Fischvielfalt sein Markenzeichen. Jenseits des Ortsufers von Strausberg überrascht der See mit Makrophytenreichtum. Ich weiß nicht genau, wie oft ich hier bereits getaucht bin, aber ich entdecke ihn immer wieder neu. Der See folgt einem natürlichen Rhythmus. Mittlerweile weiß ich genau, wann ich die Steinbeißer besuchen kann, wann sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Quappen in den zahlreichen Verstecken des menschlichen Mülls zeigen, wann Schlammschnecken mit der Eiablage beginnen und die Krebsdamen ihr Gelege im Schutz des starken Schwanzes umhertragen. Na und Hechte kann man das ganze Jahr beobachten.

Am letzten Tag des Jahres traf ich mich mit Tauchfreunden vom Tauchclub Strausberg und dem Tauchsportclub Marzahn zum Silvestertauchen am Vereinshaus. Der See empfängt uns bei idealem Winterwetter. Sonne satt und leicht unter Null. Das Wasser ist einladend klar.

Taucherglocke und Wrack „Knackfuß“

Die Tauchfreunde treffen ein. Nach einem kurzen Hallo und Willkommen machen sich die Taucher zum Abtauchen bereit. Für mich plane ich einen Abstecher zur Taucherglocke und dem kleinen Bootswrack. Bei den guten Sichtbedingungen erscheint auch bald die Taucherglocke auf 10-12m Tiefe im Schein der Lampe. Wow. In ihrer gesamten Größe ist sie sehr gut zu erkennen. Eine gute Gelegenheit, sich mit einigen Details zu beschäftigen. Es gibt Zeiten, da muss auf Nasenlänge heran tauchen, um sie zu erkennen. Die Taucherglocke steht in einer Grube. Aber warum eigentlich? Die Antwort ist recht einfach. Beim Versenken der Taucherglocke ist diese zu tief in das Sediment versunken. Da sich der Einstieg für die Taucher unterhalb der Glocke befindet, musste man diesen also im Nachhinein freispülen. So entstand die Grube.

 

Ich tauche weiter in Richtung Seemitte zum alten Bootswrack. Was für eine Sicht. Auch diesmal erkenne ich das Wrack schon von weitem. Mir war gar nicht bewusst, dass das Boot wirklich nur mit der „Schnauze“ im Schlick steckte. Keine Schwebeteile, alles ist gut zu erkennen. So entdecke ich diesmal auch das Eignerschild von Günter Knackfuß. Für mich ist es somit jetzt das „Knackfuß“-Wrack.

Weiter geht’s in Richtung Südosten zum Ufer, mein Ziel sind der Überhang und der Dom, Jagdgebiet unseres einheimischen Hechtes. Die Sonne kitzelt die Wasseroberfläche. Tausende Plötzen und Güstern huschen zwischen den einfallenden Sonnenstrahlen hin und her. Die Räuber schiessen wie Pfeile in den „Baitball“. Diesem Schauspiel könnte ich stundenlang zuschauen.

Lauerjäger Hecht

Das Wasser hat sich auf 6 Grad abgekühlt. Auch nach 90 min mit meiner Heizweste kein Problem. Dennoch entschließe ich mich zur Umkehr. Zufrieden entsteige ich dem Naß und genieße den heißen Glühwein unter Tauchfreunden. Ein herrlicher Jahresausklang im Tauchrevier Deutschland.

Meine Tauchbilanz in diesem Jahr, über 150 Tauchgänge in etwa 60 einheimischen Seen plus Karibik, Mittelmeer und Rotes Meer.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee

Wo fand euer Silvestertauchen statt?

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2015 Werbellinsee XVI

29.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Ein sonniger Wintertag kurz vor dem Jahresende lockt’s mich noch einmal an den herrlichen Werbellinsee nördlich von Berlin. Es waren aber auch die freudigen Erzählungen von Waller-, Quappen- und Garnelensichtungen guter Tauchfreunde, die mich motivierten, das Auto heute zu beladen. Mit Silvana und Andre verbinden mich die Leidenschaft am Tauchen in unseren einheimischen Seen, sowie die Freude am Entdecken großer und kleiner Dinge der bezaubernden Unterwasserwelt.

Werbellinsee – Einstieg „Altes Hotel“

Mein Blog „Tauchrevier Deutschland“ ermöglicht mir Begegnungen mit tollen Menschen. Das freut mich. Und so verwundert es nicht, dass ich mich heute mit Fred am Ufer des Werbellinsees treffe. Für unseren Tauchgang wählten wir den Einstieg „Altes Hotel“ am Nordostufer. Zu unserem kurzen Taucherklön vor dem Tauchgang gesellten sich Heiko und Helmut, die heute die Puddingberge weiter südlich erkunden wollen.

Auch wenn wir uns gemeinsam am See verabredeten, beschließen wir, dass jeder für sich den See erkundet. Bevor wir eintauchen, lasse ich Fred wissen, was ihn hier unter Wasser alles erwartet. Linker Hand befinden sich auf einer Tiefenlinie von 6m und 12m die Wracks kleiner Motorboote, die gern als Unterstand von Flussbarschen und anderer Bewohner angenommen werden. Der Uferbereich ist eingefasst von artenreichen Unterwasserpflanzen, Lebensraum vieler Schnecken und Zooplankton.

Kajütboot Wracks

Wir sind angerödelt und steigen ein. Das klare Wasser am Ufer macht Lust auf mehr. Wie immer ein Check und dann geht es hinab in Neptuns Welt, eine wundervolle Unterwasserwelt. Das Wasser ist herrlich. Die Sichtweiten unendlich.

Ich tauche über einen breiten Gürtel von Armleuchteralgen, die von endlosen Ohrschlammschnecken beweidet werden. Es folgen Wiesen von Wasserpest, Tausendblatt, Hahnenfuß und vielen anderen Makrophyten. Der Werbellinsee ist ein lebendiger See. Auf der Tiefenlinie von 6m folge ich dem Uferverlauf und stoße nach wenigen Minuten auf das erste Wrack. Bei diesen Sichtweiten ist es schon von weitem gut zu erkennen, ein kleines Kajütboot. Das Boot liegt leicht auf der Steuerbordseite und schafft somit einen Spalt zwischen Kiel und Grund auf der Backbordseite. Dieser schmale Unterschlupf dient Flussbarschen als Winterruheplatz. Weit im hinteren sehe den Kopf eines Aales. Rosa Schwebgarnelen tanzen in jeder kleinen Ritze. Sie tanzen und wuseln unentwegt und erinnern mich sofort an den „Hummelflug“. Der Raum im Heck des Bootes gehört allein ihnen, wenn man von dem Geocache Depot absieht. Flusskrebse patrouillieren wie Wächter um das Boot. Ich nehme mir die Zeit für Beobachtungen. Entdecke im Inneren den Kopf einer kleinen Quappe. Kein Spalt, keine Ritze und kein Raum bleiben ungenutzt.

Schwebgarnele im Werbellinsee

„Garnelenflug“ im Werbellinsee

Nach gut 45 min mache ich mich auf dem Weg Richtung Osten zum zweiten Wrack. Auch dieses gibt der See dank der guten Sichtweiten frühzeitig frei. Die Kajüte ist belegt und gehört eindeutig den Flussbarschen. Es ist still, es ist friedlich. Nach ein paar Runden kehre ich um und besuche noch einmal das erste Wrack. Hier treffe ich auf Fred.

Heizweste und P-Valve machen das winterliche Tauchen beinah grenzenlos. Nach 90 min entscheide ich mich dennoch für den Rückweg. Ohrschlammschnecken und Teichpflaumen (Cyanobakterien) inmitten des Ufergrüns lassen mich noch einmal kurz innehalten.

Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Deutschland ist einfach wundervoll.

Unterwasserimpressionen – Werbellinsee

Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?

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2015 Straussee X

23.12.2015, Straussee (Brandenburg)

Über diesen wundervollen See in Brandenburg muss man nicht mehr viel sagen. Ich bin froh, ihn in meiner Nähe zu wissen. Für einen kurzen Tauchausflug ist er schnell erreicht. Noch vor den Weihnachtsfeiertagen verabrede ich mich mit Micco und Werner vom Tauchclub Strausberg e.V. am Vereinshaus.

Das Wetter ist vielversprechend. Die Sonne blinzelt durch die Wolken und der Winter meint es mit über +10 Grad sehr gut mit uns. Ein kurzer Willkommensgruß und wir steigen in unsere Unterwasserkluft. Jeder Handgriff sitzt und so sind wir auch alsbald im Wasser. Während Micco und Werner eine Verabredung mit den großen Räubern haben, entscheide ich mich für einen Abstecher ins Steinbeißer-Revier, einem langestreckten, sandigen Hang.

Auf dem Weg dorthin werde ich allerdings immer wieder abgelenkt. Junge Hechte stehen im Kraut und zwischen Zivilisationsmüll auf ihre Gelegenheit wartend. Es ist zu dieser Jahreszeit erstaunlich viel Leben sichtbar unterwegs. Plötzen- und Flussbarschschwärme huschen unentwegt hin und her. Flusskrebse weiden den Bauschutt. Ich erreiche mein Zielgebiet.

Steinbeißer, Dorngrundel

Steinbeißer, eine kleine Schmerlenart, fühlen sich in sauberen Gewässern mit sandigem Boden zu Hause. Ihr schönes gelbbraunes Hautmuster, einem Fingerabdruck gleich, lässt sie mit dem Untergrund eins werden. Zu dieser Jahres- und Tageszeit vergraben sie sich im Sand und schauen, wenn überhaupt, nur mit dem Kopf heraus. Ich scanne den Boden, immer und immer wieder. Endlich. Der kleine Kopf mit dem schwarzen Knopfauge scheint mich schon die ganze Zeit zu beobachten. Ich freue mich über diese Entdeckung. Ganz vorsichtig bringe ich meine Sealife in Position und banne den kleinen Kerl auf den Chip. Diesmal entscheide ich mich, einen Boltsnap für einen Größenvergleich beizulegen. So klein, das muss ein Jungtier sein, was mich umso mehr freut. Die Tiere scheinen sich hier wohl zu fühlen. Es zeigt mir aber auch, wie fragil das Ökosystem ist. Mit wenigen unkontrollierten Flossenschlägen kann man hier viel Schaden anrichten. Ist der Blick erst einmal geschärft, finde ich auch noch einen zweiten Fisch. Eine sich bewegende Wasserassel auf Kopfhöhe hat ihn verraten. Noch 1-2 Fotos und ich verlasse die geschützten Fische.

Die Sicht im Straussee ist gut. Ich tauche entlang der 7-8m Tiefenlinie und blicke unter Stock und Stein. Finden sich hier im Sommer in der Regel Aale, Kaulbarsche und auch Quappen, so sind diese sicher zur Winterruhe in tiefere Schichten hinab gestiegen. Aber auch hier treffe ich auf Hechte und Barsche, immer auf der Jagd.

An alten Ästen reflektieren kleine Perlen das Licht meiner Tanklampe. Die zerfallenen Süßwasserschwämme geben ihre Winterknospen, die Gemmulaen, frei. Wo einst leuchtend grün die „Koralle des Nordens“ das Auge erfreute, wartet die nächste Generation auf das Frühjahr.

Süßwasserschwamm – Gemmulae

Ich begegne nach einer guten Stunde Micco und Werner. Umkehren mag ich noch nicht. Bei 7 Grad Wassertemperatur ist mir nicht kalt. Oder liegt’s an der neuen Heizweste?

Ich „spaziere“ offenen Auges noch eine Weile durch die Unterwasserwelt des Straussees und erreiche nach 90 min den Ausstieg. Den schönen, vorweihnachtlichen Tauchgang lassen wir bei Dekobier und Taucherklön gemütlich ausklingen. Schön ist’s im Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserimpressionen – Straussee

Wann wart ihr im Straussee tauchen?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

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